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Die letzte Reise

Fast zwei Monate verbrachte Emin im deutschen Hospital zu Bagamoyo. Die Genesung wurde nicht unerheblich verzögert, mitunter sogar gefährdet durch die Sorge um die nächste Zukunft.

Das Ergebnis der Auseinandersetzung mit der ägyptischen Regierung schien ungewiß. Stanley wiederum suchte Emin zwar nicht persönlich auf, wiederholte aber brieflich mehrfach das Angebot, ihn in britische oder belgische Dienste zu bringen. Der Pascha, krank und schwach, fürchtete wohl doppelt die Willenskraft des Gewaltmenschen, gegen die er, bei persönlichem Zusammensein, früher schon so wehrlos gewesen war. Auch brannten die Demütigungen, denen er ausgesetzt gewesen, noch zu frisch, als daß er gerade die Hand, die sie ihm zugefügt, nun zum Weiterkommen hätte ergreifen mögen.

Es tut nichts zur Sache, wie er mit England und Ägypten auseinanderkam. In Ägypten war er wohl in Ungnade, weil die zehntausend Pfund, die das Land zu seiner Rettung beigesteuert hatte, noch nicht verschmerzt waren. Man bot ihm einen halben Strafposten, als Gouverneur von Wadi-Halfa oder Suakim.

Den Engländern wieder erschien er immer noch als wichtige Figur, als Springer zumindest, in dem Königsgambit, das gegen Deutschland im Gange war. Er war Moslem, war sprachenkundig, mit den Ränken und Schlichen der Eingeborenen vertraut, war tropenfest – und diese Vorzüge überwogen so sichtlich, daß man seinen Schwächen nachzuhelfen oder sie in Kauf zu nehmen gedachte.

Man hat es ihm in England bös verübelt, daß er keinen Versuch gemacht hat, seine Schuld an die »Retter« abzutragen.

Emin sah sich in der deutschen Kolonie mit Auszeichnung aufgenommen und verpflegt, sah in deutschen Diensten einen Wirkungskreis sich dargeboten – und griff zu.

Um nun den Satz: »Sein Tod war in ihm und lenkte seine Schritte« über die Bedeutung einer dichterischen Formel hinauszuheben und in seiner tatsächlichen Richtigkeit zu beweisen, müssen wir einige Voraussetzungen klarstellen.

Emin war zu dieser Zeit fast fünfzig Jahre alt. Hatte sein schmächtiger Körper bisher auch mit beispielloser Zähigkeit dem innerafrikanischen Klima getrotzt, so konnte der Arzt Emin sich doch leicht sagen, daß er die Grenze seiner Leistungsfähigkeit erreicht, vielleicht schon überschritten hatte. Sein Abschied von Europa war, wie wir früher gesehen, nicht frei von Peinlichem gewesen. Doch war das alles vergeben und vergessen, war überreichlich wettgemacht. Man hatte ihn mit Ehren und Auszeichnungen überschüttet, alle Türen standen ihm offen. Er konnte heimreisen, und das Wohlwollen der wissenschaftlichen Kreise, die Anteilnahme der breiten Öffentlichkeit hätten diese Reise zu einem Triumphzug gemacht. Scheute er aber die kleinen Ausmaße des mitteleuropäischen Lebens, so hatte er alle Möglichkeiten zu einem geruhsamen Feierabend in dem geliebten Afrika.

 

Wenn nicht anderes, so war ihm doch der seit 1882 rückständige Gouverneursgehalt von Ägypten sicher, der sich stattlich aufgesummt haben mußte und zusammen mit den Vermögenswerten, die er sich sonst wohl geschaffen, einen Betrag ergab, von dessen Zinsen sich überall leben ließ. Auf Tätigkeit brauchte er darum nicht zu verzichten. Sein Ansehen in der Gelehrtenwelt war groß und fest begründet. Er konnte seine bisherigen Forschungsergebnisse in Ruhe überarbeiten und sichten, neue erzielen, und als namhaftes Mitglied zahlloser wissenschaftlicher Vereinigungen durch Mitarbeit an Fachblättern sich reiche Einnahmequellen erschließen und zugleich an seinem Ruhme arbeiten. Reizte ihn aber die hohe Politik mehr als das Dasein des Privatgelehrten, so konnte er – der Augenblick war danach – im ägyptischen, belgischen, englischen, deutschen Verwaltungsdienst sich einen Posten, in Erkenntnis seiner Grenzen, wählen, der ihm Geld und Ehre eingebracht, zur Wiederholung alter Fehler aber keine Gelegenheit geboten hätte.

Erkenntnis seiner Grenzen – die hat ihm bis zuletzt gefehlt. Er dürstete nach dem einen, was ihm, seiner Artung nach, versagt war: nach Taten; floh die Ruhe, das Heim, die Gemeinschaft der Artgenossen – und darum sagen wir: Sein Tod war in ihm.

Am 28. Februar schreibt er an seine Schwester: »Der Schädelbruch ist ziemlich verheilt, die völlige Taubheit des rechten Ohres bedeutend besser, aber es liegt über der ganzen rechten Kopfseite eine Art Benommenheit, die mich an jeder schnellen Bewegung verhindert und besonders beim längeren Gehen mich oft wie einen Betrunkenen schwanken läßt. Das wird sich nun wohl im Laufe der Monate bessern.«

Am gleichen Tage traf aus Berlin auf Wißmanns drahtliche Anfrage die Drahtantwort ein: »Emin Paschas kommissarische Übernahme in den auswärtigen Dienst genehmigt vorbehaltlich künftiger Anstellung. Erlaß folgt. Graf Bismarck.«

Daß Emin im Landesinneren Verwendung finden würde, stand wohl von vornherein fest. Denn ein Brief Wißmanns vom 1. März beginnt schon mit den Worten: »Mein lieber Pascha! Mit der letzten Depesche ist jede Unklarheit behoben und ich muß mit aller Sorge an die Ausrüstung der Expedition denken.«

Am 30. März 1890 übergab Major v. Wißmann Emin die Instruktionen, die wir im Wortlaut folgen lassen: »Euer Exzellenz habe ich die Ehre, nach mir vom Herrn Reichskanzler gewordenen Instruktionen und nach mit Euer Exzellenz erfolgter Verabredung folgende Direktiven für den übernommenen Auftrag zu geben. 1. Euer Exzellenz haben die südlich um den Viktoria-Nyanza-See gelegenen Gebiete von der Kavirondo-Bucht ab, und die Länder zwischen Viktoria-Nyanza und Tanganyika bis zum Muta-Nsige und Albert-Nyanza für Deutschland zu sichern, derart, daß die Versuche Englands, in diesen Gebieten Einfluß zu gewinnen, scheitern. – Ich sehe als deutsch-englische Grenze die Verlängerung der Linie Kilima-Ndscharo – Kavirondo-Bucht nach Nordwesten bis zur Grenze des Kongostaates an. Jede durch die Verhältnisse erlaubte Erweiterung der beschriebenen Sphäre würde ich als ein besonderes Verdienst Eurer Exzellenz betrachten, 2. Euer Exzellenz wollen auf dem Marsch zum Viktoria-See überall die Bevölkerung wissen lassen, daß sie unter deutscher Oberhoheit und deutschem Schutz steht. Ich bitte geneigte und geeignete Häuptlinge zu gewinnen und zu unterstützen und den Einfluß der Araber überall nach Möglichkeit zu brechen oder zu untergraben. 3. In Mpwapwa, dem äußersten Stützpunkt, bitte ich Eure Exzellenz, durch einen kürzeren Aufenthalt eventuell Gelegenheit zu geben, von der Truppe Euerer Exzellenz Nutzen ziehen zu können. 4. Ich kommandiere zu Euerer Exzellenz Herrn Chef Rochus Schmidt, Herrn Leutnant Dr. Stuhlmann, drei Unteroffiziere und hundert Mann der Schutztruppe und bitte Euere Exzellenz, die spezielle Führung der Truppe Herrn Chef Schmidt belassen zu wollen. Wißmann. Kaiserlicher Reichskommissar für Ost-Afrika.«

