Rühr' meine Zunge an,
Du kannst sie lösen;
Brich meines Ohres Bann,
Ich mag genesen!
Nein, nicht verloren bin ich, milder Gott,
Ob eingezwängt, ob meines Feindes Spott;
Dich ruf' ich, Herr, bekämpfe du den Bösen!
Gebrochen hat er mir
Der Nerven Fäden;
Nur durch der Augen Tür
Gehn ein die Reden,
Wenn fassend frommer Mienen Gotteslust
Das Herz sich wenden möchte in der Brust,
Ausbluten möchten die verborgnen Schäden.
So bin ich gänzlich doch
Nicht aufgegeben,
So lang' mir irgend noch
Dringt ein das Leben,
Und wär' es nur, wie in des Irren Stirn
Sich leise regt das schlummernde Gehirn:
Es lebt, und hoffen darf ich, ob mit Beben.
Nur Worte, Worte sind
Mir nicht Verwandte.
Wie abwärts prallt der Wind
Von Berges Kante,
So prallt, was Andre rührt und Andre schreckt,
Von jener Rinde, die mein Hirn bedeckt,
Und die ich einstens Wacht und Mauer nannte.
Nicht immer ist es gleich;
Zuweilen schleichen
Sich aus der Töne Reich
Gewalt'ge Zeichen,
Wie eine Träne sich zum Herzen drängt,
Wie Bergeskluft den fernen Donner fängt:
O, dann vor Freude fühl' ich mich erbleichen!
Nein, meine Lippe kann
Es aus nicht sprechen,
Wie aus der Tiefe dann
Die Tränen brechen.
Nein, was so fremd sich in die Seele flößt,
Das hat noch nicht der Zunge Band gelöst,
Rinnt unverstanden nur in warmen Bächen.
O lege, starker Hort,
Die gnäd'gen Hände
An meines Ohres Port!
O aufwärts wende
Um mich auch deiner Blicke liebreich Flehn
Und sprich dein Ephphata, dann ist's geschehn;
Ich bin erlöst, der Fluch, er hat ein Ende. |