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Es ist Abend, und ich bin noch einmal die stillen, menschenleeren Wege draußen zwischen den windgefegten, aufgeweichten Weidestücken hingeschritten. Durch Grau und Dunkel.
Kein Mensch – kein Menschenlaut. Allein dieses Wehen von der See herüber, das gegen mich andrängt, mir durch die Kleider greift. Märzwind. Nächstens soll Frühling werden. Vier Monate bin ich nun hier.
Rings über mir in weiter Runde die ewig funkelnden Sterne, die gleichen, die auch über Deutschland stehen. Und tiefer an dem Horizont der einsinkenden Nacht gießen die Leuchtfeuer von Den Oever und von Texel ihre Strahlenbündel über die Zuidersee. –
Unruhig wartend steht mein Kamerad an der kleinen Gattertüre des Gärtchens, da ich wiederkomme. War ich so lange fort?
Jetzt sitze ich in diesem kleinen Zimmer meiner Pastorie, die Petroleumlampe brennt – qualmt rußend, stinkt ein wenig – und im eisernen Ofen glimmt das kümmerliche Feuer.
Kein Laut stört die Stille. Nur dieses ewige Wehen über der großen Einsamkeit der schlafenden Insel.
Vier Monate –
Und immer wieder in dieser unendlich langen Zeit, die ich, wie in einem einzigen auf etwas Warten und nach
Kronprinz Wilhelm, Erinnerungen. l etwas Fernem Hinhorchen verbracht habe, hat mich der Gedanke gesucht: Vielleicht, wenn du es dir vom Herzen schreibst?!
Auch heute wieder. Den ganzen Tag schon – und vorhin auf dem stillen Wege.
Ich will's versuchen!
Blätter, die das Vergangene rufen und geordnet halten und die mich selbst aus dieser Aufgerührtheit zu Ruhe und Klarheit führen sollen. Erinnerungen an Versunkenes, Rechenschaft über eigenes Tun, Wollen, Unterlassen und Festlegung der Wahrheit über manches wichtige Geschehen, dessen Bild heute noch, nur entstellt, verfälscht im Umlauf ist.
Ehrlich und ungeschminkt will ich die Vorgänge so aufzeichnen, wie ich sie sehe. Ich will eigenes Irren nicht verschweigen und fremde Fehler nicht verfolgen. Zu Sachlichkeit und zu Gefaßtheit will ich mich zwingen, auch dort, wo heute noch die rote Welle aus Schmerz und Zorn und Bitterkeit mich überfluten und mit sich reißen will, wenn mein Erinnern daran streift. Bei Fernem, bei der Jugendzeit will ich beginnen.
Wenn ich auf die Tage meiner Kindheit zurückblicke, so ist es mir, als täte sich eine versunkene Welt voll Glanz und Sonne wieder vor mir auf. Unser Elternhaus in Potsdam und Berlin – wir alle haben es nicht weniger geliebt als jedes andere von Liebe und von Fürsorge umhegte Kind das seinige. Und auch die Freuden unserer ersten Kindheit sind sicherlich die gleichen gewesen wie die Freuden jedes fröhlichen und aufgeweckten deutschen Jungen. Denn ob der Kindersäbel des einen aus Holz und der des anderen aus Blech ist, und ob das Schaukelpferd richtig mit Kalbsfell überzogen oder nur mit bescheidener Ölfarbe getigert ist, das ist im Grunde für Kinderherzen gleich – und die Symbole der kleinen Männlichkeit, der Säbel und das Pferd, geben das stolze Glück. Auch dieselben dummen Streiche haben wir gemacht wie jeder brave deutsche Junge – nur daß wir dabei vielleicht bessere Teppiche und teurere Möbel verdarben als manche anderen. Und das habe ich auch immer wieder gefunden, wann immer und mit wem auch ich in fernen, lang versunkenen Plauderstunden die Heldentaten dieser Kindheitsjahre tauschte: es gibt Entwicklungsstufen unserer Phantasie, in denen jeder Junge, ob er nun Königskind ist, oder ob er aus dem Bauernhofe, aus einem Bürgerhause oder einem Arbeiterquartiere kommt, etwa die gleichen kühnen Abenteuer sucht, die gleichen genialen Erfindungen macht: Vorstöße auf weitläufige geheimnisvolle Bodenräume und in muffige Keller, Erlebnisse mit flott aufgedrehten und dann, wenn sich die Wasserflut ergießt, nicht wieder zugehenden Hydranten, mit heimlichen Schneeballangriffen auf höchst ehrenwerte und peinlich korrekte Staatsbeamte, die dann mit einem Male all ihre abgeklärte Würde lassen und puterrot: »Verfluchter Lausejunge!« schreien.
