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Anekdoten unbekannter Autoren
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Der betrogene Gatte

Ein Ritter ging in einen Weinberg, um den Wein abzuernten. Seine Frau aber hatte einen Liebhaber. Da sie glaubte, ihr Mann werde länger im Weinberg verweilen, schickte sie einen Boten zu ihrem Liebhaber, er solle sie rasch besuchen. Als er gekommen war, ging er in ihr Gemach, doch während die beiden in ihrem Bett lagen, kam der Ritter, ihr Gemahl, der sich eine Weinrebe ins Auge gestoßen hatte, und klopfte an die Tür. Zitternd öffnete sie, nachdem sie zuvor erst noch ihren Liebhaber versteckt hatte. Der Ritter trat ein, da ihm aber sein Auge weh tat, befahl er, das Bett fertigzumachen, um ruhen zu können. Da sagte die Frau, voller Angst, ihr Gatte könne den im Schlafgemach versteckten Liebhaber sehen, zu ihm: »Warum willst du denn so schnell zu Bett? Sag mir doch, was dir zugestoßen ist!« Als er es ihr erzählte, gab sie ihm zur Antwort: »Herr, laß mich dein gesundes Auge durch Behandlung mit einer Medizin kräftigen, damit du nicht etwa auch noch das zweite Auge durch eine Erkrankung verlierst«, und dabei drückte sie gleichsam als Medizin ihren Mund auf das gesunde Auge ihres Gatten und gab dabei ihrem Liebhaber mit der Hand einen Wink, und jener ging davon. Darauf sagte die Frau zu ihrem Mann: »Jetzt bin ich sicher, daß dem gesunden Auge nichts Schlimmes zustoßen wird; geh nun zu Bett und ruhe dich aus!«

 


 


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