Jules Verne
Das Testament eines Excentrischen. Zweiter Band
Jules Verne

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XV. Die letzte Excentricität

Man vermag sich gar nicht vorzustellen, mit welcher Schnelligkeit diese Neuigkeit sich verbreitete. Hätte jedes Haus von Chicago in telephonischer Verbindung mit dem Friedhofswächter der Oakswoods gestanden, die siebzehnhunderttausend Bewohner der Hauptstadt von Illinois wären über das seltsame Vorkommniß auch nicht eher und gleichzeitiger unterrichtet gewesen.

Binnen wenigen Minuten war der Friedhof von der Bevölkerung aus der Nachbarschaft schon gestürmt. Bald darauf drängte die Volksmenge von überallher nach. Eine halbe Stunde später war vom Washingtonpark aus der Verkehr überhaupt gänzlich unterbrochen. Der sofort benachrichtigte Gouverneur des Staates, John Hamilton, sandte starke Milizabtheilungen, die nur mit Mühe in den Friedhof eindringen konnten und daraus wenigstens so viele Leute verjagten, daß der Eingang dazu frei blieb.

Und immer noch läutete die Glocke auf dem prächtigen Grabdenkmale William J. Hypperbone's weiter.

Natürlich waren Georges B. Higginbotham, der Vorsitzende des Excentric Club und seine Collegen, sowie der Notar Tornbrock als erste in der Umwallung des Friedhofs eingetroffen. Doch wie hatten sie die ungeheure wogende Volksmenge überholen können, wenn sie nicht etwa schon vorher von der Sache benachrichtigt worden waren? Jedenfalls befanden sie sich hier schon seit den ersten Schlägen der Glocke, die der Friedhofswächter der Oakswoods in Bewegung setzte.

Eine halbe Stunde später erschienen die sechs Partner des Match Hypperbone. Daß der Commodore Urrican, Tom Crabbe im Schlepptau John Milner's, Hermann Titbury, gedrängt von Frau Titbury, und Harris T. Kymbale sich beeilt hatten, hierherzukommen, dürfte niemand wundernehmen. Wenn sich aber auch Max Real nebst Lissy Wag und Jovita Foley hier einfanden, lag das daran, daß letztere die andern so dringend darum ersucht hatte, daß diese ihr endlich nachgeben mußten.

Jetzt standen also alle Partner vor dem Mausoleum, das von einer dreifachen Reihe jener Milizen bewacht wurde, die die beiden Freundinnen, die eine als Oberst, die andere als Oberstlieutenant zu befehligen berechtigt gewesen wären . . . der Gouverneur des Staates hatte sie ja erst unlängst mit diesen Chargen betraut.

Endlich schwieg die Glocke und das Thor des Grabdenkmals that sich weit auf.

Die innere Halle erglänzte im blendenden Scheine der elektrischen Lampen und der Kronleuchter an der Deckenwölbung. Zwischen den Lampenständern erhob sich der prunkvolle Katafalk ganz wie vor dreiundeinhalb Monaten, als die Pforten sich nach Beendigung der Trauerfeierlichkeit, an der sich damals die ganze Stadt betheiligte, geschlossen worden waren.

Der Excentric Club, sein Vorsitzender an der Spitze, betrat die Halle. Der Meister Tornbrock in schwarzer Kleidung mit weißer Cravatte und der unvermeidlichen Aluminiumbrille folgte den Herren nach. Ihnen schlossen sich die sechs Partner und so viele Zuschauer an, wie der große Raum nur aufnehmen konnte.

Tiefes Schweigen herrschte innerhalb und außerhalb des Bauwerks – der Beweis einer ebenso tiefen Erregung – und Jovita Foley war gewiß nicht die gleichgiltigste unter den Anwesenden. Man erwartete ahnungsvoll die Lösung des seit dem Würfeln am 24. Juni vergeblich beanstandeten Räthsels . . . die Lösung durch die Nennung eines Namens, des Namens des Siegers im Match Hypperbone.

Es war um elf Uhr drei Minuten, als im Innern der Halle ein gewisses Geräusch entstand. Das kam von dem Katafalke her, von dem die kostbare Decke, wie von unsichtbarer Hand weggezogen, zu Boden glitt.