Der Mittelpunkt für uns Kinder war, seit ich denken kann, unsere geliebte Mutter. Von ihr ist Liebe und ist Wärme ausgegangen und zu uns gekommen. Was auch jemals unsere jungen Herzen an Freude oder Leid bewegen mochte, sie hat Verstehen und ein Mitschwingen und Mitempfinden dafür gehabt. Alles Beste unserer Kindheit, nein mehr: alles Beste an dem, was Elternhaus und Familie nur geben können, danken wir ihr. Denn was sie uns in jener frühen Jugend gewesen ist, das ist sie uns geblieben, auch als wir zu Jünglingen und Männern reiften – das ist uns diese gütigste und beste Frau, für die leben nur helfen, spenden und sich zum Wohle anderer hingeben und verschwenden heißt, auch heute noch.
Als ältester Sohn stand ich unserer geliebten Mutter stets besonders nahe. Mit allen meinen kleinen oder großen Anliegen, Wünschen oder Sorgen bin ich zu ihr gekommen, und auch sie hat redlich mit mir geteilt, was sie an Hoffnungen oder Befürchtungen in sich trug, was sie an Erfüllungen oder Enttäuschungen erlebte. Sie hat in manchen Schwierigkeiten, die sich zwischen meinem Vater und mir im Lauf der langen Jahre ergeben hatten, begütigend, glättend und ausgleichend vermittelt, es gab keinen Gedanken von einigem Gewicht in meinem Herzen, den ich nicht zu ihr bringen durfte und den ich ihr nicht brachte. Dieses Verhältnis tiefer Liebe und gläubigen Vertrauens blieb so bis in die schwere Zeit des Krieges hinein und ist auch heute nicht durch all die harten äußeren Umstände durchbrochen, die mich augenblicklich von ihr trennen.
Besonders glücklich und dieser Fügung dankbar aber bin ich, sie in dieser qualvollen Zeit an der Seite meines so schwer geprüften Vaters zu wissen, als seine treueste Gefährtin jetzt im Unglück, wie einst im Glück. Als seinen besten bis zur Aufopferung selbstlosen Freund, ernst und rein, groß in ihrer Güte, vollkommen in ihrer Treue. In tiefem Stolz als ihr Sohn spreche ich es hier aus: Das Vorbild einer deutschen Frau, deren bestes Wesen in der Erfüllung ihrer schweren Pflichten als Gattin und Mutter nur reiner und klarer noch sich enthüllt – nun, da der Prunk der kaiserlichen Umwelt gefallen ist und sie allein in ihrer schlichten Menschlichkeit erscheint.
Das Verhältnis von uns Kindern zum Vater war anders. Er war stets freundlich und in seiner Art liebevoll gegen uns, aber er hatte schon naturgemäß nicht allzuviel Zeit für uns übrig. So kommt es, daß ich, wenn ich unsere frühe Kindheit überdenke, kaum ein paar Bilder finde, in denen ich ihn in harmloser, ungezwungener Heiterkeit mit uns oder in froher Hingegebenheit an unsere Kinderspiele sehe. Wenn ich es mir jetzt zu erklären suche, so ist es mir, als ob er die Würde und die Überlegenheit des Reifen und Erwachsenen nicht so völlig hätte von sich streifen können, um mit uns kleinen Jungen richtig jung zu sein. So haben wir in seiner Nahe eine gewisse Befangenheit eigentlich nie ganz verloren, und auch seine in Momenten guter Laune bisweilen betonte Derbheit in Ton und Ausdruck, die uns offenbar zutraulich machen sollte, wirkte auf uns eher einschüchternd. Das mag weiter auch daher kommen, weil wir Kinder fühlten, daß er so oft, wenn er noch bei uns zu sein schien, mit seinen Gedanken schon nicht mehr bei uns war. Das ließ ihn dann beinahe unpersönlich, zerstreut und unseren jungen Herzen manchmal fremd erscheinen.
Nur meinem Schwesterchen ist es gelungen, von Kindheit auf sich einen warmen Platz in seinem Herzen zu gewinnen.
Auch allerlei uns sonst ganz ungewohnter Zwang ging für uns Jungen von ihm aus. So mußten wir, wenn wir sein Schreibzimmer betraten, was er aber nicht gerne sah, die Hände auf dem Rücken halten, damit wir nichts von den Tischen herunterstießen. Zu all dem kam, daß die Ehrerbietung und der soldatische Gehorsam, die uns Kindern dem Vater gegenüber von klein auf anerzogen wurden, mit dazu beitrugen, in uns eine gewisse Unsicherheit und Scheu vor ihm zu erzeugen. Diese Unfreiheit haben auch ich und mein Bruder Fritz empfunden, obwohl gerade wir beide niemals als schüchtern gelten konnten. Ich selbst habe mich erst langsam und mit fortschreitender Entwicklung von diesem Gefühl von Beengung befreit.
