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Am 6. Juni im Mammoth Hotel war es, wo Lissy Wag nach sechstägigem Aufenthalt an den Höhlen von Kentucky die ihr so verderbliche Meldung erhalten hatte. Der Wurf von sieben, durch vier und drei, und diese Augenzahl verdoppelt, verwies sie nach dem zweiundfünfzigsten Felde, nach Missouri.
Die Reise dahin war ja weder beschwerlich noch lang, da die beiden Staaten an einer Ecke, bei Cairo, aneinanderstoßen. Die Entfernung von den Mammuthhöhlen bis Saint-Louis betrug nur zweihundertfünfzig Meilen (402 Kilometer) und erforderte nicht mehr als acht bis zehn Stunden Bahnfahrt. Doch welche schlimme Nebenumstände knüpften sich daran!
»O über das Unglück!« rief Jovita Foley. »Um wie viel besser wäre es, wie der Commodore Urrican nach dem Ende von Florida, oder wie Herr Kymbale tief nach Washington hineingeschickt zu werden! Mindestens wären wir da von der abscheulichen Partie nicht ausgeschlossen gewesen!
»Ja . . . der abscheulichen, das ist das rechte Wort, meine arme Jovita!« antwortete Lissy Wag. »Warum hast Du sie aber auch mitspielen wollen? . . .«
Das trostlose junge Mädchen gab keine Antwort, und was hätte sie auch sagen sollen? Wollte sie selbst den Match noch immer nicht aufgeben, noch nach Missouri fahren und dort abwarten, bis ein andrer Partner, infolge eines für ihn unglücklichen, für sie aber glücklichen Wurfs, dahin käme, Lissy Wag aus dem Gefängnisse zu befreien und ihren Platz einzunehmen, so wäre das nur unter der Bedingung möglich gewesen, daß ein dreifacher Einsatz in die Büchse erlegt wurde, deren Inhalt dem als zweiten Ankommenden zufallen sollte. War sie denn im Besitz dieser dreitausend Dollars? . . . Nein . . . Würde sie sie beschaffen können? . . . Ebensowenig.
Nur einzelne Personen, die sehr viel auf sie gesetzt hatten, hätten Lissy Wag diese Summe wohl vorschießen können, wenn . . . ja, wenn sich nur die Aussichten der gelben Flagge nicht gar so sehr getrübt hätten. Als Hodge Urrican »das Todeslos« zog, konnte er wenigstens wieder von vorn anfangen. Selbst Hermann Titbury verließ am vorherbestimmten Tage das Gasthaus in Louisiana und nahm seine Fahrten wieder auf. Weder der eine noch der andere war für unbestimmte Zeit von dem Match ausgeschlossen, während die arme Lissy Wag . . .
»O über das Unglück!« wiederholte Jovita Foley, die nichts als diese Klage mehr über die Lippen brachte.
»Nun . . . was fangen wir jetzt an?« fragte ihre Gefährtin.
»Wir warten . . . wir warten, meine Liebe!«
»Warten? . . . Auf was denn? . . .«
»Das weiß ich selbst nicht. Uebrigens haben wir vierzehn Tage Zeit, ehe wir ins Gefängniß müssen . . .«
»Nicht aber bis zum Bezahlen des Einsatzes, Jovita, und das setzt uns doch am meisten in Verlegenheit . . .«
»Ach Gott . . . ja . . . Lissy . . . ja freilich. Laß uns indes warten . . .«
»Hier? . . .«
»Beileibe . . . nein!«
Dieses Jovita aus dem Herzen kommende »Nein« entsprach ganz dem veränderten Verhalten, das die Gäste des Mammoth Hotel jetzt Lissy Wag gegenüber erkennen ließen.
Das bedauernswerthe junge Mädchen sah sich durch den letzten unglücklichen Würfelfall plötzlich verlassen. Noch gestern Favoritin, war sie es seit heute Vormittag nicht mehr. Die Wettlustigen, die Stürmer im »Boom», die fleißig auf sie gesetzt hatten, hätten sie jetzt lieber herzlos verwünscht. Ins Gefängniß, das arme Mädchen mußte in's Gefängniß wandern, und die Partie ging voraussichtlich zu Ende, ehe sie daraus befreit wurde. Gleich von der ersten Stunde an wichen ihr alle aus. Das war Jovita Foley nicht entgangen, und es entsprach ja wohl der gewöhnlichen Menschennatur.
Kurz, von diesem Tage an zogen sich alle Touristen von ihnen zurück, und John Hamilton, der Gouverneur von Illinois, bereute es jetzt vielleicht nicht wenig, die beiden Freundinnen so offenkundig geehrt zu haben. Der Oberst Wag und der Oberstlieutenant Foley spielten fortan in der Miliz von Illinois natürlich nur noch eine recht traurige Rolle.
Am Nachmittage des selben Tages bezahlten sie deshalb schon die Rechnung des Mammoth Hotel und benutzten einen Zug nach Louisville, um dort zu warten . . . ja, worauf? . . .