Und jetzt . . . welches Wunder! – Lissy Wag klammerte sich fester an Max Real's Arm – erhob sich der Deckel des Sarges und der darin liegende Körper richtete sich empor. Da stand ein Mann vor der Versammlung, lebendig, durch und durch lebendig, und dieser Mann war kein andrer als . . . der Verstorbene, als William J. Hypperbone!

»Herr mein Gott!« stieß Jovita Foley hervor, und ihr Aufschrei wurde von Lissy Wag und Max Real vernommen, trotz des betäubenden Lärmens des Erstaunens, der sich aus der gesammten Zuschauermenge erhob.

»Das ist ja der ehrwürdige Herr Humphry Weldon!« setzte sie, die Arme ausstreckend, hinzu.

Ja, der ehrwürdige Humphry Weldon, doch in weniger ehrwürdigem Alter, als gelegentlich seines Besuchs bei Lissy Wag. Dieser Herr und William J. Hypperbone waren einunddieselbe Person . . .

Wir lassen hier auszugsweise den Bericht folgen, den die Zeitungen der ganzen Welt brachten, und der alles erklärte, was bei diesem wunderbaren Abenteuer unerklärlich erschien.

Am 1. April und in dem Hôtel der Mohawk Street war es gewesen, wo William J. Hypperbone während einer Partie des Edeln Gänsespiels von einer heftigen Congestion befallen worden war. Nach seinem Hôtel in der La Salle Street gebracht, starb er dort nach wenigen Stunden oder wurde wenigstens von den herbeigeholten Aerzten für todt erklärt.

Trotz der Aussage von »Sachverständigen« befand sich William J. Hypperbone aber nur in einem kataleptischen Zustande, freilich völlig mit dem Aussehen eines Mannes, der das Zeitliche gesegnet hat. Es war ein Glück für ihn, in seinem Testamente nicht bestimmt zu haben, daß er einbalsamiert werden sollte, denn wenn das einmal geschehen war, kam er gewiß nicht wieder zur Besinnung. Da sieht man's ja, wenn ein Mensch einmal Glück haben soll . . .

Das prachtvolle Begräbniß ging in der uns bekannten Weise vor sich; danach schlossen sich am 3. April die Thüren des Mausoleums für das hervorragendste Mitglied des Excentric Club.

Am Abend aber, als der Wärter eben die letzten Lampen in der Halle löschen wollte, hörte er, wie sich etwas im Innern des Katafalks bewegte. Schwache Seufzer drangen daraus hervor und eine halb erstickte Stimme rief nach ihm.

Der Wärter verlor den Kopf darüber nicht. Er holte eiligst seine Werkzeuge, schraubte den Sargdeckel auf, und das erste Wort des aus seinem lethargischen Schlummer erwachten William J. Hypperbone lautete:

»Nicht ein Wort . . . und Dein Glück ist gemacht!«

Dann setzte er mit einer für einen aus dem Jenseits zurückgekehrten Mann außerordentlichen Geistesgegenwart hinzu:

»Du allein, Du allein wirst also wissen, daß ich noch lebe . . . Du allein, nebst meinem Notar, dem Meister Tornbrock. Jetzt eile zu diesem und sage ihm, er möge augenblicklich hierherkommen.«

Ohne weitere Erklärungen abzuwarten, verließ der Wärter die Halle und lief, was er konnte, zu dem Notar. Wie erstaunte, und wie freudig erstaunte aber Meister Tornbrock, als er eine halbe Stunde später seinen Klienten wieder wohl und munter vor sich stehen sah.

William J. Hypperbone hatte seit seiner Auferstehung über so mancherlei nachgedacht und war, was bei einem Manne seines Schlags nicht wundernehmen kann, zu folgendem Entschlusse gekommen:

Da er einmal testamentarisch die berühmte Partie eingeleitet hatte, die zu so vieler Aufregung, zu so vielen Enttäuschungen und Ueberraschungen Anlaß geben sollte, wollte er diese auch von den durch das Los bestimmten Theilnehmern gespielt sehen, sich aber allen, für ihn etwa daraus hervorgehenden Folgen unterwerfen.

