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Anhang


Dramatis Personae

Deutschland

Die Sächsisch-Ottonische Dynastie
(in der männlichen Linie)

Kaiser Otto I., geb. 912, gest. am 7. Mai 973 in Memleben. Sohn König Heinrichs I. und Mathildes v. Sachsen. Erneuerer und – mutatis mutandis – Verwirklicher des karolingischen Reichsgedankens. Begründer der ottonischen Dynastie. Zum Kaiser gekrönt 962. In erster Ehe (um 929) vermählt mit Edgitha v. England. Aus dieser Ehe sein Sohn Liudolf (geb. 930, gest. 957) und seine Tochter Liutgard (geb. 931, gest. 953). In zweiter Ehe vermählt mit Königinwitwe Adelheid v. Italien. Aus dieser Ehe Otto II. und Mathilde, Äbtissin von Quedlinburg, beide geboren im Jahre 955, Otto Anfang Januar, Mathilde Ende Dezember.

Kaiserin Adelheid, geb. 931, gest. 999 zu Selz im Elsaß. Tochter König Rudolfs II. v. Burgund und Bertas v. Schwaben. In erster Ehe verheiratet mit König Lothar v. Italien (949). Witwe 949. In zweiter Ehe verheiratet mit Otto I. (951, zu Pavia). Deutsche Königin. Seit 962 deutsch-römische Kaiserin. Sie übt zeitweise großen Einfluß auf die innerpolitischen Geschehnisse, hat jedoch keineswegs die führende Bedeutung, welche ihr manche zuschreiben.

Kaiser Otto II., geb. Januar 955, gest. am 7. Dezember 983 in Rom. Sohn Ottos I. und Adelheids. Nach dem Tode zweier älterer Brüder aus der gleichen Ehe und seines Stiefbruders Liudolf Thronerbe. Zum deutschen König gekrönt 961, zum deutsch-römischen Kaiser am 24. Dezember 967. Am 14. April 972 vermählt mit der Prinzessin Theophano aus dem Hause der byzantinischen Fürsten Skleros.

Kaiserin Theophano, geb. 956, gest. am 15. Juni 991 in Nymwegen. Gemahlin Ottos II., Tochter des Fürsten Konstantin Skleros aus Byzanz, Nichte des byzantinischen Kaisers Johannes Tsimiskes. Witwe seit dem 7. Dezember 983, Regentin seit Juni 984.

Prinzessin Mathilde, geb. Dezember 955, gest. 999, Tochter Ottos I. und Adelheids, Schwester Ottos II., Schwägerin Theophanos. Erzogen im Servatiusstift zu Pöhlde. Äbtissin in Quedlinburg. Gewinnt seit Theophanos Tod (991) Einfluß auf die Reichspolitik. (Wird 997 von Otto III. zur Reichsverweserin bestimmt für die Zeit seiner Abwesenheit in Italien.)

Prinzessin Adelheid, geb. 977, gest. 1044. Älteste Tochter Ottos II. und Theophanos. Amtet als Äbtissin in Quedlinburg von 999 an, nach dem Tode ihrer Tante Mathilde.

Prinzessin Sofia, geb. 978, gest. 1039. Zweite Tochter Ottos II. und Theophanos. Amtet in Essen von 1011 bis 1039, nach dem Tode ihrer Stiefbase Mathilde, der Tochter ihres Stiefonkels Liudolf. Amtet auch als Äbtissin in Gandersheim seit 1002, nach dem Tode der Äbtissin Gerberga, der Base Ottos II.

König (Kaiser) Otto III., geb. Mitte Juli 980, gest. am 22. Januar 1002 in Paternò bei Rom. Sohn Ottos II. und Theophanos. Zum deutschen und italienischen König gekrönt in Aachen, am 24. Dezember 983, durch Erzbischof-Erzkanzler Willigis v. Mainz und Erzbischof Johannes v. Ravenna. In Obhut bei Erzbischof Warin v. Köln, der ihn Anfang 984 dem Usurpator, Herzog Heinrich II. von Bayern, dem »Zänker«, ausliefert. Nach dem Scheitern der Revolte des »Zänkers« von diesem der Kaiserin Theophano zurückgegeben, welche nun – in engster Anlehnung an den Erzkanzler Willigis v. Mainz – die Regentschaft für ihren unmündigen Sohn übernimmt. Er erhält eine vielseitige, strenge Erziehung. Seine Lehrer sind: Philagathós v. Rossano, Bernward v. Hildesheim und (militärisch) Graf Hoiko. Er ist beim Tode seiner Mutter (991) ein elfjähriger, weit über sein Alter hinaus entwickelter und gebildeter Knabe.

Prinzessin Mathilde, geb. 982, Tochter Ottos II. und Theophanos. In einer Art »Mésalliance« vermählt mit Pfalzgraf Ezzo.

Herzog Otto von Bayern und Schwaben, geb. 954, gest. 982 in Lucca, wohl an den Folgen einer im apulischen Feldzug gegen die Sarazenen erworbenen Krankheit. Sohn des Herzogs Liudolf v. Schwaben, Enkel Ottos I. und Edgithas v. England, Ottos I. erster Gemahlin. Hat also angelsächsisches Blut. Stiefneffe Ottos II., gleichzeitig dessen vertrautester Freund und unbedingt zuverlässiger Parteigänger. Wird 973, nach Burchards III. Tod, gegen alle Erwartungen der sächsischen Sekundogenitur, welche durch Burchards Witwe Hadwig, die Schwester des »Zänkers« verkörpert ist, mit Schwaben belehnt. Nach des »Zänkers« erster Revolte wird er – 976 – auch in Bayern zum Herzog eingesetzt. Er ist eine der gewinnendsten jugendlichen Erscheinungen in der Umgebung des Kaisers. Theophano ist ihm in Freundschaft verbunden. Sie gibt ihm den Namen »Glaukós«.

Die Sächsische Sekundogenitur
(in der männlichen und weiblichen Linie)

Ahnherr: Herzog Heinrich I. von Bayern, der Sohn des Königs Heinrich I. und der Königin Mathilde, also der Bruder Kaiser Ottos I.

Herzog Heinrich II. von Bayern (der »Zänker«), geb. 951, gest. 995. Sohn Herzog Heinrichs I. und Judiths, Neffe Ottos I., Vetter Ottos II. Lehnt sich gegen die zentralisierende Politik Ottos II. in zwei Revolten auf. Wird 977 abgesetzt und entrechtet. In Verbannung in Utrecht bei Bischof Folkmar. Entflieht 984 nach Ottos II. Tod, bemächtigt sich Ottos III. und versucht die Usurpation des Thrones. Das Unternehmen scheitert an dem genial organisierten Widerstand des Erzkanzlers Willigis. Heinrich paktiert nun mit dem König Lothar v. Frankreich. Abermals ohne Erfolg. Im Juni 985 schließt er Frieden mit Theophano und erhält sein Herzogtum (ohne Kärnten) zurück. Von nun an bleibt er dem Kaiserhause treu. Theophano haßt und verachtet ihn. Sie sieht in ihm den unbeherrschten, rechthaberischen Aufrührer, dem Sippenpolitik vor Staatspolitik geht.

Herzogin Judith von Bayern, geb. um 924, gest. 987. Tochter des Herzogs Arnulf v. Bayern, Gattin Herzog Heinrichs I. v. Bayern, Mutter Herzog Heinrichs II. Also Schwägerin Ottos I. und Adelheids, Tante Ottos II., Witwe seit 957. Sie ist eine Frau von vornehmer Haltung und großer Weltkenntnis. Sie unternimmt (wohl gegen 960) eine Pilgerfahrt nach Jerusalem, was von besonderem Mut und Unternehmungsgeist zeugt. Sie treibt zielbewußte Sippenpolitik, das heißt die Politik der durch ihren Gatten vertretenen sächsischen Sekundogenitur, hält sich aber den Verschwörungen ihres Sohnes, Heinrichs des »Zänkers«, fern. Enge Freundschaft (welche Verdächtigungen ausgesetzt war) verbindet sie mit dem Bischof Abraham v. Freising. Theophano erkennt ihren Wert, steht ihr aber – als heftige Gegnerin der rivalisierenden sächsisch-bayrischen Linie – ablehnend gegenüber.

Herzog Heinrich von Bayern, geb. 973, gest. 1024. Sohn des »Zänkers« und der Prinzessin Gisela v. Burgund, Enkel Judiths. (Führt nach Kaiser Ottos III. Tod [1002] die sächsische Sekundogenitur auf den Kaiserthron als Kaiser Heinrich III.) Von streng kirchlicher Gesinnung.