»Meine gute Jovita,« sagte da Lissy Wag, als sie wieder aus dem Waggon stiegen, »weißt Du wohl, was wir nun zu thun haben?«
»Nein, Lissy, ich habe ganz und gar den Kopf verloren. Ich bin gänzlich verwirrt!«
»Nun also, wir haben einfach baldigst bis Chicago weiterzufahren, in unsre Wohnung zurückzukehren und unsre Plätze im Magazin des Herrn Marshall Field schleunigst wieder einzunehmen. Wäre das nicht das klügste?«
»Sehr klug und weise, meine Liebe! . . . Und doch – ich kann's einmal nicht ändern – möchte ich lieber stocktaub werden, als auf die Stimme der Klugheit hören!«
»Das ist die reine Thorheit . . .«
»Ja, ich gesteh' es ja, ich bin thöricht, bin es, seit diese Partie begonnen hat, und werde es bis zu ihrem Ausgange bleiben . . .«
»Ich bitte Dich, für uns ist sie ja schon zu Ende, Jovita, ganz zu Ende!«
»Wer kann das wissen? . . . Ich gäbe gleich zehn Jahre meines Lebens darum, jetzt einen Monat älter zu sein!«
Solche zehn Jahre hatte sie bereits bei der oder jener Gelegenheit so häufig versprochen, daß sie, zusammengerechnet, schon hundertdreißig Jahre ihres Lebens für nichts und wieder nichts verschleudert hatte.
Hegte Jovita Foley also wirklich noch eine Spur von Hoffnung? Jedenfalls verstand sie, bei Lissy Wag, die die Schwachheit hatte, auf sie zu hören, es schließlich durchzusetzen, daß die Partie nicht aufgegeben wurde. Beide wollten einige Tage in Louisville verweilen. Sie hatten ja, sich nach Missouri zu begeben, die Zeit vom 6. bis zum 20. Juni noch vor sich.
So begruben sie denn ihren Kummer in einem bescheidenen Gasthause Louisvilles . . . wenigstens Jovita, denn deren Gefährtin hatte sich schnell getröstet, da sie an einen schließlichen Erfolg niemals geglaubt hatte.
Der 7., 8. und 9. Juni verstrichen ohne eine Aenderung ihrer Lage, und Lissy Wag bat so dringend, nach Chicago heimzukehren, daß Jovita Foley schon zustimmte.
Die Zeitungen – sogar der »Chicago Herald«, der die fünfte Partnerin sonst immer vertreten hatte – »schnitten« sie jetzt in fast beleidigender Weise. Voller Wuth durchflog Jovita Foley die Zeitungen und zerriß sie dann mit der Hand, um nicht zu sagen, mit fieberhafter Kralle. Lissy Wag »zählte« in den Agenturen gar nicht mehr, ihr Curs war auf Null, ja noch darunter gesunken.
Am Morgen des 8. hatten die beiden Freundinnen erfahren, daß der Commodore Urrican neun Augen – sechs und drei – erhalten hatte, wodurch er mit einem Sprunge nach Wisconsin, dem sechsundzwanzigsten Felde kam.
»Der hat die letzte Scharte schnell ausgewetzt!« rief die unglückliche Jovita.
Am 10. meldete der Telegraph dann weiter, daß der Mann mit der Maske durch zehn Augen nach Minnesota, nach dem einundfünfzigsten Felde, versetzt worden war.
»O, der . . . der hat die günstigsten Aussichten,« sagte sie, »er wird es sein, der die Millionen des verrückten Hypperbone einsteckt!«
Man erkennt, daß der excentrische Verstorbene in ihrer Werthschätzung arg verloren hatte, seit der Würfelfall ihre Lissy Wag zur Gefangenen gemacht hatte.
Endlich waren sie übereingekommen, daß die beiden Freundinnen noch am Abend nach Chicago zurückreisen wollten. Obgleich die Louisviller Zeitungen bekannt gegeben hatten, in welchem Gasthause Lissy Wag und Jovita Foley abgestiegen seien, ist es wohl überflüssig, zu sagen, daß ihnen hier kein einziger Reporter seine Aufwartung gemacht hatte. Das befriedigte zwar die eine von ihnen, ärgerte aber die andere gewaltig, weil es, wiederholte sie mehrmals mit zusammengepreßten Lippen, »aussah, als existirten wir beide gar nicht mehr!«
Es stand indeß in den Sternen geschrieben, daß sie doch noch nicht nach der Metropole von Illinois abreisen sollten. Ein ganz unerwarteter Umstand eröffnete ihnen zunächst wenigstens einige Aussicht auf fernere Betheiligung an dem Match, auf die sie bei Nichtzahlung des Einsatzes hätten verzichten müssen.
Gegen drei Uhr nachmittags erschien ein Briefträger im Hôtel und begab sich nach dem Zimmer der beiden Freundinnen.
»Fräulein Lissy Wag?« fragte er, als sich die Thür geöffnet hatte.