Bei der Erinnerung an das Arbeitszimmer meines Vaters fällt mir ein kleines Erlebnis jener Kindertage ein, das darum für mich einprägsam gewesen und unvergeßlich geworden ist, weil es meinen ersten und unfreiwilligen Antrittsbesuch beim Fürsten Bismarck darstellt.
An einem frühen Morgen war das. Ich war im Begriff, mit meinem Bruder Eitel Friedrich zum Unterricht nach Bellevue zu fahren, und trieb mich noch eine Zeitlang revierend und unbekümmert in den unteren Räumen des Schlosses herum. Bei dieser Inspektion geriet ich zufällig in ein kleines Zimmer, in dem der alte Fürst über Skripturen am Schreibtisch saß – und jetzt zu meinem Schreck die Augen nach mir hob. Die Erfahrungen, die ich in ähnlichen Fällen gemacht hatte, ließen mich erwarten, daß ich prompt und ungnädig hinausgeschmissen würde. Ich hatte meinen eiligen Rückzug auch schon eingeleitet, als mich der alte Fürst zu sich heranrief. Er legte die Feder hin, griff mich mit seiner riesigen Hand an der Schulter und sah mir mit seinen großen, durchdringenden Augen gerade ins Gesicht. Dann nickte er mir zu und sagte: «Kleiner Prinz, Sie gefallen mir, bewahren Sie sich Ihre frische Natürlichkeit – – «. Er gab mir einen Kuß, und ich sauste aus der Stube hinaus. Ich war dermaßen stolz über den Vorfall, daß ich meine Brüder durch Tage wie Luft behandelte: Fabelhaft – ich war ohne Erlaubnis in ein Arbeitszimmer hineingestolpert – und weder angepfiffen noch hinausgeworfen worden! Und noch dazu ins Arbeitszimmer des alten Fürsten.
Auch die Art unserer weiteren Erziehung über die ersten Kinderjahre hinaus hat sicher dazu beigetragen, uns von dem Vater mehr und mehr zu distanzieren. Unsere Ausbildung wurde bald vollständig in die Hände von Hauslehrern und Gouverneuren gelegt, und durch sie erfuhren wir dann auch, ob Seine Majestät mit uns zufrieden sei oder nicht. Hier schon, in der Familie und der eigenen frühen Jugend also, spürten wir das »System des Dritten«, das Bestreben, unter Ausschaltung direkter Aussprachen, durch Mittelsleute Vorträge zu hören und Entscheidungen weiterzugeben. Dieses für einen vielseitig und stark in Anspruch genommenen Mann, wie es der Kaiser zweifellos stets gewesen ist, so bestechende Prinzip hat sich mit den Jahren immer mehr verwurzelt und ausgebaut, und es hat in Fällen, in denen einflußhungrige und ebenso gefällige wie seßhafte Hofleute oder Politiker sich der Mittlerposten bemächtigt hatten, die Ausschaltung unerwünscht klingender Berichte oder die (vielleicht oft ganz unbewußt erfolgte) einseitige Färbung der Einläufe verschuldet und damit manches Unheil angerichtet.
Das Kabinett, namentlich das der Zivilverwaltung, war im Grunde nichts anderes als eine Personalbehörde, der Kabinettchef das Sprachrohr und der Vermittler jeder wie immer gearteten Stimme aus seinem Tätigkeitsbereiche; dazu der Rückträger allerhöchster Entscheidung. Der Gedanke dieser Stellung setzt unbedingte, beinahe übermenschliche Gerechtigkeit und Objektivität voraus. Doppelt dann, wenn der Regierende (was seiner engeren Umgebung nicht entgehen konnte) doch in mancherlei Hinsicht beeinflußbar und durch bittere Erlebnisse erschüttert ist. In solchem Falle wird die Verantwortlichkeit dieser Stellen, wenn ihre Inhaber die oben klar gezogene Linie überschreiten, so groß wie ihre Macht.
Dann – und gar, wenn sie sich zur Stärkung ihrer Stellung, ihres Einflusses stillschweigend zusammenschließen – werden sie und ihre höfischen Helfer zu Verfälschern des Bildes, auf Grund dessen der Herrscher seine letzten folgenschweren Entschließungen treffen muß. Die wahrhaft Verantwortlichen für Fehlsprüche und Fehlentscheidungen.