»Dann werden Sie aber,« wendete Meister Tornbrock ein, »ganz sicherlich ruiniert sein, denn einer von den Sechsen muß sie doch gewinnen. Freilich wird Ihr Testament, da Sie nicht todt sind – wozu ich Sie aufrichtig beglückwünsche – an sich hinfällig und die Anordnungen darin werden wirkungslos. Warum wollen Sie die Partie also noch spielen lassen?«

»Weil ich daran selbst theilnehmen will.«

»Sie? . . .«

»Ja wohl . . . ich selbst.«

»Und wie soll das möglich sein?«

»Ich werde meinem Testamente ein Codicill anfügen und darin einen siebenten Partner bestimmen, der William J. Hypperbone unter der Chiffre X. K. Z. sein wird.«

»Und Sie wollen wirklich mitspielen?«

»Ganz wie die Andern.«

»Sie werden sich aber allen aufgestellten Spielregeln unterwerfen müssen . . .«

»Das versteht sich von selbst.«

»Und wenn Sie verlieren? . . .«

»Nun so verliere ich eben, und mein ganzes Vermögen geht auf den Gewinnenden über.«

»Das ist Ihr Entschluß? . . .«

»Mein fester Entschluß. Da ich mich bisher durch keinerlei Excentricität hervorgethan habe, will ich mich wenigstens unter dem Deckmantel meines Todes einmal excentrisch erweisen. –«

Das Weitere ist leicht zu errathen. Der gutbelohnte Wärter der Oakwoods, dem eine noch reichlichere Belohnung zugesichert wurde, wenn er bis zum Ausgang dieses Abenteuers reinen Mund hielte, hatte das Geheimniß bewahrt. William J. Hypperbone verließ – noch vor dem Jüngsten Gericht – den Friedhof, begab sich verkleidet zum Meister Tornbrock, errichtete hier das uns bekannte Codicill und bezeichnete für den Fall. daß ihm der Notar etwas mitzutheilen hätte, die Oertlichkeit, wohin er sich vorläufig zurückziehen wollte. Dann verabschiedete er sich von dem braven Manne in vollem Vertrauen auf das außerordentliche Glück, das ihm im Laufe seines Lebens stets hold gewesen war und ihm auch jetzt, man könnte sagen: nach seinem Ableben, treu bleiben werde.

Das Uebrige ist bekannt.

Als die Partie den aufgestellten Bedingungen gemäß angefangen worden war, konnte sich William J. Hypperbone einigermaßen ein Urtheil über jeden der »Sechs« bilden. Der abscheuliche Bramarbas Hodge Urrican, der Geizhals Hermann Titbury und der ungeschlachte Tom Crabbe interessierten ihn nicht und konnten ihn nicht interessieren. Vielleicht brachte er Harris T. Kymbale einige Sympathie entgegen, doch wenn er, abgesehen von sich selbst, für irgend jemand fromme Wünsche hegen sollte, so konnte das nur für Max Real, Lissy Wag und deren getreue Jovita sein. Damit erklärt sich der von ihm gethane Schritt, die fünfte Partnerin, als diese krank lag, unter dem Namen Humphry Weldon aufzusuchen, damit auch die Einsendung jener dreitausend Dollars nach dem Gefängnisse in Missouri. Und wie befriedigte es den edelmüthigen Mann zuerst, daß das junge Mädchen durch Max Real erlöst wurde, und dann zweitens, daß Tom Crabbe wieder und so bald an dessen Stelle trat!

Er selbst war mit sicherm und regelmäßigem Schritte dem Spiele des Zufalls im Match gefolgt, immer im Vertrauen auf seinen Glücksstern, der sich niemals trübte, und er war auch als Erster am Pfosten angelangt, er, der »Outsider«, der die verschiedenen Favoriten auf dem nationalen Hippodrom glänzend besiegte.

Das war der Hergang der Sache gewesen, das sagte und wiederholte sich fast sofort die ganze Zuschauermenge; eben darum drückten die Collegen dem excentrischen Manne wärmstens die Hand, eben darum that Max Real desgleichen und erntete er den Dank Lissy Wag's und Jovita Foley's – die ihn auf ihre Bitte sogar umarmen durfte – und eben darum wurde er von der Menge fast getragen, in demselben Triumphe jetzt durch die große Stadt Chicago, wie vor dreiundeinhalb Monaten nach seiner Ruhestätte, geleitet.