»Das bin ich,« antwortete das junge Mädchen.
»Ich habe einen Geldbrief an Ihre Adresse: wollen Sie gefälligst den Empfang bescheinigen . . .«
»Geben Sie den Brief nur mir,« meldete sich Jovita Foley, der das Herz zum Zerspringen heftig klopfte.
Nach Empfangnahme der Quittung zog sich der Briefträger zurück.
»Was ist also in diesem Briefe?« sagte Lissy Wag
»Geld, Lissy . . .«
»Wer kann uns das schicken? . . .«
»Wer? . . . Das wollen wir gleich sehen,« erklärte Jovita Foley.
Damit erbrach sie schon die Siegel des Umschlags und zog daraus einen Brief hervor, der ein zusammengefaltetes Papier enthielt.
Der Brief hatte folgenden Wortlaut:
»Inliegend ein Check über dreitausend Dollars auf die Bank von Louisville, den Miß Lissy Wag gefälligst, um ihren Einsatz zu bezahlen, annehmen möge von
Humphry Weldon.«
Jovita Foley fuhr vor Freude wie ein Feuerwerkskörper in die Höhe. Sie sprang umher, lachte zum Ersticken, tanzte, daß sich ihre Kleidung aufbauschte und rief immer und immer wieder:
»Ein Check . . . ein Check über dreitausend Dollars! Das ist der ehrenwerthe Herr, der uns aufsuchte, als Du krank warst, meine Liebe! Der ist von Herrn Weldon! . . .«
»Ich weiß aber nicht,« wendete Lissy Wag ein, »ob ich ihn annehmen kann, ihn annehmen soll . . .«
»Ob Du es kannst . . . ob Du es sollst? . . . Begreifst Du denn nicht, daß Herr Weldon große Summen auf Dich verwettet hat? . . . Er hat es uns ja selbst angedeutet, und er wünscht offenbar, Dich die Partie fortsetzen zu sehen. Wahrlich, trotz seines respectablen Alters, den heiratete ich auf der Stelle, wenn er mich nur haben wollte! . . . Schnell, laß uns den Check auf der Bank vorlegen!«
Das geschah denn auch, und Lissy Wag bekam den Betrag ohne weiteres ausgezahlt. Dem würdigen, vortrefflichen, hochachtbaren Humphry Weldon zu danken, war unmöglich, da die jungen Mädchen seine Adresse nicht kannten.
Noch am nämlichen Abend verließen sie Louisville, ohne gegen jemand den so zur rechten Zeit erhaltenen Brief zu erwähnen, und am nächsten Tage, dem 11., trafen sie in Saint-Louis ein.
Recht überlegt, blieb die Lage Lissy Wag's im Match noch immer eine höchst unsichre, da für sie so lange nicht gewürfelt wurde, als nicht ein andrer Partner sie im zweiundfünfzigsten Felde ersetzte. Das konnte aber nicht lange ausbleiben – wenn man der so vertrauensseligen, ja allzu vertrauensseligen Jovita Foley glauben durfte – und jedenfalls war Lissy Wag vorläufig nicht wegen mangelnder Entrichtung des Einsatzes von der Partie ausgeschlossen.
Beide weilten also jetzt im Staate Missouri, an den keiner der »Sieben« ohne heimliches Schaudern dachte. Wie erklärlich, fühlte sich auch keiner von den zwei Millionen siebenmalhunderttausend Einwohnern des Staates grade geschmeichelt, daß William J. Hypperbone sich erlaubt hatte, diesen zum Gefängniß in dem Edeln Vereinigte Staatenspiele zu bestimmen. Außer zahlreichen Farbigen wohnen hier auch viele Deutsche, und diese sind ja bekanntlich etwas empfindlicher Natur.
Missouri ist einer der wichtigsten Staaten der amerikanischen Republik, seiner Größe nach zwar nur der siebzehnte, seiner Bevölkerungszahl nach aber der fünfte, und seiner Ausbeute an Zink nach gar der erste. Im Süden und Westen nur durch Längen- und Breitengrade begrenzt, strömen im Norden und Osten von ihm der Mississippi und der Missouri, die sich oberhalb von Saint-Louis an der Ecke vereinigen, wo sich die kleine Stadt Columbia erhebt. Man kann sich leicht vorstellen, wie günstig diese beiden Wasserstraßen den Handel der Metropole, die Ausfuhr von Getreide und Mehl, die von Hanf, der hier im Großen angebaut wird, und die Aufzucht von Schweinen und Hornvieh beeinflussen müssen. An Metallen, vor allein an Blei- und Zinklagern, fehlt es ihm auch nicht. In der Grafschaft Washington erheben sich die Iron Mountains (Eisenberge) und der Pilot Kirol, gewaltige, dreihundert Fuß hohe Erzmassen, bezüglich derer es den Amerikanern vielleicht noch einmal einfallen dürfte, sie in zwei Elektromagnete von ungeheurer Wirkung zu verwandeln.