Herzogin Hadwig von Schwaben, geb. um 942, gest. 994. Tochter Herzog Heinrichs I. v. Bayern und Judiths, Schwester des »Zänkers«. Nichte Ottos I. und Adelheids, Base Ottos II. Sie wird um 956 mit dem 52jährigen Herzog Burchard v. Schwaben vermählt. (Vgl. unter diesem Namen.) (Sie wird durch diese Ehe die Tante ihrer Tante Adelheid und ihres Onkels Otto I.) Verwitwet 973. Lebt von diesem Zeitpunkt an auf ihrem Schloß Hohentwiel. War als Kind dem Prinzen, späteren Kaiser Romanos II. von Byzanz verlobt(?). Kennt die griechische Sprache. Ist befreundet mit Ekkehard II. v. St. Gallen, der durch ihre Empfehlung an den Hof kommt. Heftiger Gegensatz zu Theophano.

Äbtissin Gerberga von Gandersheim, geb. um 940, gest. 1001. Tochter Herzog Heinrichs I. v. Bayern und Judiths, Schwester des »Zänkers« und der Herzogin Hadwig v. Schwaben, Nichte Ottos I., Base Ottos II. Eine kluge, den Händeln ihres Bruders fernstehende Frau, unter deren Leitung sich das Kloster Gandersheim zu hoher Blüte entwickelt. Roswitha schafft während Gerbergas Amtszeit ihre Werke. Politisch ist Gerberga nicht hervorgetreten. Besondere Beziehungen zwischen ihr und Theophano haben kaum bestanden. Daß sie der Byzantinerin nicht freundlich gesinnt war, darf als sicher angenommen werden.

Die Herzöge

Herzog Burchard III. von Schwaben, geb. um 904, gest. 973. Sohn Herzog Burchards II. v. Schwaben und der Reginlinde, Bruder der Königin Bertha v. Burgund, also Onkel der Kaiserin Adelheid und des Kaisers Otto I., Großonkel Ottos II. Heiratet um 956 Hadwigv. Bayern, die erst vierzehnjährige Tochter Herzog Heinrichs I. und der Judith, wodurch er der Neffe seiner eignen Nichte Adelheid und seines Neffen Ottos I. wird. Die sächsische Sekundogenitur spekuliert durch diesen Eheschacher offenbar darauf, durch frühe Witwenschaft Hadwigs das Herzogtum Schwaben in ihre Einflußsphäre ziehen zu können, wenn nicht durch eine entsprechende zweite Ehe Hadwigs ihrem Besitz anzugliedern. Otto II. macht einen gewaltigen Strich durch diese Rechnung. (Vgl. unter: Die sächsisch-ottonische Dynastie, Herzog Otto v. Bayern und Schwaben.) Burchard III. ist der Typus des alten, unsauberen Intriganten. Schon 973 öffnet sein hinterhältiges Doppelspiel in der Affäre der Augsburger Bischofswahl Theophano die Augen über das, was Sippenwirtschaft gegen Reichspolitik vermag.

Herzog Otto von Schwaben, geb. 954, gest. 982 in Lucca. Übt 973-982 die Herzogsgewalt in Schwaben aus. (Siehe unter: Die sächsisch-ottonische Dynastie.)

Herzog Konrad von Schwaben, geb. um 940. Bis 983 Graf im Rheingau. Neffe des Herzogs Hermann I. v. Schwaben (der seinerseits ein Vetter König Konrads I. und des Herzogs Eberhard v. Franken war). Auf dem Reichtstag zu Verona (Mai bis Juni 983) zum Herzog v. Schwaben ernannt (an Stelle des in Lucca gestorbenen Herzogs Otto). Er ist der Sohn des 949 verstorbenen Grafen Udo v.d. Wetterau und ein Bruder des bei Kap Kolonne gefallenen Grafen Udo.

Herzog Otto von Bayern, geb. 954, gest. 982 in Lucca. Übt 975-982 die Herzogsgewalt in Bayern aus. (Siehe unter: Die sächsisch-ottonische Dynastie.)

Herzog Heinrich von Kärnten (Herzog Heinrich III. v. Bayern), geb. um 935. Sohn Herzog Berchtholds v. Bayern und der Biletrud. Wird nach dem Scheitern des ersten Aufstandes des »Zänkers« Herzog v. Kärnten (976). Nimmt unbegreiflicherweise an der zweiten Verschwörung des »Zänkers« teil. Er wird 978 abgesetzt und verbannt. 983, nach Herzog Ottos v. Bayern Tode in Lucca, wird Bayern dem wieder mit Otto II. ausgesöhnten früheren Kärntnerherzog gegeben. 985, im Oktober, nach dem Frieden zwischen dem »Zänker« und der Kaiserin Theophano, erhält er zum zweiten Male Kärnten, da dessen interimistischer Herzog Otto (siehe unter dem nächsten Abschnitt) verzichtet hat. Das freigewordene Bayern kommt an den »Zänker« zurück. (Bayern hat also wieder einen Herzog Heinrich II., nachdem es einen Herzog Heinrich III. gehabt hat.) Gerade das vorliegende Beispiel beweist deutlich, daß die jeweilig »ernannten« Herzöge nur oberste kaiserliche Beamte waren.

Herzog Otto von Kärnten, geb. um 948, gest. nach 999. Sohn des Herzogs Konrad (des Roten) von Lothringen und der Liutgard, der Tochter Ottos I. und Edgithas v. England. Hat angelsächsisches Blut. Enkel Ottos I., Stiefvetter Ottos II., Vetter Herzog Ottos v. Bayern und Schwaben. Wird 978, nach der Verbannung des »Zänkers«, mit Kärnten belehnt. Als im Jahre 985 die Aussöhnung des »Zänkers« mit der Kaiserin Theophano stattfindet und diesem Bayern (ohne Kärnten) zurückgegeben wird, läßt sich Otto – wohl gegen große Entschädigungen in seiner rheinfränkischen Heimat – zum Verzicht auf Kärnten bewegen, das wieder an seinen früheren, mit der kaiserlichen Dynastie ausgesöhnten Herzog Heinrich kommt, da es unter keinen Umständen abermals mit Bayern vereint werden soll (wie dies bis zu der ersten Revolte des »Zänkers« der Fall war). Durch diesen seinen Verzicht hat Otto das Reich vor neuen inneren Erschütterungen bewahrt. Otto ist der Vater Bruns, des Freundes Ottos III. und späteren Papstes Gregor V.

Brun von Kärnten, geb. 973, gest. 999 als Papst Gregor V. in Rom. Sohn Herzog Ottos v. Kärnten, Enkel der Liutgard, Urenkel Ottos I. und Edgithas. Hat angelsächsisches Blut. (Freund Kaiser Ottos III., den er 996 in Rom krönt.) Oft am Hofe Theophanos.

Herzog Friedrich von Oberlothringen, geb. um 915, gest. 978. Sohn des Pfalzgrafen Wigerich, Oheim des Erzbischofs Adalbero v. Reims, Gatte der Beatrix Kapet, also Schwager des Königs Hugo Kapet. Starke Stütze des Kaiserhauses. Wichtiger Vermittler zwischen Deutschland und Frankreich.

Herzogin Beatrix von Oberlothringen, geb. um 940, gest. nach 1005. Gattin des Herzogs Friedrich v. Oberlothringen. Tochter des kapetingischen Herzogs Hugo v. Franzien und Hadwigs v. Sachsen, der Schwester Ottos I. Also Nichte Ottos I. und Base Ottos II. Tante des Erzbischofs Adalbero v. Reims. Eine Frau mit starken politischen Instinkten, dem Reichsgedanken ergeben, aber immer auf Ausgleich bedacht und ihre jeweils geleisteten Dienste klug zum Vorteil ihrer Familie ausnutzend. Sie arbeitet mehrere Male mit Theophano Hand in Hand und steht bei dieser in hohem Ansehen. Von einer »Freundschaft« zwischen den beiden Frauen kann jedoch nicht gesprochen werden. Theophano bleibt unnahbar. Ihre Politik verträgt keine Bindungen, die leicht Hemmungen hätten werden können. Beatrix war auch – durch ihre Mutter – Base des karolingischen Königs Lothar v. Frankreich, des Herzogs Karl v. Niederlothringen, der Königin Mathilde v. Burgund, des Herzogs Heinrich II. v. Bayern (des »Zänkers«), der Herzogin Hadwig v. Schwaben und der Äbtissin Gerberga v. Gandersheim: somit also die geborene Vermittlerin.

