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Stilpe hatte sich nicht getäuscht: Die Gründung des »Geheim-Cénacles«, so sehr sie gegen den Verbindungscomment der Einzelnen war, geschah, und die vier Cénacliers, die sich, wenn sie ihre Mützen aufhatten, nicht einmal grüßen durften, fanden sich zweimal des Monats an Sonntagen zu Vergnügungen zusammen, die jedem viel lieber waren, als die Pflichten ihrer Verbindung. Zwar, keiner gestand das zu, denn jeder bemühte sich aufs höchste, den Anschein zu erwecken, als fühle er sich unter seiner bunten Mütze über die Maaßen wohl. In Wahrheit fühlten sich Alle sehr elend darunter, bis auf Stilpe, der auch in diesem Verhältnisse mit Hingabe aufging.
Er war fast nie nüchtern und wurde von seinen Verbindungsbrüdern sehr bald als eine phänomenale Kraft sowohl auf der Kneipe wie auf dem Fechtboden erkannt. Seine Zügellosigkeit, die ihn in einer Korporation von festerem Gefüge unmöglich gemacht hätte, war ihm hier, wo er sehr bald anfing, die Rolle des Überlegenen zu spielen, nur wenig hinderlich.
Schon im zweiten Semester hatte er »seine Leute« ungefähr auf seinen Ton gestimmt. Er pflegte zu den Cénacliers zu sagen: Die Bären tanzen schon ganz wacker die schwierigsten Sachen; nächstens werde ich ihnen das Dichten beibringen.
Aber er dachte selber nur wenig ans Dichten. Nur »was er so für die Liebe und das Cénacle brauchte«, sonst:
Wie kann ich singen, da ich saufen muß? Die heikle Muse meidet meinen Kuß, Pfui, sagt sie, pfui, Du stinkst nach Spiritus! |
Das war Selbsterkenntnis, aber keineswegs Selbstanklage. Im Gegenteil, er that sich innerlich sehr viel darauf zu gute, daß er »in den Wolken des Alkohols taumelte wie nur ein Erkorener der neun Grundräusche taumeln kann«. Die neun Grundräusche waren:
Er pflegte zu sagen:
– Hütet euch vor Dichtern, die nicht saufen! Sie bedeuten für die Litteratur dasselbe, was die alten Jungfern für die Fortpflanzung des Menschengeschlechtes bedeuten. Sie sind ein Greuel und eine große Gefahr. Wehe, wenn sie die Welt mit ihrem Laster strohtrockener Verse anstecken. Dann ist das Ende nahe herbeigekommen. Selbst Schiller trank Likör, aber, wenn er nicht trank, schrieb er diese bedenklichen Sachen, an denen heute noch sämmtliche Gymnasiallehrer leiden. Shakespeare dagegen soff wie ein Loch. Wie? Ihr fragt nach den Belegen? Ja, wenn ihrs nicht fühlt! Ich mache mich anheischig, bei jedem seiner Stücke zu sagen, was er damals gerade getrunken hat. Im Hamlet steckt viel Porter. Daher diese etwas schwermütige, aber immerhin sublim betrunkene Grundstimmung. Voll Whisky-Brandy ist Othello, doch mit einem Schuß Sherry. Ale, Ale und abermals Ale ist King Lear. Es ist das hohe Lied des Ales. Immer, wenn ichs gelesen habe, muß ich zum alten Krause gehen, der dieses blondeste aller Biere am besten schänkt. Ein paar Sommersprossen Porter auf diesen weißen Teint gespritzt, und man versteht die Lieder des Narren und weint in großer Seligkeit. Auch Knickebein hat Shakespeare getrunken, und zwar viel. Seine Komödien sind der Beweis dafür. Wie vermählt sich da überall das Ei dem seimigen Liköre! Und da hat irgend so ein Fünfgroschenphantast behauptet, Andreas Hofer habe den Knickebein erfunden. Wie kümmerlich! Schon die alten Juden kannten ihn. Das Prinzip der Parallelität der Verse in den Psalmen ist geradezu ein Symbol des Knickebeins . . . Die ganze Litteraturgeschichte, wohl gemerkt, so weit es sich um Verse handelt, ist nichts als eine große Tafel der Getränke. Ich werde meine Doktordissertation über dieses Thema schreiben.
