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Adoam, ein Bruder Narbals, war der Befehlshaber des tyrischen Schiffes, wo Telemach und Mentor liebreich aufgenommen werden. Der Hauptmann erkennt Telemach, und erzählt ihm das schreckenvolle Ende Pygmalions und Astarbens und die Erhebung Baleazars, den der grausame Vater auf Anrathen dieses Weibes von sich gestoßen hatte. Während eines Mahls, das er Telemach und Mentorn gibt, reizt Achitoas durch die Lieblichkeit seines Gesanges die Tritonen, Nereiden und andere Gottheiten des Meeres, sich um das Schiff zu versammeln. Mentor ergreift eine Leier, und übertrifft Achitoas in seinem Spiel. Hierauf erzählt Adoam die Merkwürdigkeiten von Bätika; er bei schreibt die milde Luft und die andern Schönheiten dieses Landes, dessen Bewohner bei großer Einfalt der Sitten ein zufriedenes Leben führen.
Das Schiff, das im Meere hielt, und dem sie sich näherten, war ein phönizisches Fahrzeug, welches nach Epirus steuerte. Die Mannschaft des Schiffes hatte Telemach auf seiner Reise nach Aegypten gesehen, aber es war ihnen nicht möglich, ihn mitten im Meere zu erkennen. Als Mentor dem Schiffe nahe genug war, um gehört zu werden, erhob er sein Haupt aus den Wogen, und rief ihnen mit lauter Stimme zu:
»Phönizier, die ihr mit allen Nationen in Freundschaft lebt, rettet das Leben zweier Menschen, die es allein von eurer Menschlichkeit erwarten. Wenn ihr die Götter fürchtet, so nehmet uns in euer Schiff auf; wir werden euch überall folgen, wohin ihr auch gehet.«
Der Befehlshaber des Schiffes antwortete:
»Mit Freuden werden wir euch aufnehmen. Wir wissen wohl, was man Fremden schuldig ist, die so unglücklich sind, als ihr es scheinet.«
Und sogleich wurden sie in das Schiff aufgenommen. Kaum waren sie in demselben, so entging ihnen der Athem, und sie sanken in Ohnmacht hin, denn lange hatten sie mit Macht gegen die Wogen gekämpft. Allmählich erholten sie sich wieder. Man reichte ihnen andere Kleider, denn die ihrigen waren vom Wasser, das in sie eingedrungen war und von allen Seiten herabtroff, beschwert. Als sie wieder im Stande waren, zu reden, drängten sich die Phönizier neugierig um sie her, und verlangten ihre Geschichte zu erfahren.
»Wie war es euch möglich,« fragte der Befehlshaber, »auf dieser Insel zu landen, von wannen ihr kommt? Eine grausame Göttin, so sagt man, bewohne sie, welche Niemanden den Eingang in dieselbe gestatte. Auch umgeben sie furchtbare Klippen, vom Meere fruchtlos bekämpft, denen man sich nicht nähern kann, ohne Schiffbruch zu leiden.«
»Auch war es ein Schiffbruch, der uns an jene Küste warf,« erwiederte Mentor. »Wir sind Griechen. Unser Vaterland ist die Insel Ithaka, nicht fern von Epirus, wohin ihr segelt. Solltet ihr auch nicht auf Ithaka landen wollen, das auf euerm Wege ist, so würde es uns schon genügen, wenn ihr uns nach Epirus führet. Wir werden dort Freunde finden, die uns behülflich sein werden, die kurze Ueberfahrt zu bewerkstelligen, welche uns noch übrig sein wird, und euch werden wir dann auf ewig das Glück verdanken, dasjenige wieder zu sehen, was uns am theuersten auf der Welt ist.«
So sprach Mentor, der das Wort führte, Telemach schwieg still, und ließ ihn reden. Die Fehltritte, die er auf Kalypso's Insel begangen, hatten ihn weise Zurückhaltung gelehrt. Er traute sich selbst nicht mehr; er fühlte, wie nothwendig es ihm sei, immer Mentors weisem Rathe zu folgen. Konnte er nicht mit ihm sprechen, seine Meinung zu vernehmen, so befragte er wenigstens seine Augen, um seine Gedanken zu errathen.
Der phönizische Befehlshaber heftete seine Blicke auf Telemach. Er glaubte, ihn schon gesehen zu haben, aber er konnte seine dunkeln Erinnerungen nicht zur Deutlichkeit bringen.
»Vergönne,« sprach er zu ihm, »daß ich dich frage, ob du dich nicht erinnern kannst, mich vordem schon gesehen zu haben, wie auch ich mich zu entsinnen glaube, dich vormals schon gesehen zu haben. Dein Gesicht ist mir nicht fremd; es fiel mir sogleich auf, aber ich kann nicht sagen, wo ich dich gesehen habe; dein Gedächtnis wird vielleicht dem meinigen zu Hülfe kommen.«
Mit frohem Erstaunen erwiederte Telemach:
»Es ist mir bei deinem Anblicke eben so zu Muth, wie dir bei dem meinigen. Ich habe dich gesehen, ich kenne dich, aber ich kann mich nicht entsinnen, ob es in Aegypten oder zu Tyrus war.«
Alsdann rief der Phönizier, einem Menschen ähnlich, der des Morgens erwacht, und sich allmählich wieder des Traumes erinnert, der ihm bei seinem Erwachen entschwand, auf einmal aus:
»Du bist Telemach, mit dem Narbal das Bündnis der Freundschaft schloß, als wir aus Aegypten zurückkehrten. Ich bin sein Bruder, von dem er mit dir sonder Zweifel oft wird gesprochen haben. Ich ließ dich nach dem ägyptischen Kriegszuge in seinen Händen zurück. Mir lag ob, über die Meere in das berühmte Bätika, nahe bei den Säulen des Herkules, zu schiffen. Ich sah dich nur im Vorbeigehen; kein Wunder also, daß ich so viel Mühe hatte, dich sogleich wieder zu erkennen.«
»Ich sehe wohl,« sagte Telemach, »daß du Adoam bist. Auch ich sah dich damals nur flüchtig, aber ich habe dich durch die Unterredungen mit Narbal kennen gelernt. Wie entzückt es mich, durch dich Nachrichten von einem Manne zu bekommen, der mir immer theuer bleiben wird! Lebt er noch immer in Tyrus? Erfährt er keine Mißhandlungen von dem argwöhnischen und grausamen Pygmalion?«
Adoam, ihn unterbrechend, erwiederte:
»Wisse Telemach, daß das Glück dich einem Manne anvertraut hat, der die zärtlichste Sorge für dich tragen wird. Ich werde dich nach Ithaka zurückführen, ehe ich nach Epirus segle, und Narbals Bruder wird nicht weniger Freundschaft für dich haben, als Narbal selbst.«
Indem er so sprach, bemerkte er, daß der günstige Wind, den er erwartete, zu wehen anfing. Er ließ die Anker heben, die Segel aufspannen, und das Schiff durch Rudern vorwärts bewegen. Zu gleicher Zeit nahm er Telemach und Mentor auf die Seite, um sich mit ihnen zu unterreden.
