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Ich gedachte in der Nacht,
Daß ich den Mond sähe im Schlaf,
Als ich aber erwachte,
Ging unvermutet die Sonne auf.
Mußt nicht vor dem Tage fliehn; Denn der Tag, den du ereilest, Ist nicht besser als der heutge: Aber wenn du froh verweilest, Wo ich mir die Welt beseitge, Um die Welt an mich zu ziehen, Bist du gleich mit mir geborgen: Heut ist heute, morgen morgen. Und, was folgt und was vergangen, Reißt nicht hin und bleibt nicht hangen, Bleibe du, mein Allerliebstes, Denn du bringst es und du gibst es. |
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Daß Suleika von Jussuf entzückt war, Ist keine Kunst. Er war jung, Jugend hat Gunst. Er war schön; sie sagen: zum Entzücken, Schön war sie, konnten einander beglücken. Aber daß du, die so lange mir erharrt war, Feurige Jugendblicke mir schickst, Jetzt mich liebst, mich später beglückst, Das sollen meine Lieder preisen, Sollst mir ewig Suleika heißen. |
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Da du nun Suleika heißest, Sollt ich auch benamset sein. Wenn du deinen Geliebten preisest, Hatem! das soll der Name sein. Nur daß man mich daran erkennet, Keine Anmaßung soll es sein: Wer sich Sankt Georgenritter nennet, Denkt nicht gleich Sankt Georg zu sein. Nicht Hatem Thai, nicht der alles Gebende, Kann ich in meiner Armut sein; Hatem Zograi nicht, der reichlichst Lebende Von allen Dichtern möcht ich sein: Aber beide doch im Auge zu haben, Es wird nicht ganz verwerflich sein: Zu nehmen, zu geben des Glückes Gaben, Wird immer ein groß Vergnügen sein. Sich liebend aneinander zu laben, Wird Paradieses Wonne sein. |
Nicht Gelegenheit macht Diebe Sie ist selbst der größte Dieb; Denn sie stahl den Rest der Liebe, Die mir noch im Herzen blieb. Dir hat sie ihn übergeben, Doch ich fühle schon Erbarmen |
Hochbeglückt in deiner Liebe Schelt ich nicht Gelegenheit, Ward sie auch an dir zum Diebe. Wie mich solch ein Raub erfreut! Und wozu denn auch berauben? Was so willig du gegeben, Scherze nicht! Nichts von Verarmen! |
Der Liebende wird nicht irre gehn, Wär's um ihn her auch noch so trübe. Sollten Leila und Medschnun auferstehn, Von mir erführen sie den Weg der Liebe. |
Ists möglich, daß ich, Liebchen, dich kose, Vernehme der göttlichen Stimme Schall! Unmöglich scheint immer die Rose, Unbegreiflich die Nachtigall. |
Als ich auf dem Euphrat schiffte, Streifte sich der goldne Ring Fingerab in Wasserklüfte, Den ich jüngst von dir empfing. Also träumt ich; Morgenröte |
Dies zu deuten, bin erbötig! Hab ich dir nicht oft erzählt, Wie der Doge von Venedig Mit dem Meere sich vermählt? So von deinen Fingergliedern Mich, der von den Indostanen Mich vermählst du deinem Flusse, |
Kenne wohl der Männer Blicke, Einer sagt: »Ich liebe, leide! Ich begehre, ja verzweifle!« Und was sonst ist, kennt ein Mädchen. Alles das kann mir nicht helfen, Alles das kann mich nicht rühren; Aber, Hatem, deine Blicke Geben erst dem Tage Glanz. Denn sie sagen: »Die gefällt mir, Wie mir sonst nichts mag gefallen, Seh ich Rosen, seh ich Lilien, Aller Gärten Zier und Ehre, So Zypressen, Myrten, Veilchen, Aufgeregt zum Schmuck der Erde, Und geschmückt ist sie ein Wunder, Mit Erstaunen uns umfangend, Uns erquickend, heilend, segnend, Daß wir uns gesunder fühlen, Wieder gern erkranken möchten.« Da erblicktest du Suleika Und gesundetest erkrankend Und erkranketest gesundend, Lächeltest und sahst herüber, Wie du nie der Welt gelächelt. Und Suleika fühlt des Blickes Ewge Rede: »Die gefällt mir, Wie mir sonst nichts mag gefallen.« |
Dieses Baums Blatt, der von Osten Meinem Garten anvertraut, Gibt geheimen Sinn zu kosten, Wie's den Wissenden erbaut. Ist es ein lebendig Wesen, Solche Fragen zu erwidern, |
Sag, du hast wohl viel gedichtet, Hin und her dein Lied gerichtet, Schöne Schrift von deiner Hand, Prachtgebunden, goldgerändet, Bis auf Punkt und Strich vollendet, Zierlich lockend, manchen Band? Stets, wo du sie hingewendet, War's gewiß ein Liebespfand? |