Am 30. April teilte Emin seiner Schwester mit, daß der Aufbruch tags darauf erfolgen solle und schrieb weiter: »Es wird ein etwas schleppiger Marsch werden, denn wir sind in der Regenzeit und es ist kein sonderliches Vergnügen, gerade jetzt zu marschieren. Wir haben es aber eilig, hinauf zu kommen, damit man uns nicht von anderer Seite zuvorkomme – also Regen hat nichts zu bedeuten.«

Als militärischer Führer war in zwölfter Stunde statt des Chefs Rochus Schmidt Leutnant Langheld bestimmt worden. Ihm unterstanden von Weißen: Leutnant Dr. Stuhlmann, Feldwebel Hoffmann, die Sergeanten Krause und Kühne. An Truppen: 54 reguläre eingeborene Soldaten, 49 irreguläre Askaris. Dazu 592 Träger. Die Missionspater Schynse und Achte schlossen sich der Expedition bis zum Viktoria-See an; ferner stellten sich noch einige hundert Eingeborene unter ihren Schutz. Der Aufbruch erfolgte am 26. April 1890.

Schon aus Mrogoro, etwa 150 Kilometer von Bagamoyo entfernt, stellte Emin verschiedene, zum Teil recht erhebliche Nachforderungen. Die Zeit zur Vorbereitung war wohl angesichts der weiten Ziele, die der Expedition amtlich gesteckt waren, und der noch weiteren, die Emin selbst im Sinne hatte, reichlich kurz bemessen gewesen. Man geht aber auch mit der Annahme nicht fehl, daß Emin sich nicht im klaren darüber war, wie wenig Mittel gerade in Deutschland für koloniale Unternehmungen zur Verfügung standen und welch genaues Maßhalten in Forderung wie Zielsetzung dadurch geboten war. Auch konnte er ohne Zweifel von seinen Erfahrungen in ägyptischen Diensten nicht los. Dort waren Überschreitungen der Machtbefugnisse seitens der Gouverneure nicht nur geduldet, sondern vielleicht erwartet worden, und vor allem diplomatische Verwicklungen nicht zu befürchten gewesen. Deutschland aber, als junge Weltmacht, stand in einem Wettstreit mit England, der ein haargenaues Einhalten festgelegter Richtlinien erforderte, um in friedlichen Grenzen gehalten werden zu können. So war vereinbart worden, daß ein Mr. Stokes, ein englischer Elfenbeinhändler, eine Station in Tabora an der großen ostwestlichen Karawanenstraße gründen und dazu etwa hundert Askaris von Deutschland erhalten sollte. Der tiefere Sinn dieser Maßnahme war unschwer zu ersehen: vor allem herrschte noch in beiden Ländern das Bestreben, wenigstens äußerlich freundnachbarliche Beziehungen aufrechtzuerhalten und sich über die Abgrenzung der beiderseitigen Machtgebiete gütlich zu einigen. An der Sicherung der großen Karawanenstraße wie an der Unterdrückung des Sklavenhandels hatten beide Länder gleich großes Interesse.

Tabora lag fraglos im deutschen Schutzgebiet; eine gemischte Besatzung kam also nicht in Frage. Eine rein deutsche aber, zunächst wenigstens, auch nicht, weil sie, um an der vielbegangenen Straße wirksam zu sein, weit stärkere Kräfte erfordert hätte, als der jungen Kolonie zur Verfügung standen.

Die Lösung, einen englischen Untertan in deutschen Diensten hinzusetzen und ihm eine verhältnismäßig geringe Truppenabteilung beizugeben, bot also alle Vorteile und schien fein durchdacht. Denn nirgends auf der weiten Erde, und besonders nicht in Ostafrika, war man darüber ungewiß, daß England keinen seiner Untertanen jemals schutzlos oder doch ungerächt ließ: » Fire, but don't hurt the flag!« Mit Stokes in Tabora brachte man also das englische Ansehen, wenigstens mittelbar, ins Spiel und wahrte doch die eigenen Ansprüche.

Es ist nicht anzunehmen, daß Emin dieser Plan nicht mündlich auseinandergesetzt worden wäre. Jedenfalls wurde er ihm von Chef Schmidt, der in Vertretung des in Urlaub weilenden Majors von Wißmann seit 26. Mai das Reichskommissariat verwaltete, mit Brief vom 12. Juni so weit angedeutet, als es schriftlich mit Rücksicht auf die unsicheren Postverhältnisse nur möglich war. Dieser Brief hat Emin zwar erst in Tabora, immerhin aber noch rechtzeitig erreicht, um ihn von manchem seiner Schritte abzuhalten. Doch war Emin nicht mehr zu halten – er war nicht mehr Herr seiner Schritte.

Am 3. Juni traf die Expedition in Mpwapwa ein und mußte wegen einer gefährlichen Erkrankung Dr. Stuhlmanns längeren Halt machen.

Am 19. Juni kam Dr. Peters auf dem Rückmarsch nach Mpwapwa und blieb drei Tage mit Emin zusammen.

Aus den Unterredungen der beiden Männer ist eine Stelle bemerkenswert, die Dr. Peters in seinem Werke anführt:

»Nachdem dies geschehen war, sprachen wir über die Verhältnisse der Äquatorialprovinz. Emin Pascha wies darauf hin, daß er sich jetzt im Dienste des Deutschen Reiches befinde, daß er dagegen bereit sei, wenn er später durch irgendwelche Umstände wieder in sein altes Land zurückgelange, dann für solches dieselben Verpflichtungen zu übernehmen, welche Muanga für Uganda auf sich genommen habe.«

Hier klingt ein Königstraum auf – denn Muanga war, wenn auch von Europas Gnaden, König von Uganda, und Emin will dieselben Verpflichtungen übernehmen. –

In einem Aktenstück, das er an Dr. Peters übergab, bezeichnet sich Emin als rechtlichen Herrn der Äquatorialprovinz und bittet die Kaiserlich Deutsche Regierung, bei den Unterzeichnern der Kongo-Akte die Neutralisierung »seiner Länder« zu erwirken.

