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Wenn rauh und holprig mir verliehen wären
Die Verse, wie fürs schlimme Loch sich ziemte,
Drauf insgesamt die andern Felsen wuchten,
Würd' ich den Saft in größrer Fülle pressen
Aus des Gedankens Kern; doch des entbehrend,
Entschließ' ich mich nicht sonder Furcht, zu dichten;
Denn spielend nicht und nicht mit einer Zunge,
Die noch »Papa, Mama« lallt, kann man's wagen,
Den Grund des ganzen Weltalls zu beschreiben.
Doch förderten die Frau'n mein Lied nur, die einst
Amphion halfen Theben zu ummauern,
So daß das Wort der Wirklichkeit entspräche!
O Volk, zum Weh' erzeugt vor allen, weilend
Am Ort, drob's hart zu sprechen, wärt ihr lieber
Schaf oder Geißen doch allhier gewesen! –
Als nun im finstern Schacht wir standen drunten,
Weit tiefer unterm Fuß schon des Giganten,
Und ich zur hohen Felswand auf noch blickte,
Vernahm ich solches Wort: »Gib auf den Weg acht,
Sieh zu, daß mit den Sohlen du die Häupter
Der armen müden Brüder nicht zertretest.«
Mich wendend drauf, erblickt' ich mir zu Füßen
Und vor mir einen See jetzt, der nicht Wasser,
Nein, Glas zu sein schien durch die Kraft des Frostes.
So dicke Rinde zieht der Donaustrom nicht
Des Winters über sich in Österreich,
Noch auch der Don dort unterm kalten Himmel,
Als hier zu schauen war; denn wär' Tabernichs,
Wär' Pietrapanas Berg auch drauf gefallen,
Doch hätt' am Rand man nie gehört ein »Krick«.
Und wie der Frosch beim Quaken aus dem Wasser
Hervor die Schnauze streckt zur Zeit, da öfters
Die Bäuerin vom Ährenlesen träumet,
So staken, dunkelblau bis wo das Schamrot
Sich zeigt, im Eis die jammervollen Schatten,
Im Storchenton mit ihren Zähnen klappernd.
Abwärts hielt jed' ihr Angesicht gewendet,
Vom Frost legt' Zeugnis ab ihr Mund, vom Herzen,
Dem trübgesinnten, legten's ab die Augen.
Erst etwas um mich blickend, warf das Aug' ich
Zu meinem Fuß jetzt und gewahrte zwei dort,
So eng vereint, daß sie ihr Haupthaar mischten.
›Sagt ihr, die ihr so an die Brust euch schließet,‹
Sprach ich, ›wer seid ihr?‹ und als drauf die Hälse
Sie bogen, auf zu mir ihr Antlitz richtend,
Troff ihrer Augen Lid, das feucht im Innern
Erst nur, von Tränen, die dann, zwischen jenen
Von Frost erstarrt, sie kitteten zusammen.
Nicht hat noch Holz mit Holz je eine Schiene
So fest vereint; drob sie, zwei Böcken ähnlich,
Vom Zorn bezwungen, aneinander prallten.
Und einer, den die Kälte beider Ohren
Beraubt, sprach, immerhin abwärts gewendet
Das Antlitz: »Was begaffst du uns so lange?
Begehrst zu wissen du, wer diese zwei sind?
Das Tal, daraus herabströmt der Bisenzio,
War Albert, ihrem Vater, einst und ihnen.
Aus einem Leib entkamen sie, und suchtest
Du ganz Caïna durch, fänd'st keinen Schatten
Du doch, der mit mehr Recht im Gallert steckte;
Nicht jener mehr verdient's, dem Brust und Schatten
Ein Lanzenstoß durchstach von Arturs Hand;
Focaccia nicht, nicht dieser hier, des Haupt sich
Vor mir so türmt, daß ich nicht weiter seh',
Und der genannt war Sassol Mascheroni;
Wenn du ein Tuscier, weißt du, wer er war.
Doch daß du mehr nicht von mir fordern mögest,
So wisse, Camicion de' Pazzi war ich
Und warte drauf, daß mich Carlin vertrete.«
Drauf sah ich tausend fletschender Gesichter
Gleich Hunden durch den Frost, drob es mich schaudert
Und stets wird schaudern vor gefrornen Lachen.