Wer in aller Welt spricht aber heute von den Sünden, die die langjährigen Chefs des Zivil- und des Marinekabinetts am deutschen Volke- in der Zwiesprache ihrer täglichen »Vorträge« begangen haben? Fest und eng hielten sie den Kaiser in ihre Auffassung aller wichtigen Fragen eingesponnen. Riß dennoch einmal eine Masche, weil ihm über eigenem Beobachten oder auf den mutig vorbrechenden Vorstoß eines Outsiders hin die Augen aufgegangen waren – dann gab ihr täglicher Dienst ihnen schon morgen Gelegenheit, den Schaden zu stopfen und den Eindruck, den der Eindringling hinterlassen, aufzuheben. Ich weiß, daß keiner dieser Männer je im Bewußtsein schädlichen Einflusses so gewirkt und gehandelt hat. Am Ende hält eben ein jeder sein Rezept zum politischen Heile für das allein Erfolg bringende und echte. Ich weiß auch (um von diesen Trägern des Prinzipes noch einmal zum Prinzipe selbst zu kommen), daß ein Kabinettchef, der die Entschlüsse des Kaisers noch ganz anders beeinflußt und behämmert hätte, ein Segen für das Vaterland und für uns alle hätte werden können – wenn dieser Kabinettchef ein harter, starker, zielsicherer Mann gewesen wäre. Einen solchen Mann hat das Schicksal dem Kaiser leider nicht beschert. Die Tendenz der Kabinettspolitik und ihres Anhanges, dem Herrscher die nackten Tatsachen, die immer drohender heraufsteigenden Gefahren in milderem Lichte erscheinen zu lassen, die sich härter und härter meldenden Bedenken und Sorgen immer wieder einzuschläfern, bis das Geschick sich endlich erfüllte, hat fürwahr Volk und Vaterland nicht zum Segen gereicht. Unsichtbar und unfaßbar blieb das Wirken dieser Ratgeber der Krone, und wohl manchmal wird dem Kaiser die bittere Frage aufsteigen, ob bei ihrer Wahl – besonders bei der Wahl der langjährigen letzten Chefs des Zivil- und Marinekabinetts eine glückliche Hand ihn führte. Für seine Mitarbeiter und seine Umgebung durften die besten Köpfe und die unverzagtesten Herzen aus allen Schichten Deutschlands gerade gut genug sein.
Ein Grundfehler war es, daß nur der Reichskanzler Vortrag unter vier Augen hatte und daß den Vorträgen der übrigen Minister u. s. w. der zuständige Kabinettchef beiwohnte. Bei den Militär- und Marinevorträgen war außerdem noch der diensttuende Generaladjutant von Plessen zugegen. Die Kabinette kamen dadurch in ein gewisses Übergewicht zu dem Minister oder dem Manne, der verantwortlich war.
Aber ich bin weit abgeschweift und will zurück zu den Erinnerungen aus meiner Jugend.
Bei dem »System des Dritten« war ich geblieben.
In bezug auf uns Söhne also kam es, als wir erst militärischen Rang bekleideten, dazu, daß der Kaiser mit uns im allgemeinen durch den Chef des Militärkabinetts oder durch den General von Plessen verkehrte, und wir erhielten sogar gelegentlich wegen recht harmloser Dinge rein persönlicher Art Kabinettsorders zugestellt.
Zu direkten freundlichen und freundschaftlichen Aussprachen zwischen Vater und Söhnen kam es kaum. Es war deutlich, daß der Kaiser auch uns gegenüber persönliche Auseinandersetzungen, in denen er etwa Entscheidungen treffen sollte, vermied – der Dritte wurde auch hier eingeschoben. Um Nichtigkeiten, deren Erledigung unter anderen Voraussetzungen mit wenigen väterlichen Worten hätte erfolgen können, wurden Vermittler und Mitwisser zu offiziellen Aussprachen bemüht – für mich aber, dem die Natur den Geschmack an solch peinlich-formeller Aufmachung versagt hat, ergaben sich hieraus nur allzu oft Verschärfungen der Spannung. Es mochte sein, daß ich die von der ganz profunden Wichtigkeit ihrer Missionen überzeugten Herren nicht immer mit dem ihrer Selbsteinschätzung entsprechenden Ernste empfing, und sie vergalten mir das wieder, indem sie Seiner Majestät gelegentlich ihre Bedenken über meinen Mangel an Haltung, an Würde und Reife steckten. Sicherlich haben diese Mittelsleute nicht wenig Schuld daran, wenn Mißverständnisse oder kleine Konflikte sich gelegentlich verschärften oder wenn sie Anlaß zu allerlei Vorurteilen oder Unterstellungen wurden. Bisweilen hatte ich den Eindruck, als ob sich diese kleinen Intrigen bis zu einer Art von Hetzerei häuften. Alles, was ich sprach oder tat, wurde ihm geschäftig zugetragen, und ich war damals jung und unbekümmert und habe so sicher manches unbedachte Wort gesprochen und manchen unbedachten Schritt getan.
In solchen Zeiten war es dann beinahe wie eine Befreiung, wenn ich gelegentlich, bei Manometer neunundneunzig oder zu besonders festlichen Anlässen, im Dienstanzuge zum Kaiser bestellt und von ihm unter vier Augen gründlich, aber wenigstens direkt heruntergeputzt wurde. Dabei verstanden wir uns immer noch am besten. Und dabei konnte man bisweilen auch eine Lippe wagen.