Dr. Peters hat Emin, nach den Ergebnissen seiner Reise, auch verschiedene Ratschläge erteilt, die über Emins Weisungen hinausgingen, ihnen zum Teil auch zuwiderliefen, bemerkt aber selbst: »Wir kannten eben in Mpwapwa den Inhalt der neuen Abmachungen zwischen Deutschland und England noch nicht, welche alle diese Dinge im Norden des Viktoria-Sees wesentlich verschoben haben.« Und Emin mußte wissen, daß Dr. Peters, wenn auch ein kluger Kopf und ein gewaltiger Kämpfer, doch nicht beamtet war, Weisungen zu durchkreuzen, die der deutsche Gouverneur gegeben hatte.

Am 22. Juni trennten sich die beiden Kolonnen. Dr. Peters ging nach Osten, der Küste zu, Emin nach Westen, nach Tabora, wo er am 29. Juli »mit fliegenden Fahnen«, wie er sagt, einzog. Das Unternehmen nennt er selbst »etwas waghalsig«.

Emin besetzte Tabora, überwarf sich mit Mr. Stokes, der tiefverletzt in Sansibar »seine Resignation einreichte«, schickte dann über Tabora hinaus, nach Urambo, einen Stoßtrupp unter Leutnant Langheld gegen die Wanjoni und schreibt am 16. August an seine Schwester: »Mitteilungen aus Berlin, die Zeitungen und Briefe, die ich gestern erhalten, lassen es wünschenswert erscheinen, daß zunächst ein Vorstoß nach Norden gemacht werde und sich den Herren Diplomaten ein fait accompli gegenüberstelle.« Im gleichen Brief auch noch: »Ich schreibe mit dieser Post nach Berlin und werde der Regierung den Vorschlag machen, mir die Verwaltung des Innern, abgetrennt vom Küstengebiet, zu übergeben.«

Die Expedition nach Urambo lieferte den Wanjonis zwei siegreiche Gefechte, erlitt jedoch auch eine Schlappe. Eine Niederlage aber, selbst nur eine Schlappe, war für die Schutztruppe nicht leicht zu nehmen. Bei der geringen Truppenmacht mußte immer wieder der Ruf der Unbesiegbarkeit ersetzen was an Zahl fehlte.

Emin verließ Tabora, wohin er nie hätte den Fuß setzen sollen, am 28. August, in dem festen Glauben, dem Deutschen Reich einen entscheidenden Dienst geleistet zu haben. Mit Schreiben vom 6. August hatte er in Sansibar gebeten, den Herrn Reichskommissar telegraphisch zu benachrichtigen und »Sr. Majestät und ihm meine Glückwünsche zu Füßen zu legen«.

In Sansibar war man anderer Ansicht. Das Verhältnis zum Reichskommissariat, seit längerer Zeit gespannt, gestaltete sich immer unleidlicher. War Emin schon am 12. Juni geraten worden, »sich von Expansionsgelüsten nach Möglichkeit fern zu halten«, so hieß es in einem Schreiben vom 30. August, das auch Abschrift des englisch-deutschen Abkommens brachte, schon eindeutig: »Ich ersuche Ew. Exzellenz ganz ergebenst, sich auf die Anlage von Stationen und Anknüpfung von Beziehungen mit den in unseren Interessensphären ansässigen Häuptlingen beschränken zu wollen. Eine Verwendung der Expedition und der Truppen des Reichskommissariats zu anderen Zwecken ist vollständig ausgeschlossen.« Zugleich werden auch weitere Nachforderungen mit dem Bemerken abgelehnt, daß für die Expedition ursprünglich nur 60 000 Mark bewilligt gewesen seien, die Gesamtausgaben aber schon die doppelte Summe erreicht hätten.

Als Major von Wißmann im November 1890 von seinem Urlaub zurückkehrte, fand er einen heftigen Beschwerdebrief von Stokes, sowie andere Berichte über den Verlauf der Expedition vor, die ihn veranlaßten, nach Berlin zu drahten: »Emin Pascha am See eingetroffen nach zwei glücklichen und einem ungünstigen Gefecht mit Arabern und Watuta. Emin Pascha mißachtet jeden Befehl und erschwert Stokes Arbeit. Habe Emin Pascha zurückberufen, wenn Seestation gesichert.«

Ein Schreiben des Gouverneurs vom 6. Dezember gab Emin diese Rückberufung bekannt, zugleich mit einem deutlichen Tadel wegen der Flaggenhissung in Tabora, des Vorgehens gegen die Wanjoni und des gescheiterten Einvernehmens mit Stokes.

Dieses Schreiben erreichte Emin im April am Flusse Kagera, an der Westseite des Viktoria-Sees, und hatte zur Folge, daß Leutnant Langheld, der sich wohl als deutscher Offizier mit den Befehlen seines Gouverneurs nicht in offenen Widerspruch setzen wollte, mit den weißen Unteroffizieren und den Soldaten der Schutztruppe in der neugegründeten Station Bukoba am Viktoria-See zurückblieb. Dr. Stuhlmann, der zwar als Leutnant geführt wurde, vor allem aber doch als Forscher und Zoologe der Expedition zugeteilt war, zog mit Emin weiter.

Bevor wir zu den Ereignissen auf dem Zug von Tabora zum Viktoria-See zurückkehren, ist nachzutragen, daß im Mai des gleichen Jahres Casati, der treue Freund, in Kairo eingetroffen war und, wie von verschiedenen Seiten hervorgehoben wird, »unter Hintansetzung eigener Interessen« Emins Gehaltforderungen durchgedrückt hatte. Es waren ihm für Emins Rechnung 5200 Pfund Sterling ausbezahlt worden, etwa 100 000 Mark. Über die Verwendung des Geldes berichtet Schweitzer: »Emin hatte schon vorher über den größten Teil der Summe, die ihm von der ägyptischen Regierung zuerkannt wurde, verfügt, so daß die Beträge unmittelbar nach der Auszahlung des Geldes überwiesen werden konnten. Den größten Teil erhielt seine Tochter Ferida. Eine ganz ansehnliche Summe aber ließ er auch an die Witwe Hakki Paschas auszahlen, mit der er, wie erinnerlich sein wird, in Arco und Neisse zusammengelebt hatte. Dieser Betrag war so groß, daß jedenfalls seine persönlichen Reisekosten usw. während der gemeinsamen Fahrt damit gedeckt worden sind.« Wichtiger ist noch die Erwägung, daß zu Ende des vorigen Jahrhunderts 100 000 Mark ein stattliches Vermögen darstellten, das selbst nach Abzug gewisser Beträge für alte Verpflichtungen den Besitzer der Notwendigkeit überhob, in vorgerücktem Alter etwa des Gelderwerbs wegen in die Wildnis zu ziehen. –

Am 27. September 1890 erreichte die Expedition Busisi, an einer schmalen Bucht am Südende des Viktoria-Sees gelegen. Hier erscheint Emin, ein letztes Mal, dem tragischen Über-Mut verfallen, den wir früher schon öfters an ihm beobachtet haben. Wenn er auch mit der Übernahme der Expeditionsleitung sich sein Endschicksal bereitet und sich ihm mit jedem Schritt von der Küste weg genähert hatte, so hat er sich doch erst am Viktoria-See dem Tod in die Hand gegeben. Von da an war sein Tod nicht mehr in ihm – der Tod schritt vor ihm her und lockte ihn, vielleicht mit dem Glanze einer Krone, den vorgezeichneten Weg.

