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Escorial. Ich glaubte ein abgelegenes, stilles und ernstes Kloster zu finden und fand einen Badeort mit wahren Strömen schwellenden Menschenfleisches, mit jungen Frauen, Mädchen, geputzten Herren, Flirt und üppigem, ausgelassenem Leben die Einsamkeit eines Kolosses umspülen.

Kahl und öd, aber in großen, wuchtigen, klaren Verhältnissen erhebt sich auf weitem Plateau das mächtige Bauwerk, aus kahlen Felsen, düsterem Lande. Riesenhafte Dimensionen, endlose Reihen öder Fensterlöcher, ungeheure Mauern. Ein Gewaltbau, ein Bau für Riesen. Festgegründet und unerbittlich sitzt der ungeheuere Steinwürfel auf der Platte, in den Raum gehoben. Mit scharfen Kanten und Ecken und geschliffenen Granitflächen hockt diese ungeheuerliche Körperhaftigkeit in der Welt, unterm Himmel, sticht mit Türmen und Spitzen in den Raum.

Warum kommt mir immer wieder der Gedanke: Hinter diesem ungeheuren Steinwerk saß die flennende, zitternde Angst? In diesem Berge saß eine Maus? Schlotternde Furcht vor der Macht des Geistes verschanzte sich hier? Warum empfinde ich gerade diese ungeheure Gottesburg des gläubigsten Königs als heidnisch und lästerlich gegen den göttlichen Geist, als eine Zwingburg gegen Gott? Als lächerlichen Kindertrotz? (Wie die Pyramiden!)

Ist eine Idee nicht unvergänglicher als diese Bauten?

In diesen Granitwänden liegt eine Welt von tausend Räumen, Gängen, Höfen, Hallen. Ernste, strenge Pracht, überspült von reichen Allegorien, Mythologien und Schau von Szenen. Aufgestapelte Bilderwelt, angehäufte Zeichen und Signa. Auf Decken wirbeln menschliche Gliedmaßen, Gewänder, Kronen, Symbole. Aus dunkler Pracht heraus leuchten Darstellungen: die leichenfarbene Askese des Greco, die schwüle Ausschweifung des Bosch, Schmerzensmänner, Geißelungen, Leiden und Grausamkeiten. Und wieder Spektakula: Volksszenen, Kämpfe, üppige Bilder und strotzende Pracht.

Bild: Gustav Wolf

Tafel XIV El Escorial (Templo)

 

 

... Aus geduckter Zelle, durch unscheinbares Fensterchen, fällt der Blick eines sterbenden Weltbeherrschers in ungeheuren Raum, auf den zelebrierenden Priester am ragenden Hochaltare. Aus Dunkelheit, Enge und Verwesung auf das seltsame, inbrünstige, faszinierende Schauspiel. Und er sieht ein Kind, unschuldig, mit großen Augen voll Ehrfurcht, verlassen unter ungeheuerer Kuppel, auf weitem, kaltem Steine knieen+...


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