Der Staat Missouri bildete früher nur einen Bezirk von Louisiana, ist aber seit seiner Aufnahme in die Union (1821) selbstständig geworden. Saint-Louis selbst war 1764 von Franzosen gegründet worden.
Von diesem Staate wären nicht weniger als elf Städte wegen ihrer Bedeutung für Handel und Industrie zu nennen, und drei davon zählen schon über hunderttausend Seelen. Die eine, Kansas, gegenüber dem zum gleichnamigen Staate gehörenden Kansas City, war schon, wie wir wissen, von Max Real bei seiner ersten Reise besucht worden, als er den Missouri bis zu dieser Doppelstadt hinabfuhr. Es giebt aber auch noch andre, wie Jefferson City, den Regierungssitz des Staates, das wegen seiner malerischen Lage auf einer das Missourithal beherrschenden Terrasse die Aufmerksamkeit der Touristen in hohem Grade verdient.
Die erste Stelle nimmt indeß Saint-Louis ein, das sich zehn Meilen (16 Kilometer) weit am Ufer des großen Stromes hinzieht. Diese Metropole hieß ehemals Mount City, weil sie von einer Kette weißer Kalksteinberge umgeben ist. Ihre Bodenfläche ist um ein Viertel größer als die von Paris, und dabei sind mit ihr halb verwachsene städtische Gemeinwesen, wie East-Saint-Louis, Brooklyn, Cahokia und Prairie du Port, die freilich zum Staate Illinois gehören, noch nicht einmal eingerechnet.
Das war also die Stadt, die das frühere Mitglied des Excentric Club für die Theilnehmer am Match zum Gefängniß – das natürlich die ganze Stadt umfaßte – ausersehen hatte. Von einer Einkerkerung in geschlossene Mauern war dabei natürlich keine Rede. Nein, Lissy Wag brauchte keine Gemeinsamkeit mit Verbrechern zu fürchten, Jovita Foley und sie sollten ihrer Freiheit nicht verlustig gehen. Sie behielten volle Bewegungsfreiheit in der schönen Stadt mit achtzehn Parken, von denen einer nicht weniger als fünfundfünfzig Quadratkilometer (fast eine geographische Quadratmeile) mißt.
Die beiden Freundinnen hatten sich also ein Unterkommen zu suchen, und am Nachmittage des 11. bezogen sie zusammen ein Zimmer im Cleveland Hotel.
»Na, da wären wir ja in dem schrecklichen Gefängniß,« rief Jovita Foley, »doch ich gestehe, für ein schreckliches Gefängniß erscheint mir Saint-Louis sehr angenehm.«
»Ein Gefängniß bleibt es dennoch, Jovita, so lange einem nicht erlaubt ist, es zu verlassen.«
»O sei nur ruhig, mein Schatz, wir kommen beizeiten wieder heraus!«
Jovita Foley hatte – zugleich mit ihrem natürlichen Frohsinn – seit der Zusendung der dreitausend Dollars ihre frühere Zuversicht gänzlich wiedergewonnen. Das verdankte sie dem wackern Humphry Weldon, und noch an demselben Tage war der Erlös aus dem Check an die Ordre des Meisters Tornbrock in Chicago eingesendet worden.
Dieselbe Zuversicht erfüllte bis jetzt freilich noch nicht wieder die Kreise der Wettlustigen und die Vertreter der Agenturen. Obwohl die Tageszeitungen von Saint-Louis die Anwesenheit der fünften Partnerin im Cleveland Hotel gemeldet hatten, stellte sich kein Interviewer hier ein. Was konnte man auch von Lissy Wag erwarten, die das Pech gehabt hatte, in das Feld von Missouri zu gerathen?
Und doch sollte diese Haft vielleicht eher, als jemand erwartete, zu Ende sein. Morgen am 12. wurde ja wiederum gewürfelt und das wiederholte sich bekanntlich alle zwei Tage.
»O, wer weiß . . . wer weiß?« rief Jovita Foley in einem fort.
Die beiden Freundinnen benutzten nun ihre Mußezeit am Nachmittag zum Besuche einiger Theile der Stadt, die eine Bodensenkung, parallel mit dem Bett des Mississippi, in zwei ungleiche Hälften trennt. Die prächtigen Läden der Hauptstraßen, mit ihren kostbaren Schmucksachen und herrlichen Kleiderstoffen nebst schönsten Pelzwaaren, boten ihnen eine unvergeßliche Augenweide. Vorzüglich Kürschnerwaaren gab es hier in reicher Auswahl, was bei dem häufigen Vorkommen von Opossums, Damwild, Füchsen, Moschuskatzen und Vielfraße im Lande, womit die hiesigen Indianer starken Handel treiben, ja nicht zu verwundern ist. Außerdem finden sich viele Bisonochsen und Büffel auf den weiten Prairien in der Nachbarschaft des Stromes, auf welche Herden von Wölfen unablässig Jagd machen.
Kurz, dieser Tag war nicht verloren zu nennen.
