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XL. Magister Johannes Krapp grüßt den Magister Ortuin Gratius.

Eure Herrlichkeit schreibt mir, daß sie sehr erfreut sei über meinen neulichen in Versen abgefaßten Brief, und Eurem Schreiben zufolge habt Ihr noch keinen ähnlichen gesehen, und wie ich ersehe, wollt Ihr, daß ich Euch immer so schreiben soll. Allein ich sage Euch, wie Ihr ja auch selbst wißt, es ist nicht möglich, daß einer immer Gedichte mache. Ihr wißt das wohl an Euch selbst; obgleich Ihr sehr beredt seid und Verse in Menge machen könnet, so ist doch nicht immer Öl da, wie man zu sagen pflegt, und manchmal habt Ihr Lust zum Versemachen, manchmal zur Prosa. Auch entsinne ich mich, einmal in Köln zu Euch gesagt zu haben: »Herr Ortuin, machet mir doch etwas in gebundener Form«, worauf Ihr mir erwidertet: »Apollo ist jetzt nicht bei mir«, Auch habt Ihr mir gesagt, Ihr könnet manchmal in zehn Tagen kaum einen guten Vers machen, weil es die Lust nicht zulasse und man die Zeit abwarten müsse. Daher sagt Ovid:

»Rasch entschwindet die Zeit, unmerklich beschleicht uns das Alter.«

Wenn mir daher einmal Apollo günstig ist, so will ich ein Gedicht machen und es Euch schicken. Auch schreibet Ihr mir, ich solle Euch einige Neuigkeiten mitteilen, allein ich weiß nichts, als daß hier drei ausgezeichnete Theologen sind, welche große Namen unter den Deutschen haben und uns durch die ganze Kurie einen guten und löblichen Ruf erwerben. Zwei kennet Ihr sogar gut, den hochwürdigen Pater, unsern Herrn Magister – Jakob van Hoogstraten, lateinisch De alta platea, und unsern Herrn Magister Petrus Meyer aus Frankfurt; der dritte ist Herr Kaspar, Prediger ans Kempten, Lizentiat der heiligen Theologie, und demnächst einer unserer Magister. Sie haben hier drei bedeutende Angelegenheiten zu besorgen. Der eine, nämlich unser Magister – Jakob, hat den Glaubensstreit gegen Johannes Reuchlin, von dem es heißt, er sei ein Ketzer, und er ist es wohl auch. Der zweite, nämlich unser Magister Petrus, hat eine Kompetenzsache gegen die Frankfurter Canonici, weiche ihm seine Kompetenz nicht geben wollen, und ist deshalb hierher an die Kurie gekommen, wo er ihnen fürchterlich zu Leibe geht, Der dritte, nämlich Herr Kaspar, hat die Angelegenheiten wegen des heiligen Öls gegen gewisse Mönche, welche außerhalb der Mauern von Kempten wohnen und das heilige Öl in ihrem Kloster haben. Wenn dann Leute gesalbt werden sollen, haben sie kein heiliges Öl; und darum will obengenannter Lizentiat jene Mönche auf dem Wege Rechtens bedeuten lassen, daß sie das heilige Öl zum allgemeinen Heil der Menschen der Stadt überlassen sollen. Sonst habe ich nichts Neues, allein Ihr schreibet mir ja auch nichts. Ich weiß in der Tat nicht, wie ich mir ein Verdienst um Ew. Ehrwürden erwerben sollte.

Seid Gott, dein Herrn, befohlen! unter seinem Schutz
Werd' Euch des Löwen Mut, die Schönheit Absaloms,
Die Weisheit Salomos, der Reichtum Ahasvers,
Der Dichtergeist Homers Johannes' Heiligkeit
Des Täufers, Reuchlin aber sterbe, der Jurist,
Zugleich mit ihm die weltlichen Poeten all,
Die jetzt noch zu Euch könnten in die Schule gehn.

Sieh da! ich wollte kein Gedicht machen, und habe es doch getan; allein ich weiß nicht, wie das gekommen ist. Gott sei gelobt! Und dies sei der Schluß. Vier Worte.

Gegeben an der römischen Kurie.


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