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XLIX. Philipp Schneider von Erfurt an Magister Ortuin Gratius.

Ehrfurchtsvoll grüße ich Ew. Ehrwürden, hochzuverehrender Herr Magister! Da Ihr mir unlängst geschrieben habt, ein gewisser Poet in Deutschland, namens Erasmus von Rotterdam, verfasse viele Bücher, und habe namentlich einen Brief an den Papst verfaßt, worin er ihm den Johannes Reuchlin empfohlen habe, so wisset, daß ich diesen Brief gesehen habe. Ich habe aber noch ein anderes, großes Buch gesehen, welches den Titel hat »Neues Testament;« auch dieses Buch schickte er an den Papst, und ich glaube, er möchte gerne, daß der Papst dieses Buch approbierte. Ich hoffe indes, es werde nicht geschehen. Der päpstliche Palastpräfekt (magister sacri palatii), der ein hochgestellter und sehr angesehener Mann ist, hat nämlich gesagt, er wolle beweisen, daß dieser Erasmus ein Ketzer sei, da er an verschiedenen Stellen den heiligen Doktor tadle und nichts von den Theologen halte. Und dazu habe er in einer Schrift einen Gegenstand behandelt, genannt »Moria Erasmi,« der viele ärgerliche und wenig ehrenhafte Sätze, manchmal sogar offenbare Gotteslästerungen enthalte, daher die Pariser dieses Buch dem Feuer hätten überantworten wollen. Deshalb glaube ich auch nicht, daß der Papst dieses große Buch approbieren wird. Auch unser Magister Jakob van Hoogstraten ist voll guter Hoffnung. Gestern hat er mich zu einem Schmause eingeladen und mich als wahr versichert, ein Kardinal habe ihm gesagt, er solle einen Spruch zu seinen Gunsten erhalten. Allein Johannes Wick, welches der Sachwalter des Johannes Reuchlin ist, steht ihm sehr im Wege. Ich war einmal dabei, als unser Magister Jakob zu ihm sagte: »Nun ja, Du bist jetzt gegen mich, wirst mir aber fest glauben, wenn ich den Sieg werde errungen haben; ich will Dir so im Nacken sitzen, daß Du in ganz Deutschland keine Ruhe haben wirst. Und abermal sagte er zu ihm: »Ich weiß, Reuchlin kann Dir kein Geld geben, und doch bist Du so verwegen, Dir den ganzen Orden zum Feinde machen zu wollen?« Dann ist noch ein anderer da, nämlich Dr. Martin Gröning, der den »Augenspiegel« übersetzen soll. Ich habe erfahren, unser Magister Jakob wolle ihm heimlich hundert Dukaten geben, daß er den »Augenspiegel« fälsche, und wenn er es tut, dann werdet Ihr Sieger sein; auch hoffe ich, dieser Doktor werde es tun.« Was Ihr hiervon wisset, müßt Ihr mir schreiben. Lebet wohl!

Aus Rom.


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