Und während wir zum Mittelpunkte wallten,
Bei dem sich alles Schwere strebt zu einen,
Und zitternd in der ew'gen Kühl' ich hinging, –
War's Absicht nun, war's Schickung oder Zufall, –
Doch zwischen jenen Häuptern wandelnd, stieß ich
Gewaltig einen mit dem Fuß ins Antlitz.
Er schrie mich weinend an: »Warum mich treten?
Wenn du nicht kommst, die Rache mir zu häufen
Ob Montapertis Schlacht, warum mich quälen?«
Und ich darauf: ›Jetzt harre mein, o Meister,
Bis ich durch den mir einen Zweifel löse,
Und dann magst du nach Wunsch mich eilen heißen.‹
Still hielt der Führer, und ich sprach zu jenem,
Der noch mit harten Worten auf mich fluchte;
›Wer bist du, der so keifet gegen andre?'‹
»Und wer bist du, der wallt durch Antenora,«
Entgegnet' er, »auf andrer Wangen stampfend?
Wenn du lebendig, wär' es allzu schlimm doch.«
›Lebendig bin ich, und es kann dir lieb sein,‹
Antwortet' ich, ›wenn dir nach Ruhm verlanget,
Daß deinen Namen ich zu andern schreibe.‹
Und er zu mir: »Das Gegenteil begehr' ich!
Hinweg! beläst'ge mich nicht mehr, denn schlecht nur
Verstehst zu schmeicheln du in dieser Heide.«
Da rief ich, bei dem Schopf ihn hinten packend:
›Du wirst mir doch dich selbst noch nennen müssen,
Sonst soll kein Haar hier oben dir verbleiben.‹
Drauf er zu mir: »Rauf immerhin sie aus mir;
Nicht sag' ich, wer ich bin, noch werd' ich's zeigen,
Wenn tausendmal du mir aufs Haupt auch stürzest.«
Schon hatt' ich um die Hand sein Haar gewickelt
Und mehr denn eine Lock' ihm ausgerissen,
Indes er boll, die Augen niederschlagend,
Als jetzt ein andrer rief: »Was hast du, Bocca?
Genügt dir's mit den Laden nicht zu klappern?
Mußt du auch bellen? Welch ein Teufel plagt dich!«
›Fortan,‹ sprach ich, ›brauchst mehr du nichts zu sagen,
Du hämischer Verräter; dir zur Schande
Werd' ich von dir wahrhaft'ge Kunde bringen.'‹
»Geh fort,« sprach er, »was dir beliebt, erzähle;
Doch schweige, wenn du je hieraus entrinnest,
Nicht über den, des Zunge jetzt so rasch war
Und der ob der Franzosen Geld hier weinet.
Ich sah, sprichst du wohl einst, den von Doaria
Dort, wo im kalten Bad die Sünder sitzen.
Fragst du, wer weiter da sei, wohl so wisse,
Daß dir zur Seit' ist der von Beccheria,
Dem einst Florenz die Gurgel abgeschnitten.
Hans Soldanier wird weiter dort zu finden
Wohl sein, nebst Gannelon und Tribadello.
Der, weil man schlief, Faenzas Tor' erschlossen.«
Wir hatten schon von jenen uns entfernet,
Als zwei Erfrorn' ich sah in einem Loche,
So daß ein Haupt, als Hut, das andre deckte.
Und wie beim Hunger man ins Brot beißt, setzte
Der ob're auf den andern seine Zähne,
Wo das Gehirn sich dem Genick verbindet;
Nicht anders hat einst Melanippus' Schläfe
Tydeus vor Wut benaget, als den Schädel
Und alles übrige der hier benagte.
›O du, der Haß durch solch ein viehisch Zeichen
Du gegen den beweisest, den du frissest,
Sag' an,‹ sprach ich, ›warum, und dir gelob' ich
Dafür, daß, wenn mit Recht ob ihm du klagest,
Da eure Namen ich und seine Schuld weiß,
Ich droben in der Welt dir's noch vergelte,
Soll sie, mit der ich spreche, nicht vertrocknen.‹