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Die Andreasberger Katzen sind weltberühmt, und zwar von ihrer Stammutter her. Und die war aus Paris. Das ist aber nicht der Grund ihrer Berühmtheit, denn diese konnte sie erst in Andreasberg erringen durch den ungeheuren Wurf von 300 Jungen, die die Alte im Jahre 1314 im Rathause zu St. Andreasberg zur Welt brachte, um die Zeit, als sich ein gewaltiger Komet mit sehr langem Schweif gezeigt hatte.
In der ganzen Welt hatte man diesen Kometen gesehen und sprach davon, nur die Andreasberger hatten ihn noch nicht gesehen, waren aber in großer Sorge und Angst und kamen tagelang auf dem Rathause zusammen, weil sie alle geträumt hatten, der Komet sei dort zu sehen. Nun waren im Rathaus seiner Zeit gerade so entsetzlich viel Mäuse, daß alle Katzen des Landes nicht ihrer Herr hätten werden können.
Da traf mit Extrapost die Katze aus Paris ein, die den guten Bürgern und dem hochweisen Rat durch einen Brief von dort angezeigt worden war; man wies ihr das schönste Ratszimmer an, darin sie schon in einer Stunde so dick wurde, daß sie nicht mehr zur Türe heraus konnte. Als nun die Andreasberger zwei Tage vergeblich auf den Komet gewartet hatten, brachte die Katze ihre Jungen zur Welt, deren je ein liebliches Exemplar aus den dreihundert Fenstern – soviele Fenster hatte das damalige Rathaus – munter herausschaute. Zuletzt gar brachte die berühmte Katze noch einen Ziegenbock zur Welt, der mit dem längst erwarteten Kometenschweife ausgestattet war.
Da fiel es den wackeren Leuten wie Schuppen von den Augen, als sie die Bedeutung ihres Traumes von dem großen Kometen begriffen hatten. Wer damit noch nicht genug. Nun sperrten sie den Ziegenbock in einen Stall, und da sie nicht wußten, wohin mit so vielen Schneidern, die damals wegen allerhand Revolten, die sie in Holland gemacht hatten, nach dem Städtchen dieser erschütternden Ereignisse kamen, sperrten sie die Schneider alle mit in den Stall zu dem Ziegenbock mit dem Sternenschweif. Am andern Morgen aber hatte der Ziegenbock alle Schneider aufgefressen. Die Schuld dafür kann man unmöglich der Ratskatze beimessen, und es hat ihr auch niemand etwas zu Leide getan, was auch schon durch den Umstand bewiesen sein dürfte, daß besagte Katze 52 Jahre, 52 Wochen und 52 Tage alt geworden ist.
Mit ihren dreihundert Jungen aber begann die sehr geschätzte und segensreiche Vermehrung der heute noch auffallend zahlreichen andreasberger Katzen. Weshalb die Leute auf dem Andreasberg seitdem das Fleisch vor der Suppe essen, ist dem Chronisten nicht völlig klar geworden. Das dürfte auch nicht durchaus nötig sein, gemessen an Ereignissen von noch größerer Bedeutung, über die viele Gelehrte ebenfalls noch nicht völlig klarer Erkenntnis sind. Jedenfalls ist es aber ganz verständlich, daß in würdigendem Gedenken jener berühmten Stammutter am Andreasberg den Katzen die gebührende Ehre zuteil werde.
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