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Vorbericht.

(Zur Ausgabe von 1815 Die Begebenheiten Telemach's, aus dem Französischen des vormahligen Erzbischofs von Cambrai Franz Salignac de la Mothe Fenelon, neu verdeutscht. Neue Auflage. Wien, 1815. In Kommission bey Aloys Doll. S. I.-IV. (In der vorliegenden Ausgabe von 1840 ist dieser Vorbericht nicht enthalten.) – Weder in dieser, anscheinend der zweiten Auflage, noch in den späteren Auflagen bei anderen Verlagen wird der Übersetzer genannt. – Die Wiedergabe dieses »Vorberichts« folgt der vorgefundenen orthographischen Gestalt. – Anm.d.Hrsg..)


D as Publicum erhält hier eine neue Verdeutschung des Telemachs. Was immer für Veränderungen auch der Geschmack unterworfen seyn mag, so sprechen doch solche Werke, in denen das Interesse des Schönen mit dem des Sittlichen so zart vereinbart ist, wie in diesem poetischen Lehr-Romane, zu jeder Zeit die allgemeine Theilnahme gebildeter Leser an.

Fenelons keusche Muse, die den Grazien nur immer auf dem Altare des Wahren und Guten huldiget, die ewig frischen Reitze seiner blühenden reinen Phantasie, die zarten Bildungen seiner lieblichen, auch im Umständlichen gefälligen Mahlerey so wie der gewählte Vortrag seiner melodischen Sprache, haben dieß Werk zu einem Lieblingswerke nicht nur der Nation, der es angehört, sondern auch der meisten europäischen Nation schon lange gemacht.

Sey es auch, daß man demselben, nach den Grundsätzen einer strengeren Kritik, von Seiten der Anlage und Ausführung Vorwürfe machen könnte, die nicht leicht abzuweisen seyn dürften; die Verdienste, die es hat, wiegen jene Fehler gewiß auf. Und wir würden manche Schönheit entbehren müssen ohne jene Fehler, die der zusammengesetzte Plan und die zusammengesetzte Beabsichtung bey demselben nach sich zog. Wenn auch die Dichtungen und Situationen sich oft nach dieser und den Bedürfnissen des bekannten besonderen Zweckes, von dem der Verfasser ausging, richten müssen, sie selbst sind so anziehend dargestellt, daß man sich von ihnen ergriffen fühlt, und eher denselben sich hingibt, als, den Zweifeln, ob sie immer an der rechten Stelle sind. Doch es ist hier der Ort nicht, über das Werk selbst eine Kritik zu schreiben. Genug, daß es sich durch so viele Perioden hindurch als eines der feinsten Erzeugnisse des Geschmacks und Verstandes bey der Lesewelt von der verschiedensten Bildung und dem verschiedensten Stande und Alter gerechtfertiget hat.

Jünglinge und Mädchen von unverdorbenem Gefühle liebten es noch stets, in diesen heitern homerischen Dichtungen ihren schönsten Empfindungen und Phantasien, an denen die Wunder- und Zauberwelt der Jugend so reich ist, entweder zu begegnen, oder neue, jenen zustimmende, hier zu finden: denkende Männer und Frauen erneuerten gerne die süßen Jugendeindrücke, an die sie sich einst durch so mannichfaltige Reitze unwiderstehlich hingezogen fanden, und wie vielleicht einst die Rosen der Dichtung in diesem Werke sie mehr entzückt hatten, so waren ihnen jetzt die Früchte der Erfahrung, die so reichlich unter den Blumen der Phantasie hier verborgen sind, um so willkommener.

Aus diesen Rücksichten glaubten wir eine neue Uebersetzung dieses vortrefflichen Werkes auch jetzt noch keineswegs überflüssig, die für den doppelten Gebrauch, zur Bildung für die Jugend, und zu einer würdigen Unterhaltung der Lesewelt überhaupt geeignet wäre.

Des Verfasser derselben hat sie mit Liebe, mit Kenntniß, mit Genauigkeit und ganz mit der vollen Theilnahme, die ihm ersten Jugendgenuß und Jugendneigung zugleich wieder erneuerte, unternommen und gefertiget. Er hofft, die Spuren dieser Theilnahme werden sie zum Vortheile seiner Arbeit ihr aufgedrückt haben, und er wird für seine Mühe sich belohnt finden, wenn Telemach im deutschen Gewande den Lesern einen Theil der süßen Gefühle zurück zaubert, den ihnen das Original in ihrer Jugend einst gewähret hat. Wer die Schwierigkeiten einer solchen Bearbeitung kennt, wird ihn billig beurtheilen. Er hat mit ihnen gerungen. Mit welchem Glücke, entscheide das Publikum, das hier entscheiden kann. Wir zweifeln nicht, die Uebersetzung, die hier gegeben wird, werde ihren Werth selbst am besten aussprechen, und bemerken nur ausdrücklich, daß der Uebersetzer an diesem Vorbericht nicht den entferntesten Antheil hat.


Die Begebenheiten Telemach's.



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