Herzog Karl von Niederlothringen, geb. 953, gest. um 993. Sohn König Ludwigs IV. v. Frankreich, Bruder König Lothars v. Frankreich, Oheim König Ludwigs V. v. Frankreich. Legitimer karolingischer Thronerbe v. Frankreich. Vetter Hugo Kapets, Beatrix' v. Oberlothringen, Ottos II., Heinrichs des »Zänkers«, Hadwigs v. Schwaben und Mathildes v. Burgund (durch seine Mutter Gerberga v. Sachsen). Mit seinem Bruder Lothar verfeindet, aus Frankreich verwiesen. Im Jahre 977 von Kaiser Otto II. zum Herzog v. Niederlothringen ernannt und damit deutscher Reichsfürst (= Beamter des Kaisers). Er erkennt, nach Lothars und Ludwigs V. Tod die Wahl Hugo Kapets zum König v. Frankreich nicht an und beginnt den Krieg gegen diesen. Theophano spielt ihn für die Interessen ihrer zentralistischen Reichspolitik aus. Er gerät–nach großen Erfolgen – im Jahre 991 durch den Verrat seines Todfeindes, des Bischofs Ascelin v. Laon, in die Gefangenschaft Hugo Kapets, der ihn möglicherweise beseitigen läßt. Er ist eine für das 10. Jahrhundert typische Erscheinung: ein ganz von seinen Trieben bestimmter »Feudaler« ohne Maß und ohne Selbstbeherrschung. Eine Mischung aus Anspruch und innerer Unordnung.

Herzog Otto von Niederlothringen, geb. um 975, gest. um 1012. Aus der ersten, ebenbürtigen Ehe seines Vaters, des Herzogs Karl v. Niederlothringen. Also eigentlich der letzte karolingische Thronanwärter in Frankreich. Ganz am deutschen Hof erzogen und offenbar seinem Vater fremd. (Erst nach Karls Tod [993?] erfolgt seine Belehnung mit Niederlothringen. Er ist dem Kaiser Otto III. in nie gebrochener Treue ergeben, aber schon in jungen Jahren unverheiratet gestorben.)

Herzog Bernhard von Sachsen, geb. um 940. Sohn des Hermann Billung. Wie sein Vater zuverlässigster Anhänger der ottonischen Dynastie. Wichtigste Stütze in den Abwehrkämpfen gegen die Randvölker im Norden und Osten des Reiches. Bleibt – neben Willigis v. Mainz – als Hüter des Reiches während Ottos II. Italienfahrt in Deutschland zurück.

Herzog Boleslaw II. von Böhmen, aus dem Hause der Przemysliden, geb. um 950, gest. 999. Erscheint 973 persönlich auf dem Hoftag v. Quedlinburg, wo die Gründung des Bistums Prag zur Diskussion steht. Ist 974 am Aufstand Heinrichs des »Zänkers« beteiligt. Im Herbst 975 erfolgt Ottos II. erste Strafexpedition nach Böhmen, eine zweite, ergebnislose, 976, eine dritte, welche des Herzogs volle Unterwerfung bringt, 977. Im Jahre 978 ist Boleslaw abermals persönlich am Hof in Quedlinburg.

Herzog Miesko von Polen, geb. um 930, gest. 992. Normännische Herkunft. Ursprünglicher Name Dago. Erobert um 960, von der Oder-Warthe herkommend, »Polen« (das »flache« Land). 963 zur Anerkennung der deutschen Oberhoheit gezwungen für die Landstriche links der Warthe. Heiratet die Schwester Boleslaws II. v. Böhmen. Wird Christ (966). Er ist Vasall des deutschen Königs. 973 auf dem Hoftag zu Quedlinburg durch seinen Sohn Boleslaw Chrobry vertreten. 974 am Aufstand des »Zänkers« beteiligt. 977 (in zweiter Ehe) vermählt mit Oda, der Tochter des Markgrafen Dietrich.

Der Klerus

Erzbischof-Erzkanzler Willigis von Mainz, geb. um 940, gest. 1011. Sohn eines freien sächsischen Bauern aus der Gegend von Walbeck. Wird durch Empfehlung Volkolds, des Lehrers Ottos II., »Berater« Ottos II. (969, also in Italien). 970 von Otto I. zum deutschen Kanzler ernannt. Seit 972 mit Otto II. und Theophano in vertrautem Umgang. Theophano gewinnt unbedingtes Vertrauen zu diesem klar und sachlich denkenden Mann, der jenseits der Hofklüngel lebt und wirkt. 975 wird er von Otto II. zum Erzbischof v. Mainz und damit zum Erzkanzler ernannt. Er erbaut den Dom in Mainz. 976 Einverleibung des Bistums Prag in den Erzsprengel Mainz. 980-983 ist Willigis Reichsverweser während der Abwesenheit des Hofes in Italien. 983 erscheint er auf dem Reichstag in Verona. 983 weiht er den Fürsten Woytech (Adalbert) zum Bischof v. Prag (in Mantua). 983 geleitet er Otto III. zur Königskrönung nach Aachen. 984 schlägt er – dank seiner starken und klaren Diplomatie – die Revolte Heinrichs des »Zänkers« nieder und rettet die ottonische Dynastie. – Willigis ist einer der größten Staatsmänner des 10. Jahrhunderts, die zuverlässigste Stütze Theophanos, mit der er die Reichsgeschäfte leitet. Eine durch nichts getrübte menschliche und politische Freundschaft verbindet beide.

Erzbischof Adalbert von Magdeburg, geb. um 935, gest. 981. Aus adligem rheinischen Hause stammend. Als Mönch im Jahre 961 von Otto I. zum Missionar für Rußland bestimmt. Er kehrt – ohne Erfolg – 962 nach Deutschland zurück, wo er zwischen 950 und 960 teils als Notar in der königlichen Kanzlei gearbeitet, teils im Kloster St. Maximin in Trier gelebt hatte. Seit 962 ist er in der Kanzlei Ottos II. beschäftigt, 966 wird er Abt von Weißenburg, wo er die Chronik des Regino v. Prüm fortsetzt, und zwar von hoher, wahrhaft geschichtlicher Warte aus. 968, anläßlich der Erhebung des Magdeburger Mauritiusstiftes zum Erzbistum, wird er zum ersten Erzbischof v. Magdeburg ernannt. Diese Ernennung erfolgt in Ravenna, die Weihe durch den Papst in Rom. Unterstellt sind ihm die Bischöfe v. Meißen, Zeitz und Merseburg. Sogar das Bistum Posen erkannte Magdeburgs Oberhoheit an. Erzbischof Adalbert ist eine der wesentlichen Stützen der ottonischen Dynastie, eine der großen kirchlichen Figuren des 10. Jahrhunderts.

Erzbischof Gisiler von Magdeburg (Exbischof v. Merseburg), geb. um 945. Aus vornehmem Hause. In der Domschule v. Magdeburg erzogen. 971 zum Bischof v. Merseburg ernannt. Leiter der Hofgeistlichkeit. 979 auf einer diplomatischen Reise in Italien (wahrscheinlich in Angelegenheiten Ottos II. und seiner damals mit ihm verfeindeten Mutter). 980 mit dem Hof in Italien. 981 erreicht er durch raffinierte Machenschaften (denen Otto II. nicht ferngestanden haben dürfte) die Aufhebung des Bistums Merseburg und seine Ernennung zum Erzbischof v. Magdeburg (an Stelle des schon gewählten Ohtrich). Theophano war mit diesen Änderungen wohl schon deshalb einverstanden, weil sie Adelheids Einfluß verminderten. 983 verbrieft der Papst die Herrschaft Gisilers über die an Stelle des Bistums errichtete Abtei Merseburg. 983 auch besiegt Gisiler die revoltierenden Wendenstämme in der Schlacht an der Tanger. Gisiler verkörpert den Politiker im Bischofsgewand, und zwar den opportunistisch-skrupellosen, gebildeten, geschmeidigen. Er ist der »Hofmann« par excellence, eine glänzende, aber fragwürdige Erscheinung. Nach Ottos II. Tod ergreift er – wohl durch große Versprechungen gelockt – die Partei Heinrichs des »Zänkers«.

Erzbischof Adalgag von Hamburg-Bremen, geb. 900, gest. 988. Im Amt seit 937. Eine der Hauptstützen der ottonischen Dynastie in allen Fragen der nordischen Abwehrpolitik. 983 wird Hamburg von dem Obotritenfürsten Mistui zerstört.

