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VI. Magister Kornelius Storati grüßt vielmal den Magister Ortuin.

Zufolge Eures Begehrens, welches Ihr mir nach Rom gesendet habt, als ich noch bei der römischen Kurie war, daß ich Euch Punkt für Punkt bezeichnen solle, wie das Geschäft in dem Glaubensstreite zwischen Euch und den anderen Theologen und Johannes Reuchlin stehe, bitte ich Euch, wohl zu beachten, daß ich so schnell von dort abgereist bin, daß ich nicht ein einziges Wort mehr schreiben konnte. Auch habe ich mir vorgenommen, Euch aus dem Vaterlande zu schreiben, und das tue ich jetzt. Wisset daher: als ich noch in Rom war, stand es nicht gut, was mich sehr betrübt. Unser Magister Jakob van Hoogstraten befindet sich nämlich in großer Armut. Habt denn Ihr Theologen kein Schamgefühl, daß Ihr ihm kein Geld schicker? Ihr wollt große Dinge vollführen, und wollt kein Geld ausgeben. Glaubet mir was zu tun ist. Als dieser unser Magister mit zwei oder drei Pferden in Rom einzog, Geld in der Bank hatte und Gastereien gab, da erwiesen ihm die Hofleute große Ehre, einer frug den andern: »Wer ist das?« Ein anderer antwortete: »Er ist ein Doktor aus Deutschland, so angesehen als nur möglich, ganz besonders ausgezeichnet in der Spekulation und Beweisführung, der seinesgleichen nicht hat. Er führt hier einen Prozeß in Sachen des Glaubens gegen einen weltlich Juristen.« Auf dies lobten ihn die Hofleute und sagten oft zu mir: »Herr Kornelius, empfehlet mich diesem angesehenen Theologen.« Damals hatte er Gönner, und seine Sache stand gut. Nun aber verlasset Ihr ihn, indem Ihr ihm nicht genug Geld schicket. Ich war einmal in seiner Kammer, da sah ich seinen Mantel dort liegen und sah, daß derselbe voll Läuse war. Und als er selbst auch sah, was ich gesehen hatte, berief er sich auf die h. Schrift und sagte: »Deine Tiere werden darin wohnen; du labest die Elenden mit deinen Gütern, Gott.« Und abermal sagte er: »Ich habe mich schier zu Tode geeitert.« Ich aber mußte aus Mitleid weinen. Ihr müßt ihm daher behilflich sein, daß ihm doch die Brüder Prediger Geld schicken. Wenn sie sagen, sie hätten keines, so sagt ihnen, sie sollen es von dem nehmen, das sie aus den Indulgenzen gesammelt haben, denn es handelt sich um eine Glaubenssache, und was in dieser Sache erwirkt wird, das wird für den christlichen Glauben erwirkt. Lebet wohl!

Gegeben zu Augsburg.


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