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XXXIII

An der Südseite des Hotels befand sich in der Höhe des zweiten Stockwerkes eine Veranda, von der man die Straße überblicken konnte. Ein weiß und grün gestreiftes Schirmdach, große Urnen, grüne Pflanzen und bunte Gartenstühle versuchten, die staubige Stadt vergessen zu machen. Hier fand an einem der ersten Märznachmittage eine bedeutsame Unterredung zwischen zwei amerikanischen Reisenden statt. War dieses Gespräch auch nicht so schreckensvoll wie jenes, das der Jüngere der beiden in seiner Phantasie erlebt hatte, so war es immer noch reichlich ungemütlich, und wenn auch beide Herren es seit einigen Tagen als unvermeidlich erkannt hatten, jeder von ihnen hätte viel darum gegeben, wenn es ihm erspart geblieben wäre.

Ogle war nur blaß, aber Tinker zeigte seine Nervosität offener, vielleicht wurde auch der Druck, den er auf sich lasten fühlte, durch die feierliche Kleidung erhöht, die er angelegt hatte und die dem afrikanischen Klima nicht recht angepaßt schien, er war in Frack und Zylinder. Sein volles Gesicht war stark gerötet, seine Augenbrauen waren zusammengezogen und während des Sprechens wischte er sich häufig die Stirne. In Ausdruck, Sprache und Haltung gab er deutlich zu verstehen, daß manches an diesem Nachmittage nicht nach seinem Geschmack sei und daß er einem fremden Zwange gehorche.

»Ich hab' nicht viel Zeit übrig«, begann er, während sie sich unter dem Schirmdach niederließen, in wenig ermunternder Weise die Unterhaltung, wobei er auf die Uhr sah. »Ich habe noch eine Verabredung und ich weiß nicht, ob es reichen wird, um Ihre Angelegenheit so zu besprechen, wie es sich gehört. Dieser Herr … na, seinen Namen weiß ich nicht, einer von den Juwelenhändlern hat ihn hergebracht – der will mich abholen, um mich einem Lord Großmogul, den es hier irgendwo gibt, vorzustellen. Ich hab' keine Ahnung, wem er mich eigentlich vorstellen will, aber es scheint so eine Art persischer König oder dergleichen zu sein – genau habe ich es nicht verstanden.« Er blickte mit Widerwillen an seinem vorzüglich gearbeiteten Anzug herab und fächelte sich vergeblich Luft zu. »Meine Frau hat darauf bestanden, daß ich dieses Zeug da anziehe, und es ist entschieden zu warm. Sie weiß ebensowenig wie ich, um was es sich handelt, aber sie behauptet, ich könnte nicht im Sommeranzug hingehen. Na schön.« Er zündete sich langsam eine Zigarre an und ließ sich dabei so viel Zeit wie möglich. Dann fuhr er fort: »Also John Edwards sagt mir, daß alles veranlaßt ist, damit wir übermorgen von hier abdampfen – das paßt Ihnen doch?«

Ogle begriff, daß Tinker es so lange wie möglich vermeiden wollte, den eigentlichen Gesprächsgegenstand zu berühren, aber nun hatte er mehr Mut als damals, da er ein anderes peinliches Gespräch mit Tinker immer wieder hinausschob.

»Es wird mir passen, wenn das, was ich Ihnen zu sagen habe, Herr Tinker, auch Ihnen paßt …«

»Na, zum Teufel …« entfuhr es Tinker und er seufzte schwer und laut, daß es schon fast ein Stöhnen war. »Also gut, fangen wir jetzt damit an. – Natürlich hat Bibbih mir gesagt, worüber Sie mit mir sprechen wollen. Na, also übermäßig paßt mir die Geschichte nicht gerade, mein lieber Herr, durchaus nicht. Wenn man es so recht bedenkt, paßt sie mir eigentlich überhaupt nicht.«

»Ich bin mir nicht bewußt …« Ogle biß sich auf die Lippen.

»Hören Sie mich mal an!« sprach Tinker und neigte sich mit ernstem Gesicht zu dem jungen Mann. »Gegen Ihren Charakter und gegen Ihre Familie kann ich nicht das mindeste einwenden. Bibbih hat mir alles darüber erzählt – von Ihrem Vater, der Universitätsprofessor war, und von allem übrigen. Ich gebe auch offen zu, daß ich im Stillen etwas Ähnliches gehofft hatte, als ich mich entschloß, nach Europa herüberzufahren. Ich habe es nicht gerade gewünscht, verstehen Sie mich, aber um des Mädels willen … sie hat sich daheim eingebildet, einen jungen Burschen zu lieben – so einen richtigen unbedeutenden Niemand, gewissermaßen ein verdorbenes Ei – ich wußte, was an ihm dran war, sie aber natürlich nicht. Ich mußte es ihr doch wohl sagen, und sie verstand auch ganz gut, daß ich recht hatte, aber sie nahm es mir schrecklich übel! Natürlich meinte ich, es wäre ein Glücksfall, wenn sie sich unterwegs in einen erstklassigen jungen Kerl verliebte, denn ihre Laune war ganz schauderhaft … Ich will also nicht behaupten, daß mir das, was nun passiert ist, von vorneherein nicht recht wäre – aber es gibt da einige Dinge …« Er schwieg, runzelte noch stärker die Stirne, schüttelte den Kopf und lehnte sich unzufrieden in seinen Stuhl zurück.

»Olivia hat mir zu verstehen gegeben, daß Sie gegen meinen Beruf Bedenken haben«, warf Ogle ein.