Nun gab es in der Metropole von Illinois niemand mehr, der nicht gewußt hätte, woran er sich bezüglich der endlichen Lösung der alle Welt bewegenden Geschichte zu halten hatte.

Hermann Titbury wollte jedoch nicht so viel Geld hinausgeworfen haben, um nur von einem Ende der Union zum andern zu rennen. Er grübelte sofort darüber nach, es wieder einzubringen. In Uebereinstimmung mit Frau Titbury, die ihn dazu sogar noch antrieb, beschloß er, sein Geschäft wieder aufzunehmen, das heißt, wieder den Pfandleiher und Wucherer zu spielen, und wehe den armen Teufeln, die jetzt in die Klauen dieses Blutsaugers fielen.

Tom Crabbe hatte von allen diesen Vorkommnissen nichts begriffen, höchstens, daß er irgendwo jemand noch eine Revanche schuldig wäre, und John Milner hoffte stark, daß sich sein Schüler beim nächsten Kampfe wieder in die erste Reihe der Boxer stellen und die berühmten Faustschläge, die er von Reverend Hugh Hunter bekommen hatte, wieder vergessen machen werde.

Harris T. Kymbale nahm seinen Mißerfolg mit philosophischem Gleichmuth hin, bewahrte er doch die Erinnerung an seine interessanten Reisen für immer. Er hielt zwar bezüglich der durchmessenen Wegstrecke den Record nicht, denn er hatte nur ungefähr zehntausend Meilen zurückgelegt, während es Hodge Urrican auf elftausend gebracht hatte . . . Das hinderte ihn aber nicht, in der »Tribune« einen Artikel zu veröffentlichen, der des Lobes für den Wiederauferstandenen des Excentric Club voll war.

Der Commodore dagegen rückte William J. Hypperbone vors Quartier und sagte mit seiner gewohnten freundlichen Milde:

»Alle Bomben und Granaten, Herr . . . das geht nicht . . . nein, das geht nicht an! Wenn man einmal todt ist, ist man auch todt, und man läßt die Leute nicht nach seiner Hinterlassenschaft um die Wette laufen, wenn man noch auf Erden herumwandert . . .«

»Ja, was wollen Sie denn, Commodore,« antwortete William J. Hypperbone höchst liebenswürdig, »ich konnte doch nicht . . .«

»Doch konnten Sie, Herr, und mußten Sie! Statt sich in einen Sarg verpacken zu lassen, hätten Sie sich nach einem Crematorium schaffen lassen müssen, da wäre all das dumme Zeug vermieden gewesen . . .«

»Wer weiß das, Commodore? . . . Ich habe gar so viel Glück . . .«

»Und da Sie mich an der Nase herumgeführt haben,« fuhr Hodge Urrican fort, »ich aber so etwas nie vertragen habe, so werden Sie mir Genugtuung geben . . .«

»Wo und wann es Ihnen beliebt!«

Obwohl Turk beim heiligen Jonathan geschworen hatte, Herrn Hypperbone's Leber zu verzehren, suchte ihn sein Herr diesmal doch nicht zu beruhigen, sondern schickte ihn sogar zu dem Ex-Sargbewohner, um Tag und Stunde des Zweikampfes zu verabreden.

Gleich als Turk bei William J. Hypperbone eintrat, begann er aber in ganz anderem Tone zu reden.

»Ich bitte Sie, mein Herr, der Commodore Urrican ist gar nicht so bösartig, wie er sich zuweilen den Anschein giebt. Er ist im Grunde ein ganz braver Mann, den man schnell wieder zur Vernunft bringt.«

»Sie kommen also von ihm?«

»Ja, um Ihnen zu sagen, daß er seine gestrige Heftigkeit bedauert und Sie um Verzeihung bitten läßt.«

Damit war die Sache abgethan, denn Hodge Urrican begriff schließlich doch, daß er sich damit nur lächerlich machen werde. Zum Glücke für Turk erfuhr er aber nie, in welcher Weise dieser seinen Auftrag ausgerichtet hatte.