»Ich werde jetzt deine Neugier befriedigen,« sagte er, Telemach anblickend, »Pygmalion ist nicht mehr. Die gerechten Götter haben die Erde von ihm befreit. Da er selbst Niemand traute, so konnte auch Niemand Zutrauen zu ihm fassen. Die Tugendhaften begnügten sich im Stillen zu seufzen, und sich seiner Grausamkeit zu entziehen, ohne sich entschließen zu können, ihm irgend ein Leid zuzufügen. Die Lasterhaften hingegen glaubten, ihr Leben auf keine andere Art sichern zu können, als daß sie dem seinigen ein Ende machten. Kein Tyrer war, der sich nicht jeden Tag in Gefahr sah, der Gegenstand seines Mißtrauens zu werden. Seine Leibwache sogar schwebte in noch größerer Gefahr, als alle anderen. Da sein Leben in ihren Händen war, so fürchtete er sie mehr, als alle übrigen. Bei dem leichtesten Verdacht opferte er sie seiner Sicherheit auf; aber gerade die eifrige Sorge für seine Sicherheit beförderte seinen Untergang; denn da jene, welchen sein Leben anvertraut war, wegen seines Mißtrauens in immerwährender Gefahr schwebten, so sahen sie kein anderes Mittel, einem so schrecklichen Zustande zu entgehen, als daß sie durch den Tod des Tyrannen seinem Argwohn zuvorkamen.
Die schändliche Astarbe, von der du so oft reden gehört, war die erste, die das Verderben des Königs beschloß. Sie liebte leidenschaftlich einen jungen, schönen, reichen Tyrier, Joazar genannt. Sie machte sich Hoffnung, ihn auf den Thron zu erheben. Ihr Vorhaben auszuführen, beredete sie den König, daß Phadael, der Aelteste seiner beiden Söhne, aus heftiger Begierde, ihm in der Regierung zu folgen, sich gegen ihn verschworen habe. Sie fand falsche Zeugen auf, die die Verschwörung beweisen sollten. Der unglückliche König ließ seinen unschuldigen Sohn hinrichten. Baleazar, sein zweiter Sohn, wurde nach Samos geschickt, unter dem Schein, die Sitten und Wissenschaften Griechenlands zu lernen, aber in der That, weil Astarbe dem König vorgespiegelt hatte; daß man ihn entfernen müsse, damit er sich mit den Uebelgesinnten in keine Verbindung einlasse. Kaum war er abgereist, als die Führer des Schiffes, die von dem grausamen Weibe bestochen waren, es so einzurichten wußten, daß das Schiff während der Nacht scheiterte. Sie retteten sich durch Schwimmen bis zu einigen ausländischen Fahhrzeugen, welche auf sie warteten, und warfen den Jüngling in das Meer.
Jedermann war von dem Liebesverständniß Astarbens unterrichtet, nur Pygmalion nicht, der wähnte, daß sie nur ihn liebe. So setzte also der sonst so mißtrauische Fürst sein ganzes Vertrauen blindlings in dieses lasterhafte Weib. Die Liebe war es, die ihn so verblendete. Zu gleicher Zeit suchte er aus Habsucht einen Vorwand, Joazarn hinrichten zu lassen, den Astarbe mit solcher Inbrunst liebte. Er war nur darauf bedacht, die Reichthümer dieses jungen Menschen an sich zu reißen.
Aber indeß Pygmalion von Mißtrauen, Liebe und Geiz gequält war, eilte Astarbe, seinem Leben ein Ende zu machen. Sie besorgte, er möchte etwas von ihrem schändlichen Umgang mit dem jungen Menschen entdeckt haben, und dann wußte sie, daß sein Geiz allein hinreichend wäre, den König zu irgend einer grausamen Handlung gegen Joazarn anzutreiben. Sie überzeugte sich, daß kein Augenblick zu verlieren sei, wenn sie ihm zuvorkommen wollte. Sie sah, daß dies vornehmsten Diener des Palastes bereit seien, ihre Hände in das Blut des Königs zu tauchen. Jeden Tag hörte sie von einer neuen Verschwörung sprechen; aber sie scheute sich, sich irgend einem Menschen anzuvertrauen, aus Furcht, von ihm verrathen zu werden. Am Ende hielt sie für das Sicherste, den König zu vergiften.
Gewöhnlich speiste der König ganz allein mit ihr. Er bereitete selbst alle seine Speisen, weil er nur seinen eigenen Händen trauen konnte. Sein Mißtrauen besser zu verbergen, und nicht beobachtet zu werden, wenn er seine Mahlzeiten zurichtete, verschloß er sich in den innersten Winkel seines Palastes. Er war genöthigt, sich alle Vergnügungen der Tafel zu versagen, weil der sich nicht entschließen konnte, von etwas zu kosten, das er sich nicht selbst zuzubereiten wußte. So mußte er also nicht nur auf alle wohlschmeckenden Speisen, welche die Köche bereiten, sondern auch auf den Wein, das Brot, das Salz, das Oel, die Milch und alle andern gewöhnlichen Nahrungsmittel Verzicht thun. Er aß nichts als das Obst, das er selbst in seinen Gärten gebrochen, oder Gemüse, die er gesäet hatte und kochte. Er trank kein anderes Wasser, als dasjenige, was er selbst aus einer Quelle schöpfte, welche an einem verschlossenen Orte seines Palastes sich befand, zu dem er immer den Schlüssel bei sich trug. Ob er gleich ein unbeschränktes Vertrauen in Astarben zu setzen schien, unterließ er doch nicht, sich gegen sie zu verwahren. Immer mußte sie zuerst von allem essen und trinken, was auf den Tisch kam, damit er nicht ohne sie vergiftet werden könnte, und sie keine Hoffnung hätte, länger zu leben als er. Aber sie verschluckte ein Gegengift, das ihr eine Alte, von der sie an Bosheit übertroffen wurde, die Vertraute ihrer Liebe, verschafft hatte, und nun fürchtete sie nicht mehr, sich des Gifts gegen den König zu bedienen. Also erreichte sie ihren Zweck.
In eben dem Augenblick, da sie ihre Mahlzeit beginnen wollten, machte die Alte, von der ich sprach, ein Geräusch an einer Thür. Der König, stets fürchtend, daß man ihn ermorden wollte, geräth in Unruhe und läuft an diese Thür, um zu sehen, ob sie wohl auch verschlossen sei. Die Alte macht sich davon. Der König bestürzt, weiß nicht, was er von demjenigen denken soll, was er gehört hat, aber er getraut sich nicht, die Thüre zu öffnen, um auf den Grund der Sache zu kommen. Astarbe beruhigt ihn, schmeichelte ihm, nöthigte ihn zu essen. Schon hatte sie das Gift in seine goldene Schale geworfen; sie hatte den Augenblick ergriffen, da er zur Thüre gegangen war. Pygmalion ließ sie, seiner Gewohnheit nach, zuerst trinken. Sie trank ohne Furcht, weil sie dem Gegengift traute. Er trank auch, und kurze Zeit darauf sank er in Ohnmacht hin.