Am Viktoria-See nämlich erhielt Emin Nachricht, daß in Massansa, wie er selbst, in Maojo, wie andere sagten, »Araber säßen, die einen ausgedehnten Sklavenhandel trieben und Massen von Pulver und Gewehren ins Land brächten«. Stark im Gefühle, die ganze deutsche Macht hinter sich zu haben, und gänzlich ohne Ahnung, daß er sich durch Eigenmächtigkeit den Schutz dieser Macht schon verscherzt hatte, ließ Emin das Lager der Sklavenhändler stürmen, gab den Sklaven die Freiheit und beschlagnahmte den sonstigen Besitz als Kriegsbeute.

Die gefangenen Araber übergab er, wohl nach Stanleys Muster, den Negern zur Bestrafung. Und die Neger ließen sich's angelegen sein – erschlugen die einen mit Stockhieben, ersäuften die andern.

Emin war Moslem, die Araber seine Glaubensgenossen. Hatte der Pascha sich auch als deutscher Beamter fühlen gelernt – er durfte nicht verkennen, daß er für die andern der Glaubensgenosse blieb.

Die Niederlage wie auch die Wegnahme ihrer Sklaven und sonstigen Habe hätten die Araber dem Pascha so gut wie jedem andren Weißen hingehen lassen: sie waren gewohnt, solche gelegentliche Verluste mit in Kauf zu nehmen und in den nächsten Gewinn einzurechnen. Was sie aber einem andern Weißen schwer, dem Pascha nie verzeihen konnten, das war die Auslieferung der Gefangenen an die Neger. Die Maßregel, an und für sich schwer zu rechtfertigen, wirkte barbarisch, über jedes Maß aufreizend, da sie von einem Rechtgläubigen über Rechtgläubige verhängt wurde, von einem Manne also, dem nicht wie andren Weißen Unkenntnis der Landessitten als Ausrede zur Seite stand, der vielmehr wissen mußte, daß der wilde Neger dem Moslem als seelenlos galt, als halbes Tier, und daß also diesen Neger zum Richter über Moslemin bestellen, letzte, unauslöschbare Schande häufen, die Rache aller Blut- und Glaubensgenossen herausfordern hieß.

Es ist schwer denkbar, daß Emin sich dieser Herausforderung nicht bewußt gewesen sein sollte. Allerdings stand er für den Augenblick noch im Schutz der deutschen Flagge. Ein Halbjahr später begab er sich aber dieses Schutzes, als er seine Rückberufung erhielt und ihr keine Folge leistete, allein weiterzog und nicht sah, daß er sich damit selbst vogelfrei machte.

Auf dem Zuge durch die Negerländer geschah ihm nichts. Die Neger waren natürliche Feinde der Sklavenjäger mehr noch als der »Wadutschi« (Deutschen). Auch weiß der Araber, daß Rache kalt am süßesten schmeckt, weiß die gelegene Stunde abzuwarten. Jahre lang.

Tatsächlich wurde Emin durch eine Kette von Fügungen, die wir noch aufzeigen werden, gezwungen, sich für die letzte Wegstrecke unter den Schutz einer Sklavenhändlerkarawane zu stellen, die von seiner Reiserichtung weg, nach Südwesten zog und ihn mit sich führte wie ein Opfertier, ahnungslos bis zuletzt.

Noch den trockensten Rationalisten muß der Schauer übersinnlichen Waltens anrühren bei der Betrachtung dieses Schicksals voll antiker Wucht. Durch die Schrecken der subtropischen Regenzeit führt der Weg, Tag um Tag Regen, Gewittersturm, Hagelschlag. Abends durchnäßt in nasses Lager, morgens durchnäßt wieder auf zu neuem Marsch.

Immer weiter weg von der Küste, wo ein weißes Haus unter Palmen auf ihn wartet, ein Kind, das er liebt, Vermögen und Ehre. Weg davon – wohin?

Letztes Grauen: kein Ziel am Ende dieses Wegs, um ihn, als Richtstern, mit mildem Lichte zu überhellen. Als Begleiter und Führer nur der Tod, der tausendmal die Zähne zeigt und doch erst zuschnappt, als der Weg zu Ende gegangen ist, als Zeit und Stunde erfüllt sind.

Der Mensch Emin tappt hinter seinem Tode her. Das Fieber packt ihn nicht, die Schlange beißt ihn nicht, eine Fingerwunde tötet ihn nicht, die Pfeile treffen ihn nicht. Der Blitz kann ihm nicht an und nicht die Blattern. Neben ihm hält der Tod Ernte –: den Einen, der ihm auf eigene Art verschuldet ist, spart er auf.

Wer mit sehenden Augen Emins letzten Weg auf der Karte verfolgt, der sieht an der krausen Linie, wie ein Blinder sich vorwärtstastet, in seltsamen Gängen, Wiedergängen, Schleifen, bis plötzlich, als wäre er sehend geworden, Zielsicherheit in das Geschnörkel kommt und die Linie wie ein Pfeil nach Kinena weist – und endet.

Dort wartete das Opfermesser in der Rächer Hand.

 

Von Busisi ging Emin nach Bukumbi, setzte von dort in Booten über den See und errichtete die vom Gouverneur für die Südspitze gewünschte Station am Westufer, in Bukoba.

Der Aufenthalt in Bukoba währte vom 31. Oktober bis 12. Februar 1891, an welchem Tage Emin zunächst nach Westen, zum Flusse Kagera weiterzog, um dann nach Süden abzubiegen und vom 24. Februar an in Kafuro wieder längeren Halt zu machen. Schweitzer meint, daß Emin hier durch Elephantenjäger Nachrichten von Gefechten zwischen Waturki (Türken) und Eingeborenen nördlich des Albert-Edward-Sees erhalten, darin ein Lebenszeichen seiner alten Sudaner erblickt und die Absicht, über Ruanda an den Tanganika zu gehen, aufgegeben habe.

Wir wissen, daß Emin schon beim Zusammensein mit Dr. Peters von »seinen Ländern« gesprochen und geschrieben hatte, und daß der Plan, sie wieder aufzusuchen, demnach nicht erst in Kafuro entstanden sein dürfte. Doch es scheint so nichtig, hier nach Plänen zu fragen; als ob Emin damals noch Herr seines Schicksals gewesen wäre! Die Pläne wie die Ziele kamen und gingen, verschwammen ineinander vor den zwinkernden Augen, denen die große Nacht schon nahe war.

Nach langem, langem Marsch – vier Monate durch Regen und Schlamm, bergauf, bergab, durch regenschwere Steppe und starrenden Urwald, oft unter Kämpfen – als endlich das Lager Njangabo oberhalb des Albertsees am 19. Juli 1891 erreicht war, und Selim Bey Matera, nach schriftlicher Anfrage, am 21. Juli dort erschien, begleitet von etwa vierzig Soldaten und Unteroffizieren, auch zwei Offizieren und dem tscherkessischen Schreiber Mehmed Liver – fast alle in Felle gekleidet und sehr niedergedrückt –, da schreibt Emin an seine Schwester: »So kannst Du Dir denken, daß die Leute sich freuten, mich wiederzusehen; ich dämpfte jedoch dieses Vergnügen durch meine Erklärung, daß ich weder mit der ägyptischen Regierung in irgendwelcher Verbindung stehe, noch von irgend jemand beauftragt sei, ihnen zu helfen, sondern einfach als Reisender sie besuche.« Es setzten übrigens sofort die alten Quertreibereien wieder ein, Für und Wider, und häßliche Vermutungen.