Erzbischof Gero von Köln, geb. um 940, gest. 976. Sohn des Grafen Christian v. Serimunt aus der thüringischen Ostmark. Durch seine Mutter Hidda Neffe des berühmten Markgrafen Gero (Hidda war Geros Schwester). Er wird gegen den Willen Ottos 1.969 zum Erzbischof gewählt und erst 971 geweiht. Im gleichen Jahr geht er als Brautwerber nach Byzanz und bringt im März 972 Theophano nach Italien. Er gilt als ein gebildeter, diplomatisch gewandter, weltmännischer Mann. Er leistet Theophano während der Reise große Dienste durch Aufklärung über alle Verhältnisse im Reich.

Erzbischof Warin von Köln, geb. um 940, gest. 985. Im Amt 976-984. Erzieher (983) Ottos III., der ihm als dreijähriges Kind von Willigis v. Mainz in Obhut gegeben wird (vor und nach der Krönung am 24. Dez. 983). Verräter (984) an der Sache seines Herrn, da er die Partei des Usurpators, Heinrichs des »Zänkers«, ergreift. Nach dem Scheitern der Revolte abgesetzt und in das Kloster St. Martin verwiesen, wo er 985 stirbt. Unbedeutende und unerfreuliche Erscheinung. Erzbischof Everger von Köln, geb. um 940, im Amt seit 984. Er bestattet Theophano in St. Pantaleon im Jahre 991.

Erzbischof Egbert von Trier, geb. um 950. Sohn des Grafen Dietrich II. von Holland. 976 zum deutschen Kanzler gewählt. 977 zum Erzbischof v. Trier ernannt. Er gehört offenbar zu den Gegnern Theophanos, denn er steht 984 auf seiten des Usurpators, Heinrichs des »Zänkers«.

Bischof Dietrich von Metz, geb. um 920, gest. 984. Sohn einer Schwester der Königin Mathilde, also Neffe König Heinrichs I. und Vetter Ottos I. Eine Art »pièce de résistance« am Hof. Er gilt als käuflich. Er nimmt (972) Theophano in Benevent in Empfang. Zwischen ihr und ihm besteht nie ein freundliches Verhältnis. Seit 982 herrscht schwere Verstimmung, die in offene Feindschaft umschlägt. Anfang 984 ist der Bischof – natürlich bestochen – sofort auf seiten des Usurpators, Heinrichs des »Zänkers«. Theophano hat wohl in ihm den Schmarotzer und Nutznießer gesehen, der sich auf seine Verwandtschaft mit der Dynastie etwas zugute tut.

Bischof Heinrich von Augsburg, geb. um 950, gest. 982 in der Schlacht von Kap Kolonne. Er wird infolge der Machenschaften des Herzogs Burchard v. Schwaben zugunsten der sächsischen Sekundogenitur – Heinrich ist durch seine Mutter ein Neffe der Herzogin Judith v. Bayern – durch Betrug Bischof v. Augsburg. Otto II. sieht sich aus innerpolitischen Gründen gezwungen, die Wahl nachträglich zu bestätigen. Im Jahre 977 wird er als einer der Teilnehmer an der Verschwörung des »Zänkers« nach Verden verbannt. 978 erfolgt seine Aussöhnung mit dem Kaiser, den er nach Süditalien begleitet.

Bischof Piligrim von Passau, geb. um 940, gest. 991. Im Amt seit Juni 971. Bayrischer Herkunft. Reichstreu. Ein hochfliegender, phantastischer Geist, den der Ehrgeiz und das Geltungsbedürfnis zu den berühmten Fälschungen päpstlicher Bullen (des Symmachus, Eugens II., Leos VII., Agapets II.) treibt, durch die er nachweisen will, daß das Bistum Passau identisch sei mit dem ehemaligen Erzbistum Lorch, also dessen Rang wieder erhalten und damit zum Mittelpunkt der südöstlichen Christenmission, vor allem bei den Ungarn, werden müsse. Er erreicht sein Ziel nicht, macht sich aber sehr verdient durch den Ausbau der Ostmark.

(Bischof) Bernward von Hildesheim, geb. um 965, gest. 1022. Aus sächsischem Adel. (Mütterlicher Großvater Pfalzgraf Adalbero v. Sachsen.) Schüler des Thangmar von der Hildesheimer Domschule. Längerer Aufenthalt bei Erzbischof Willigis v. Mainz, der ihm die Priesterweihe erteilt. Er wird 987 als Erzieher Ottos III. von Theophano an den Hof gerufen, wo er eine bedeutende Stellung einnimmt. Theophano ist ihm in großer Freundschaft verbunden. Sie sieht – mit Recht – in ihm den geistigen Erben Bruns v. Köln, den durchaus kultivierten und künstlerischen Menschen. Sie schenkt ihm die Edelsteine für das berühmte Kreuz.

Bischof Adalbert von Prag, geb. 956, gest. 997. Sohn des Fürsten Slawnik v. Libice. Sein Laienname ist Woytech. Großneffe der Herzogin Judith v. Bayern, welche die Tante Slawniks war. Seit 969 in der Magdeburger Domschule erzogen. 978 Rückkehr nach Böhmen. 982 von Herzog Boleslaw II. zum Bischof v. Prag ernannt. 983 anläßlich des Reichstages von Verona in Mantua von Willigis v. Mainz geweiht. 989 bei Theophano in Rom. 990-995 im Kloster S. Bonifazio auf dem Aventin in Rom. (Von Willigis nach Prag zurückbefohlen. 996 zweite »Flucht« nach Rom. Dort Beginn und Austrag seiner Beziehungen zu Kaiser Otto III., dem Sohne Theophanos. Er stirbt als Märtyrer auf einer Missionsreise bei den Pruzzen.) Eine der faszinierendsten Erscheinungen seiner Zeit, von außergewöhnlicher Schönheit und Begabung. Einer der wenigen Menschen, für die Theophano ein Gefühl aufbrachte.

Frankreich

Die karolingische Dynastie
(in der männlichen Linie)

König Lothar von Frankreich, geb. 941, gest. 986 in Compiègne. Sohn König Ludwigs IV. v. Frankreich und Gerbergas v. Sachsen, Bruder Karls v. Niederlothringen und Mathildes v. Burgund. Durch seine Mutter Neffe Ottos I., Vetter Ottos II., Heinrichs des »Zänkers«, Hadwigs v. Schwaben, Hugo Kapets, Beatrix' v. Lothringen. Er gibt nach Ottos I. Tod die ausgleichende Politik seiner Mutter auf und stellt sich in scharfen Gegensatz zur kaiserlichen Reichspolitik. Die Ansprüche Frankreichs auf Lothringen werden von ihm in schroffster Form – aber ohne Erfolg – erhoben. Er paktiert mit dem Verschwörer und Usurpator Heinrich dem »Zänker« zu verschiedenen Malen, ebenfalls ohne Erfolg, gegen das Reich. Er eröffnet einen Hochverratsprozeß gegen den Erzbischof Adalbero v. Reims. Er stirbt – dem Gerücht nach vergiftet – kurz vor Beginn der Verhandlungen. Durch seine Gattin Emma ist er der Schwiegersohn der Kaiserin Adelheid und der Stiefschwiegersohn Ottos I. Er hat – von seiner Großmutter Eadgifu her – angelsächsisches Blut.

Königin Emma von Frankreich, geb. 949, gest. nach 988. Gattin König Lothars v. Frankreich, Tochter der Kaiserin Adelheid aus deren erster Ehe mit König Lothar v. Italien, Stieftochter Ottos I., Nichte König Konrads v. Burgund, Stiefschwester Ottos II., eine Frau mittelmäßigen Formates, ohne politischen Instinkt noch Einfluß. Ihr schlimmster Feind ist ihr Schwager, der Herzog Karl v. Niederlothringen. Sie wird von ihrem Sohne, dem König Ludwig V. v. Frankreich, gehaßt und vom Hofe verjagt. Sie findet Zuflucht bei Hugo Kapet (in Senlis). Im Jahre 988 gerät sie in die Gefangenschaft ihres Schwagers Karl v. Niederlothringen, aus der sie – durch Erzbischof Adalberos v. Reims Vermittlung – im Dezember des gleichen Jahres entlassen wird. Sie geht in die ihr gehörende Stadt Dijon, wo sich ihre Spur verliert. Sie wird von Theophano als »quantité négligeable« behandelt. Die eigene Mutter – Adelheid – scheint sich nicht sehr für diese Tochter eingesetzt zu haben.

