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Cadiz. Gestern war ich noch in Tetuan. Fuhr dann durch afrikanische Steppen mit Viehherden, weißen Vögeln, Moros, über Dünenland, wieder vorbei an exerzierenden Fremdenlegionären, an spanischen Truppen, Gendarmen, Gaunern und Galgengesichtern nach Ceuta. Dann über das strahlende Meer. Durch glühende Lüfte über dunkelrot stammendes Land – über breitem Nebelstreifen stand groß die afrikanische Küste – im unendlichen Blau über smaragdenem Grün, an ausgeglühten Felsen vorbei, zum brennenden Strand von Algeciras und sah am Abend das verglühende Meer. Der Hausknecht und der Träger in Algeciras umarmten mich: »O Herr, bist du wieder da, du bist lange fortgewesen.«

Und fuhr noch in dunkler Nacht über Land, sah den erwachenden Morgen über der spanischen Küste und über Afrika. Fuhr über Berge und Hügel mit herrlichen Korkeichen, vorbei an kleinen, niederen Hütten, an Höfen und Wirtshäusern, an Reitern und Fußgängern. Und rastete in kleinen Städtchen. Heroische Landschaften schoben sich weit hinaus ins Meer. Hügeliges Gelände fiel langsam ab zu den Salzsümpfen von Cadiz. Weißglühende Städte lagen in praller Glut. Düstere Festungswerke, hart geglühtes Meer. Exotische Atmosphäre. Die Menschen sahen aus, als ob sie von alten Tabakvignetten weggelaufen wären. Die Hitze erstickte alles Leben. Man ward stumpf und matt. Es ist Juli.

Bild: Gustav Wolf

Die Salzsümpfe bei Cadiz

 

 

Ich komme wieder einmal vom Meere her. Von der Heimat am Rande der Erde. Ich eile über die Länder, durch glühende Getreidefelder, über Gebirge, durch Menschenstädte. Und die Städte erscheinen mir als zusammengewehte, zusammengefegte Haufen von Scherben, von Glas, Holz, Eisen, Spiegeln, Stoffen, die zerstreut im Lande liegen. Sie erscheinen mir wie zusammengeschleppte, mit Rabenlist und Ameisentrieb gehäufte Müllwinkel. Darunter wimmeln Menschen herum. Sie haben sich Löcher in die Haufen gemacht, Gassen hineingezogen, Schweres in die Höhe gehoben und Stützen darunter gestellt. Sie haben manches gerade gerückt, geordnet, da- und dorthin angebracht. Und leben darin.

Ich steige herauf aus seidenglänzender Ebene, aus flimmerndem Lande, durch dunkelrote Schluchten, über die Schieferabhänge und will hinauf zu den kahlen Rücken, zwischen denen die Täler der glühenden Oleander sich hinziehen.


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