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Seiner Majestät war es übrigens sehr gleichgültig, was außerhalb der Palaststadt für Reden geführt wurden. Für ihn hatten lediglich die Reden der Kaiserin Pao und das Lallen des kleinen Lu Interesse.
Nach wie vor war er unbeschreiblich verliebt, und immer mehr wurde er zum Sklaven von »Hanftuch und Dorn«.
Aber es war auch erstaunlich: die Pao wurde immer schöner. War sie bisher etwas mädchenhaft gewesen, eher niedlich als majestätisch, so gewann sie jetzt in Gestalt und Miene etwas Großes, Gebietendes.
Der Hausminister We, der, seitdem er Exzellenz geworden war, nur noch selten Verse machte, konnte nicht umhin, der kaiserlichen Schönheit rhythmisch zu huldigen. Das ist an sich gewiß nicht erstaunlich, aber verwunderlich muß es erscheinen, daß er eine so intime Kenntnis dieser Schönheit hatte. Es scheint, daß Seine Majestät selber ihm das Material zu folgendem Gedicht geliefert hat.
Die Wunderknospe hat sich aufgetan; Nun biegen sich des Kelches Blätter aus Wie rote Baldachine, eingesäumt Von kaiserlichem Gold. Ihr Duft ist so, Daß, wer ihn riecht, von Stund an selig weiß, Wie Götteratem duftet. Wonnetraum Heißt dieser Duft, und er berauscht wie Wein. Wär meiner Laute Hals so mächtig lang, Ein Gott erträumte sich ein Menschenweib, Was für ein Glanz, so rief er bebend aus, Ich konnte dich im Traum erschaffen, doch So sprach ein Gott. – Was spräche wohl ein Mensch, |
Für dieses Lied, das in der chinesischen Literaturgeschichte noch heute als ein Muster höfischer Prunklyrik gilt, wenngleich die strengen Kritiker nicht unbetont lassen, daß sein Thema nicht auf der Höhe des daran verschwendeten Talentes stehe, wurde Exzellenz We zum Reichskanzler ernannt und in den Grafenstand erhoben. Woraus zu ersehen ist, daß in jenen Zeiten die Lyrik in China ein einträgliches Gewerbe war, wenn sie in Verbindung mit diplomatischer Begabung stand und eine geschickte Hand in der Wahl des Stoffes verriet. Wo das freilich fehlte, wie bei den Blühenden Talenten, winkte Bock und Spießkäfig, – das war nun mal damals so im Lande China.
Übrigens: wenn die Blühenden Talente »die Pao«, wie sie sie respektwidrig prädikatlos nannten, zu sehen gekriegt hätten, wären sie wahrscheinlich auch ohne die Fürsorglichkeit des Herrn Mêng-thiën-wa manierlicher in ihren Auslassungen gewesen. Ging doch die Rede von ihr, daß, wer immer auch sie sehen mochte, so beglückt davon war, daß er »Wasser für Wein trank und in kaiserlicher Seide zu gehen vermeinte, wenn er gleich nur Schafwolle anhatte.« Und nun denke man sich, wie dem Kaiser Yu zumute sein mußte, der immer wirklichen Wein trank und immer wirkliche Seide trug. Er war einfach im Himmel! Bei jeder Gelegenheit sagte er: Gott, was bin ich glücklich! Und über allen Türen brachte er in großen aus kostbarem Holze geschnitzten Figuren die Zeichen an, die bedeuten: Seligkeiten überall! An die weiland Kaiserin Schên-hau, an den weiland Kronprinzen I-tschiu dachte er so wenig als ein in Süßwein schwimmendes Ei an die Henne denkt, die es gelegt hat. Es war ein Rausch, in dem er schwebend und mit verzückten Geberden ging.
Ein kleines Palastlied singt davon:
Wie sitzt der Kaiser auf dem Thron? Wie sitzt er auf dem Thron? Die Kaiserin hat er auf dem Schoß, Und Pao-Huan auf ihrem Schoß Hat ihrer beider Sohn. Hallih – halloh! Die Freude ist unendlich groß Auf unserm Kaiserthron, Hallih – halloh Auf unserm Kaiserthron. |