Am 5. August schreibt Emin, immer noch aus Njangabo, daß fünfzehn Leute mit ihren Angehörigen zu ihm gestoßen seien, erwähnt aber gleichzeitig auch: »wie ich alle diese Leute fortschaffen werde und noch vielmehr, wie ich sie werde beköstigen können, ist eine Frage, die mir viel zu denken gibt, um so mehr, als natürlich die Leute zu mir als Chef aufschauen.«

Unter den Zurückgebliebenen war nach Stanleys Abzug Zwist und Hader ausgebrochen. Von Selim Matera haben wir früher schon berichtet. Im Norden hatte Fadl-el-Mulla neuen Anhang, zeitweilig sogar die Oberhand gewonnen, war dann aber des Einverständnisses mit dem Mahdi überführt worden und nur mit wenigen Getreuen dem Gemetzel, das die Soldaten unter den verräterischen Offizieren anrichteten, entgangen.

Noch einmal waren die Mahdisten nahe Dufilé erschienen und noch einmal von den Soldaten geschlagen und verjagt worden. Was hätte die rechte Hand zur rechten Zeit aus diesen Truppen machen können!

Von den Dampfern war der eine zerstört und versenkt worden, der andre zerfallen. –

Den Unschlüssigen hatte Emin, in Stanleys Stil, eine Frist bis zum 10. August gegeben und erklärt, daß er an diesem Tage Njangabo verlassen würde. Er hielt auch Wort, gab aber schon in Gundulei, einen Marsch weiter, vier Tage zu. Am 15. August zog er endgültig weiter und sein erster Brief an die Schwester, vom 18. August, beginnt mit einer Klage über die schwindende Sehkraft und das rasche Altern. Dann gibt er die Kopfstärke der Expedition an.

Eigene Expedition: 177 Leute mit 96 Frauen, 39 Kindern, zusammen 312 Köpfe; Sudaner aus der Provinz: 29 Leute mit 72 Frauen, 81 Kindern, zusammen 182 Köpfe; Gesamtzahlen: 206 Leute mit 108 Frauen, 120 Kindern, zusammen 494 Köpfe. Von den 206 Leuten waren noch die Kranken und Schwachen abzuziehen. Das endgültige Verhältnis zwischen brauchbaren Männern und dem Ballast an Frauen und Kindern der Kolonne dürfte also zwei zu drei gewesen sein, ein Verhältnis, das dem Marsch durch unwegsamen, nahrungsarmen Urwald, unter steten Kämpfen, von vornherein jede Aussicht auf Erfolg nehmen mußte. Aber dachte Emin noch an Erfolg?

Den Weitergang der Reise mögen nun neben der Karte einige Stellen aus Emins Tagebüchern und Briefen an die Schwester schildern. Schaurig ist es, wie bis zuletzt neben der Angst des Todgeweihten der Forschertrieb sich regt. Der Eindruck wäre durch begleitende Worte nur abzuschwächen, nie zu steigern.

Lager in Bejeba, Dorf der Wandedodo, 31. August 1891: »Es wird Dir merkwürdig klingen, und doch ist es nur die Dunkelheit des Waldes, welche mich am Schreiben verhindert hat.«

Lager im Dorfe Mtschango, 1. September 1891: »Recht beschwerlicher Marsch durch den Urwald hat uns hierher geführt, stellenweise nahe dem Ufer des Ituri, stellenweise an den Hügelhängen entlang, die ihn beiderseits geleiten. Die Regen der vergangenen Tage haben den Boden, der eigentümlicherweise rot ist, zu einem dicken Brei verwandelt, in dem man bis über die Knöchel einsinkt, während die An- und Abstiege, von denen das Wasser abläuft, so glatt sind, daß der Fuß keinen Halt findet. Dazu ein Chaos von Wurzelwerk, Lianen, gestürztem Holze, Löchern und Fallen.«

Lager Wakangu, 4. September 1891: »All mein Sorgen hat nun dazu geführt, daß durch die grenzenlose Sorglosigkeit unserer Leute die Wambubaführer entliefen und wir mitten im Walde ohne Träger sitzen, bei Tritt und Schritt von den im Gebüsch versteckten Eingeborenen und Zwergen mit Pfeilschüssen begrüßt. Eine Frau wurde beim Wasserholen durch einen vergifteten Pfeil in die Ferse getroffen, ein Mann durch einen Eisenpfeil in die Wange, und kaum tritt man ins Gebüsch, so hört man schon Pfeile summen.«

Lager in Bakameli, 13. September 1891: »– und obgleich es recht sehr peinlich ist, von höheren und niederen menschlichen Rassen zu sprechen, so kommt man doch hier stark in Versuchung dazu.«

Lager Baguna, 14. September »Der heutige Tag war einer der unangenehmsten, welche ich noch in Afrika verlebt habe, und das will jedenfalls viel sagen. Gleich früh wurde mir gemeldet, daß zwei sudanesische Offiziere, die sich uns bei Kavali angeschlossen hatten, mit ihren Angehörigen des Nachts desertiert seien, und nicht allein einen unserer Sudanersoldaten mit seinem Gewehr, sondern auch einige ihnen anvertraute Sachen mit sich genommen hatten. Auch eine Last Patronen ist verschwunden und jedenfalls durch ihre Leute in ihrem Auftrag gestohlen worden. Und das sind die Leute, um die ich sorgte! Auch mehrere Barisoldaten haben jene begleitet. Die Flucht erklärt sich dadurch, daß es bei uns weder Schnaps noch Ziegen gibt, und die Leute eben total verlottert sind. Auch würde ich kein Wort um sie verlieren, wenn mich nicht eben der Diebstahl kränkte. – Dann begann die Qual mit zurückgebliebenen Kranken oder hungrigen Trägern, die sich nur mühsam fortschleppten, und dazu kam, um das Ganze würdig zu schließen, von 2 Uhr 45 Minuten nachmittags an ein starkes Gewitter mit noch stärkerem Regen, der uns im Augenblick bis auf die Haut durchnäßte und bis ins Lager geleitete, das wir um 3 Uhr 44 Minuten erreichten. Hier hieß es sofort verbinden. Die Eingeborenen hatten, um ihre Pflanzungen vor den diebischen Zwergen zu schützen, rings herum in den Boden scharf zugespitzte Rohrstücke gesteckt, die den unversehens Darauftretenden den Fuß von einer Seite zur andern durchbohrten. Sechs unserer Leute waren so verletzt worden.«

Lager Isonga, 17. September 1891: »Um fünfeinhalb Uhr morgens bin ich abmarschiert. Infolge des dauernden Regens und schweren Taufalles waren wir natürlich in wenigen Minuten bis auf die Haut naß und zogen fröstelnd und schauernd weiter, immer hoch hinauf und ebenso tief nieder.«