Astarbe, die wohl wußte, daß er fähig sei, sie auf den geringsten Argwohn zu ermorden, fing an, ihre Kleider zu zerreißen, sich die Haare auszuraufen, und ein klägliches Geschrei zu erheben. Sie schloß den sterbenden König in ihre Arme, sie drückte ihn fest an sich, ihre Thränen flossen auf ihn herab; denn die Thränen kosteten diesem heuchlerischen Weibe nichts. Endlich als sie sah, daß die Kraft des Königs erschöpft war, und daß er mit dem Tode rang, ging sie, aus Furcht, er möchte sich wieder erholen, und sie mit in sein Verderben reißen, von den zärtlichsten Beweisen der Liebe zu der schrecklichsten Wuth über. Sie warf sich an ihn und erstickte ihn. Alsdann riß sie den königlichen Ring von seinem Finger, beraubte ihn der königlichen Binde, ließ Joazarn in den Palast kommen, und übergab ihm beides. Sie wähnte, daß Alle, welche ihr ergeben waren, bereit sein würden, ihre Leidenschaft zu begünstigen, und daß man ihren Geliebten zum König ausrufen würde. Aber diejenigen, welche sich am eifrigsten bestrebt hatten, ihre Gunst zu erlangen, waren niederträchtige und feile Seelen, unfähig einer aufrichtigen Zuneigung; auch mangelte es ihnen an Muth, und sie fürchteten die Feinde, welche sich Astarbe zugezogen hatte; aber noch mehr fürchteten sie den Uebermuth, die Verstellung und die Grausamkeit dieses ruchlosen Weibes. Jeder wünschte seiner eigenen Sicherheit wegen, daß sie zu Grunde gehen möchte.
Indessen füllte wilder Lärm die ganze Burg. Von allen Seiten erscholl's: ›Der König ist todt!‹ Einige standen bestürzt, andere liefen zu den Waffen. Alle schienen die Folgen dieses Ereignisses zu fürchten, aber zugleich entzückt über die Nachricht-zu sein. Sie flog von Mund zu Mund; das Gerücht verbreitete sich schnell durch die ganze Stadt Tyrus. Nicht ein einziger Mensch fand sich, der den König beklagte; sein Tod ist Befreiung, ist Trost für das ganze Volk.
Narbal, tief erschüttert von einem so fürchterlichen Schlag, beweinte als ein rechtschaffener Mann das Unglück Pygmalions, der durch sein Vertrauen auf die lasterhafte Astarbe an sich selbst zum Verräther geworden war, und lieber ein grausames Ungeheuer, als wie es seine Pflicht erforderte, der Vater seines Volkes hatte sein wollen. Das Wohl des Staats lag Narbaln allein am Herzen, und er eilte alle Rechtschaffenen zu vereinigen, um sich Astarben entgegenzusetzen, deren Oberherrschaft noch weit drückender gewesen sein würde, als die Regierung, die man jetzt zu Ende gehen sah.
Narbal wußte, daß Baleazar nicht ertrunken war, als man ihn in das Meer geworfen hatte. Diejenigen, welche Astarben die Nachricht von seinem Tode überbrachten, hatten es geglaubt; aber er hatte sich, von der Nacht begünstigt, durch Schwimmen gerettet, und kretische Kaufleute, von Mitleid gerührt, hatten ihn in ihre Barke aufgenommen. Er hatte es nicht gewagt, in das Königreich seines Vaters zurückzukehren, weil er argwohnte, daß man ihn habe umbringen wollen, und weil er das blutdürstige Mißtrauen des Königs ebensosehr fürchtete, als die Nachstellungen Astarbens. Lange irrte er verkleidet an den Ufern des Meeres in Syrien umher, wo ihn die kretischen Kaufleute ausgesetzt hatten. Er war sogar genöthigt, eine Heerde zu hüten, um seinen Unterhalt zu gewinnen; Endlich fand er Gelegenheit, Narbaln die Lage wissen zu lassen, in der er sich befand. Er trug kein Bedenken, sein Geheimniß und sein Leben einem Manne von so bewährter Tugend anzuvertrauen. Wie sehr auch Narbal von dem Vater beleidigt worden war, so liebte er doch den Sohn, und unterließ nicht, zu seinem Vortheile thätig zu sein. Aber er ließ sich sein Wohl nur angelegen sein, um ihn zu verhindern, je etwas gegen die seinem Vater schuldigen Pflichten zu unternehmen, und er vermochte ihn, sein widriges Verhängnis mit Gelassenheit zu ertragen.
Baleazar hatte Narbaln geschrieben:
›Wenn du glaubst, daß ich zu dir kommen könne, so sende mir einen goldenen Ring, und ich werde daraus ersehen, daß es Zeit sei, sich bei dir einzufinden.‹
Narbal hielt es, so lange Pygmalion am Leben war, nicht für räthlich, Baleazar kommen zu lassen. Er würde das Leben des Königssohnes und sein eigenes in Gefahr gesetzt haben, so schwer war es, den strengen Nachforschungen des Vaters zu entgehe. Aber sobald dieser unglückliche: König ein seiner Verbrechen würdiges Ende genommen hatte, zögerte Narbal nicht länger, Baleazarn den goldenen Ring zuzusenden. Dieser reiste sogleich ab. Er langte vor den Thoren von Tyrus an, gerade als die Stadt in wilder Bewegung war, weil man nicht wußte, wer dem Pygmalion in der Regierung folgen sollte. Er wurde ohne Mühe von den vornehmsten Tyrern und dem ganzen Volke für den erkannt, der er war. Man liebte ihn freilich nicht seines abgeschiedenen Vaters wegen, denn dieser war allgemein gehaßt, sondern wegen seiner Sanftmuth und Mäßigung. Auch gaben seine langen Leiden allen seinen guten Eigenschaften einen gewissen Glanz, der sie erhöhte, und die Herzen der Tyrer zu sanften Empfindungen gegen ihn stimmte.
Narbal versammelte die Häupter des Volks, die Alten, aus welchen der Rath bestand und die Priester der großen phönizischen Göttin. Sie begrüßten Baleazarn als ihren König, und ließen ihn durch Herolde ausrufen. Das Volk gab seinen Beifall durch ein tausendfaches Freudengeschrei. Astarbe hörte diese Stimmen im Innersten ihres Palastes, wo sie sich mit ihrem verächtlichen und schändlichen Joazar eingeschlossen hatte. Alle jene Verworfenen, deren sie sich bedient hatte, als Pygmalion noch lebte, hatten sie verlassen; denn die Lasterhaften fürchten die Menschen, die ihnen ähnlich sind, sie trauen ihnen nicht, und sehen ihre Erhebung mit scheelen Augen an. Verdorbene Menschen wissen wohl, wie sehr Leute ihres Gelichters ein hohes Ansehen mißbrauchen, und wie gewaltthätig sie verfahren würden; sie bequemen sich noch eher, rechtschaffene Männer über sich zu sehen, weil sie wenigstens Mäßigung und Nachsicht von ihnen zu erwarten haben. Astarbe sah Niemand mehr um sich, als einige Mitschuldige ihrer gröbsten Verbrechen, die nichts anderes als die Todesstrafe zu gewarten hatten.
