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Höre den Rat, den die Leier tönt! Doch er nutzet nur, wenn du fähig bist. Das glücklichste Wort, es wird verhöhnt, Wenn der Hörer ein Schiefohr ist. »Was tönt denn die Leier?« Sie tönet laut: |
Fünf Dinge bringen fünfe nicht hervor, Du, dieser Lehre öffne du dein Ohr: Der stolzen Brust wird Freundschaft nicht entsprossen; Unhöflich sind der Niedrigkeit Genossen; Ein Bösewicht gelangt zu keiner Größe; Der Neidische erbarmt sich nicht der Blöße; Der Lügner hofft vergeblich Treu und Glauben – Das halte fest und niemand laß dir's rauben! |
Was verkürzt mir die Zeit? Tätigkeit! Was macht sie unerträglich lang? Müßiggang! Was bringt in Schulden? Harren und Dulden! Was macht Gewinnen? Nicht lange besinnen! Was bringt zu Ehren? Sich wehren! |
Lieblich ist des Mädchens Blick, der winket; Trinkers Blick ist lieblich, eh er trinket, Gruß des Herren, der befehlen konnte, Sonnenschein im Herbst, der sich besonnte. Lieblicher als alles dieses habe Stets vor Augen, wie sich kleiner Gabe Dürftge Hand so hübsch entgegendränget, Zierlich dankbar, was du reichst, empfänget. Welch ein Blick! ein Gruß! ein sprechend Streben! Schau es recht und du wirst immer geben. |
Und was im Pend-Nameh steht, Ist dir aus der Brust geschrieben: Jeden, dem du selber gibst, Wirst du wie dich selber lieben. Reiche froh den Pfennig hin, |
Reitest du bei einem Schmied vorbei, Weißt du nicht, wann er dein Pferd beschlägt; Siehst du eine Hütte im Felde frei, Weißt nicht, ob sie dir ein Liebchen hegt; Einem Jüngling begegnest du, schön und kühn, Er überwindet dich künftig oder du ihn. Am sichersten kannst du vom Rebstock sagen, Er werde für dich was Gutes tragen. So bist du denn der Welt empfohlen, Das übrige will ich nicht wiederholen. |
Den Gruß des Unbekannten ehre ja! Er sei dir wert als alten Freundes Gruß. Nach wenig Worten sagt ihr Lebewohl! Zum Osten du, er westwärts, Pfad an Pfad – Kreuzt euer Weg nach vielen Jahren drauf Sich unerwartet, ruft ihr freudig aus: »Er ist es! ja, da war's!« als hätte nicht So manche Tagefahrt zu Land und See, So manche Sonnenkehr sich drein gelegt. Nun tauschet War um Ware, teilt Gewinn! Ein alt Vertrauen wirke neuen Bund – Der erste Gruß ist viele tausend wert, Drum grüße freundlich jeden, der begrüßt! |
Haben sie von deinen Fehlen Immer viel erzählt Und für wahr sie zu erzählen, Vielfach sich gequält. Hätten sie von deinem Guten Freundlich dir erzählt, Mit verständig treuen Winken, Wie man Beßres wählt: O gewiß! das Allerbeste Blieb mir nicht verhehlt, Das fürwahr nur wenig Gäste In der Klause zählt. Nun als Schüler mich, zu kommen Endlich auserwählt, Lehret mich der Buße Frommen, Wenn der Mensch gefehlt. |
Märkte reizen dich zum Kauf; Doch das Wissen blähet auf. Wer im Stillen um sich schaut, Lernet, wie die Lieb erbaut. Bist du Tag und Nacht beflissen, Viel zu hören, viel zu wissen, Horch an einer andern Türe, Wie zu wissen sich gebühre. Soll das Rechte zu dir ein, Fühl in Gott was Rechts zu sein: Wer von reiner Lieb entbrannt, Wird vom lieben Gott erkannt. |
Wie ich so ehrlich war, Hab ich gefehlt, Und habe Jahre lang Mich durchgequält. Ich galt und galt auch nicht. Was sollt es heißen? Nun wollt ich Schelm sein, Tät mich befleißen; Das wollt mir garnicht ein, Mußt mich zerreißen. Da dacht ich: Ehrlich sein Ist doch das Beste; War es nur kümmerlich, So steht es feste. |
Frage nicht, durch welche Pforte Du in Gottes Stadt gekommen, Sondern bleib am stillen Orte, Wo du einmal Platz genommen. Schaue dann umher nach Weisen Wenn du nützlich und gelassen Und der Fürst erkennt die Treue, |
