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(Bei Harzburg.)
Ganz und gar böse war aber die weiße Jungfrau, wenn mutwillige Eindringlinge den Zauber ihrer Brunnenwohnung störten. Ein Schulknabe, den seine Spielkameraden am hellen Tage an einem Seil hinuntergelassen haben, die dann in den Pfarrunterricht gingen, konnte nur halbtot vom Herrn Pfarrer wieder heraufgewunden werden. Er hatte die Jungfrau gesehen und war lange krank davon.
Ein verwegenes Stück muß es genannt werden, daß man seiner Zeit den Verbrecher Schöppenstedt hinunterließ, damit er sein Leben zurückkaufe, wenn er es heil herausbringe. Er kam nun – wie er später erzählte – zuerst an eine eiserne Tür. Als er sie aufgetan, stand darin die weiße Jungfrau und sagte, daß es sein Glück sei, nicht mutwillig gekommen zu sein. Ja, sie hat ihn gar in den Gang geführt, und ihm viel Geld und ganze Berge von Gold und Silber gezeigt. In einem Prunksaale saßen an der Tafel bei Speise und Trank die Kaiser Otto, Heinrich der vierte und Friedrich, der Rotbart. Es waren prächtige Gewänder und Geräte, Krüge und Kelche zur Stelle, und Pferde standen scharrend in den Ställen. Die Jungfrau führte den maßlos erstaunten Schöppenstedt dann durch den langen Stollen, der in einem Talgrunde ins Freie führt. Den nennt man deshalb seitdem den Schöppenstedtergrund. Durch diesen Gang soll auch Kaiser Heinrich bei Lebzeiten auf der Flucht vor den Sachsen von der Burg aus entwichen sein. Bevor der Schöppenstedt damals von der Jungfrau entlassen wurde, hatte sie ihm gesagt: »Wenn't bronswieksche Land mal pankerott wörre, soll dat wedder von dat viele Geld dort heregestellt weren.«
Na, wir wollen hoffen, daß in dieser entscheidungsvollen Stunde die wunderbaren Schätze nicht nur dem bronswieker, sondern dem ganzen deutschen Land ausreichen mögen.
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