König Ludwig V. von Frankreich, geb. 966, gest. 987 in Senlis. Sohn des Königs Lothar v. Frankreich und Emmas, Enkel der Kaiserin Adelheid. Der letzte regierende Karolinger. Ein unfertiger (vielleicht degenerierter) junger Mensch. Nach dem Tode seines Vaters erweist er sich als leidenschaftlicher Nationalist, bezieht scharfe Stellung gegen die kaiserliche Reichspolitik und nimmt den Hochverratsprozeß gegen den Erzbischof Adalbero v. Reims mit großer Energie auf. Er haßt seine Mutter Emma wegen ihrer angeblichen Beziehungen zu dem Bischof Ascelin v. Laon und ihrer kaiserlichen Sympathien. Er verjagt sie – unter dem Einfluß seines gegen sie hetzenden Oheims Karl v. Niederlothringen – vom Hof. Er stirbt, als eben die Verhandlungen gegen Adalbero beginnen sollen, eines plötzlichen Todes, wie ein Jahr vorher sein Vater. Auch dieses rätselhaften Sterbens eines einundzwanzigjährigen Menschen haben sich die Gerüchte bemächtigt. Für Theophano war sein Verschwinden eine große Erleichterung.

Prinz Karl von Frankreich, geb. 953, gest. um 993 in Senlis. Bruder König Lothars v. Frankreich. (Siehe unter: Deutschland, Herzöge: Herzog Karl v. Niederlothringen.)

Die kapetingische Dynastie
(in der männlichen Linie)

König Hugo Kapet von Frankreich, geb. 941, gest. 999. Sohn des Herzogs Hugo v. Franzien und der Hadwig v. Sachsen. Durch seine Mutter Neffe Ottos I., Vetter Ottos II., Heinrichs des »Zänkers«, Hadwigs v. Schwaben, Lothars v. Frankreich, Karls v. Niederlothringen, Mathildes v. Burgund. Durch seine Schwester Beatrix Schwager des Herzogs Friedrich v. Oberlothringen. Er arbeitet zielbewußt, aber sehr vorsichtig, auf die Gewinnung des Königsthrones hin. Seine Wahl gelingt, weil sie, nach dem Tode der beiden letzten karolingischen Könige, dem deutschen Reiche gelegen kommt. Sie ist »provisorisch« gedacht gewesen. Es ist kaum anzuzweifeln, daß Theophano, die karolingische Reichsidee in vollem Umfange wieder aufnehmend, die Rückkehr Frankreichs in das Reich mit allen Mitteln ihrer raffinierten Diplomatie betrieben hat. Seit 989 sieht Hugo Kapet in ihr seine schlimmste Feindin. Ob er an ihrem plötzlichen Tode (991) insgeheim beteiligt ist, muß dahingestellt bleiben. Er versucht, die französische Kirche zu nationalisieren und von Rom loszulösen. Dies ist für das Reich untragbar und casus belli.

König Robert II. von Frankreich, geb. 971, gest. 1031. Sohn des Königs Hugo Kapet v. Frankreich und der Adelaide. Schon zu Lebzeiten seines Vaters – nach langen Kämpfen mit Erzbischof Adalbero v. Reims – zum Mitkönig gekrönt, da diese Krönung eine Konsolidierung der kapetingischen Dynastie bedeutet und das »Provisorische« der Wahl Hugos aufhebt. Ein Versuch, für ihn eine purpurgeborene byzantinische Prinzessin zur Gattin zu gewinnen, scheitert im Jahre 988 (wohl infolge Einspruchs der Theophano am Hofe von Byzanz). Seine Heirat mit Susanne v. Flandern (der Tochter Berengars v. Italien) bezweckt die Erhöhung des kapetingischen Einflusses in dieser Provinz.

Der Klerus

Erzbischof Adalbero von Reims, geb. um 930, gest. 989 in Reims. Sohn des Grafen Gozilin v. Oberlothringen, Neffe des Herzogs Friedrich v. Oberlothringen, dadurch auch Neffe der Herzogin Beatrix v. Oberlothringen, der Schwester des Königs Hugo Kapet v. Frankreich. Von König Lothar v. Frankreich 968 – auf Wunsch Kaiser Ottos I. – zum Erzbischof v. Reims bestimmt, 969 geweiht. Aktivistischer, auf Reform gerichteter und künstlerischer Geist. (Die ersten Glasfenster der Kathedrale sind von ihm gestiftet.) Er ist der zuverlässigste Parteigänger der kaiserlichen Politik in Frankreich, der treueste Helfer Theophanos. Ein mit allen Wassern gewaschener Diplomat, dessen heimliches, streng verborgen gehaltenes Ziel wohl die Vereinigung Frankreichs mit dem Reich gewesen ist (unter der zukünftigen Herrschaft Ottos III.). Er knüpft keine Hoffnungen an die beiden letzten karolingischen Könige Lothar und Ludwig. Daß er die Wahl Hugo Kapets durchsetzt, ist nur ein Schachzug seiner weit aushöhlenden Politik. Er stirbt, ohne sein Ziel erreicht zu haben. Eine mächtige, aber keine »große« Persönlichkeit.

Erzbischof Arnulf von Reims, geb. um 965. Bastard des Königs Lothar v. Frankreich, also karolingischen Blutes. Ein Werkzeug der Politik und Spielball fremder, ihm auferlegter Willenskräfte. Von Hugo Kapet – nach Adalberos Tod – 989 ernannt, spielt er noch im gleichen Jahre Reims in die Hände seines Onkels, des Herzogs Karl v. Niederlothringen. 991 gelingt es dem von Karl 988 aus seinem Bischofssitz Laon vertriebenen Bischof Ascelin, ihn und den Herzog Karl in die Gefangenschaft des Königs Hugo Kapet zu bringen. Er wird zehn Jahre lang im Turm von Orleans gefangengehalten. Um seinetwillen entbrennt der Streit zwischen Hugo Kapet und dem Papst Johann XV., der fast zur Loslösung der französischen Kirche von Rom geführt hätte. Theophano ergreift seine Partei, weil sie nicht dulden kann, daß päpstliche Grundrechte verletzt werden, denn: Papst = Reich. Nur dem Papste steht – nach den isidorischen Dekretalien – die Absetzung eines von ihm eingesetzten Erzbischofs zu.

Bischof Arnulf von Orléans, geb. etwa 950. Spielt seine größte Rolle zwischen 989 und 1000. Parteigänger des Königs Hugo Kapet. Leidenschaftlicher Befürworter einer national-französischen, von Rom losgelösten Kirche. Er ist antipapistisch, antideutsch, antiimperial. Ein Mann von hohem Mut und starker Überzeugung. Ein für Theophano sehr gefährlicher Feind.

Bischof Ascelin von Laon, geb. um 955. Sohn einer vornehmen lothringischen Familie. Kanzler des Königs Lothar v. Frankreich. Als Nachfolger des Bischofs Roriko 977 zum Bischof v. Laon ernannt. Ein durchtriebener, rücksichtslos auf den eigenen Vorteil hinarbeitender Abenteurer. Er wird 988 von Herzog Karl v. Niederlothringen in Laon gefangen, entkommt aber und ist von diesem Zeitpunkt an der unversöhnliche Feind dieses karolingischen Kronprätendenten. Infolge geschickt gesponnener Intrigen gelingt es ihm, den Herzog Karl v. Niederlothringen samt seinem Neffen, dem Erzbischof Arnulf v. Reims, in die Hände König Hugo Kapets zu spielen (991). Es ist anzunehmen, daß er heimlicher Parteigänger Theophanos ist, von der er sich höheren Lohn erwartet als von Hugo Kapet. Er ist der Verfasser eines für die Zeit aufschlußreichen Pamphletes.