Lager Badjua, 20. September 1891: »– und so sandte ich Dr. Stuhlmann vorauf und folgte um 6 Uhr 55 Minuten morgens mit dem Nachtrabe. Ich habe das so eingerichtet, weil er die Wegeaufnahme macht, zu der meine Augen kaum genügen würden.«

Lager Masiba, 22. September 1891: »Da sich heute früh der Führer sehr unschlüssig zeigte, nahm ich die Spitze und erzwang mir den Weg hundertfünfzig Meter steil hinunter und ebensoviel gleich steil hinauf, durch Urwald und dichtes Geröhricht.«

Ebenda, 23. September 1891: »Der Orkan fegte von Osten her über das Land, der Regen kam in Fluten und wich dann plötzlich einem starken Hagelwetter mit Schlossen von zwei bis fünf Zentimeter Größe, welche ein Geräusch machten wie knatterndes Gewehrfeuer. Mein Zelt wurde mir über dem Kopfe zusammengeblasen, und kaum konnte ich Uhr und Notizbuch vor der Zerstörung retten.«

Lager Dsoba, 25. September 1891: »Auch hier gibt es kaum etwas zu essen: der Mais ist noch klein, die Kürbisse sind kaum reif, die Eleusine steht noch auf den Feldern, von Vieh ist hier überhaupt nichts zu sehen, und man wundert sich, wovon die Leute eigentlich leben.«

Lager Andebali, 26. September 1891: Leider gibt es auch hier nichts zu essen, und ich muß möglichst schnell vorwärts gehen, um meinem Heuschreckenschwarm etwas Eßbares zu finden; hungrige Leute sind nicht zum Tragen tauglich, und ich habe schon jetzt mehr Invaliden und Nachzügler, als ich mir wünsche.«

Lager Andebali, 27. September 1891: »Unser Führer war gestern abend durchgebrannt, und so führte Dr. Stuhlmann die Tete gerade nach Norden in den Wald. Wir hofften so am Waldrande hin das Freie und damit Dörfer zu erreichen. Es war aber nichts, … mußten wir hierher zurückgehen und wollen hier versuchen, einen Eingeborenen zu bekommen, der uns führen könne. Es wird aber kaum möglich sein.«

Lager Dsoba, 29. September 1891: »Wir sind gestern zurückgekehrt, weil es unmöglich war, einen Führer zu bekommen. Ich führte deshalb die Leute hierher zurück, und ein böser Weg war es der häßlichen Aufstiege wegen.«

Lager Adso, 30. September 1891: »Was ich längst gefürchtet habe, ist eingetroffen; die Träger, von ihren Aufsehern geführt, haben den weiteren Vormarsch verweigert, und wir sind nun auf dem Rückmarsche. Hunger ist das dafür gegebene Motiv, und gewiß ist, daß die Leute einige Tage wenig zu essen hatten. Wäre ich allein gewesen, so hätte ich die Rädelsführer einfach fortgejagt, einige Lasten geopfert und wäre weiter gegangen; da aber das Expeditionseigentum nicht mir gehört, so muß ich weichen. Wie ich an die Küste soll, nach solchem Vorfall, ist mir völlig unklar; es wird wohl auch nie dazu kommen.«

Lager Kilidsi, 21. Oktober 1891: »Nahezu ein Monat ist vergangen, ein Monat voll Elend und Misere für mich. Und noch kein Ende! wäre ich doch dazumal in Bagamoyo auf den Steinen geblieben! Wir sind langsam zu Chef Kiro Isanga zurückmarschiert und daselbst vom 4. Oktober bis heute früh liegen geblieben, um den ›hungrigen‹ Leuten Zeit zum Essen zu geben. Ein Versuch, meine früheren Leute an uns ziehen, mißglückte, da sie schon wieder an den See zurückmarschiert sind. – –

»Schon seit Beginn des Monats haben wir keine Sonne mehr gesehen: Gewitter über Gewitter und sintflutliche Regen täglich und stündlich, während unseres Verbleibens in Isanga schlug der Blitz in eine dicht neben meiner Hütte stehende, von den Manyuema errichtete Flaggenstange, die er zerschmetterte, ohne zu zünden. Etwa drei Meter davon saß ich an einem Tische, kam aber mit der bloßen Erschütterung davon. Ich komme mir vor wie der ewige Jude – ich kann nicht sterben, obgleich ich es, Gott weiß, gerne wollte!«

Lager Pangotju, 22. Oktober 1891: »Beim Fouragieren ist einer unserer Träger, ein Manyuemamann, durch einen Pfeil in wunderbarer Weise verwundet worden; der Pfeil drang in die rechte obere Brust unter der zweiten Rippe ein, durchbohrte die Lungenspitze und kam krumm gedrückt neben der Wirbelsäule wieder heraus. Dabei kam der Mann anderthalb Stunden weit zu Fuß, sich verbinden zu lassen.«

Lager Tschulinga, 26. Oktober 1891: »Im vorigen Lager hatten wir wegen sehr ungünstigen Wetters und Fehlens von Führern zwei Tage Aufenthalt. Gestern gab es vier Verwundungen durch Pfeilschüsse, eine sehr schwere, bei welcher der rechte Leberlappen durchbohrt wurde. – Ein äußerst beschwerlicher Waldweg längs der Berge hin brachte uns um acht Uhr in Grasland; hier wurden wir von allen Seiten von Eingeborenen angebrüllt und mit Vernichtung bedroht, wenn wir noch einen Schritt ins Land täten; ich ging aber weiter und lagerte – der Verwundeten halber – schon um zehn Uhr morgens hier in einem großen Dorfe, gerade wo gestern die Verwundungen vorfielen.«

Lager Batani, 27.Oktober »In der Nacht ist der Mann mit dem Schuß in die Leber gestorben, und wir waren dabei, ihn zu begraben, als wir neuerdings beschossen wurden und Massen von Negern uns bedrohten.«

Lager in den Hügeln, Walumba, 28. Oktober 1891: »Seit wir von Bukoba abgereist sind, hat es noch nicht aufgehört zu regnen, und ich wäre gespannt zu wissen, ob auch der Albertsee gestiegen ist, oder ob nur der westliche Hang des Plateaus, also die Zuflüsse des Kongo, von diesem unaufhörlichen Regen profitieren. Das heutige Lager heißt Dinsele.«

Lager in den Bangoro-Hügeln, 30. Oktober 1891: »Um zwei Uhr nachmittags nach tollem Regen ein recht heftiges und lange dauerndes Erdbeben, das uns förmlich schüttelte, dabei ein Geräusch, als stände man unter einem fahrenden Eisenbahnzuge. Abends Rückkehr der Leute, die meiner Ansicht nach nicht den rechten Weg gewonnen hatten. Vor uns soll guter Weg liegen.(?)«

Lager Banguema, Wawira, 31. Oktober 1891: »Von drei bis sechseinhalb Uhr morgens toller Regen, dann die Lasten verteilt, und am Schluß aller Leute ich fort um achteinhalb Uhr morgens. Weg zunächst sehr schlecht, grundloser Schlamm, dichtes Gestrüpp, gefallenes Holz, heulende Eingeborene, kranke und verwundete Träger – kurz, die ganze Misere des afrikanischen Reiselebens, die ein Uneingeweihter eben nicht ermessen kann.«