Man drang mit Gewalt in den Palast ein. Diese Bösewichter leisteten nicht lange Widerstand; sie waren bloß auf ihre Flucht bedacht. Astarbe, als Sclave verkleidet, suchte unter dem Gedränge zu entkommen, aber ein Kriegsknecht erkannte sie. Sie wurde ergriffen, und man hatte alle Mühe zu verhindern, daß sie nicht von dem wüthenden Volk in Stücke zerrissen wurde. Schon hatte man angefangen, sie durch den Koth zu schleppen, aber Narbal rettete sie aus den Händen des Pöbels. Sie verlangte mit Baleazarn zu sprechen. Sie hoffte ihn durch ihre Reize und die Erwartungen, die sie bei ihm zu erregen gedachte, wichtige Geheimnisse von ihr zu erfahren, zu blenden.
Baleazar konnte nicht umhin, sie anzuhören. Anfangs entfaltete sie solche Reize, solche Anmuth und Sittsamkeit, die fähig waren, das erbittertste Gemüth zu besänftigen. Sie liebkoste Baleazarn mit den feinsten und einschmeichelndsten Lobeserhebungen. Sie stellte ihm vor; wie sehr Pygmalion sie geliebt habe; sie beschwor ihn bei der Asche seines Vaters, Mitleiden mit ihr zu haben. Sie rief die Götter an, nicht anders, als ob sie aufrichtige Ehrfurcht für sie hegte; sie zerfloß in Thränen; sie warf sich dem Könige zu Füßen. Dann vergaß sie nichts, ihm seine treuesten Diener verdächtig und verhaßt zu machen. Sie klagte Narbaln an, daß er sich in eine Verschwörung gegen Pygmalion eingelassen und versucht habe, das Volk zu verführen, um sich zum Nachtheile Baleazars auf den Thron zu schwingen. Sie fügte hinzu, daß er diesen jungen Fürsten habe vergiften wollen. Sie brachte ähnliche Verläumdungen gegen alle andere Tyrer auf, welche die Tugend liebten. Sie hoffte, bei Baleazarn ein eben so mißtrauisches und argwöhnisches Herz zu finden, als bei dem Könige, seinem Vater.
Baleazar ertrug nicht länger die schwarze Bosheit dieses Weibes. Er unterbrach sie und rief die Wache. Man brachte sie in einen Kerker-, und die weisesten Alten erhielten den Auftrag, alle ihre Handlungen zu untersuchen.
Mit Entsetzen entdeckte man, daß sie Pygmalion vergiftet und erdrosselt habe. Ihr ganzes Leben erschien als eine ununterbrochene Kette von abscheulichen Verbrechen. Man war im Begriff, sie zu der Strafe zu verurtheilen, womit in Phönizien die gröbsten Vergehen bestraft werden, nämlich bei einem gelinden Feuer verbrannt zu werden. Aber als sie sah, daß ihr keine Hoffnung mehr übrig blieb, so verwandelte sie sich in eine der Hölle entlaufene Furie. Sie verschluckte Gift, das sie immer bei sich trug, um sich selbst zu tödten, wenn sie in den Fall kommen sollte, lange Qualen erdulden zu müssen. Ihre Wächter bemerkten, daß sie an heftigen Schmerzen litt. Sie wollten ihr beispringen, aber sie antwortete ihnen nicht und gab durch Zeichen zu verstehen, daß sie keine Hülfe verlange. Man erinnerte sie an die gerechten Götter, die sie beleidigt habe. Statt die Beschämung und die Reue zu bezeigen, die ihre Gräuelthaten verdienten, blickte sie den Himmel mit Verachtung und Trotz an, als ob sie den Göttern noch Hohn sprechen wollte.
Wuth und Ruchlosigkeit waren auf ihrem sterbenden Gesichte abgebildet. Von jener Schönheit, die so viele Menschen unglücklich gemacht hatte, war keine Spur mehr vorhanden. Alle ihre Reize waren verschwunden. Ihre erloschenen Augen rollten noch in ihrem Kopf, und blickten wild um sich her. Krampfhaft bewegt bebten ihre Lippen; weit aufgerissen stand der Mund. Scheußliche Verzerrungen entstellten ihr eingeschrumpftes Gesicht; bleifarbige Blässe und Todeskälte war über ihren ganzen Körper ausgegossen. Bisweilen schien es, als wollte sie sich wieder erholen, aber dann war es nur, um in ein heulendes Geschrei auszubrechen. Endlich hauchte sie den Geist aus, und ließ alle, welche sie sahen, mit Abscheu und Entsetzen erfüllt zurück. Ihre ruchlose Seele stieg ohne Zweifel in jene traurigen Orte hinab, wo die grausamen Danaiden ohne Ende Wasser in durchlöcherte Gefäße schöpfen, wo Ixion auf immer sein Rad dreht, wo Tantalus, von brennendem Durst gepeinigt, vergebens das Wasser zu erhaschen strebt, das seinen Lippen entflieht, wo Sisyphus mit fruchtlosem Bemühen einen Felsen bergan wälzt, der immer wieder zurückrollt, und wo Tytius in seinen immer wiederwachsenden Eingeweiden ewig den Geier fühlen wird, der sie zernagt.
Baleazar, von diesem Ungeheuer befreit, brachte den Göttern unzählbare Dankopfer. Sein Betragen beim Antritte seiner Regierung ist dem Betragen Pygmalions ganz entgegengesetzt. Er läßt es sich angelegen sein, den Handel wieder emporzubringen, der mit jedem Tage mehr in Verfall kam. Er folgt dem Rathe Narbals in wichtigen Dingen, ohne deswegen von ihm regiert zu werden; denn er will überall mit eigenen Augen sehen. Er hört die verschiedenen Vorschläge, die man ihm thut, und entscheidet sich dann für das, was ihm am besten zu sein däucht; das Volk liebt ihn. Im Besitz der Herzen seiner Untergebenen ist er reicher, als sein Vater durch alle Schätze, die sein hartherziger Geiz zusammenscharrte: denn es ist keine Familie, die ihm nicht willig ihr ganzes Vermögen gäbe, wenn er in dringender Noth sein sollte. Was er ihnen läßt, ist also mehr sein Eigenthum, als wenn er es ihnen entrisse. Er hat nicht nöthig, zur Sicherheit seines Lebens Anstalten zu treffen; die sicherste aller Wachen, die Liebe des Volks, umgibt ihn. Es ist keiner seiner Unterthanen, dem es nicht bange wäre, ihn zu verlieren, und der nicht sein eigenes Leben wagte, um einem so guten Fürsten das seinige zu erhalten. Er ist glücklich und sein ganzes Volk mit ihm. Er fürchtet immer, sein Volk zu sehr mit Auflagen zu beschweren, und sein Volk besorgt, ihm einen zu geringen Theil von seinem Vermögen zu geben. Er läßt sie im Besitz des Ueberflusses, und dieser Ueberfluß macht sie weder unlenksam noch übermüthig; denn sie sind arbeitsam, emsig in Betreibung des Handels und standhaft in genauer Beobachtung ihrer alten Gesetze. Phönizien hat wieder den Gipfel seiner Größe und seines Ruhms erreicht, und seinem jungen Könige hat es einen so großen Wohlstand zu danken.