In diesem Stile sprach er überhaupt oft, und manche seiner Dikta gingen in den Schatz der geflügelten Worte der Studentenkneipen über. Auch war er der fruchtbarste Vermehrer jener ungeschriebenen Litteratur, die sich um die Figur der Wirtin an der Lahn gebildet hat. Er konnte sich stundenlang damit abgeben, aus einer Zote einen Reim oder aus einem Reim eine Zote zu locken. Herauskitzeln nannte er das.
Zuweilen, aber keineswegs oft, kam ihm der Gedanke, daß er eigentlich etwas Besseres thun sollte. Dann gruppierte er seine Gedanken um die Worte »schaal und unerquicklich« und bewarf sich »mit den faulen Eiern des moralischen Katzenjammers«. Aber es war auch nur eine Art Stilübung.
Einmal empfing er die Cénacliers in solcher Stimmung und hielt zehn Minuten einen Monolog in Jamben an
Dieses Lotterfleisch voll Alkohol Und niederträchtiger Verse, die wie Schmeer Von trichinösen Schweinen blau geädert sind Und übel riechen wie die Pestilenz Des ganz bedreckten Nests des Wiedehopfs. |
Aber als er zu Ende war, ganz aufgeregt und wie es schien direkt vor einem stürzenden Thränenausbruch, so daß niemand im stande war, zu entscheiden, ob hinter diesen burlesken Selbstanklagen nicht doch eine Spur von Ernst steckte, da rief er: Aber das kommt von der Abstinenz! Seit 75 Minuten habe ich keinen Alkohol gesehen. Auf! Laßt uns in ein Gebärhaus tröstlicher Gedanken wallen, und wenn es eine Gosenstube wäre. Kennt ihr mein Ritornell?:
Molkige Gose! Bezeugte nicht Dein Rausch sehr hohen Rang, Nännt ich dich Sauce. |
Mit einziger Ausnahme des Brechweines gab es kein alkoholisches Getränk, dem sich Stilpe nicht mit Hingabe widmete.
Aber die »schweren Sachen« bevorzugte er. Das Leipziger Lagerbier war bald nicht mehr imstande, ihm irgend etwas anzuhaben. Er nannte es »schlechterdings Wasser« und konnte es durchaus nicht begreifen, daß man »es noch immer in Brauereien herstellt; man sollte doch merken, daß es aus dem Schoße der Erde quillt, denn es ist im eigentlichen Sinne culturlos.« Dagegen zollte er direkt Ehrerbietung der ostpreußischen Bowle, die ans Burgunder, Porterbier, Sekt und Cognac besteht. Dieses Getränk, so sagte er, hat die Kraft und das heilige Rauschen des germanischen Urwaldes. Man fühlt direkt Speere in der Faust, wenn man es trinkt. Seine Hauptgnade aber besteht darin, daß es wunschlos macht. Es ist das Katholikon der Getränke. Auserwählten ist es gegeben, zu sehen, daß diese Bowle eine tief goldene Gloriole hat.
In dieser Weise charakterisierte er im Kreise des Cénacles »die gesammte Aristokratie der Spirituosen«, und er lehnte es durchaus nicht ab, wenn man ihn den Homer des Alkohols nannte.
Aber die Getränke, die er liebte, waren kostspielig, und weder er noch die anderen drei Cénacliers waren auf die Dauer im stande, das Geld dafür aufzubringen. Deshalb beschloß man, einen »Barbemuche zu etablieren«, d. h. nach dem Muster des Mürgerschen Cénacles jemand ausfindig zu machen, der »also geeigenschaftet wäre:
Ehrfürchtig vor dem Geiste, Sehnsüchtig zur Kunst, Wohlausgestattet mit Gelde, Ein bischen dumm und dessen dumpf bewußt, Demütigen Herzens und Angenehm lächerlich.« |
Stilpe war es, der einen solchen Jüngling entdeckte: – Herrn stud. phil. Lehmann aus Liegnitz.