Ein völlig harmloses Beispiel, das hierher gehören mag, zieht mir gerade durch den Sinn:
Ich war von jeher ein begeisterter Anhänger des Sports in jeder Form: Jagdreiten, Rennen, Polo u. s. w. Aber auch da gab es wieder Einschränkungen, Bedenken und Verbote. Richtig wie ein Wilderer kam man sich manchmal vor. So sollte ich weder Rennen noch Schleppjagden reiten – wegen der Gefahr. Aber gerade darum liebte ich diesen Sport.
Nun hatte ich mein erstes öffentliches Rennen im Berlin-Potsdamer Reiterverein hinter mir. Hoffentlich gab es keinen Krach als Nachspiel.
Aber der Kaiser bestellte mich am nächsten Morgen im Dienstanzug ins Neue Palais.
Gewitterige Stimmung: »Du hast Rennen geritten?«
»Zu Befehl.«
»Du weißt, daß es verboten ist?«
»Zu Befehl.«
»Warum hast du es nun trotzdem getan?«
»Weil es meine größte Passion ist und weil ich es für gut halte, wenn der Kronprinz seinen Kameraden zeigt, daß er die Gefahr nicht scheut und ein gutes Beispiel gibt.«
Einen Augenblick schweigt er und überlegt. Dann plötzlich steht er wieder auf: »Hast du wenigstens gewonnen?«
»Leider bin ich um einen Kopf durch Graf Königsmarck geschlagen.«
Da schlägt er ärgerlich auf seinen Tisch: »Das ist aber dumm – und nun mach, daß du 'rauskommst!«
Diesmal hatte mein Vater mich und den Sportsmann in mir verstanden. –
Je älter ich wurde, umso öfter kam es vor, daß ernste Männer aus verschiedenen Kreisen sich an mich wandten, damit ich Angelegenheiten, für die sie sich besonders interessierten, beim Kaiser anrege oder durchsetze, oder damit ich Seine Majestät auf Mißstände Hinweise. Ich habe derartige Übermittlungen grundsätzlich nur dann übernommen, wenn ich mich selbst vorher über die Sachlage genau unterrichten konnte und wenn ich die Berechtigung des Wunsches anerkennen mußte. Es blieb dann immer noch genug übrig. In den meisten Fällen waren es unangenehme Dinge, die ich so meinem Vater vortragen mußte, Dinge, die er sonst vielleicht nie erfahren hätte und die er meines Erachtens doch wissen mußte.
Der schwerste Gang, den ich in solchem Zusammenhange zu meinem Vater getan habe, ist wohl jener, den ich zu Anfang des Jahres 1907 antreten mußte, um ihm über den Fürsten Philipp Eulenburg die Augen zu öffnen. Es wäre damals zweifellos längst die Pflicht der amtlichen Stellen gewesen, den Kaiser auf den mehr und mehr in das Wissen aller dringenden Skandal hin zuweisen, ihm das Material zu unterbreiten – sie ließen ihn blind, unwissend verharren. So mußte ich mich denn entschließen, den Schritt zu tun. – Niemals im Leben werde ich das verzweifelte, entsetzte Gesicht meines Vaters vergessen, das mich fassungslos anstarrte, als ich ihm im Garten des Marmorpalais von den Verfehlungen seiner nahen Freunde sprach. Dabei war die sittliche Reinheit des Kaisers so groß, daß er sich die Möglichkeit solcher Verirrungen kaum vorstellen konnte. – In diesem Falle hat er mir für mein Eingreifen rückhaltlos gedankt.
Im Gegensatz zu dem Falle Eulenburg lagen die meisten Fragen, die ich vor Seiner Majestät, sei es aus eigenem Antrieb, sei es aus Anregung von anderen zur Sprache brachte, aus den Gebieten der äußeren oder inneren Politik, oder sie betrafen führende Persönlichkeiten – nein, besser: Persönlichkeiten, die unschlüssig und schlaff waren, aber an Stellungen klebten, auf die klare, willensstarke Männer gehört hätten. In solchen Fällen hat der Kaiser mich meist ruhig angehört, und er hat manchmal auch entsprechend eingegriffen; noch öfter aber wurde er, nachdem ich weggegangen war, von einem anderen, der nach mir kam, wieder umgestimmt. Es konnte nicht ausbleiben und blieb auch nicht aus, daß dem Kaiser meine Vorträge und Anregungen auf die Dauer peinlich wurden. Er war sehr viel auf Reisen, so daß ich ihn nur verhältnismäßig selten zu sehen bekam. Als Folge hiervon waren diese Zusammenkünfte dann zumeist belastet mit einer ganzen Reihe von Mitteilungen und Anfragen, durch die er sich bedrängt fühlte. Ich habe selbst schwer unter diesen Verhältnissen gelitten, sah jedoch keinen Weg, sie zu bessern. Ich hielt es jedenfalls für meine Pflicht, den Kaiser immer offen von allem zu unterrichten, was er nach meiner Meinung wissen mußte – und sonst nicht erfuhr.
