Doch zu dem Reichen
Sprach Abraham: "Und hörten nie
Sie Mosen noch Prophetenschar,
Dann wahrlich nimmer glauben sie,
Stellt sich ein Toter ihnen dar."
So ward die Scheidewand gelegt,
Und auf den Grabstein hat geprägt
Die Ewigkeit ihr stummes Zeichen.
Wie brünstig flehend
Hab' ich so oft in mancher Nacht
An meine Toten mich gewandt,
Wie manchen Stundenschlag bewacht,
Wenn grau und wirbelnd lag das Land!
Und nicht ein Zeichen ward mir je,
Kein Knistern in des Lagers Näh',
Kein Schimmer längst den Wänden gehend.
Hab' ich's gefunden
Doch hart und lieblos manchesmal,
Daß das, dem ich so heiß geneigt,
Nicht einen Laut für meine Qual,
Kein Zeichen hatte los und leicht.
An ihrer Statt, so dünkte mich,
Würd' Alles, Alles wagen ich,
Zu lindern des Geliebten Wunden.
Ihr konntet's nimmer!
Ausfechten sollen wir den Kampf
Und bleiben dem Geschick die Macht.
Ich fühl' es wohl, der Seele Krampf
Zerrinnen müßte mit der Nacht,
Ja mit dem letzten Nebeltraum
Zerfließen muß des Bösen Schaum:
Drum bleibt die Wahrheit nur ein Schimmer.
O mög' uns bleiben
In diesem grau und trüben Stand,
Wo Schatten lagern überm Licht,
Nur reiner Liebesfackel Brand;
Dann sind wir auch verlassen nicht!
Und wie das Schiff in wüster See
Vertrauend auf des Pharus Näh'
Mag unser Kahn zum Hafen treiben.
Dem reichen Manne
Sprach nicht ein Wort von Zweifels Not
Die schreckliche Verdammnis aus,
Nein, nur das ungebrochne Brot,
Als ächzend lag vor seinem Haus
Der Arm' und Sieche. Dies allein
Hat lastend wie ein Mühlenstein
Ihn fortgewälzt zu Pein und Banne.
Hier steht die Stelle:
»Und als er in die Qualen kam,
Da hob die Augen er empor,
Sah in der Ferne Abraham,
Umgeben von der Heiligen Chor,
Und Lazarum in seinem Schoß,
Der Schwären frei, der Plagen los;
Er aber – er war in der Hölle.« |