Er hatte ihn in »so einem« Hause der Magazingasse aufgelesen. Dort, in einem Salon, war ihm der blasse, etwas angefettete junge Mann durch eine sehr dicke Brieftasche und schwermütiges Betragen aufgefallen.
– Sie fühlen sich nicht wohl in dieser Umgebung, hatte Stilpe zu ihm gesagt, als sie sich einander vorgestellt hatten. Ich begreife das. Man geht hierher, um sich nicht wohlzufühlen. Man will sich kasteien. Sie peitschen sich lieber mit blonden Ruten, ich lieber mit braunen. Das ist der ganze Unterschied. Temperamentssache.
– Ach ja, es ist schrecklich, antwortete der Philologe Lehmann; ich verabscheue diese Häuser, aber, sehen Sie, ich finde ja draußen nichts, und dabei bin ich doch so . . . so . . . so sinnlich. Ach, leider!
– Wie? Leider? Sie sagen: Leider? Sie haben doch leider gesagt? Hm. Hm. Hm!
– Aber natürlich: Leider! Es ist doch schrecklich, so direktionslos zu sein!
– Direktionslos nennen Sie das, wenn Alles so deutlich ins Schwarze zielt? Das nennen Sie di . . ., aber Herr Lehmann! Sie sind beneidenswert um diese gerade Tendenz Ihres Wesens! Seien Sie fröhlich, Herr Lehmann! Es fehlt Ihnen blos die rechte Gesellschaft. Sie sind ein Einsiedel-Lehmann, und das ist für solche Naturen eine Gefahr.
– Freilich ist es das. Ich fühle es selber. Aber ich schließe mich schwer an. Wissen Sie, die meisten Studenten sind so banausisch, so entsetzlich interesselos, und ich möchte doch Jemand haben, der auch noch etwas mehr will, als Doktor werden. Sechs Tage ochsen und einen Tag sumpfen, das mag ich nicht mitmachen!
– Das ehrt Sie, Herr Lehmann! Sie suchen den Einklang von Lebenskunst und Wissenschaft. Sie wollen Streben und Genuß vereinen. Sie wollen, mit einem Worte, aber verstehen Sie mich recht und nehmen Sie das nicht etwa als einen Witz: Sie wollen ein runder Mensch werden!
– Ich ahne, was Sie meinen, und es ist wahr, das deckt sich wohl mit dem, was ich suche.
– Rund sein ist alles, Herr Lehmann! Wissen Sie, wie diese indischen Götter: Rund um den Leib herum tausend Arme, und immer zwischen zwei Armen eine Göttin. Aber Gott bleiben! Ein runder Gott bleiben mit tausend Armen und fünfhundert Göttinnen dazwischen! Oder, weniger exotisch gesprochen: Goethehaft!
Herr Lehmann lächelte höchst bitter:
– Sie wollen mich wohl verspotten. Goethe und – ich! Ich mit meiner klassischen Philologie. Ich studiere nämlich klassische Philologie. Aber Sie müssen da nicht gleich denken, daß ich Gymnasiallehrer werden möchte. Nein, ich möchte mich der akademischen Carriere fürs Griechische widmen. Es ist da noch viel zu holen, sag ich Ihnen! Mein Fach ist im Niedergange. Es fehlt an Kapazitäten. Ein neues Alexandrinertum ist eingerissen!
– So reißen Sie es um, Herr Lehmann! Schmeißen Sie die Perrücken zum Tempel hinaus! Der Moder stinkt! Hygiene thut not! Fort mit den Schwartenschwenkern! Das reine Hellas ziehe ein! Und was ist der Hellene des Altertums? Der runde Mensch! Was ist Hellas? Die Synthese von Genuß und Erkenntnis! . . . Kürzlich stellte ich für einen kleinen Kreis von Freunden, der sich, ganz in Ihrem Sinne, Herr Lehmann, zu einem Zirkel der Lebenskunst und Kunstliebe vereinigt hat, eine Namenstafel der Spezialheiligen unsrer Religion auf. Sie ist noch unvollständig, aber es fiel mir gleich auf, wie viel Hellenen dabei sind.