Bei all dieser Spannung, und obwohl mein Vater sich eigentlich dauernd über Einzelzüge meines Wesens ärgerte – vor allem über meine Abneigung, mich einem gehobenen Stile anzupassen – hat er mich doch in seiner Art lieb gehabt, und er ist im Grunde seines Herzens auch stolz auf mich gewesen.
Natürlich ist über dieses mein persönliches Verhältnis zu meinem Kaiserlichen Vater in der Öffentlichkeit reichlich viel gewispert, geklatscht und wohl auch geschrieben worden. Wenn ich das Talent gehabt hätte, derlei wichtig zu nehmen, hätte ich mir bald recht interessant vorkommen können. Da wurde immer wieder von glatten Zerwürfnissen berichtet, von scharfen Zurechtweisungen von seiner Seite, von offenem oder verstecktem Frondieren von der meinen. An all dem war, wie ich hier ausführte und was ich auch in keiner Weise verkleistern oder vertuschen will, bisweilen ein Korn Wahrheit. Ein Korn, um dessen Wichtigkeit dann ein gewaltiges Gegacker unter den alten Damen beiderlei Geschlechtes anhub. Noch einmal also: es haben in der Tat früh schon und vielfach Meinungsverschiedenheiten bestanden, und es ist gelegentlich auch zu Aussprachen hierüber gekommen. Im Grunde waren diese Konflikte, soweit sie sich um persönliche, also nicht rein politische Fragen bewegten, aber kaum von größerer Nachhaltigkeit und Tiefe als jene, die sich wohl in sehr vielen Familien hin und wieder zwischen Vater und Sohn, als zwischen den Vertretern zweier Generationen und damit zweier Weltanschauungen, auftun – nur daß die ungeheure Resonanz des höfischen Lebens jedem solchen einfachen Vorgang zu einem unverhältnismäßigen Echo verhalf. Den Kern der Wahrheit, wie ich zu meinem Vater gestanden habe, treffen all diese Gerüchte also nicht.
Der häufig verkommende Fall, daß Vater und Sohn völlig verschieden an Charakter, Temperament und Wesensart sind, scheint mir, soweit ich den Kaiser und soweit ich mich selbst kenne und zu beurteilen vermag, auch auf uns Geltung zu haben. Er prägt sich in der Familiengeschichte unseres Hauses ganz regelmäßig aus.
Mag sein, daß auch die große Zeitwende zu einer freieren, vom Überkommenen gelösten Lebensauffassung, die sich zwischen die Menschen seiner Jahre und meine Altersgenossen zu schieben scheint, die mir also noch zugute kam, die von ihm aber als gegnerisch empfunden wurde, uns vielfach schied. Jedenfalls erschienen mir bald, und je mehr ich mich im Leben umsah, desto unabweisbarer, manche seiner Anschauungen, Ansichtsäußerungen und Handlungen fremdartig und unverständlich. Der erste Komplex solcher Fragen, zu denen ich mich schon als Junge in einem gewissen inneren Gegensatz fand, betraf die höfische Feierlichkeit, so wie sie damals gepflegt wurde. Es lag für mich eine Peinlichkeit darin, zu sehen, wie die Menschen unter den vorgeschriebenen, teils recht verstaubten Regeln ihre Freiheit verloren und, ich möchte sagen, zu Trägern von Rollen wurden. Mehr noch, wie selbst sonst zweifellos kluge Männer unter dem Einfluß dieser Umwelt ihre eigene Meinung einbüßten und nicht mehr gaben als der Durchschnitt. Ich selbst habe mich daher auch später, wo irgend sich das machen ließ, von allem Höfischen, Prunkhaften und Dekorativen gedrückt und in meinem eigenen Kreise allen Formenkram soweit wie tunlich abgestellt. Nicht endlose Cercles und repräsentative Galavorstellungen, sondern zwanglosen Verkehr mit Menschen aller Art, Geselligkeit in kleinem Kreise, Theater und Konzerte, Jagd und Sport wünschte ich mir für meine Erholungsstunden.
Der Umgang mit Altersgenossen zog mich stets mehr an als das Zusammensein mit sehr viel älteren Persönlichkeiten, ohne daß ich diese etwa geflissentlich gemieden hätte. Da ich ferner, meiner Naturanlage folgend, vielleicht mehr in der Wirklichkeit stand und stehen konnte als mein Vater, und da ich mehr vorurteilslose Menschen aller Berufskreise sprach und vor allem anhörte, kam es, daß ich mich auf Grund so gewonnener Überzeugungen manchmal verpflichtet fühlte, zu warnen und zu widersprechen. Stets aber habe ich in dem Kaiser meinen Vater und Kaiserlichen Herren gesehen, dem Achtung und Ehrerbietung zu erweisen mir ebensowohl ein Drang des Herzens wie ein Gebot der Pflicht war.