Gerbert von Aurillac, geb. 947, gest. 1003 in Rom. Sohn kleiner Leute. Im Kloster Aurillac erzogen. Hohe Begabung, Längere Zeit in der spanischen Mark. In Rom 970 mit den Kaisern Otto I. und Otto II. bekannt geworden. Begegnung mit Theophano in Rom im Sommer 972. In Italien 980-984, als Abt von Kloster Bobbio 981-983. Von Bobbio verjagt 984. Bei Theophano in Rom (nach Ottos II. Tod). Dann Rückreise nach Reims. Dort Sekretär des Erzbischofs Adalbero und Leiter der Domschule. Steigender Ruhm. Bobbio wird ihm 987 zurückgegeben. Mit Herzog Karl von Niederlothringen 988 am Hofe Theophanos in Ingelheim. Beginn der eigentlichen politischen Kämpfe zwischen dem legitimen karolingischen Thronprätendenten Karl v. Niederlothringen und dem kapetingischen Throninhaber Hugo Kapet. Schwere Enttäuschung Gerberts, als er, obwohl von Adalbero dazu designiert, nach dessen Tode nicht zum Erzbischof v. Reims ernannt wird. Ein – für den damaligen Bildungsstand des Westens – außergewöhnlich gelehrter Mann. Von glühendem Ehrgeiz besessen, den höchsten Zielen – oft mit peinlicher Unterwürfigkeit – nachjagend. Von Theophano richtig erkannt und danach bewertet. Sie behandelt ihn als ihr Werkzeug.

Abt Majolus von Cluny, geb. 910, gest. 994. Eine kirchliche Erscheinung von hohen sittlichen Maßen. Abt v. Cluny 954-994. Er dehnt die italisch-französisch-burgundischen geistlichen Reformbestrebungen auf Deutschland aus. Er ist der Kaiserin Adelheid in besonderer Zuneigung verbunden.

Feudalität

Graf Eudes (Odo) de Blois et de Chartres, geb. um 940, gest. 996. Sohn des Grafen Thibaud le Tricheur und der Leudegarde, sehr wahrscheinlich Bruder des Grafen Herbert de Troyes. Ist lange Parteigänger der Karolinger. Im Jahre 985 stützt er Lothars Ansprüche auf die Vormundschaft für Otto III., um die Rückgliederung Lothringens an Frankreich zu begünstigen. Nach dem Tode Ludwigs V. nimmt er für Hugo Kapet Stellung. Dann schwenkt er wieder auf die Seite Karls v. Lothringen. Er ist vermählt mit Bertha, der Tochter des Königs Konrad III. v. Burgund und der Mathilde v. Frankreich, ist also – durch Anheirat – der Neffe König Lothars und Karls v. Niederlothringen. Er kann eine der gesinnungslosesten Abenteurererscheinungen seiner Zeit genannt werden. Er tut um Geld, was um Geld zu tun ist. Es kann als sicher gelten, daß sich ihn Theophano insgeheim für ihre Pläne gekauft hat (ähnlich wie den Bischof Ascelin v. Laon). Jedenfalls rechnet er damit, nach einer Einbeziehung Frankreichs in das römisch-deutsche Imperium, also nach einer Beseitigung der kapetingischen Dynastie, Herzog v. Franzien zu werden, so wie Ascelin auf das Erzbistum Reims spekuliert.

Graf Herbert de Troyes, geb. um 940, gest. 995. Sehr wahrscheinlich Sohn des Grafen Thibaud de Tricheur und der Leudegarde, also Bruder des Grafen Eudes de Blois et de Chartres. Mit diesem wird er immer in einem Atemzuge genannt. Er verkörpert denselben Abenteurertypus, in etwas milderer Form. Was Eudes tat, tat auch er.

Königreich Burgund

König Konrad III. von Burgund, geb. um 927, gest. 993. Sohn König Rudolfs II. v. Burgund und Berthas v. Schwaben, Bruder der Kaiserin Adelheid, Schwager Ottos I., Oheim Ottos II. Am ottonischen Hof erzogen. In guten Beziehungen zur ottonischen Dynastie. In zweiter Ehe (963) vermählt mit Mathilde, der Schwester des Königs Lothar v. Frankreich und des Herzogs Karl v. Niederlothringen. Ein treuer und tätiger Anhänger der Reformbestrebungen von Cluny. Oft diplomatischer Vermittler, so besonders bei der Versöhnung Kaiser Ottos II. mit seiner Mutter Adelheid in Pavia (Dezember 980, nach dem im Jahre 978 erfolgten Bruch) – und bei der Revolte Heinrichs des »Zänkers« im Jahre 984. Seine Sympathien scheinen in Frankreich ganz auf der Seite der karolingischen Legitimisten gewesen zu sein.

Königin Mathilde von Burgund, geb. 943, gest. nach 991. Zweite Gattin König Konrads III. v. Burgund, Tochter König Ludwigs IV. v. Frankreich und Gerbergas v. Sachsen, also Schwester König Lothars v. Frankreich, Karls v. Niederlothringen, Nichte Ottos I. und Base Ottos II., Hugo Kapets, Beatrix' v. Oberlothringen, Heinrichs des »Zänkers«, Hadwigs v. Schwaben. Gleichzeitig auch Tante Ottos II., da ihr Gatte, als Bruder Adelheids, sein Oheim war. Sie steht auf Seiten Adelheids. Theophano ist ihr fremd. Sie ist die Schwägerin Adelheids und – durch ihren Bruder, den König Lothar – gleichzeitig die Schwägerin von Adelheids Tochter Emma. Sie ist auch die Tante des letzten regierenden Karolingers, Ludwigs V. Es ist nicht bekannt, daß sie in irgendwelche Ereignisse politisch eingegriffen habe. Da sie überzeugte Cluniazenserin ist, müssen Ausgleich und Versöhnung ihr Lebensgesetz sein.

Italien

Die Päpste

Papst Johann XIII., geb. um 925, gest. am 6. September 972. Bischof v. Narni, Regiert 965–972. Krönt Otto II. am 24. Dezember 967 zum Kaiser, Theophano am 14. April 972 zur Kaiserin.

Papst Benedikt VI., geb. um 940, gest. 974. Regiert 973–974. Sohn eines Römers germanischer Herkunft. Er wird von seinem Nachfolger, dem Usurpatorpapst Bonifatius VII., im Einverständnis mit der Familie der Crescentier (welche mit Byzanz paktiert), erdrosselt.

Papst Bonifatius VII., geb. um 940, gest. 985. Erste Regierung: Juli 974 bis August 974. Name: Franko, Sohn des Ferruccio. Er wird von den Römern vertrieben und flieht mit dem Kirchenschatz nach Byzanz, wo er zehn Jahre bleibt.

Papst Benedikt VII., geb. um 930, gest. 983. Bischof v. Sutri. Regiert 974-983. Es wäre der Wunsch des kaiserlichen Hofes gewesen, daß Majolus v. Cluny sich nach der Vertreibung des Bonifatius VII. wählen ließe; aber er lehnt das Ansinnen ab.

Papst Johann XIV., geb. um 930, gest. Ostern 984. Bischof Petrus v. Pavia, Erzkanzler für Italien. Regiert 983-984. Er wird von dem auf die Nachricht von Ottos II. Tode hin aus Byzanz heimkehrenden Papste Bonifatius VII. ermordet.

Papst Bonifatius VII., geb. um 940, gest. 985. Zweite Regierung Ostern 984-985. Name: Franko, Sohn Ferruccios. Er kann sich auch diesmal nicht halten. Er, der Mörder seines Vorgängers, wird selbst von den Römern ermordet. Seine Leiche wird geschändet.

Papst Johann XV., geb. um 950, gest. 996. Regiert 985-996. Sohn des Presbyters Leo, deutschfreundlich gesinnt. Während seiner Regierung droht die Loslösung der französischen Kirche von Rom. Er gilt als bestechlich. Theophano versteht es ausgezeichnet, ihn ihren Plänen dienstbar zu machen.

Andere italische Persönlichkeiten

Johannes Philagathós, geb. um 950 (in Rossano?), gest. nach 998 in Rom. Von Otto II. 979 zum italischen Kanzler ernannt. Im Jahre 982 auf Theophanos Wunsch Abt von Nonantola. Gegen Adelheids Willen von Theophano 988 zum Erzbischof von Piacenza gewählt. Zwischen 987 und 988 Lehrer Ottos III. für die griechische Sprache. Günstling Theophanos, gehaßt von Adelheid und ihrem Anhang.

Michaël von Massafra, geb. 956, byzantinischer Dichter aus Tarent, später Lehrer für griechische Sprache und Dichtung am Kloster St. Pantaleon in Köln. Befreundet mit dem Herzog Otto-Glaukós v. Schwaben und mit der Kaiserin Theophano.

Patricius Crescentius von Rom, geb. um 950. Angehöriger der großen römischen Adelsfamilie der Crescentier. Er übt als »Patricius« – das heißt als Vertreter des römischen Senates und Volkes – die weltliche Gewalt in Rom aus, also nicht eigentlich als unabhängiger Fürst. Theophano bestätigt ihm seine Position gegen die eidliche Verpflichtung der Römer, alle Rechte Ottos III. und diesen selbst anzuerkennen. Dieses Abkommen ist schon vor Theophanos Romreise 989 zustande gekommen.