Am nächsten Morgen erweckte ihre Ungeduld Jovita Foley schon sehr früh, da Meister Tornbrock an diesem Tage, dem 12. Juni, wieder würfeln sollte.
Sie ließ Lissy Wag ruhig schlummern und ging aus, um darüber etwas zu erfahren.
Zwei Stunden . . . zwei volle Stunden blieb sie aus, doch welches Erwachen hatte die fünfte Partnerin, die beim Geräusch einer heftig aufgeschlagenen Thür und bei dem Hereinstürmen Jovita Foley's erschreckt emporschnellte.
»Befreit, meine Liebe, befreit!« rief diese jubelnd.
»Was sagst Du? . . .«
»Acht, durch fünf und drei Augen. Er hat sie . . .«
»Er . . .?«
»Und da er sich im vierundvierzigsten Felde befand, kommt er damit nach dem zweiundfünfzigsten!«
»Welcher ›Er‹ denn?«
»Und da das zweiundfünfzigste Feld das Gefängniß ist, hat er unsern Platz einzunehmen . . .«
»Ja, aber wer in aller Welt?«
»Max Real, mein Schatz . . . Max Real . . .«
»Ach der arme junge Mann!« antwortete Lissy Wag. »Da wär' ich lieber selbst hier geblieben.
»Das wäre mir . . .!« rief die triumphierende Jovita Foley, die bei dieser Bemerkung wie eine Gemse in die Höhe sprang.
Die Mittheilung war richtig. Der letzte Würfelfall setzte Lissy Wag in Freiheit. In Saint-Louis sollte an ihre Stelle Max Real treten und sie sollte dessen Platz in Richmond, Staat Virginien, einnehmen. Bis dahin war es eine Strecke von siebenhundertfünfzig Meilen (1207 Kilometer), eine Fahrt von fünfundzwanzig bis dreißig Stunden.
Um sich dahin zu begeben, hatte sie, vom 12. bis zum 20., mehr als genügend Zeit. Das hinderte aber ihre ungeduldige Gefährtin, die sich vor Freude kaum fassen konnte, nicht, sofort zu rufen:
»Nun also vorwärts . . .«
»Nein, Jovita, nein,« antwortete Lissy Wag bestimmt.
»Nein? . . . Und warum denn?«
»Ich halte es für geboten, Herrn Max Real hier zu erwarten. Das sind wir dem unglücklichen jungen Manne schuldig.«
Jovita Foley beugte sich dieser Begründung, doch mit dem Vorbehalt, daß der neue Gefangene nicht über drei Tage zögern würde, die Schwelle seines Gefängnisses zu betreten.
Max Real traf jedoch schon am nächsten Tage, am 13., auf den Bahnhofe von Saint-Louis ein. Er sowohl wie die fünfte Partnerin schienen unter dem Einflusse einer Art Suggestion zu stehen, denn wenn diese ihn hier zu erwarten wünschte, beeilte sich jener, hier anzukommen, bevor sie abgereist wäre.
Arme Frau Real! Was mußte die vortreffliche Mutter empfinden bei dem Gedanken, daß ihr Sohn auf seinem so vielversprechenden Wege plötzlich angehalten worden war!
Max Real wußte natürlich aus den Zeitungen, daß Lissy Wag im Cleveland Hotel wohnte. So bald er sich hier einstellte, wurde er auch von den beiden Freundinnen empfangen, während Tommy in einem nahe gelegenen Hôtel die Rückkehr seines Herrn erwartete.
Mehr erregt, als sie durchblicken lassen wollte, trat Lissy Wag dem jungen Maler entgegen.
»Ach, Herr Real,« sagte sie, »wie bedauern wir Sie . . .«
»Und aus vollem Herzen!« fiel Jovita Foley ein, die ihn nicht im mindesten bedauerte und es nicht dahin bringen konnte, durch ihre Blicke einige Theilnahme auszudrücken.
»O nein, Miß Wag,« antwortete Max Real, als er nach einem etwas zu schnellen Treppenaufstieg wieder zu Athem gekommen war, »nein, ich bin nicht zu bedauern . . . wenigstens wünsche ich es nicht, da mir das Glück vergönnt worden ist, Sie zu befreien . . .«
»Ach ja, da haben Sie recht!« rief Jovita Foley, die diese ebenso freimüthige wie unangenehme Antwort nicht zu unterdrücken vermochte.