Ich habe diese Seiten wieder durchblättert, die ich da unlängst an einer Reihe von Abenden als Erinnerungen an meine Kindheit und an meine Stellung zu den Eltern niedergeschrieben habe. Dabei will es mir scheinen, als würden sie dem Wesen meines Vaters doch nicht ganz gerecht, als sprächen sie allein von kleinen Schwächen, als müßte ich, wenn ich ein volles Bild von ihm entwerfen will, doch länger bei ihm weilen.
Wenn ich einen Begriff suche, der seinen tiefsten Wesenszug treffen soll, so drängt sich mir immer ein Wort auf, das von einem Menschen unserer Tage auszusprechen oder hinzuschreiben ich mich beinahe scheue, das leer und abgegriffen scheint, weil es so oft und so gedankenlos wie kleine Münze verschleudert wird: Edel. Der Kaiser ist edel in dieses Wortes bester Bedeutung, er ist voll redlichsten, nach dem Guten und Gottgefälligen gerichteten Willens, und seine Gedankenwelt ist von einer vornehmen Reinheit. Rückhaltlose, vielleicht oft nur allzu hemmungslose Offenheit, entgegenkommendes Vertrauen und der Glaube in die gleiche volle Vertrauenswürdigkeit und Offenheit des anderen sind Grundzüge seines Charakters. Talleyrand soll einmal irgendwo gesagt haben: »La Parole a été donne à l'homme pour déguiser sa pensée« – bei meinem Vater aber schien es mir oftmals, als wäre die Sprache ihm gegeben, damit jedes Fältchen seiner reichen und sprudelnden Gedankenwelt dem Partner offenbar würde. Er hat sich immer gleich ganz gegeben – ohne Patrouille und Vortrab – unvorsichtig, ein nobler Verschwender seines stets neu quellenden, aus einem großen Wissen und einer manchmal freilich überwuchernden Phantasie gespeisten Besitzes. Dazu ist er nach seiner ganzen Anlage und ethisch-religiösen Ausrichtung völlig ohne Falsch, er würde Heimlichkeit, Verstellung, Unaufrichtigkeit für verächtlich und tief unter seiner Würde halten. Der Gedanke, der Kaiser hätte je ein Ziel durch wissentlich falsche Vorspiegelung oder auf krummen Wegen erreichen wollen, ist mir gar nicht vorstellbar.
Mag allerdings sein, daß bei all diesem sich rückhaltlos und ohne Vorbehalt Offenbaren der jedem reinlichen Menschen innewohnende Drang nach Offenheit seine stärkste Stütze fand in einer den Kaiser sichtlich beherrschenden Überschätzung der augenblicklichen persönlichen Wirkung. Er glaubt, im persönlichen Gedankenaustausch seiner Siege im Anlauf sicher zu sein und der kleinen Mittel langer Vorbereitung und Belagerung ebensowenig zu bedürfen wie der Kniffe und Pfiffe diplomatischer Wortfechter. Ich habe tausendmal beobachtet, daß die von seiner Person ausgehende Wirkung in der Tat groß ist und daß auch Männer von sonst durchaus selbständiger Form dem bisweilen geradezu faszinierenden Einflusse meines Vaters leicht verfielen. Vielleicht nur vorübergehend.
Immerhin haben aber solche von Jugend an erlebte Erfolge und mehr noch die daran anschließenden Bewunderungsbezeugungen und Schmeichelreden gefälliger Freunde oder Hofleute seinen Blick für die Zweckmäßigkeit dieser Hingabe aller letzten inneren Reserven ebenso wie seine Einsicht darein getrübt, daß der einzelne – und wäre er ein Kaiser und eine noch so stürmisch wollende Persönlichkeit – am Ende leicht wiegt gegenüber großen weltbewegenden Strömungen der Zeit.
Daß ihm die ganze Größe der aufziehenden Gefahr so lange nicht zum Bewußtsein kam, mag mit an diesem Mangel an Augenmaß in der Beurteilung seines persönlichen Einflusses liegen. Hier ist ihm manche Überschätzung unterlaufen – hier ist sein gutgläubiges Vertrauen zweifellos nicht selten von klugen Gegenspielern in Sicherheit gewiegt worden.
So kam es, daß er noch in Zeiten, in denen das Weltgeschick im ungeheuren Drucke sich auswirkender wirtschaftlicher und politischer Kräfte schon unhemmbar zum Kriege trieb, meinte, durch seinen Einfluß in London und Petersburg das Rad zum Stillstand bringen zu können.