Byzanz

Kaiser Nikephoros Phokas II., geb. 911, gest. 969 in Byzanz. Bedeutender und erfolgreicher Heerführer. Heiratet 963 die Witwe des Kaisers Romanos II., Anastasia Theophano, und führt als Basileus die Regierung für deren unmündige Söhne, die Prinzen Basileios II. und Konstantin VIII. Ein großer Soldat, engstirniger Despot, bigotter Christ, der im Sinne der Feudalität regiert, das Land durch Steuern erdrückt und nicht das geringste Verständnis für die Nöte der unteren Schichten aufbringt. Seine Ermordung ist ein Segen für das Land. (An ihn ist 968 die berühmte Gesandtschaft Ottos I. unter Führung des Bischofs Lintprand v. Cremona gerichtet.) Ausgesprochen feindliche Haltung gegen das deutsch-römische Reich.

Kaiser Johannes Tsimiskes, geb. 925, gest. 976 in Byzanz. Aus dem armenischen Fürstenhause der Kurkuas (Gurgén). Hervorragender Armeeführer. Läßt – in erster Linie aus innerpolitischen Gründen – seinen Oheim Nikephoros Phokas II. beseitigen und proklamiert sich selbst zum Basileus, um im Namen der beiden unmündigen Prinzen Basileios II. und Konstantin VIII. (aus der rechtmäßigen Makedonendynastie) die Regierung zu führen (969). In erster Ehe vermählt mit Prinzessin Maria Skleros, der Tante Theophanos, also, durch Anheirat, Theophanos Oheim. In zweiter Ehe (971) vermählt mit der Prinzessin Theodora, der Schwester des verstorbenen Kaisers Romanos II. und Tante der beiden jungen Makedonenprinzen. Er schlägt die Revolte der rivalisierenden Feudalfamilie Phokas nieder (971), besiegt die Russen (972) und bringt Ostbulgarien unter byzantinische Herrschaft. Seine wesentlichen Kriege gelten den Arabern im Osten des Reiches. Er erobert Mesopotamien und Syrien, erkrankt auf der Heimreise nach Byzanz und stirbt, vergiftet, Anfang 976, nach großem Triumph. Er ist einer der blendendsten und gewinnendsten Fürsten auf dem Throne von Byzanz, weitsichtig, großzügig, sozial denkend und auf Frieden mit dem deutsch-römischen Imperium bedacht.

Kaiser Basileios II., geb. 957, gest. 1025. Sohn des Kaisers Romanos II. aus der makedonischen Dynastie und der Kaiserin Anastasia Theophano. Bruder des Prinzen Konstantin und der Prinzessin Anna, welche 988 den Russenfürsten Wladimir heiratet, den Sohn des 972 besiegten Sviatoslav. Übernimmt mit seinem Bruder unter der Führung des Parakimuménos (Großkanzlers) Basileios die Regierung in schwierigsten Umständen als Neunzehnjähriger (976). Zwölfjähriger Aufstand der Familie Skleros, aus der Theophano stammt, unter Führung des Bardas Skleros. Aufstand auch des Bardas Phokas, des Oheims der Theophano mütterlicherseits. Herstellung des Friedens erst 989. Basileios II. ist Otto II. feindlich gesinnt. Er nimmt die traditionelle antideutsche Politik der Byzantiner wieder auf. Es ist wohl der Klugheit Theophanos zu danken, daß es nach der Niederlage von Kap Kolonne (982) zu keinen Angriffshandlungen gegen die süditalischen, der deutschen Oberhoheit unterstellten, Herzogtümer von Capua, Spoleto und Benevent kommt.

Der Parakimuménos (Großkanzler) Basileios, geb. um 920, gest. 987. Illegitimer Sohn des Usurpatorkaisers Lekapénos I. Der wichtigste, weil reichste und mächtigste Mann unter den Kaisern Romanos II., Nikephoros Phokas II., Johannes Tsimiskes, Basileios II. Erst diesem gelingt es, sich 987 des lästigen Bevormunders zu entledigen, seine Güter zu konfiszieren und ihn in die Verbannung zu schicken, in der er stirbt. Damit ist einer der größten Intriganten verschwunden, welche das byzantinische Reich kannte, gleichzeitig auch einer der rücksichtslosesten Vertreter des auf die Spitze getriebenen Feudalprinzips.

Fürst Bardas Skleros, geb. um 915, gest. 989. Oheim der Kaiserin Theophano, da Bruder ihres Vaters Konstantin. Einer der berühmtesten Heerführer seiner Zeit. Parteigänger des Kaisers Johannes Tsimiskes, seines Schwagers (die erste Gattin des Johannes Tsimiskes, Maria Skleros, war die Schwester des Bardas Skleros). Ergreift nach der Ermordung des Nikephoros Phokas II. sofort die Partei des Johannes Tsimiskes gegen Bardas Phokas, der gefangen und nach Chios verbannt wird. Er leistet dem Kaiser große Dienste im Krieg gegen Sviatoslaw. Nach dem Tode des Kaisers (976) revoltiert er sofort gegen dessen Nachfolger Basileios II. und vor allem gegen den Parakimuménos Basileios. Er ruft sich selbst zum Kaiser aus. Erobert beinahe Byzanz (977). Bardas Phokas, sein großer Gegenspieler, wird aus der Verbannung zurückgerufen. 979 wendet sich der Gang der Ereignisse gegen Bardas Skleros. Er muß an den Hof des abbasidischen Emirs v. Bagdad fliehen, der ihn viele Jahre lang bei sich festhält. Erst im Jahre 98 8 wird er frei, ein Jahr später erfolgt die ehrenvolle Aussöhnung mit dem Kaiser Basileios II. (nach endgültigem Verzicht auf den Purpur). Er stirbt im gleichen Jahre als alter, halberblindeter Greis auf seinem Landgut am Schwarzen Meer, während sein Sohn Romanos, Theophanos Vetter, am Hofe eine hohe Stellung einnimmt.

Fürst Konstantin Skleros, geb. um 920, gest. nach 989. Vater der Kaiserin Theophano. Gatte der Prinzessin Sofia Phokas, der Tochter des Großadmirals Leo Phokas und der Schwester des (gegen den Kaiser Johannes Tsimiskes und [später] den Kaiser Basileios II.) rebellierenden Feldherrn Bardas Phokas. Bruder des gegen den Kaiser Basileios II. (und vor allem gegen den Parakimuménos Basileios) rebellierenden Feldherrn Bardas Skleros und sein Mitverschworener. Er zeichnet sich im Heere seines Bruders aus, besonders in der Schlacht bei Arkadiápolis. Schwager des Kaisers Johannes Tsimiskes durch seine Schwester Maria, des Tsimiskes erste Gattin.

Fürstin Sofia Skleros, geb. um 936. Mutter der Kaiserin Theophano. Gattin des Fürsten Konstantin Skleros. Tochter des Großadmirals Leo Phokas, Nichte des Kaisers Nikephoros Phokas II. Schwester des Feldherrn Bardas Phokas.

Fürst Bardas Phokas, geb. um 932, gest. 989. Oheim der Kaiserin Theophano, da Bruder ihrer Mutter Sofia. Sohn des Großadmirals Leo Phokas. Neffe des Kaisers Nikephoros Phokas II. Im Jahre 976 zunächst auf Seiten des Kaisers Basileios II. und des Parakimuménos Basileios, nachdem dieser ihn aus der Verbannung in Chios zurückgerufen hat. Später mit Bardas Skleros im Bunde gegen die Dynastie. Ruft sich während der Kämpfe zum Kaiser aus. Stirbt 989 an einem Schlaganfall. Eine abenteuerliche Kondottiereerscheinung von hoher militärischer Begabung und brennendem Ehrgeiz. Der geborene Frondeur.

Engerer Hofstaat der Kaiserin Theophano

Fürst Niketas Kurkuas, geb. 950. Neffe des Kaisers Johannes Tsimiskes. Jugendfreund Theophanos. Adjutant an ihrem byzantinischen (mitgebrachten) Hofstaat und Verbindungsoffizier mit Byzanz. Kehrt nach dem Tode des Kaisers Johannes Tsimiskes nach Byzanz zurück, weil er von dort aus – als Beobachter – Theophano größere Dienste leisten kann (977). Ist danach auf häufigen Reisen an ihrem Hoflager in Deutschland und Italien.