»Halt, halt, Jovita!« ermahnte sie Lissy Wag. »Sie ist nicht überlegt genug, Herr Real, mir dürfen Sie dagegen glauben, daß es mich tief bekümmert . . .«
»Gewiß . . . gewiß . . .« fiel Jovita Foley wieder ein. »Verzweifeln Sie übrigens noch nicht, Herr Real, was uns jetzt geschieht, kann auch Ihnen geschehen. Natürlich wär' es besser gewesen, wenn ein anderer als Sie das Gefängniß zu beziehen gehabt hätte, etwa Tom Crabbe, der Commodore Urrican oder Hermann Titbury. Deren Besuch hätten wir mit größerer Genugthuung gesehen . . . als den Ihrigen . . . das heißt . . . ich drücke mich wohl nicht richtig aus . . . nun, immerhin, vielleicht erlöst Sie einer von diesen doch recht bald . . .«
»Das ist wohl möglich, Miß Foley,« erwiderte Max Real, »doch gar zu viel ist nicht darauf zu rechnen. Glauben Sie mir getrost, daß ich mich philosophisch diesem Querstrich füge. Die Partie zu gewinnen, daran hab ich überhaupt nie gedacht . . .«
»Und ich ebenfalls nicht,« beeilte sich Lissy Wag zu versichern.
»O doch . . . doch,« versicherte Jovita Foley, »wenigstens habe ich für sie es geglaubt.«
»Und ich erhoffe es noch, Miß Wag,« setzte der junge Mann hinzu.
»Ich aber erhoffe das für Sie, Herr Real,« antwortete das junge Mädchen.
»Da seh' einer!« rief Jovita Foley. »Sie können doch nicht alle beide gewinnen . . .«
»Das ist freilich unmöglich,« sagte Max Real lachend. »Es kann nur einen einzigen Gewinner geben . . .«
»Oho!« rief Jovita Foley, die immer wärmer wurde. »Wenn Lissy gewinnt, erhält sie die Millionen, und wenn Sie als Zweiter ankommen, fallen Ihnen die gesammten Einsätze zu . . .«
»Wie Du das hübsch einzurichten verstehst, meine arme Jovita!« bemerkte Lissy Wag.
»Nun, warten wir alles ruhig ab,« meinte Max Real, »und stellen wir dem Geschick die Entscheidung anheim. Möchte diese für Sie günstig sein, Miß Wag!«
Er fand das junge Mädchen immer reizender, das lag klar vor Augen.
Jovita Foley war aber auch nicht auf den Kopf gefallen.
»Sieh da . . . sieh da,« sprach sie für sich, »warum eigentlich nicht? . . . Das würde ja die Lage sehr vereinfachen, und es wäre gleichgiltig, welcher von beiden das Ziel zuerst erreichte! . . .«
Ja, sie kannte das menschliche Herz, und vor allem das ihrer Freundin, gar zu gut.
Alle drei plauderten nun von dem Verlauf des Matches, von den Zwischenfällen im Laufe der Fahrten, von den Naturschönheiten, die sie auf dem Wege von einem Staate zum andern hatten genießen können, von den Wundern des Nationalparks des Yellowstone, den Max Real gewiß niemals vergaß, und denen der Höhlen von Kentucky, die Lissy Wag und Jovita Foley gewiß ewig im Gedächtniß behielten.
Dann berichteten die jungen Mädchen von dem Vorfalle mit den dreitausend Dollars. Ohne die edelmüthige Sendung des Herrn Humphry Weldon, die unter Umständen erfolgt war, welche eine Abweisung unmöglich machten, hätte Lissy Wag sich von der Partie ganz zurückziehen müssen.
»Wer ist denn dieser Herr Humphry Weldon?« fragte Max Real etwas beunruhigt.
»Ein prächtiger Herr in hohen Jahren, der sich für uns interessierte,« belehrte ihn Jovita Foley.
»Jedenfalls nur infolge einer eingegangenen Wette,« setzte Lissy Wag hinzu.
»Und das ist einer, der den Betrag derselben schon so gut wie in der Tasche hat!« erklärte Jovita Foley.
Max Real verschwieg völlig, daß auch er den Gedanken gehabt hatte, der jungen Gefangenen jene Summe zur Verfügung zu stellen; doch unter welchen Voraussetzungen hätte diese sie annehmen können? . . .
Den laufenden und den nächsten Tag verbrachten Max Real und die beiden Freundinnen gemeinschaftlich unter anregenden Gesprächen und hübschen Spaziergängen. Wenn Lissy Wag sich wegen des Unglücks Max Real's sehr betrübt zeigte, so zeigte sich dieser sehr beglückt, weil Lissy Wag davon großen Vortheil hatte. Seit vierundzwanzig Stunden hatte sich auch in den Agenturen eine Wandlung zu Gunsten der fünften Partnerin vollzogen. Die Reporter belagerten förmlich das Cleveland Hotel, um Lissy Wag zu interviewen, während diese sich stets weigerte, sie zu empfangen, und die Wettlustigen wurden ihrem alten Favoriten zu Gunsten der neuen Favoritin untreu. Nach dem heutigen Stande der Partie war ja Lissy Wag, obwohl sie nach dem von Max Real verlassenen vierundvierzigsten Felde zurückgehen mußte, doch nur gegen Tom Crabbe, der sich auf dem siebenundvierzigsten, und gegen X. K. Z., der sich auf dem einundfünfzigsten Felde aufhielt, etwas im Rückstand.
»Weiß man denn endlich, wer sich unter jenen drei Buchstaben verbirgt?« fragte Jovita Foley.