Woher ich kam? Es ist noch eine Frage; Mein Weg hierher, der ist mir kaum bewußt, Heut nun und hier am himmelfrohen Tage Begegnen sich, wie Freunde, Schmerz und Lust. O süßes Glück, wenn beide sich vereinen! Einsam, wer möchte lachen, möchte weinen? |
Es geht eins nach dem andern hin, Und auch wohl vor dem andern; Drum laßt uns rasch und brav und kühn Die Lebenswege wandern. Es hält dich auf, mit Seitenblick Der Blumen viel zu lesen; Doch hält nichts grimmiger zurück, Als wenn du falsch gewesen. |
Behandelt die Frauen mit Nachsicht! Aus krummer Rippe ward sie erschaffen; Gott konnte sie nicht ganz grade machen. Willst du sie biegen, sie bricht; Läßt du sie ruhig, sie wird noch krümmer: Du guter Adam, was ist denn schlimmer? – Behandelt die Frauen mit Nachsicht: Es ist nicht gut, daß euch eine Rippe bricht. |
Das Leben ist ein schlechter Spaß: Dem fehlt's an Dies, dem fehlt's an Das, Der will nicht wenig, der zu viel, Und Kann und Glück kommt auch ins Spiel. Und hat sich's Unglück drein gelegt, Jeder, wie er nicht wollte, trägt. Bis endlich Erben mit Behagen Herrn Kannicht-Willnicht weiter tragen. |
Das Leben ist ein Gänsespiel: Je mehr man vorwärts gehet, Je früher kommt man an das Ziel, Wo niemand gerne stehet. Man sagt, die Gänse wären dumm, Ganz anders ist's in dieser Welt, |
»Die Jahre nahmen dir, du sagst, so vieles: Die eigentliche Lust des Sinnespieles; Erinnerung des allerliebsten Tandes Von gestern, weit- und breiten Landes Durchschweifen frommt nicht mehr; selbst nicht von oben Der Ehren anerkannte Zier, das Loben, Erfreulich sonst. Aus eignem Tun Behagen Quillt nicht mehr auf, dir fehlt ein dreistes Wagen! Nun wüßt ich nicht, was dir Besondres bliebe!« Mir bleibt genug! Es bleibt Idee und Liebe! |
Vor den Wissenden sich stellen, Sicher ist's in allen Fällen! Wenn du lange dich gequälet, Weiß er gleich, wo dir es fehlet. Auch auf Beifall darfst du hoffen; Denn er weiß, wo du's getroffen. |
Freigebiger wird betrogen, Geizhafter ausgesogen Verständiger irrgeleitet, Vernünftiger leer geweitet, Der Harte wird umgangen, Der Gimpel wird gefangen. Beherrsche diese Lüge, Betrogener, betrüge! |
Wer befehlen kann, wird loben, Und er wird auch wieder schelten, Und das muß dir, treuer Diener, Eines wie das andre gelten. Denn er lobt wohl das Geringe, Und so haltet's auch, ihr Hohen, |
Durch allen Schall und Klang Der Transoxanen Erkühnt sich unser Sang Auf deine Bahnen! Uns ist für garnichts bang, In dir lebendig, Dein Leben daure lang, Dein Reich beständig! |
Ungezähmt, so wie ich war, Hab ich einen Herrn gefunden Und, gezähmt nach manchem Jahr, Eine Herrin auch gefunden. Da sie Prüfung nicht gespart, Haben sie mich treu gefunden Und mit Sorgfalt mich bewahrt Als den Schatz, den sie gefunden. Niemand diente zweien Herrn, Der dabei sein Glück gefunden: Herr und Herrin sehn es gern, Daß sie beide mich gefunden, Und mir leuchtet Glück und Stern, Da ich beide sie gefunden. |
O Welt! wie schamlos und boshaft du bist! Du nährst und erzieltest und tötest zugleich. Nur wer von Allah begünstigt ist, |
Was heißt denn Reichtum? – Eine wärmende Sonne, Genießt sie der Bettler, wie wir sie genießen! Es möge doch keinen der Reichen verdrießen Des Bettlers im Eigensinn selige Wonne! |
Verweilst du in der Welt, sie flieht als Traum, Du reisest, ein Geschick bestimmt den Raum; Nicht Hitze, Kälte nicht vermagst du festzuhalten, Und was dir blüht, sogleich wird es veralten. |
Der Spiegel sagt mir: ich bin schön Ihr sagt: zu altern, sei auch mein Geschick. Vor Gott muß alles ewig stehn; In mir liebt ihn für diesen Augenblick! |