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XXXI. Albert Strunck an Magister Ortuin Gratius aus Deventer.

Respektvollen Gehorsam, anstatt des Grußes, ehrwürdiger Herr Magister! Ich bitte Euch herzlich, Ihr wollet Nachsicht mit mir haben, daß ich Euch nicht oft schreibe, denn, bei Gott! die Hitze ist in Rom so groß, daß man nicht in den Straßen gehen, oder zu Hause sitzen kann, und ich kann vor Hitze nichts schreiben oder zusammenbringen. Ihr wißt aber, welch eine schwere Arbeit es ist, Aufsätze zu machen, und habt mir in Köln gesagt, daß Ihr in sieben Tagen kaum einen guten Aufsatz machet. Dabei habt Ihr mir den Horaz angeführt und gesagt, dieser Dichter gebe die Lehre, man müsse neun Jahre auf die Verfertigung eines guten Aufsatzes verwenden; und ich glaube, man muß es so machen, denn man hat wohl zu beachten, daß alles gut zusammenstimme. Und manchmal ist es nicht genug, daß es zusammenstimme, sondern man verlangt auch noch den Schmuck nach den Vorschriften der »Elegantiae« und dem »Modus epistolandi« von Pontius oder Paulus Schneevogel, welcher Leipziger Magister war. Auch sind jene Poeten jetzt sehr tadelsüchtig, und wann einer etwas schreibt, dann sagen sie: »Da und da ist kein gutes Latein, « und kommen mit ihren neuen Kunstausdrücken daher und verwirren die alte Grammatik. Darum kann ich bei dieser Hitze nicht schreiben. Entschuldigt mich also, und lebet wohl!

Gegeben zu Rom.


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