Lager Battaibo am Duki-Fluß, 5. November 1891: »Drei Stunden Marsch durch Holzgras und über Felsen haben uns hierher in unser altes Lager gebracht und somit die Schleife unserer Reise geschlossen. Chef Bilippi kam mir entgegen und seine Leute bauen jetzt eine Hütte für mich, denn ich will einige Tage rasten. Drei Monate bin ich nun stets zu Fuß gegangen, und ich bin doch wohl zu alt, um nicht müde zu sein. Hoffentlich komme ich nun bald zur Ruhe.«

Ebenda, 6. November 1891: »Es regnet hier gerade so unverdrossen wie bisher, und es scheint, als ob wir von Ort zu Ort die Regenzeit mit uns trügen. – Neben allen Bitternissen der letzten Zeit ist mir heute eine Freude geworden; ich habe eine für die Wissenschaft neue, größere Katze aufgefunden, die in Europa Aufsehen machen wird. Sie lebt im Urwalde und wird von den Mawira Muaga genannt.« –

Nun brachen in der Kolonne die Blattern in einem Maße aus, daß an Weitermarsch nicht mehr zu denken war. Emin selbst hatte stark an einer Wunde zu leiden, die sich aus einer vernachlässigten Hautabschürfung entwickelt hatte. So blieb die Expedition bei Madsamboni in Undussuma liegen. Dr. Stuhlmann machte am 24. November einen Abstecher an den Albertsee und war am 2. Dezember im Lager zurück.

Aus Emins Tagebuch: »3. Dezember, Donnerstag. – Zwei Todesfälle (Blattern), ein neuer Fall.

5. Dezember, Sonnabend. – Beschwerden der Eingeborenen über unsere Leute – begründet.

6. Dezember, Sonntag. – Heiliger Nikolaus, was bringst du mir? Wegen zunehmender Blindheit meteorologische Messungen einzustellen.

7. Dezember, Montag. – Dreizehn Blatternfälle. Dr. Stuhlmann aufgefordert, mit allen Gesunden, d. h. solchen, welche Blattern schon gehabt haben, abzumarschieren. Da er nicht wollte, in Aussicht gestellt, daß ich mich von heute ab als frei von allen Verpflichtungen betrachte. Zwei Stoffballen, eine Kiste Munition, drei bis vier Soldaten, die Kranken sollen bleiben.«

Das Schriftstück, mit dem Emin seinem Untergebenen Dr. Stuhlmann den dienstlichen Befehl erteilte, mit dem Großteil der Mannschaft und waren abzurücken, lautet: »Angesichts der Zunahme der herrschenden Blattern und der Abnahme der Lebensmittel im Lande ersuche ich Ew. Hochwohlgeboren, ohne Verzug alle gesunden Träger und Soldaten, sowie die der Expedition gehörigen Güter zu nehmen und zunächst bis Tenge-Tenge vorzugehen. Ich selbst werde mit den Kranken, deren Angehörigen und einigen mir von Ihnen zur Bedeckung zugeteilten Soldaten hier bleiben, bis die Kranken gesunden, und wollen Sie mir zu diesem Zwecke zwei Kisten Stoffe, einige bunte Stoffe als Geschenke für die Ortschefs und eine Kiste Munitionen, sowie einiges Pulver für Vorderlader hier lassen. Sollten binnen einem Monate vom Datum Ihres Abmarsches keine Nachrichten von mir bei Ihnen angelangt sein, so wollen Sie ohne jeden Aufenthalt die Station Bukoba zu erreichen suchen und nicht auf unsere Karawane warten. Der Expeditionschef Dr. Emin.«

Dieser Befehl ist die Großtat in Emins Leben. Diesmal sieht er den Tatsachen klar ins Auge, geht der Verantwortung nicht aus dem Wege, zieht reinlich und fest den Trennungsstrich zwischen sich und dem weißen Gefährten, wie zwischen Tod und Leben.

Am 10. Dezember 1891 um 7 Uhr morgens marschierte Dr. Stuhlmann ab und nahm, neben mancherlei Andenken und letztwilligen Verfügungen noch einen letzten Brief an Emins Schwester mit: »Madsambonis Ort Unjanyabo in Undussuma, 6. Dezember 1891. Meine Leute haben die Blattern. – Dr. Stuhlmann geht mit den Gesunden und nimmt diesen Brief mit. Gott segne Euch alle. Halb blind, wie ich bin, wäre es unnütz, mir sofort zu schreiben; warte also, bis ein anderer Brief von mir kommt. Dein Bruder Emin.«

Nun wieder das Tagebuch:

»24. Dezember, Donnerstag. – Wieder einmal alles betrunken: zu essen gibt es, zu trinken sehr viel, Frauen auch! Was fehlt also den Leuten! Nur Eingeborene lassen sich absolut nicht sehen. – Ein neuer Blatternfall. Es wird Zeit, daß ich an Stuhlmann sende. Merkwürdig genug, daß bis heute von ihm keine Nachricht eingelaufen ist. – Weihnachts-Abend: Hyänen graben unsere Toten aus, bis jetzt drei! Eine Menge Geier anwesend.

29. Dezember, Dienstag. – Die Hyänen haben neuerdings eine Leiche ausgegraben und weggeschleppt. Ob es mir auch so gehen wird? Heute von früh an alle Leute betrunken und so den ganzen Tag über.

31. Dezember, Donnerstag. – Rihan Aga mit den Leuten zum See, um Salz zu holen. Singema an Blattern erkrankt. Leute Katansis bringen meinen Tabak, ein kleines Bund für eine Opande! Verteilt. Wer ist nur Chef hier im Lande? – Das neue Jahr fängt nicht glänzend an. Ich will zur Feier eine Extra-Dosis Chloral nehmen.

6. Januar 1892. Seit einigen Tagen keine Hyänen; ob wohl Hyänen von Blatternleichen infiziert werden mögen?«

Aus einem Brief an Dr. Stuhlmann, vom 10. Januar: »Am 2. Januar hatte ich vierundzwanzig Kranke, von denen acht gestorben sind. Seit fünf Tagen endlich kein neuer Fall. – Die sechs Träger mit Uledi sind kaum imstande, sich selbst zu tragen, und Leute von hier für den Augenblick sind nicht zu erhalten. So will ich denn sehen, ob Katonsi hilft. Sie aber bitte ich auf jeden Fall nicht zu warten, sondern vorwärts zu gehen. – Schauen Sie an der Küste nach meinem Kinde! Behüte Sie Gott und reisen Sie glücklich! Ihr ganz ergebener Emin.« Nachschrift vom 12. Januar: »Bitte die Kritzelei zu verzeihen! Ich sehe kaum, was ich schreibe; es regnet und ist dunkel. Kommen Sie nach Bagamoyo, so grüßen Sie mein Kind. Ihr ergebener Emin.«

Am 19. Januar, unter anderem, eingehende zoologische Aufzeichnungen. Am 29. die Bemerkung:

»Auch im Lande scheint jetzt die Krankheit einen weniger bösartigen Charakter anzunehmen und nicht mehr so viele Leute wegzuraffen wie früher. Es muß jedoch eine große Zahl von Opfern gefallen sein, und ich fürchte, daß die Krankheit noch für lange Zeit endemisch sein wird.«

Um diese Zeit drohte, von den alten Offizieren angezettelt, eine Meuterei auszubrechen, eine getreue Wiederholung der Vorgänge von Labors und Dufilé, nach Stanleys erster Ankunft. Doch kam es nicht zum Äußersten, da die Leute von der Küste sich zuverlässiger erwiesen. Im Tagebuch vom 28. Februar, Sonntag: »Abends hat Ramadan Aga Appell gehalten, bei welchem alle Soldaten ohne Ausnahme sich eingefunden haben.« Auch diese Gefahr war abgewendet.