Endlich am Tage vor dem, wo die Hochzeit Max Real's und Lissy Wag's stattfinden sollte, erhielten diese den Besuch, nicht mehr des ehrenwerthen, vom Alter etwas gebeugten Herrn Humphry Weldon, sondern des höchst munteren Herrn William J. Hypperbone, der, wie Jovita Foley bemerkte, jünger als je aussah. Nachdem er sich entschuldigt hatte, die Partie nicht Lissy Wag haben gewinnen zu lassen, die sonst jedenfalls als Erste angekommen wäre, erklärte er, daß er, ob sie es nun wolle oder nicht, ob es ihrem späteren Eheherrn passe oder nicht, bei Meister Tornbrock soeben ein neues Testament niedergelegt habe. Dieses würde auf keinen Fall wieder hinfällig werden, und darin habe er bestimmt, sein Vermögen einst in zwei Hälften zu theilen, deren eine Lissy Wag zufallen solle.

Wir brauchen wohl nicht wiederzuerzählen, welche Antwort der ebenso edelmüthige wie originelle Mann darauf bekam. Auch Tommy war nun mit einem Schlage überzeugt, daß ihn sein Herr einst noch zu angemessenem Preise kaufen werde.

Nun wäre noch Jovita Foley übrig. Die lebhafte und gutherzige kleine Person empfand nicht die geringste Eifersucht gegenüber all dem Guten, das ihrer Freundin in den Schoß fiel. Und welches Glück für ihre geliebte Genossin, dem fürs Leben die Hand zu reichen, von dem sie angebetet wurde, und nebenbei in William J. Hypperbone einen so wünschenswerthen Erbonkel zu bekommen. Sie selbst wollte nach der Hochzeit ihre Stelle als erste Verkäuferin im Hause Marshall Field wieder einnehmen.

Die Trauung ging am nächsten Tage, man könnte sagen, im Beisein der ganzen Einwohnerschaft, vor sich. Auch der Gouverneur John Hamilton und William J. Hypperbone konnten es sich nicht versagen, der herrlichen Feierlichkeit beizuwohnen.

Als dann die Neuvermählten und ihre Freunde wieder im Hause der Frau Real eingetroffen waren, wandte sich William J. Hypperbone an Jovita Foley, die als Brautjungfer ganz bezaubernd hübsch aussah.

»Miß Foley . . . ich bin fünfzig Jahre alt.«

»Ah, damit prahlen Sie nur, Herr Hypperbone,« antwortete diese so lachend, wie nur sie zu lachen verstand.

»Nein, ich bin wirklich fünfzig Jahre alt – verwirren Sie meine Berechnungen nicht – und Sie . . . Sie zählen fünfundzwanzig Jahre.«

»Das stimmt auffallend!«

»Hab' ich nun die ersten Elemente der Arithmetik nicht ganz vergessen, so ist fünfundzwanzig die Hälfte von fünfzig.«

Wohin zielte der ebenso räthselhafte wie in der Mathematik sattelfeste Herr?

»Nun also, Miß Jovita Foley, da Sie, wenn die Arithmetik keine Täuschung ist, gerade die Hälfte meines Alters haben, warum sollten Sie dann nicht die andere Hälfte von mir selbst werden wollen?«

Was hätte Jovita Foley auf diese so originell gefaßte Werbung anders antworten sollen, als jede andre an ihrer Stelle geantwortet hätte?

Und wenn er schließlich die liebenswürdige, bezaubernde Jovita heiratete und sich damit ebenso excentrisch erwies, wie es seine Stellung als Mitglied des Excentric Club verlangte . . . that er damit nicht gleichzeitig einen Schritt, der von vortrefflichem Geschmack und gereifter Klugheit zeugte?

Angesichts der in dieser Erzählung berichteten, vielleicht etwas unwahrscheinlichen Thatsachen wolle der geneigte Leser – als mildernden Umstand – nicht vergessen, daß die ganze Geschichte sich . . . in Amerika zugetragen hat.

 

Ende

 


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