– Ach, das interessiert mich, der ganze Zirkel sowohl, als die Namenstafel. Ich möchte nicht aufdringlich erscheinen, aber vielleicht darf ich Sie bitten, mir Näheres darüber zu sagen?
Herr Lehmann sagte das mit dem Tone ernstester Anteilnahme und zog die Augenbrauen hoch.
Stilpe lachte wieder einmal »mit den Eingeweiden« und zog sein Notizbuch.
– Über den Zirkel ist nichts weiter zu sagen, als was ich schon andeutete. Zur Kunst erhöhtes Leben in jedem Betracht. Die Namenstafel aber, nun, wie gesagt, sie ist noch unvollständig, aber ich kann Ihnen das Fragment schon mitteilen. Also:
I.
Männlichen Geschlechts:
Anakreon,
Aristophanes,
Alkibiades,
(es geht gleich griechisch an, wie Sie sehen)
Georg Büchner
(um Gotteswillen: Georg, nicht Ludwig!)
Bizet,
Gottfried August Bürger,
Cervantes,
Catull,
(aber der hat ein Fragezeichen)
Michael Georg Conrad.
– Ist das der preußische Prinz, der die Dramen schreibt? fragte Herr Lehmann bescheidenen Tones.
– Gott behüte und Gott bewahre! Machen Sie immer solche Witze? rief Stilpe. Dafür müßten Sie schon eine Bowle schmeißen, Herr Lehmann. Sind Sie bereit?
Der Philologe Lehmann errötete und sagte: Es wird mir ein Vergnügen sein, denn damit werde ich ja das Vergnügen haben, auch die andren Herren kennen zu lernen.
– Gut! sagte Stilpe schon im Tone des Cénacle-Präsidenten. Dafür werden Sie dann auch erfahren, welches unser Conrad ist. Weder Prinz noch Preuße. Also nun in der Liste der Heiligen weiter:
Danton,
Demokritos,
(schon wieder ein Grieche!)
Devrient
(Sie wissen: Lutter und Wegeners Weinstube in Berlin!)
Fischart,
Franz der Erste von Frankreich,
– Warum Der? fragte Herr Lehmann.
– Lesen Sie im Rabelais nach!
Grabbe,
Meister Gottfried von Straßburg,
Der junge Goethe,
(Sie wissen doch, daß es drei verschiedene Goethes giebt?)
Eduard Grisebach,
Johann Christian Günther,
Horaz,
(hat aber zwei Fragezeichen)
Theodor Amadeus Hoffmann,
Heinrich Heine,
Mozart,
Mirabeau,
Momus,
(unser Wirt mit der langen Kreide)
Müsset,
Mürger,
Marat.
– Pardon, sagte Herr Lehmann, dessen Vater Fabrikbesitzer war, warum eigentlich diese Revolutionsmänner?
– Sie tranken sämmtlich gerne und waren sehr verliebte Leute. Daß wir keine Sozialdemokraten sind, sehen Sie an Franz dem Erste.
Rabelais,
Rembrandt,
Sokrates,
Sullivan,
Tschang-hsien-tschung.
– Wer ist das?
– Das ist ein chinesischer Pelzhändler, später Gegenkaiser, der einmal an einem Tage 50 000 Gelehrte hat köpfen lassen. Ich werde ein Epos auf ihn machen.
– Ach, dichten Sie? rief Herr Lehmann eifrig.
– In der That, bisweilen. Sie natürlich auch?
– Ach . . . nein . . . ich . . . nein . . . ich kann nicht sagen, daß ich . . . Aber . . .
– Sie möchten gerne?
– Ich . . . weiß . . . nicht . . .
– Diese Schüchternheit ist ein schönes Zeichen. Übrigens: Dichten, – na ja. Das is nu so ne Sache. Notwendig ist es nicht, Herr Lehmann. Es . . . aber: Genug!! Wir sind mit dem männlichen Geschlechte fertig und es folgt
II.