»Noch immer nicht,« antwortete der junge Maler, »er hält sich versteckter als je.«
Erklärlicherweise unterhielten sich Max Real, Lissy Wag und Jovita Foley nicht ausschließlich über Dinge, die den Match Hypperbone betrafen. Sie sprachen von ihren Familien . . . von dem jungen Mädchen, die keine Angehörigen mehr hatte . . . von Frau Real, die jetzt in Chicago wohnte und glücklich sein werde, Miß Lissy Wag kennen zu lernen . . . von der Sheridan Street, und daß diese gar nicht so weit von der South Halsted Street liege u. s. w. u. s. w.
Jovita Foley freilich bemühte sich immer, das Gespräch auf die noch schwebende Partie und die Zwischenfälle zurückzulenken, die sich dabei noch ereignen könnten.
»Vielleicht,« sagte sie, »pflanzest Du, meine Liebe, nach dem nächsten Auswürfeln Deine gelbe Flagge schon auf dem letzten Felde auf!«
»Das ist unmöglich, Miß Foley, ganz unmöglich,« erklärte Max Real.
»Warum unmöglich?«
»Weil Miß Wag zunächst meinen Platz im vierundvierzigsten Felde einzunehmen hat.«
»Nun . . . und weiter, Herr Real?«
»Weil die größte Augenzahl, die Miß Wag erhalten könnte, zehn und verdoppelt zwanzig betrüge, damit käme sie aber über das dreiundsechzigste Feld hinaus und müßte nach dem zweiundsechzigsten zurückkehren. Dann kann sie durch den nächsten Wurf aber nicht gewinnen, weil nur ein Auge mit zwei Würfeln nicht fallen kann.«
»Sie haben völlig recht, Herr Real,« antwortete Lissy Wag. »Du siehst also, Jovita, Du wirst Dich schon noch gedulden müssen.«
»Es giebt aber auch noch einen andern Wurf,« fuhr der junge Maler fort, »der für Miß Wag höchst verderblich wäre . . .«
»Welchen?«
»Den Wurf von acht Augen, durch die sie sogar ins Gefängniß zurückkehren müßte . . .«
»Das . . . das kommt nicht vor!« rief Jovita Foley lebhaft.
»Und doch,« meinte das junge Mädchen lächelnd, »wäre es mir dann vergönnt, Herrn Real daraus zu befreien!«
»Aufrichtig gesagt, Miß Wag, ich wünsche das nicht!« versicherte der junge Mann.
»Und ich erst recht nicht!« erklärte die hitzige Jovita Foley.
»Welche wäre denn, Herr Real, die beste Augenzahl, die ich mir wünschen könnte?« fragte jetzt Lissy Wag.
»Die Zahl zwölf, weil Sie mit dieser nach dem sechsundfünfzigsten Felde, nach dem Staate Indiana, und nicht nach den entlegenen Gebieten des Fernen Westens zu gehen hätten.«
»Richtig,« erklärte Jovita Foley, »und durch das nächste Auswürfeln könnten wir ans Ziel gelangen.«
»Mit sieben Augen . . . ja.«
»Mit sieben!« rief Jovita Foley in die Hände klatschend. »Sieben und die Erste der ›Sieben‹!«
»Jedenfalls,« fuhr Max Real fort, »brauchen Sie sich nicht vor dem achtundfünfzigsten Felde zu fürchten, vor dem Death Valley, in das der Commodore Urrican gerathen ist, denn dazu müßten Sie vierzehn Augen erhalten, was nicht möglich ist. Und nun, Miß Wag, wiederhole ich Ihnen die aufrichtigsten Glückwünsche, die ich schon von Anfang an für Sie gehegt habe. Möchten Sie siegreich sein, das wäre mir das liebste, was ich erleben könnte!«
Lissy Wag antwortete nur mit einem Blicke, in dem sich ihre tiefe Erregung widerspiegelte.
»Wirklich,« sagte sich Jovita Foley, »es ist ein sehr angenehmer Mann, dieser Herr Real, ein talentvoller Künstler, dem eine schöne Zukunft winkt. Es soll mir aber niemand kommen, der sich an die bescheidene Stellung meiner Lissy stieße! Sie ist reizend, reizend und noch einmal reizend und wiegt allemal jene Millionärstöchter auf, die nach Europa gehen, um sich einen Titel zu erhaschen, ohne sich darum zu bekümmern, ob ihre Fürsten auch Fürstenthümer, ihre Herzöge auch Herzogthümer haben und ob ihre Grafen ruiniert sind und ihre Marquis in glänzendem Elend leben!«
Derart war der Gedankengang der kleinen, mit ihrem Urtheil schnell fertigen Person, und sie meinte, daß die jetzige Sachlage sich nicht über Gebühr hinziehen dürfe. Deshalb brachte sie auch die Frage wegen der Abreise wieder zur Sprache.