Leo Akritas, geb. 935. Stammt aus den armenischen Grenzlanden am oberen Euphrat. In Diensten des Fürsten Niketas Kurkuas. Übernimmt nach dessen Abreise nach Byzanz die östlichen Kuriergeschäfte für Theophano. Bleibt bis zu ihrem Tode an ihrem Hofstaat und leistet ihr ausgezeichnete Dienste durch seine geheime Berichterstattung.

Anastasia Dalassena, geb. 952. Jugendfreundin der Kaiserin Theophano und erste Dame ihres byzantinischen (mitgebrachten) Hofstaates. Bleibt bis zu ihrer Vermählung mit dem niederlothringischen Grafen Jozelin de Chèvremont bei Theophano (978) und ist auch später oft in deren Nähe.

Graf Hugo von der Wetterau, geb. um 952. Neffe des im Jahre 983 mit Schwaben und dem Elsaß belehnten Herzogs Konrad. Von 976 bis 983 Adjutant des Kaisers Otto II., seit Ottos Tode Adjutant der Kaiserin Theophano und wichtiger Helfer in ihren französischen Plänen. (Es lebt in ihm ein starkes »karolingisches« Universalbewußtsein.)

Graf Hoiko von Eupen, geb. 960, seit 984 in Theophanos Diensten. Seit 987 militärischer Erzieher Ottos III.

Gräfin Imiza von Rodersdorf und Leymen, geb. 940, verwitwet seit 978. Erste Hofdame der Kaiserin Theophano seit 978. Eine Frau von feinem politischem Taktgefühl, aber ohne jeden Einfluß auf Theophanos Entschließungen.

Barbara, geb. 935. Kammerfrau der Kaiserin Theophano seit 979. Ständige Begleiterin. Sie stammt aus dem Hofgut Ilbenstadt in der Wetterau.

Bemerkungen des Verfassers

I

Ein Dichter weiß niemals, warum ein Stoff, der ihn jahrzehntelang bewegt hat, gerade in »diese« und keine andere Form hineinwächst. Jeder Versuch, das »Warum« zu ergründen, ist vergebens. Denn der Dichter vermag nicht – und um wieviel weniger erst der »Begutachter«! – an das Geheimnis der geistigen Zeugung zu rühren, welches sich in ihm vollzieht. Er gehorcht dem übersinnlichen Befehl. Nur wer dies versteht, versteht auch die einmaligen und besonderen Lebensgesetze des geschaffenen Kunstwerkes.

Würde also der Verfasser gefragt, warum er das vorliegende Werk »rückschauend« gestaltet hat, so müßte er die Antwort schuldig bleiben. Wahrscheinlich durfte das Leben der Kaiserin Theophano nur aus ihrer Todes-Euphorie heraus psychologisch gedeutet, daß heißt: in der ersten Person aufgezeichnet werden, damit der Dichter ganz mit der ihn bezaubernden und ausfüllenden Erscheinung verwachse. Der gleiche Herzschlag in Bildnis und Bildner hat diese Dichtung geboren: wobei es dahingestellt bleiben mag, ob – in profundissimis – nicht vielleicht der Künstler das Geschöpf seines Geschöpfes geworden sei.

II

Es ist – nach allem, was in den »Vorworten« und »Bemerkungen« zu den Büchern ›Die Kaiserin Konstanze‹ und ›Die Kaiserin Galla Placidia‹ schon gesagt wurde (welche mit ›Die Kaiserin Theophano‹ eine Trilogie bilden) – nicht mehr nötig, zu betonen, daß uns nur das schlichteste Deutsch der heutigen Zeit diese fernen Gestalten und ihr »Ambiente« nahebringen kann. Jedes Unterfangen »mittelalterlich« zu schreiben, ist – subjektiv und objektiv – von vornherein zum Scheitern verurteilt. Das Wesentliche der menschlichen Seele bleibt sich zu allen Zeiten gleich. Dies weiß gerade derjenige am besten, der durch Jahre seines Lebens auf den Grund der sogenannten »Quellen« der Geschichte geschaut hat.

III

Die politische Bedeutung jener Macht, welche »Byzanz« heißt, wird bis auf den heutigen Tag noch nicht richtig erkannt. Der Verfasser konnte sie im »Vorspiel« nur eben ahnen lassen. Auch das – vielleicht noch größere geistig-seelische Gewicht des Islam kommt dem deutschen Menschen, welcher das Wort »Mittelalter« ausspricht, nicht zu vollem Bewußtsein. Er sieht als ein Nebengeordnetes, was als eine Substanz allerhöchsten Ranges bewertet werden muß. Das spätkarolingische und frühkapetingische Frankreich zum Beispiel war nur ein armseliger und roher Feudalstaat, gemessen an der Bildungshöhe der omaijadischen, fatimidischen und abbasidischen Kalifate von Cordova, Kairo und Bagdad.

IV

Die Geschichte der Päpste im 10. Jahrhundert (welches die berüchtigte Epoche der »Pornokratie« umfaßt) ist ein Kapitel für sich. Für die Kaiserin Theophano war der Papst keineswegs eine »absolute« Macht, sondern eine mehr oder minder zuverlässige Figur in ihrem politischen Spiel. Ihr Glaube (»Theotokos«) trug byzantinisches, nicht römisches Gepräge. Sie kannte die erneuernde Kraft des echten Gebetes. Aber dieses Gebet war, wie dasjenige aller starken Seelen, ein Teil ihres Wesens selbst. Mit Dogmen, Vorschriften oder Gebräuchen hatte es nichts zu tun. Ihr Gebet war ihr menschlich-kaiserliches Gewissen und das gottgebundene Pflichtbewußtsein, dem sie ihr Leben lang gehorcht hat.

V

Die berühmte (und sehr überschätzte) Kaiserin Adelheid muß neben einer Erscheinung wie Theophano verblassen. Sie war – im Guten und im Bösen – ganz ein Kind ihrer Zeit und dem Einfluß des Klerus mehr unterworfen, als ihrem kaiserlichen Rang zuträglich war. Theophano aber ist überhaupt nur deutbar als überzeitliche Grundkraft. Daher – bei aller menschlichen Leidenschaft – ihre Ferne, ihre Klarheit, ihre Kühle. Daher auch ihre unaussprechliche Anziehungskraft auf den künstlerischen Geist. Sie steht – zu guter Letzt – immer über sich selbst.

VI

Gerbert von Aurillac (der spätere Erzbischof von Reims, Erzbischof von Ravenna, Papst Sylvester II.), welcher als der berühmteste abendländische Gelehrte seiner Zeit galt, durfte in diesem Buche nur so dargestellt werden, wie ihn Theophano sehen mußte. Es darf nicht vergessen werden, daß sie, als Trägerin der höchsten byzantinischen (= hellenisch-orientalischen) Bildung, nicht in Bewunderung ersterben konnte vor Leistungen, welche für sie eine Selbstverständlichkeit bedeuteten. Auch war ihr Blick für das »Reinmenschliche« viel zu scharf, als daß sie nicht die offensichtlichen Charakterschwächen Gerberts durchschaut hätte.

VII

Theophanos Politik war, wie ihr Wesen, durchaus unromantisch. Sie sah die deutschen Notwendigkeiten und setzte für sie ihr Leben ein. Von deutschen »Träumen« konnte sie – zu Deutschlands und ihrem eigenen Heile – nichts wissen. Ihre enge Zusammenarbeit mit dem Erzkanzler Willigis war bedingt durch ihren außergewöhnlichen Sinn für Wirklichkeiten. Wäre sie am Leben geblieben, so hätte ihr Sohn, der spätere Kaiser Otto III., schwerlich die »romantischen« Irrtümer begehen können, welche – so großartig-phantastisch sie auch sein mochten – ihm selbst zum Verhängnis werden mußten.

VIII

Der Verfasser neigt – obwohl er keine Beweise für seine Annahme erbringen kann – zu der Auffassung, daß Theophano kapetingischem Gifte zum Opfer gefallen sei. Der Charakter Hugo Kapets schließt das Mittel des politischen Mordes jedenfalls nicht aus. Er war eine der unsaubersten Erscheinungen seiner Zeit: ein französischer Feudalherr »sans foi ni loi«.

IX

Theophanos früher Tod muß als ein nationales Unglück für Deutschland angesehen werden: so wie der frühe Tod des Kaisers Tsimiskes, ihres Oheims, ein nationales Unglück für Byzanz war. Beide wollten das Größte. Beiden blieb die Erfüllung versagt, nicht aber der Ruhm.

 


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