Hermann Conradi
Lieder eines Sünders
Hermann Conradi

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Nicht mit Trauben . . .

       

Nicht mit Trauben, nicht mit Rosen
Ward die Laute mir umwunden –
Nicht zum Reigen, nicht zum Kosen
Hab' ich Ton und Wort gefunden.
Was die Seele mir erfüllt hat,
Klang mir aus Gewitterpsalmen,
Und mein brennend Weh zermalmen
Konnte nur, was sich enthüllt hat . . .

Nicht mit Scherzen, federleichten,
Hab' ich mir die Welt verschändet –
Zu den Armen, Gramgebleichten,
War mein Sinnen hingewendet.
Und ich sah in ihre Augen,
Zorn und Trauer tief im Herzen, –
Und ich las von ew'gen Schmerzen,
Die zu lust'gem Spiel nicht taugen . . .

Und ich saß an ihren Lagern:
Klappernd wälzten sich zur Seite
Tod und Schande – mit den magern
Fäusten ringend um die Beute!
Um die Beute: Dürre Glieder –
Mürbe, notzerfressne Knochen –
Da hat es mich jäh durchstochen:
Die Verzweiflung hob die Lider!

Und ich sah ein fruchtlos Mühen
Aller Besten jede Stunde –
Hellster Flammen bleich Verglühen –
Und am Trotzigsten die Wunde,
Die ein großes Streben schlägt,
Das sich bricht in engen Schranken:
Alles Große muß verkranken – –
Ich begriff es tiefbewegt . . .

Nur das Leichte hält sich oben,
Saugt des Lichtes ärmste Stäubchen –
Doch der mit der Kraft verwoben,
Scheucht des Frohsinns Turteltäubchen,
Denn er hört der Räder Stöhnen
Und des Mühwerks krampfhaft Beben –
Und das Ohr sich zu verkleben,
Ist für ihn noch kein Versöhnen.

Nicht mit Trauben, nicht mit Rosen,
Ward die Laute mir umwunden –
Nicht zum Reigen, nicht zum Kosen
Hab' ich Ton und Wort gefunden . . .
Was die Seele mir erfüllt hat,
Klang mir aus der Kräfte Fehden –
Ja! Und einen Traum von Eden
Gab mir nur, was sich enthüllt hat . . . . .


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