Narbal regiert unter ihm. O Telemach, wenn er dich jetzt sehen könnte, mit welchem Vergnügen würde er dich mit Wohlthaten überhäufen! wie entzückt würde er sein, dich auf eine glänzende Art in dein Vaterland zu senden! und wie beglückt bin ich, daß es mir vorbehalten ist, das zu thun, was er so gerne selbst thun würde, um Ulysses Sohn in Ithaka auf den Thron zu setzen, damit er dort mit eben der Weisheit regiere, als Baleazar zu Tyrus regiert.«
Als Adoam ausgeredet hatte, schloß ihn Telemach, entzückt über die Geschichte, die dieser Phönizier erzählt hatte, und noch mehr über die Beweise von Freundschaft, die ihm dieser Mann in seinem Unglück gab, zärtlich in seine Arme. Hierauf fragte Adoam, welcher Zufall ihn auf die Insel der Kalypso geführt habe? Telemach erzählte ihm nun auch seine Begebenheiten, seine Abreise von Tyrus, seine Ueberfahrt nach der Insel Cypern, wie er Mentor wieder gefunden habe, ihre Reise nach Kreta, die öffentlichen Spiele, welche bei der Wahl eines neuen Königs nach Idomeneus Flucht daselbst angestellt worden, den Zorn der Venus, wie sie Schiffbruch gelitten, und wie freundlich sie von Kalypso aufgenommen worden, die Eifersucht der Göttin über eine ihrer Nymphen, und wie Mentor ihn in das Meer gestürzt, als er das phönizische Schilf gewahr worden.
Nach diesen Gesprächen ließ Adoam ein herrliches Mahl bereiten. Er bot alles auf, was das Herz erfreuen konnte, um sein Vergnügen zu bezeigen. Junge, weißgekleidete, mit Blumen bekränzte Phönizier dienten bei der Tafel, die lieblichsten Wohlgerüche des Orients stiegen während der Mahlzeit empor. Auf allen Ruderbänken saßen Flötenspieler. Achitoas unterbrach sie von Zeit zu Zeit durch die lieblichen Töne seiner Stimme und seiner Leier, würdig an der Tafel der Götter gehört zu werden, und die Ohren Apolls selbst zu entzücken. Die Tritonen, die Nereiden, alle Gottheiten, die dem Neptun gehorchen, die Ungeheuer des Meeres selbst verließen ihre tiefen, feuchten Grotten, und versammelten sich ins Schaaren um das Schiff, bezaubert durch diese melodischen Töne. Junge Phönizier von seltener Schönheit, in schneeweiße Leinwand gekleidet, tanzten lange die Tänze ihres Landes, dann die ägyptischen und zuletzt die griechischen Tänze. Von Zeit zu Zeit erschallten Trompeten, von denen das Meer bis zu den entferntesten Bergen wiederklang. Das Schweigen der Nacht, die Ruhe des Meeres, das Mondlicht, das über die Oberfläche des Wassers hinzitterte, das dunkle Blau des Himmels, mit leuchtenden Sternen besäet, erhöhte und verschönerte dieses Schauspiel.
Telemach, von Natur lebhaft und gefühlvoll, kostete alle diese Annehmlichkeiten, aber er wagte es nicht, sich dem Zuge seines Herzens ganz zu überlassen. Seitdem er mit so vieler Beschämung in Kalypso's Insel erfahren hatte, wie leicht entzündbar die Jugend ist, traute er selbst den unschuldigsten Freuden nicht mehr. Er blickte Mentorn an; er suchte in seinen Mienen und in seinen Augen zu lesen, was er von allen diesen Ergötzlichkeiten denken sollte.
Mentor fühlte ein geheimes Vergnügen, ihn in dieser Verlegenheit zu sehen, aber er ließ es nicht merken. Endlich, von seiner Zurückhaltung gerührt, sagte er lächelnd zu ihm:
»Ich sehe wohl, was du fürchtest, und diese Furcht macht dir Ehre; aber treibe sie nicht.zu weit, mein Sohn! Niemand kann es mehr wünschen als ich, daß du die Annehmlichkeiten des Lebens schmecken mögest, aber ich wünschte, daß du nur solche Freuden genössest, die deine Seele ruhig lassen, und deinen Geist nicht erschlaffen; Freuden, die dich nach der Arbeit erquicken, und deren Genuß dir die Herrschaft über dich selbst nicht rauben, solche nicht, die dich gewaltsam mit sich fortreißen; reine, bescheidene Freuden, die dich deiner Menschenwürde nie vergessen machen. Jetzt ist es dir wohl vergönnt, von deinen Mühseligkeiten auszuruhen. Schmecke, Adoam zu gefallen, die Vergnügungen, die er dir anbietet. Oeffne dein Herz der Freude, mein Telemach; die Weisheit ist keine finstere, verstellte Freudenhasserin; sie lehrt uns die ächten Vergnügungen kennen; sie allein weiß sie zu würzen, sie schmackhaft und dauerhaft zu machen; sie gattet Spiel und Scherz mit wichtigen ernsten Beschäftigungen; sie bereitet das Vergnügen durch die Arbeit vor, und sie erholt sich von der Arbeit durch den Genuß desselben. Die Weisheit schämt sich nicht, mit lächelndem Gesichte zu erscheinen, wenn Zeit und Umstände es gestatten.«
So sprach Mentor, und nun ergriff er eine Leier. Er spielte sie mit so vieler Kunst, daß Achitoas, eifersüchtig und verdrießlich, die seinige aus der Hand fallen ließ; seine Augen begannen zu glühen, sein Gesicht trübte sich und erblaßte. Allen Umstehenden würde sein Unmuth und seine Scham sichtbar geworden sein, wenn Mentors Leier nicht ihre Seelen in Entzücken dahin gerissen hätte. Kaum getraute man sich zu athmen, aus Furcht, die Stille zu unterbrechen, und etwas von diesem göttlichen Gesange zu verlieren, und alles fürchtete; daß er zu bald aufhören möchte. Mentors Stimme hatte nicht jene weibische Weichlichkeit, sie war stark und biegsam und wußte auch die unbedeutendsten Dinge zu beleben.
Erst stimmte er den Lobgesang Jupiters, des Vaters und Königs der Götter und Menschen an, Jupiters, der, wenn er sein Haupt bewegt das Weltgebäude erschüttert. Alsdann besang er Minerven, wie sie dem Haupte dieses Gottes entspringt, oder die Weisheit, die dieser Gott in sich selbst erzeugt, und die von ihm ausgeht, die Menschen zu unterrichten, die für sie empfänglich sind. Mentor sang diese Wahrheiten mit so rührender Stimme und mit solcher Begeisterung, daß die ganze Versammlung in den höchsten Olymp, in Jupiters Gegenwart versetzt zu sein glaubte, dessen Blicke durchdringender sind, als seine Blitze. Das traurige Schicksal des Narcissus wurde auch von ihm besungen, wie der thörichte Jüngling sich in seine eigene Schönheit verliebte, die er stets am Rande einer Quelle betrachtete, wie der Grund ihn verzehrte, und wie er in die Blume verwandelt wurde, die seinen Namen trägt. Zuletzt sang er auch das klägliche Ende des Adonis, den ein wildes Schwein zerriß, und den Venus, die ihn zärtlich liebte, und umsonst für ihn wehmüthig zum Himmel flehte, nicht wieder zum Leben erwecken konnte.
