Sagen aus Niedersachsen
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Warum die Buxtehuder Post nicht mehr nach Sittensen fährt

Als die Post eines Abends den Thörenwald passiert hatte und in der Gegend von Lengenbostel und Freetz angekommen war, tauchte neben dem Wagen ein unheimlicher, schwarz gekleideter Mann auf. Schwarz schien auch sein Gesicht zu sein. Schweigend schwang er sich zum Postknecht auf den Bock. In demselben Augenblick konnten die Pferde den Wagen nicht mehr von der Stelle bewegen. Sie waren über und über mit Schaum bedeckt, schnoben angstvoll und legten sich vergeblich mit ihrem ganzen Gewicht in die Sielen. Der Kutscher hatte das Gefühl, daß kein anderer als der Teufel neben ihm sitze. Er ergriff sein Horn und blies: »Allein Gott in der Höh' sei Ehr'!« Aber dieses Lied erwies sich nicht als kräftig genug. Da blies der Postknecht: »Ein' feste Burg ist unser Gott!« Schweigend, wenn auch zögernd, räumte nun der Unheimliche den Sitz, und sofort kam das Gefährt vorwärts. In Sittensen erzählte der Postknecht, noch an allen Gliedern zitternd, sein Erlebnis und weigerte sich, fernerhin die Post von Buxtehude nach Sittensen zu fahren. Schließlich ließ er sich überreden, noch einmal in Begleitung die Fahrt zu unternehmen. Das nächste Mal fuhren von Buxtehude einige beherzte Männer mit im Wagen. Zwischen Lengenbostel und Freetz wiederholte sich die Begebenheit genau so; wieder wich der Finstere erst dem kräftigen Lied »Ein' feste Burg ist unser Gott!« – Der Postknecht legte den Dienst nieder, und da niemand seine Stelle übernehmen wollte, ging die Post ein.

 


 


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