Natürlich bat Max Real, der Aufenthalt in Saint-Louis möge nicht allzu hastig beendigt werden. Die beiden Freundinnen hätten ja, nach Richmond zu kommen, noch Zeit bis zum 26., und heute sei erst der 13. . . . Vielleicht meinte auch Lissy Wag, gar so vorzeitig sollten sie nicht abreisen. Sie scheute sich aber, das auszusprechen, und fügte sich dem Wunsche Jovita Foley's.
Max Real suchte den Kummer, den ihm die Trennung bereitete, gar nicht zu verhehlen. Er fühlte es aber heraus, daß er dieser nicht zu sehr entgegentreten dürfe, und noch an diesem Abend begleitete er die beiden Frauen nach dem Bahnhofe.
»Meine besten Wünsche sind mit Ihnen, Miß Wag,« wiederholte er noch einmal.
»Ich danke . . . ich danke Ihnen herzlich,« antwortete das junge Mädchen, ihm freimüthig die Hand entgegenstreckend.
»Und ich?« fragte Jovita Foley. »Für mich fällt wohl kein einziges gutes Wort ab?«
»Doch, doch,« erwiderte Max Real, »denn Sie haben ein vortreffliches Herz! . . . Behüten Sie Ihre Gefährtin auch weiter und bis zur Heimkehr nach Chicago . . .«
Der Zug setzte sich in Bewegung und der junge Mann blieb auf dem Bahnsteige stehen, bis die Lichter des letzten Wagens in der Finsterniß verschwunden waren.
Es war kein Zweifel mehr . . . er liebte, liebte die sanfte, reizende Lissy Wag, der auch das Herz seiner Mutter sich zuwenden würde, wenn er sie dieser nach der Heimkehr vorgestellt hätte. Daß seine Stellung in der Partie sehr gefährdet und er hier eingesperrt war und kaum auf eine baldige Befreiung hoffen konnte, das bekümmerte ihn fast gar nicht.
Sehr traurig nach seinem Hôtel zurückgekehrt, fühlte er nun erst recht, wie vereinsamt er war. Infolge seiner beklagenswerthen Lage als Gefangener zogen sich auch die früheren Parteigänger von ihm zurück und sein Curs in den Agenturen sank wie die Quecksilbersäule des Barometers bei Südwestwind, obgleich er seiner Verpflichtung, hier den dreifachen Einsatz zu entrichten, nachgekommen war.
Tommy war der Verzweiflung nahe . . . sein Herr sollte ja die Millionen des Match nicht einheimsen. Dieser konnte ihn dann auch nicht kaufen, um ihn der schlimmsten, in seinem Falle aber erwünschten Knechtschaft zuzuführen.
Man thut jedoch immer unrecht, nicht auf den Zufall zu rechnen. Wenn dieser, wie alle Beobachtungen lehren, keine Regeln kennt, so hat er doch Launen, und das sollte sich am Vormittag des 14. von neuem bewahrheiten.
Von neun Uhr an belagerten die Wettenden schon das Telegraphenamt von Saint-Louis, um so schnell wie möglich die heute für den zweiten Partner gefallene Augenzahl zu erfahren.
Die von den Zeitungen sofort weiter verbreitete Mittheilung lautete: fünf durch drei und zwei, Tom Crabbe.
Da sich Tom Crabbe zur Zeit in Pennsylvanien auf dem siebenundvierzigsten Felde befand, verwies ihn dieser Wurf nach dem zweiundfünfzigsten, Missouri, und nach Saint-Lonis ins Gefängniß . . .
Nun stelle man sich die Wirkung dieses unerwarteten Würfelfalles vor! Max Real, der den Platz Lissy Wag's eingenommen hatte, war sofort wieder von Tom Crabbe erlöst worden, dessen Platz er nun wieder in Pennsylvanien besetzen sollte. Das verursachte augenblicklich eine Umwälzung in den Wettbureaus, auf welche hin Makler und Reporter nach dem Cleveland Hotel eilten, die den Curs des jungen Malers sofort in die Höhe schnellte und seine Parteigänger angesichts dieses kaum glaublichen Glücksfalls veranlaßte, ihn aufs neue zum großen Favoriten des Matches zu erklären.
Welche Wuth mochte aber in John Milner aufkochen, dem entschieden gar nichts mehr gelingen wollte! Tom Crabbe im Gefängniß von Saint-Louis und obendrein der dreifache Einsatz zu bezahlen! Ja, sie füllte sich gehörig, die Sammelbüchse Hypperbone's, und die Dollars häuften sich darin zum Vortheil des zweiten Ankommenden ganz erklecklich an.
Max Real hatte, sich nach Richmond zu begeben, noch vom 14. bis zum 22. Juni mehr als genug Zeit. Er beeilte sich auch gar nicht mit der Abreise. Und warum? Weil er erst das nächste Auswürfeln für Lissy Wag, am 20. Juni, abwarten wollte. Vielleicht wies dieses Lissy Wag in einen der Nachbarstaaten, wo er sich dann so gern ein paar Tage aufgehalten hätte.