Thränen entfielen allen denen, die diesen Gesang hörten, und jeder fühlte sich glücklich bei diesen Thränen. Als Mentor geendigt hatte, sahen sich die Phönizier verwundert unter einander an.
»Ist das nicht Orpheus?« sagte der eine; »so zähmte dieser mit seiner Leier die wilden Thiere, und zog Bäume und Felsen hinter sich her; so besänftigte er den Cerberus; so hemmte er die Qualen Ixions und der Danaiden, und so rührte er den unerbittlichen Pluto, die schöne Euridice aus der Unterwelt zu entlassen.«
»Nein, es ist Linus, der Sohn des Apoll,« rief ein anderer.
»Unmöglich,« sprach ein dritter; »es ist Apoll selbst.«
Telemach war nicht weniger erstaunt, als die andern; denn er wußte nicht, daß Mentor den Gesang und das Spiel der Leier in so hoher Vollkommenheit verstand.
Achitoas hatte Zeit gewonnen, seine Eifersucht zu verbergen; er begann Mentorn zu loben, aber er erröthete, als er es that, und vermochte nicht, seine Worte zu endigen. Mentor sah seine Verwirrung; er nahm das Wort, ihn zu unterbrechen, und ertheilte ihm alles das Lob, das er verdiente, um ihn zu beruhigen. Achitoas fand keinen Trost in dieser Beruhigung; er fühlte, daß Mentor ihn durch seine Bescheidenheit noch weit mehr übertraf, als durch die Annehmlichkeit seiner Stimme.
Telemach sprach zu Adoam:
»Ich erinnere mich, daß du mir von einer Reise sagtest, die du nach Bätika machtest, als wir aus Aegypten abgereist waren. Bätika ist ein Land, von dem man so viele Wunder erzählt, daß man Mühe hat, sie zu glauben. Möchtest du mich wohl belehren, ob das alles wahr ist, was man von diesem Lande sagt?«
»Mit Vergnügen,« erwiederte Adoam, »werde ich dir ein Gemälde von diesem berühmten Lande machen, das würdig ist, von dir gekannt zu sein, und alles übertrifft, was der Ruf von ihm verbreitet hat.«
Er begann also:
»Der Fluß Bätis durchströmt ein fruchtbares Land, das unter einem milden, stets heitern Himmel liegt. Das Land hat seinen Namen von diesem Flusse erhalten. Er stürzt in das Weltmeer nahe bei den Säulen des Herkules, dort, wo einst das tobende Meer seine Dämme durchbrach, und das Land Tharsis von dem großen Afrika losriß. Noch scheint die Anmuth des goldenen Zeitalters in diesem Lande zu herrschen. Die Winter sind gelinde. Nie bläst der strenge Nord daselbst. Erfrischende Weste mäßigen die Sonnenhitze, und kühlen die glühende Mittagsluft. Der Frühling und der Herbst scheinen sich die Hände zu reichen, und den süßen Bund der Liebe das ganze Jahr hindurch zu feiern. Die Thäler und die Ebenen bringen jegliches Jahr eine zweifache Erndte hervor. Die Wege sind mit Lorbeerbäumen, Granatbäumen, Jasmin und andern immer grünen und immer blühenden Bäumen besetzt. Die Berge sind mit Heerden bedeckt, welche jene feine Wolle geben, die von allen bekannten Nationen so sehr geschätzt wird. Auch viele Gold- und Silberminen besitzt dieses schöne Land; aber die einfältigen und in ihrer Einfalt glücklichen Einwohner schätzen Gold und Silber nicht so hoch, um es unter ihre Reichthümer zu zählen; nur das hat bei ihnen einen Werth, was zu den wahren Bedürfnissen des Lebens gehört.
Als wir mit diesem Volke zu handeln anfingen, bedienten sie sich des Geldes und des Silbers wie andere Menschen des Eisens; sie verfertigten ihre Pflugschaaren davon. Da sie nicht mit Fremden handeln, so bedürfen sie auch der Münze nicht. Sie sind beinahe alle Hirten oder Ackerleute. Man sieht in diesem Lande wenig Künstler. Sie dulden nur jene Künste, die zu Erhaltung des Lebens nothwendig sind, denn wiewohl sich die meisten Einwohner dieses Landes mit dem Ackerbau und der Viehzucht beschäftigen, so versäumen sie doch die Gewerbe nicht, die zu ihrem einfachen und mäßigen Leben erforderlich sind.
Die Weiber spinnen jene schöne Wolle, deren ich schon erwähnte, und bereiten daraus feine Zeuge von ausnehmender Weiße. Sie backen, das Brot und bereiten die Speisen, und diese Zubereitung macht ihnen keine Mühe, denn in diesem Lande genießt man nur Obst oder Milch und selten Fleisch. Aus den Fellen ihrer Schafe bereiten sie für sich, ihre Gatten und Kinder leichte Schuhe und Strümpfe. Sie verfertigen Zelte, wovon einige von gewichstem Leder, andere von Baumrinde sind. Sie verfertigen und waschen die Kleider der Familie. Ihre Geräthschaften halten sie sehr reinlich. Die Verfertigung ihrer Kleider erfordert wenig Mühe, denn unter diesem milden Himmelsstrich trägt man nur ein Stück feinen leichten Zeuges, welches nicht zugeschnitten ist, und das jeder in langen Falten, seine Blöße zu decken, um den Leib schlägt, und ihm die Form gibt, die ihm gefällt.
Der Männer Beschäftigung ist allein der Feldbau, die Viehzucht, die Bearbeitung des Holzes und des Eisens. Nur selten bedienen sie sich des letztern, und nur zu den zum Feldbau nöthigen Werkzeugen. Alle Künste, die zum Hausbau gehören, sind ihnen unnütz, denn sie bauen keine Häuser. Es beweist eine zu große Anhänglichkeit an die Erde, sagen sie, wenn man sich auf derselben Wohnungen erbaut, die von weit längerer Dauer sind, als unser Leben. Es ist schon genug, wenn man nur gegen das Ungemach der Witterung geschützt ist. Alle andern Künste, welche bei den Griechen, Aegyptern und andern gesitteten Völkern geschätzt sind, werden von ihnen als Erfindungen der Eitelkeit und der Ueppigkeit mit Verachtung angesehen.