Weiblichen Geschlechts:
Aspasia,
(also auch hier Griechenland an der Tete!)
Die kleine Anna,
Anna mit den gewürfelten Strümpfen,
Anna Ach–gehn–Se–weg.
– Ja . . . aber . . .? . . . sagte Herr Lehmann.
– Ich verstehe: Sie kennen diese drei Annas nicht. Es sind vorderhand noch Privatpersonen, und sie kommen auf mein Konto. Die mit den gewürfelten Strümpfen schlägt, glaub ich, in Ihren Geschmack. Ich schenke sie Ihnen.
Herr Lehmann war ganz verblüfft.
– Na, wollen sie nicht wenigstens Danke! sagen? Das Mädchen kommt noch in die Litteraturgeschichte! Ich habe sogar ein Sonett auf ihre Strümpfe gemacht! Aber weiter!
Bertha,
(Hat zwei Ausrufezeichen. Es ist aber nicht jene Bertha mit den großen Füßen, die Uhland besungen hat, sondern auch dieses Mädchen geht mich an. Ich habe sie immens geliebt. Und sie liebt mich heute noch, obwohl sie einen Gelbgießer geheiratet hat. Achten Sie die Treue des weiblichen Geschlechtes, Herr Lehmann, aber sehen Sie zu, daß der Andre der Lackierte ist. Übrigens werde ich jetzt die Privatmädchen weglassen, weil ich Ihnen sonst fortwährend Kommentare geben müßte; ich werde also nur die historischen Damen nennen, nämlich) .
Mimi Pinson,
Die Königin Pomare,
Müsette,
Lais,
Ninon de l'Enclos,
George Sand,
Berangers Lisette,
Päbstin Johanna,
Fränzchen mit dem Muff,
Margarethe von Navarra,
La belle heaulmière,
Marion Delorme,
Die schöne Seilerin,
Roswitha von Gentersheim.
Die Liste ist noch schrecklich lückenhaft. Vielleicht könnten Sie uns noch ein paar tüchtige Griechinnen empfehlen. Wie hieß doch gleich die, die sich auszog?
– Sie meinen Phryne?
– Richtig! Phryne! Dieses ganz vorzügliche Mädchen! Warten Sie, ich werde sie gleich einfügen. Es ist eine Schande, daß ich sie vergessen habe. Aber Sie sehen, wie gut wir Sie brauchen können. Im klassischen Altertum sind wir doch ein bischen schwach.
Herrn Lehmann war es gar sonderbar zumute. Diese Welt war ihm neu, aber er hatte die Empfindung, daß es sehr lustig in ihr zugehen müsse. Vor allem fühlte er, daß er im Cénacle Anschluß an »Weiber« finden würde, und daran lag ihm viel, denn er hatte es nachgerade bemerkt, daß er von sich allein aus diesen Anschluß nie erreichen würde. Und bei alledem doch diese vielen litterarischen Aspirationen, also die Gewähr des Höheren! Kein bloßer Sumpf! Sondern, wenn schon Sumpf, so doch von ganz ungewöhnlicher Art! Ein origineller Sumpf. Ach, darnach hatte er sich ja gesehnt! Er wollte originell, geistreich sumpfen. Da bot sich die Möglichkeit! Also zugegriffen!
Er verließ am Arme Stilpes das Haus in der Magazingasse mit dem angenehmen Gefühl, es fürder nicht mehr nötig zu haben.
Als er am nächsten Morgen erwachte, lag er auf seinem Sopha und Stilpe in seinem Bette. Da dieser ihn duzte, mußten sie wohl Brüderschaft getrunken haben.
Auch einen anderen Namen hatte er erhalten: Barbemuche, und auf seinem Nachttisch lag ein völlig mit Porterbierflecken bedeckter Zettel dieses Inhaltes:
Quittung.Für weiland Herrn Lehmanns Aufnahme ins niedere Barbemuchiat 50 Mark erhalten zu haben, bestätigt
i. N. d. C.
Schaunard.