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Der Graf Hoiko war mit den beiden Ärzten auf den Zehenspitzen in das Zimmer getreten. Als ihn Otto, der, ohne sich zu rühren, in seinem Stuhle gesessen und die wachsende Anspannung in den Zügen seiner Mutter beobachtet hatte, gewahrte, winkte er ihn zu sich heran: »Bleibe bei mir, Hoiko«, sagte er leise. »Ich kann es nicht mehr ertragen, hier allein zu sein. Ich will nicht den Erzkanzler und nicht Imiza und nicht Barbara um mich haben. Ich will nur dich ... Hat man noch nichts von Hugo von der Wetterau gehört?« – »Doch. Er ist heute nacht von Köln zu Schiff abgereist, muß also jede Minute hier sein. Die Truppen werden über den Rhein geführt. Die Herzogin Beatrix von Oberlothringen ist im Auftrag Hugo Kapets angekommen – und hat Einlaß begehrt. Da mir der Palast für die Zeit der Krankheit anvertraut ist, habe ich sie abgewiesen.« – »Ich will sie nicht sehen. Sie wird wieder ein Geschäft machen wollen.« – »Sei ohne Sorge: Solange ich hier wache, wird niemand den Schlaf deiner Mutter stören ... Sieh, wie ruhig sie liegt und atmet.« – »Ich fürchte mich, Hoiko ... Sie liegt, als ob sie schon ...« – »Nein, nein, was redest du da ... Das Fieber ist fortgegangen. Das macht sie müde und abwesend. Die Ärzte sagen, sie wird viele Monate zur Genesung brauchen, wenn sie die Krise überstanden hat.« – »Ich fürchte mich, Hoiko ... Hier ist etwas, das ich noch nie gespürt habe ... Ich weiß nicht, wo es ist. In der Luft oder in meinem Halse, oder um diese Kissen, in denen der Kopf meiner Mutter liegt. Sie bewegt ihn nicht. Sie rührt nicht die Hände, sie öffnet nicht die Augen. Sähe man nicht, daß sie atmet, so könnte man meinen, daß sie ...«
Hoiko fuhr dem Knaben, der ihn mit beiden Händen zu sich niedergezogen hatte, über das Haar ... »Wenn sie stirbt, Hoiko«, flüsterte er, »habe ich nur noch dich.« Hoiko zerbiß sich die Unterlippe: »Ich werde immer bei dir bleiben. Aber sie wird nicht sterben ... Sie ist die Hoffnung des Abendlandes und die Geliebte aller, welche wissen, was Kampfund Größe ist.«
Die Ärzte, welche lange die Schlummernde betrachtet hatten, waren, ohne ein Wort zu sagen, wieder hinter dem Vorhang verschwunden. Hoiko hatte sich zu Otto gesetzt. Das Zimmer sank in grüne Dämmerung, da die Sonne auch von der Terrassenmauer fortgegangen war und nur noch im Wasser des Rheines quoll, der sie ins Meer hinaus trug ...
Die Kaiserin hatte die letzten Blumen auf den Sarkophag des Kaisers gelegt, die letzten Gebete gesprochen und das Grabgewölbe in St. Peter verlassen ...