Spricht man ihnen von Völkern, welche die Geschicklichkeit besitzen, prächtige Gebäude aufzuführen, goldene und silberne Hausgeräthe, mit Stickereien und edlen Steinen gezierte Stoffe und Werkzeuge zu verfertigen, deren Wohlklang das Ohr ergötzt, und die köstliche Rauchwerke und ausgesuchte Speisen zu bereiten wissen, so antworten sie:
›Wie unglücklich sind doch diese Menschen, daß sie so viele Mühe und Fleiß anwenden, sich selbst zu verderben! Dieser Ueberfluß verzärtelt, berauscht und quält nur diejenigen, welche ihn besitzen. Er reizt die Begierde derer, welche dieser Gemächlichkeiten entbehren, sich dieselben durch Ungerechtigkeiten und Gewaltthaten zu verschaffen. Wie ist es möglich, den Ueberfluß ein Gut zu nennen, wenn er die Menschen nur schlimmer macht? Sind diese Menschen gesünder und stärker als wir? Leben sie länger? Herrscht mehr Eintracht unter ihnen? Führen sie ein freieres, ruhigeres und zufriedeneres Leben? Im Gegentheil; sie müssen eifersüchtig auf einander sein; der schändliche, der verderbliche Neid muß an ihren Herzen nagen, und stets von Ehrsucht, Furcht und Geiz umhergetrieben, müssen sie reiner und einfacher Vergnügungen unfähig sein, als Sclaven so vieler eingebildeten Bedürfnisse, von denen sie ihre ganze Glückseligkeit abhängen lassen.‹
Dies ist die Sprache,« fuhr Adoam fort, »die diese verständigen Menschen führen, die ihre ganze Weisheit bloß den Vorschriften der einfältigen Natur zu danken haben. Unsere Höflichkeit ist ihnen ein Greuel, und man kann nicht läugnen, daß sie, bei all ihrer liebenswürdigen Einfalt, diese Eigenschaft in einem hohen Grade besitzen. Sie leben alle in Gesellschaft, ohne die Ländereien zu vertheilen. Jegliche Familie wird von ihrem Oberhaupte regiert, welches ihr eigentlicher König ist. Jedem Hausvater kommt das Recht zu, seine Kinder oder Enkel zu strafen, wenn sie gefehlt haben. Aber ehe die Strafe aufgelegt wird, geht er erst mit der übrigen Familie zu Rathe. Doch finden diese Strafen fast nie Statt, denn Unschuld der Sitten, Treue, Gehorsam und Abscheu vor dem Laster sind in diesem glücklichen Lande einheimisch. Es scheint, als ob Asträa, von der man sagt, daß sie in den Himmel zurückgekehrt sei, noch hienieden unter diesen Menschen verborgen lebe. Sie bedürfen keiner Richter; ihr eigenes Gewissen richtet sie. Alle Güter sind gemeinschaftlich, denn die Baumfrüchte, die Kräuter, welche die Erde hervorbringt, die Milch der Heerden, sind in solchem Ueberflusse vorhanden, daß so mäßige und genügsame Menschen nicht nöthig haben, sie unter einander zu vertheilen. Die Menschen wandern in diesem schönen Lande überall umher, und jede Familie zieht mit ihren Zelten weiter, wenn die Früchte des Orts, wo sie sich niedergelassen haben, aufgezehrt, und die Weiden erschöpft sind. So sind sie also nie genöthigt, Vortheile gegen einander zu verfechten, und nichts vermag die brüderliche Eintracht zu stören, die unter ihnen herrscht. Um unnütze Reichthümer und trügliche Vergnügungen unbekümmert, leben sie in ungestörter Ruhe, Einigkeit und Freiheit.
Sie sind alle frei, alle unter sich gleich. Man erkennt hier keinen andern Vorzug, als den, welcher der Erfahrenheit des Alters, oder den seltenen Einsichten jener jungen Leute ertheilt wird, die den in der Tugend grau gewordenen Alten gleichkommen. Die grausame und verheerende Stimme des Trugs, der Gewaltthaten, des Meineids, der Rechtshändel und des Kriegs erschallt nimmer in diesem von den Göttern begünstigten Lande. Nie hat Menschenblut diesen Boden geröthet, kaum sieht man daselbst Lämmer bluten. Mit Erstaunen hört dieses Volk von blutigen Schlachten reden, von schnellen Eroberungen und Staatsumwälzungen, welche bei andern Völkern sich ereignen.
›Ereilt der Tod die Menschen nicht schnell genug?‹ sagen sie; ›müssen sie seinen Lauf noch beflügeln, und sich selbst unter einander zerstören? Das Leben ist so kurz, und es scheint, daß es ihnen noch zu lange daure. Sind sie nur darum auf der Erde, sich selbst unter einander zu zerreißen und sich gegenseitig elend zu machen?‹
In Bätika begreift man nicht, wie es möglich sei, einen Eroberer, einen Bezwinger großer Staaten so hoch zu bewundern.
›Thöricht genug,‹ sagen sie, ›seine Glückseligkeit in die Beherrschung anderer Menschen zu setzen, ein Geschäft, welches so mühvoll ist, wenn man es mit Vernunft und Gerechtigkeit betreiben will; aber wie kann man ein Vergnügen daran finden, Menschen wider ihren Willen zu beherrschen? Alles, was ein weiser Mann thun kann, ist, daß er die Regierung eines williggehorchenden Volkes übernehme, über das ihn die Götter gesetzt haben, oder eines solchen, das ihn bittet, sein Vater, sein Hirte zu sein. Aber Menschen gegen ihren Willen zu beherrschen, heißt sich in hohem Grade elend machen, nur damit man den nichtigen Ruhm habe, der Herr von Sclaven zu sein. Ein Eroberer ist ein Mensch, welchen die dem menschlichen Geschlechte zürnenden Götter in ihrem Unwillen auf die Erde gesendet haben, Reiche zu verheeren, allenthalben Schrecken, Elend und Verzweiflung zu verbreiten, und freie Menschen zu Sklaven zu machen. Findet ein Mensch, der nach Ehre strebt, nicht hinreichende Befriedigung seines Triebes in der weisen Leitung derer, welche die Götter seinen Händen anvertraut haben? Glaubt er nur dann ruhmwürdig zu sein, wenn er gewaltthätig, ungerecht, stolz ist, gegen seine Nachbarn wüthet, ihr Eigenthum mit Unrecht an sich reißt? Nie sollte man auf Krieg sinnen, als wenn es um die Vertheidigung seiner Freiheit zu thun ist. Glücklich ist, wer, ohne der Sclave eines andern zu sein, den thörichten Ehrgeiz nicht fühlt, den andern zu dem seinigen zu machen. Diese großen Eroberer, von denen man uns eine so glänzende Schilderung macht, gleichen jenen über ihre Ufer getretenen Flüssen, welche majestätisch einher zu strömen scheinen, aber die fruchtbaren Fluren verheeren, die sie nur bewässern sollten.‹«
Als Adoam mit dieser Schilderung von Bätika zu Ende war, that Telemach,der ihm mit Vergnügen zugehört hatte, verschiedene neugierige Fragen an ihn.
»Trinken diese Völker auch Wein?« fragte er.