Die Fähigkeit, Menschen und Verhältnisse richtig – das heißt objektiv und realpolitisch, ohne diese Fehlerquelle persönlicher Überschätzung – zu beurteilen, ist für den Herrscher und Staatsmann von höchster Wichtigkeit. Sie ist dem Kaiser nicht in vollem Maß gegeben, und ich habe den Eindruck, daß einzelne verantwortliche Stellen und Kabinettchefs keineswegs immer mit dem nötigen Nachdruck für die Korrektur irriger Auffassungen dieser Art eingetreten sind.
Im Grunde seines Gemüts ist mein Vater von einer reinen Herzensgüte, die danach drängt, Freude zu machen, Frohsinn um sich zu sehen, die aber nach außen manchmal und infolge des Wunsches, sich nicht weich, sich königlich und über kleine Regungen seines Gefühles erhaben zu zeigen, verdeckt erscheint.
Er ist ganz Idealist in seinem Denken und Fühlen und voll Zuversicht zu jedem Menschen, der als Mitarbeiter neu in seine Umwelt tritt. Die Gegenwart und Zukunft sah und beurteilte er stets nur im Spiegel seiner ureigensten Gedankenwelt, die umso unwirklicher wurde, je härter und unerbittlicher der verborgene und offene Kampf um unser nationales Bestehen im Reiche und außen entbrannte, je rauher das Geschick ein Stück dieser Ideenwelt nach dem anderen zerschlug.
Einen hohen Platz in der von einer ritterlichen Gesinnung getragenen Ethik des Kaisers nimmt der Begriff der Treue ein. Er fordert sie restlos, und kaum irgend ein anderer Verstoß trifft ihn schwerer als Handlungen oder Unterlassungen, die er als Treubruch wertet. Ein Beispiel nur: Niemals hat er in seinem Herzen dem Fürsten Bülow jene Novembertage des Jahres 1908 verziehen, an denen der Reichskanzler ihm nicht die Rückendeckung gewährte, die er gerade damals erwarten durfte. In der Tat bedeuteten jene schweren Novemberkonflikte mit ihren stürmisch aufbrausenden Reichstagssitzungen und ihrer Flut von Zeitungsangriffen für ihn, wenn ich die Dinge recht erkenne, weit mehr als einen Echec seiner kaiserlichen Stellung und Würde. Allein als solcher stellte sich die Wirkung vielleicht den Außenstehenden dar. Ich habe damals wohl tiefer in das Herz meines Kaiserlichen Vaters sehen können als irgend ein Mensch sonst, außer meiner lieben Mutter, und ich bin von der Überzeugung durchdrungen, daß sein Selbstvertrauen unter jenen für ihn kaum faßbaren und kaum erträglichen Eindrücken einen Bruch bekam, von dem es sich nie wieder ganz erholte. Seine bis dahin unverzagte Entschlußfreudigkeit und Willenskraft sind in jenen Tagen geknickt, und ich glaube, daß die Geburtsstunde des Keimes zu vielen von den Unsicherheiten und Schwankungen, die das letzte Jahrzehnt seiner Regierung und namentlich die Kriegszeit aufzuweisen hat, in jenen Tagen liegt. Denn von da ab hat der Kaiser bald mehr und mehr die Geschäfte an die verantwortlichen Ratgeber aus den Kabinetten gleiten lassen, sich selbst und die eigene Stimme aber oft bis zur völligen Ausschaltung seiner Meinung zurückgehalten. Eine heimliche, unausgesprochene Sorge vor neuen Konflikten und Verantwortungen, die er etwa tragen solle, war über ihn gekommen. Und mehr gefällige und geschäftige als starke Hände haben sich vorgeschoben, haben die Zeit und Umstände genutzt und in den Machtbereich ihrer engen bureaukratischen Ideenwelt gezerrt, was, solange die damals geltende Verfassungsidee stand, niemals dem Bereiche des freien kaiserlichen Willens entzogen werden durfte.
Aber ich will in meiner Beurteilung dieser Berater nicht ungerecht und allzu hart werden: mag sein, daß Seine Majestät in der Qual dieser Zeiten ihnen bisweilen auch noch dankbar dafür war, daß sie sich so betriebsam seinen Kopf zerbrachen – mag auch sein, daß sie wirklich das Gute zu tun glaubten, während sie das Böse schufen.
Der Kaiser hat auch in diesen Jahren einer inneren Zurückhaltung und Schwäche, so wie nur je in seiner Zeit des ungebrochenen Selbstvertrauens das Beste gewollt – und er hat den Frieden des Reiches für das Beste gehalten. Nichts sollte den jemals zerbrechen, mit allen Mitteln wollte er ihn dem Reiche verbürgen. Die schwere Tragik seines Lebens und seiner Lebensarbeit aber liegt darin, daß alles, was er zur Erreichung dieses Zieles unternahm, sich unglücklich in Gegenteil und Widerspiel verkehrte und so am Ende einen Zustand werden ließ, in dem wir Feinde über Feinde gegenüber hatten.