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Mali, ein Königreich, dessen Herrscher von Anfang an Schwarze waren, sog das Alte Reich Gana auf und dehnte sich weiter nach Westen aus. Gebildet hat es sich im Mandeland, am Nordrand des Futa Djalon-Gebirges, und die Stammesgruppe der Malinke (heute noch über 1 Million Menschen) hat ihm den Namen gegeben.
Die Frühgeschichte Malis beginnt im 11. Jahrh. mit einem Fürsten Namens Keita. Er hatte Schwierigkeiten, es im Lande regnen zu lassen und eine Hungersnot abzuwenden; er wandte sich an die sog. Almoraviden (d. h. die Gläubigen »vom Kloster«, die in Allahs Namen 1076 n. Chr. das Reich Gana verwüsten sollten) und auf ihren Rat hin bekehrte er sich zum Islam. Sogleich fiel Regen, und die Autorität Keitas wuchs beträchtlich. Aber es dauerte fast 200 Jahre, bis Mali einen starken Herrscher bekam; ausgerechnet einen, der als verkrüppelt galt und der allein dem Blutbad des Königs der Sosso entronnen war: Sundjata, jüngster Sohn des ermordeten Häuptlings von Mali. Wie durch ein Wunder konnte er wieder laufen und mitsamt seinen Anhängern ins Futa Djalon-Gebirge vordringen. In der alten Hauptstadt traf er lange magische Vorbereitungen und stellte sich dann, dem arabischen Geschichtsschreiber Ibn Khaldun (1406) zufolge, in der Schlacht von Kirina 1235 seinem Feind Sumanguru. In dieser sagenhaften Schlacht, welche die Griot, die Sänger von Mali, heute noch feiern, schlug der »Löwe von Mali« den König der Sosso vernichtend. 1240 plünderte er die Hauptstadt Ganas, zerstörte deren Überreste und herrschte uneingeschränkt über das Gebiet des westlichen Sudan.
An Macht übertroffen wurde er später durch Kankan Mussa (1312–1337), »der wohl glänzendste der Schwarzen Herrscher, sowohl wegen seiner Intelligenz, Energie und Tatkraft als auch aufgrund seines unerhörten Prunkes« (Pierre Bertaux). Nach Berichten des Reisenden Ibn Battuta gingen und kamen jedes Jahr 12 000 Kamele von Mali nach Kairo, so intensiv waren Freundschaft und Handelsbeziehungen mit Ägypten. Kankan Mussa hatte zwei große Ziele, sein Land mittels arabischer Kunst und Wissenschaft auf eine höhere Kulturstufe zu führen – und den Transsaharahandel zu monopolisieren. Unter seinem Bruder Suleiman († 1360) gewinnt das Reich Mali noch einmal Glanz, und der Besucher Ibn Battuta sieht die Hauptstadt des Landes im Schnittpunkt dreier Zivilisationen, der sudanesischen, der ägyptischen und der des Mghreb. »In diesem Land fühlt man sich vollkommen sicher, weder die Einwohner noch die Reisenden haben Überfälle oder Gewalttaten zu fürchten . . .« Als sich Suleimans Nachfolger aber als zu schwach erweist, fallen von Süden her die Mossi ins Land ein, von Norden her erobern die Tuareg einige Wüstenstädte und dringen 1435 bis Tumbuktu vor.
Gegen Ende des 15. Jahrhunderts war Malis Niedergang besiegelt, und das Reich Songhai nahm an Bedeutung zu.
Wenden wir uns den Mandevölkern zu, die in den Savannen und Steppen zwischen Ober-Senegal und Niger beheimatet sind und neben den Fulbe zu den bedeutenden Staatengründern dieser Region gehören. Großviehzucht (Mandingo-Rind) und ausgedehnter Handel in den nördlichen Regionen hat das Entstehen der Handelsreiche begünstigt, die weniger Hoheitsgebieten entsprachen als Herrschaftszentren und deren Einflußbereich stark von Persönlichkeiten abhing.
Unter dem Großen König gab es, jedenfalls zur Glanzzeit Malis, noch viele abhängige Könige. Die Macht im Land war stets ungleichmäßig verteilt, hier und da widerstand eine Provinz inmitten der Bezirke, in denen die früheren »Herren« zu Vasallen und Bediensteten degradiert waren; in diesen Inseln der Selbständigkeit blieben die alten Horo (Kaste der Adligen) am Ruder.
Der König der Mande ist mehr als ein Rittergutsbesitzer anzusehen, wie jeder Horo hatte er seine Ackerwirtschaft. Vor Beginn der Regenzeit fragte man das Erdorakel, ob es ratsam sei, daß der König wie gewöhnlich die Zeremonie des ersten Spatenstichs vollziehe. Bejahte es das, zog alles Volk auf die Äcker des Königs, und dieser hackte mit der Walan (Malinke) oder Tomma (Wolof) vor ihren Augen die »Taba Saba«, die drei Pflanzlöcher. Damit war die königliche Ackerarbeit getan, und die Horo konnten mitsamt den Ulussu (Kaste der Hörigen) ihre Felder bestellen. Wichtig in dem Zusammenhang sind auch die Numu (Kaste der Schmiede), die gegen Ende der Trockenzeit einen besonders hohen Lehmofen errichteten, um darin alle für die Horo notwendigen Hackenklingen zu schmieden; in der Nacht vor dem Brand haben die Numu die Macht, Dank ihrer magischen Fähigkeiten einen schlechten König abzusetzen oder aber alle Widersacher zu töten. Beispiele für den alten Geister- und Zauberglauben der Mande geben die folgenden Geschichten. Sie zeigen auch die spätere Zuwendung zur mohammedanischen Religion.