Nach Dr. Stuhlmanns Abmarsch und nach den vielen Verlusten durch die Blatternepidemie war die Kolonne zu schwach, um selbst nur an den Rückweg nach Bukoba, geschweige denn an einen Durchbruch nach Westen, zum Kongo, denken zu können. Emin suchte und fand also Anschluß an arabische »Elfenbeinhändler«. Er hatte mit drei Leuten zu tun: zunächst mit Ismaïli, dann mit Said bin Abid, endlich mit Kinena.

Am 8. März brach Emin mit endlich gewonnenen Trägern von Undussuma auf und kam am 12. in der Manyuema-Station bei den Pisgah-Bergen an. Dort gab es wegen Trägermangels neuen Aufenthalt. Den ganzen April über weist das Tagebuch immer wieder als einzige Eintragung das Wort »krank« auf, ohne nähere Angaben.

Welcher Art Ismaïli, der Gastfreund, war, geht daraus hervor, daß Emin ihn nur mit Mühe von einem Raubzug gegen Bukoko, auf englischem Gebiet, abbringen konnte. Emin erwähnt in seinem Tagebuch auch, daß in den Hütten hinter der Station zwei gefangene Frauen geschlachtet und gegessen wurden. –

Tagebuch, 27. April: »Ich bin recht müde, wäre es doch erst vorüber.« – 9. Mai: »Endlich eine rote Maus gefangen! 25 Arten bisher mir unbekannter Vögel gesammelt, ein junges Krokodil geschossen.«

Am 28. Mai konnte, nach mancherlei Schwierigkeiten, der Abmarsch nach Kilonga-Longa erfolgen, der Station des Elfenbeinhändlers Said bin Abid. Es ging sehr langsam vorwärts – zwei Kilometer in der Stunde. Emin machte genaue Routenaufnahmen.

Am 11. Juni: »Heute höchstens anderthalb Kilometer in der Stunde, viel Schlamm und Wasser, außerordentlich beschwerlicher Marsch über die Hochhügel.«

Am 18. Juni war Ipoto bei Kilonga-Longa erreicht. Said bin Abid war auf einer Kriegsfahrt unterwegs, hatte einen Brief hinterlassen.

Tagebuch, 30. Juni: »Füße hoch geschwollen, rechte Hand zu jeder Arbeit unfähig; Augen halb blind oder dreiviertel, wozu dies Leben?«

Emins Leute waren elend entkräftet. Doch sie hielten bei ihm aus.

Tagebuch, 1. August, Montag. – »Zeitig fertig; zwei Lasten aufgenommen. Gewöhnliches Elend wegen Trägern, schließlich Razzia; Frauen gegriffen, in Eisen gelegt und Lasten verteilt. kein Mensch außer Ismaïli zu sehen. Um 848 Minuten früh abmarschiert; Ismaïli folgt mit sieben Lasten.«

Es folgte ein furchtbarer Marsch durch Schlamm und Urwald. Hunger begleitete den Zug. Am 14. Oktober war Kinena erreicht, nach dem Hörigen des Großhäuptlings Kibonge genannt. An Kibonge wurden Boten abgesandt, um die Erlaubnis zum Betreten von Kibonges Station zu erwirken. Die Wartezeit verging in quälendem Hunger.

Die beiden letzten Eintragungen im Tagebuch: »22. Oktober, Sonnabend. – Kinena will nach Kirundu. Kibonge hat seine Weiber verkauft. Um zehn Uhr vormittags Ismaïli angekommen, um mich zu holen. Von Said Grüße; kein Brief, keine Provisionen!! Und das trotz hundert Versprechen. Muni Mhara will Krieg. Freundlicher Brief von Buana Kibonge, alias Hamadi bin Ali: ich möge bald kommen. – Fundi Mananti nach Stanley Falls.

25. Oktober 1892, Sonntag. – Dunkles Wetter seit 5 Tagen – hohe Aneroidstände.«

Am gleichen Tage wurde Emin ermordet. Es erscheint symbolisch, daß der Kongostaat, um seinen Tod zu rächen, gegen die Araber zu Felde zog und sie, einen nach dem andern, als letzten Kibonge selbst, den Auftraggeber, zur Strecke brachte – aber auch ihr Gebiet in Besitz nahm.

Beim Falle Mangwés, der Hauptstadt Manyuemas, wurde ein Reisekorb mit Emins Tagebüchern und vielen sonstigen Schriften und Büchern vorgefunden, beim Falle Kassongos, der letzten starken Araberfeste, der Rest der Tagebücher.

Das Verhör der einzeln ergriffenen Mörder führte zur Ermittelung der Tatumstände bei Emins Ermordung. Sie sind grauenhaft eindringlich.

Das Tagebuch erwähnt am 22. Oktober einen »freundlichen Brief von Buana Kibonge: ich möge bald kommen«. Zugleich mit diesem Geleitsbrief an Emin war aber ein anderer an Kinena gekommen, der den Tod des Paschas befahl. Kinena, Ismaïli und vier andere unterzogen sich der Aufgabe. Zunächst wurden Emins Leute in die Bananenfelder geschickt, die eine Stunde weit weg lagen. Dann erschien Kinena mit zwei Leuten, die sich unauffällig hinter Emin stellten und auf ein Zeichen seine Arme faßten und festhielten. Emin wehrte sich, wollte nach seinem Revolver greifen, der vor ihm auf dem Zelttisch lag. Vergebens. Kinena sagte ihm: »Pascha, Ihr müßt sterben!« – Auf die entrüstete Gegenfrage, wie er, ein Unfreier, eines weißen Mannes Tod verfügen dürfe, berief sich Kinena auf seines Lehensherrn Kibonge Befehl. Emin glaubte an ein Mißverständnis, das durch Hinweis auf Kibonges Brief an ihn aufzuklären wäre. Da hielt ihm Kinena, während er im Griffe Ismaïlis und Mambas reglos stand, Kibonges Geheimschreiben knapp unters Gesicht. Emin las sein Todesurteil und wehrte sich nicht länger: »Tötet mich – andere Weiße werden meinen Tod rächen.«

Darauf traten zu den beiden, die Emin gefaßt hielten, noch drei Helfer; sie legten den Pascha auf den Boden, je einer hängte sich an jeden Arm und jedes Bein, der fünfte bog ihm den Kopf nach hinten – Kinena aber zog ihm das Messer durch die Kehle. Später wurde der Kopf abgetrennt und als Beweis an Kibonge geschickt.

Es war der Tod eines Opfertiers. Erfüllung war dieser Tod, Sühne und Unterpfand.

Kein Mensch kennt Emins Grab.


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