Ja, von mächtig holden Blicken Wie von lächelndem Entzücken Und von Zähnen blendend klar, Wimpernpfeilen, Lockenschlangen, Hals und Busen reizumhangen, Tausendfältige Gefahr! Denke nun, wie von so langem Prophezeit Suleika war. |
Die Sonne kommt! Ein Prachterscheinen! Der Sichelmond umklammert sie. Wer konnte solch ein Paar vereinen? Dies Rätsel, wie erklärt sich's wie? |
Der Sultan konnt es, er vermählte Das allerhöchste Weltenpaar, Um zu bezeichnen Auserwählte, Die Tapfersten der treuen Schar. Auch sei's ein Bild von unsrer Wonne! |
Komm, Liebchen, komm! umwinde mir die Mütze! Aus deiner Hand nur ist der Tulbend schön Hat Abbas doch auf Irans höchstem Sitze Sein Haupt nicht zierlicher umwinden sehn! Ein Tulbend war das Band, das Alexandern Ein Tulbend ist's, der unsern Kaiser schmücket, Und diesen hier, ganz rein und silberstreifig, |
Nur wenig ists, was ich verlange, Weil eben alles mir gefällt, Und dieses Wenige, wie lange, Gibt mir gefällig schon die Welt! Oft sitz ich heiter in der Schenke Dir sollten Timurs Reiche dienen, Getrocknet honigsüße Früchte Da solltest du mit Freude lesen, Wie in dem Lande der Brahmanen Ja, zur Verherrlichung der Lieben, Wie Taucherschar verwegner Männer Wenn nun Bassora noch das Letzte, Doch alle diese Kaisergüter |
Hätt ich irgend wohl Bedenken, Balch, Bochara, Samarkand, Süßes Liebchen, dir zu schenken, Dieser Städte Rausch und Tand? Aber frag einmal den Kaiser, Herrscher, zu dergleichen Gaben |
Die schön geschriebenen, Herrlich umgüldeten Belächelst du, Die anmaßlichen Blätter, Verziehst mein Prahlen Von deiner Lieb und meinem Durch dich glücklichen Gelingen, Verziehst anmutigem Selbstlob. Selbstlob! Nur dem Neide stinkt's, Freude des Daseins ist groß, Aber Tage währt's, Hier nun dagegen |
Lieb um Liebe, Stund um Stunde, Wort um Wort und Blick um Blick, Kuß um Kuß vom treusten Munde, Hauch um Hauch und Glück um Glück. So am Abend, so am Morgen. Doch du fühlst an meinen Liedern Immer noch geheime Sorgen: Jussufs Reize möcht ich borgen, Deine Schönheit zu erwidern. |
Volk und Knecht und Überwinder, Sie gestehn zu jeder Zeit: Höchstes Glück der Erdenkinder Sei nur die Persönlichkeit. Jedes Leben sei zu führen, |
Kann wohl sein, so wird gemeinet, Doch ich bin auf andrer Spur: Alles Erdenglück vereinet Find ich in Suleika nur. Wie sie sich an mich verschwendet, Nun mit Hatem wär's zu Ende, Wollte, wo nicht gar ein Rabbi, |
Wie des Goldschmieds Bazarlädchen Vielgefärbt geschliffne Lichter, So umgeben hübsche Mädchen Den beinah ergrauten Dichter. |
Singst du schon Suleika wieder! Diese können wir nicht leiden,; Nicht um dich – um deine Lieder Wollen, müssen wir sie neiden. Denn wenn sie auch garstig wäre, Aber eben, weil wir hübsch sind, |
Bräunchen, komm! es wird schon gehen Zöpfe, Kämme, groß und kleine, Zieren Köpfchens nette Reine, Wie die Kuppel ziert Moscheen. Du, Blondinchen, bist so zierlich, Du da hinten hast der Augen Leichtgedrückt der Augenlider Dies, wenn jen's verwundend angelt, Und so könnt ich alle loben, |
Dichter will so gerne Knecht sein, Weil die Herrschaft draus entspringet; Doch vor allem sollt' ihm recht sein, Wenn das Liebchen selber singet. Ist sie denn des Liedes mächtig, |
Nun, wer weiß, was sie erfüllet! Kennt ihr solcher Tiefe Grund? Selbstgefühltes Lied entquillet, Selbstgedichtetes dem Mund. Von euch Dichterinnen allen |
Merke wohl, du hast uns eine Jener Huris vorgeheuchelt! Mag schon sein! wenn es nur keine Sich auf dieser Erde schmeichelt. |
Locken, haltet mich gefangen In dem Kreise des Gesichts! Euch, geliebten braunen Schlangen, Zu erwidern hab ich nichts. Nur dies Herz, es ist von Dauer, Du beschämst wie Morgenröte Schenke her! Noch eine Flasche! |
Nimmer will ich dich verlieren! Liebe gibt der Liebe Kraft. Magst du meine Jugend zieren Mit gewaltger Leidenschaft! Ach! wie schmeichelt's meinem Triebe, |