»Nein,« erwiederte Adoam, »sie konnten sich nie entschließen, dieses Getränk zu bereiten. Nicht, als ob es ihnen an Trauben mangelte; kein Land bringt sie so schmackhaft hervor, als Bätika; aber sie begnügen sich, die Trauben zu essen, wie die andern Früchte, und fürchten den Wein als einen Zerstörer der Menschen. Er ist eine Art Gift, sagen sie, das rasend macht. Er tödtet den Menschen nicht, aber er macht ihn zum Thier. Auch ohne Wein können die Menschen ihre Gesundheit und ihre Kräfte erhalten. Sie laufen Gefahr, durch den Genuß desselben ihre Gesundheit zu zerstören und zügellos zu werden.«
»Auch wünschte ich zu wissen,« fuhr Telemach fort, »an welche Gesetze die Ehen bei diesem Volke gebunden sind.«
»Jeglicher Mann,« versetzte Adoam, »darf nur eine Frau haben, und er muß sie behalten, so lange sie lebt. Die Ehre der Männer hängt in diesem Lande eben so sehr von ihrer Treue gegen ihre Weiber ab, als anderwärts die Ehre der Frauen von ihrer Treue gegen ihre Ehemänner. Kein Volk war je so züchtig, so wachsam über die Reinheit der Sitten. Die Weiber sind schön und einnehmend, aber einfach, sittsam und fleißig. Die Ehen sind friedlich, fruchtbar und unbefleckt. Der Mann und die Frau scheinen die gemeinschaftliche Seele zweier verschiedenen Körper zu sein. Sie theilen die häuslichen Sorgen. Der Mann besorgt die Geschäfte außer dem Hause; die Frau beschränkt sich auf ihr Hauswesen. Sie erleichtert ihren Gatten; sie scheint nur zu leben, um ihm zu gefallen. Sie bemüht sich, sein Vertrauen zu gewinnen, und ihre Schönheit rührt ihn weniger, als ihre Tugend. Das, was sie in ihrer Verbindung vorzüglich beseligt, dauert so lange, als ihr Leben. Die Nüchternheit, die Mäßigkeit und die reinen Sitten dieses Volkes geben ihm ein langes, von Krankheiten freies Leben. Man sieht hier Greise von hundert und hundert und zwanzig Jahren, welche noch Munterkeit und Kraft besitzen.«
»Auch dies möchte ich wissen,« fuhr Telemach fort, »wie sie es beginnen, den Krieg mit andern benachbarten Völkern zu vermeiden.«
»Die Natur,« sagte Adoam, »hat sie von der einen Seite durch das Meer und von der andern durch hohe Gebirge gegen Norden von andern Völkern abgesondert. Auch werden sie von den benachbarten Völkern um ihrer Tugend willen geschätzt. Oft, wenn andere Nationen sich nicht unter einander vergleichen konnten, wurden sie von jenen zu Schiedsrichtern ihrer Mißhelligkeiten gewählt, und man vertraute ihnen die Länder und Städte an, die zwischen jenen im Streite lagen. Da diese friedliebenden Menschen nie eine gewaltthätige Handlung verüben, so setzt auch Niemand ein Mißtrauen in sie. Sie lächeln, wenn sie von Königen hören, die wegen der Grenzen ihrer Länder nicht unter sich einig werden können.
›Fürchtet man etwa,‹ sagen sie, ›daß es den Menschen je an Erde gebrechen werde? O, es wird immer mehr vorhanden sein, als sie anzubauen vermögend sind. So lange es noch ungebautes Land gibt, das Niemand angehört, würden wir sogar unsere eigenen Ländereien nicht gegen Nachbaren vertheidigen, die sich derselben bemächtigen wollten.‹
Die Einwohner von Bätika kennen weder Hochmuth noch Stolz, noch Unredlichkeit, noch die Begierde, ihre Besitzungen zu erweitern; ihre Nachbaren haben also nie etwas von ihnen zu befürchten, und da sie auch nicht hoffen können, ihnen furchtbar zu werden, so lassen sie sie in Ruhe, denn dieses Volk würde eher sein Land verlassen, oder den Tod wählen, als sich der Knechtschaft unterwerfen. Es würde eben so wenig unterjocht werden können, als es fähig ist, andere unterjochen zu wollen. Dies ist die Ursache, warum sie mit ihren Nachbarn in einem tiefen Frieden leben.«
Adoam endigte dieses Gespräch damit, daß er erzählte, auf welche Art die Phönizier ihren Handel in Bätika getrieben.
»Es erstaunte dieses Volk,« sagte er, »als es fremde Menschen von so fern her über das Meer bei sich ankommen sah. Sie erlaubten uns, auf der Insel Gades eine Stadt zu bauen. Sie nahmen uns sogar freundlich bei sich auf, und theilten uns von allem mit, was sie besaßen, ohne dafür Bezahlung von uns annehmen zu wollen. Freigebig erboten sie sich auch, uns zu überlassen, was ihnen von ihrer Wolle übrig bleiben würde, nachdem sie sich zu ihrem eigenen Gebrauch mit derselben versorgt hätten. Wirklich sendeten sie uns auch ein reiches Geschenk von derselben; denn ihren Ueberfluß Fremden mitzutheilen, macht ihnen Vergnügen.
Sie trugen auch kein Bedenken, uns ihre Bergwerke zu überlassen. Ihnen selbst waren sie unnütz. Thöricht schien es ihnen; daß die Menschen mit so viel Mühe in den Eingeweiden der Erde Dingen nachspüren, die sie weder glücklich machen, noch irgend ein wahres Bedürfniß befriedigen könnten.
›Grabet nicht so tief in die Erde,‹ sprachen sie zu uns, ›begnüget euch sie zu pflügen, und sie wird euch wahre Güter geben; sie wird euch nähren; Früchte wird sie hervorbringen, die mehr werth sind, als Gold und Silber, denn die Menschen streben ja nur nach diesen, um sich damit die Nahrungsmittel zu verschaffen, durch welche ihr Leben erhalten wird.‹
Oft wollten wir sie die Schifffahrt lehren, und ihre jungen Leute mit uns nach Phönizien nehmen, aber sie wollten nie zugeben, daß ihre Kinder lernten nach unserer Weise zu leben.
›Sie würden nur das Bedürfniß aller Dinge kennen lernen,‹ sagten sie, ›die euch nothwendig geworden sind. Sie würden nach diesen Dingen streben; sie würden sie durch unerlaubte Mittel zu erlangen suchen und der Tugend untreu werden. Am Ende würden sie einem Menschen gleichen, der gute Beine hat, aber weil er das Gehen vernachlässigt, sich zuletzt daran gewöhnt, immer wie ein Kranker getragen werden zu müssen.‹
Sie bewundern die Schiffahrt als eine sinnreiche Kunst, aber sie halten sie zugleich für eine verderbliche Kunst.
›Finden diese Leute,‹ sagen sie, ›in ihrem eigenen Lande dasjenige, was zur Erhaltung des Lebens dient, in hinreichender Menge, was suchen sie noch in einem andern? Genügt es ihnen nicht, das zu besitzen, was die Natur fordert? Sie verdienen Schiffbruch zu leiden, weil sie dem Tod mitten unter Stürmen trotzen, um den Geiz der Kaufleute zu sättigen, und den Leidenschaften anderer Menschen zu schmeicheln.‹«
Telemach hörte Adoams Erzählung mit großem Vergnügen: er freute sich, daß es noch ein Volk auf der Erde gebe, das, den Vorschriften der Natur folgend, zugleich so weise und so glücklich sei.
»O, wie sehr,« sagte er, »sind diese Sitten von der eitlen und ehrgeizigen Lebensweise der Völker verschieden, die man für die klügsten achtet! Unsere Verderbniß ist so groß, daß wir Mühe haben zu glauben, daß eine solche Einfalt der Natur statthaben könne. Die Sitten dieses Volkes dünken uns eine liebliche Dichtung; die unsrigen müssen ihm als ein abenteuerlicher Traum erscheinend.«