»Ich weiß nicht, ob man das gerade Bedenken nennen kann … Bibbih hat mir über dieses Stück von Ihnen, das ich in New York gesehen habe, ein Loch in den Bauch geredet. Sie sagte, Sie wollten durchaus, daß ich wüßte, es sei von Ihnen, und ich halte diesen Wunsch für sehr ehrenwert und offen gestanden weit über meinen Horizont, Herr Ogle. Sie hat mir mindestens ein dutzendmal erklärt, daß Sie es gar nicht so gemeint haben, wie es allgemein aufgefaßt wird und wie auch ich es aufgefaßt habe.« Er beugte sich noch weiter vor und legte seine große Hand auf Ogles Knie. »Aber nicht wahr, Sie werden keine solchen Stücke mehr aufführen lassen?«

»Nein«, Ogle schüttelte traurig den Kopf. »Solche nicht mehr.«

Tinker schien etwas erleichtert. Er kippte mit seinem eisernen Stuhl nach hinten, legte seine Füße auf das Geländer und betrachtete aufmerksam seine Zigarre.

»Es freut mich wirklich, das zu hören. Schließlich einmal kann man sich einen Abend frei machen und auch sowas ansehen, aber ich möchte nicht gerade, daß jemand aus meiner eigenen Familie …« Er winkte Ogle, der ihn unterbrechen wollte, mit der Hand ab. »Einen Augenblick! Ich weiß schon, daß Sie es gar nicht so gemeint haben, aber die meisten Leute wissen das eben nicht, und deshalb möchte man so etwas nicht gerne in seiner eigenen Familie haben. Ja, und noch eines: Bibbih hat mir gesagt, daß das Stück schon abgesetzt ist, und daß man nie wieder etwas davon hören wird. Deshalb habe ich auch mit ihr ausgemacht, daß meine Frau nichts davon zu erfahren braucht. Sie würde es niemals begreifen können. – So. Mehr ist darüber nicht zu sagen, gehen wir jetzt zum nächsten Punkt.«

»Schön«, sagte Ogle mit leiser Stimme. Während der Besprechung der »Pastoralen Szene« war die Farbe in sein anfänglich bleiches Gesicht zurückgekehrt und er war jetzt nicht weniger rot als Tinker selbst und auf seiner Stirn zeigte sich die gleiche tiefe Furche wie auf der Tinkers. »Und was wünschen Sie weiter, bitte?«

»Bibbih hat gesagt,« begann Tinker wieder, »daß Sie nun versuchen wollen, anderes zu schreiben, um Geld zu verdienen und Stücke nur noch nebenbei, da Sie daraufgekommen sind, daß das Theater als Einkommensquelle nicht genügend verläßlich ist. Das wäre ganz in Ordnung. Und glauben Sie ja nicht, daß ich Literatur nicht zu schätzen weiß. Ich kenne mich wohl damit nicht so aus wie meine Frau und Bibbih – es fehlt mir die Zeit dazu –, aber trotzdem weiß ich, daß es immerhin Leute gibt, die der Meinung sind, daß auch die Literatur ihre Berechtigung auf der Welt hat. Natürlich wäre es mir lieber, wenn Sie einen – nun, sagen wir, mehr greifbaren und anständigen Beruf hätten, so etwas, was mehr einer Männerarbeit ähnlich sieht, aber ich werde sicher dem Glück meiner Tochter nicht im Wege stehen, weil gerade Sie nicht dazu geschaffen sind, in dieser Beziehung eine Leuchte zu werden.«

Laurence Ogle atmete schneller und warf einen scheuen Blick auf den Mann neben sich, aber Tinkers verstörte Augen blickten nach der anderen Seite. So schwiegen die beiden einige Augenblicke, jeder in seine eigenen Gedanken versunken.

Ogle beschäftigte ein Problem, das früher oder später zu lösen sein würde. Er zitterte bei dem Gedanken, was seine Freunde von seinem Schwiegervater denken würden, und was sie von ihm, Ogle selbst, sagen würden, weil er einen solchen Schwiegervater gewählt hatte. – Sie würden niemals verstehen, daß Tinker wohl ein Barbar, aber ein »großer« Barbar sei. Und es würde einigermaßen schwierig sein, ihn bei seinen Besuchen in New York vor Ogles Bekannten und diese vor ihm zu verbergen.

Worüber Tinker selbst gleichzeitig nachgrübelte, darüber ließ er Ogle nicht lange im Zweifel. Er versetzte ihm plötzlich einen Schlag aufs Knie und rief mit einer Art Galgenhumor:

»Na, mein Lieber, wenn mir damals auf der ›Duumvir‹ jemand gesagt hätte, Sie würden einmal mein Schwiegersohn werden – also den Mann hätte ich glatt niedergeboxt!«

Die Gedanken der beiden waren also gar nicht so verschieden, wie man vielleicht hätte annehmen können. Aber als Tinker sah, wie der sensitive Ogle bei diesen letzten freimütigen Worten erbleichte, gewannen freundlichere Gefühle bei ihm die Oberhand. Er streckte seinen Arm aus und legte seine Hand auf Ogles Schulter.

»Sie brauchen das nicht allzu tragisch zu nehmen«, sagte er. »Das Mädel bedeutet mir eben alles auf dieser Welt – nach ihrer Mutter natürlich – und ich wäre wahrscheinlich gegen jeden anderen, dem ich sie geben müßte, ebenso borstig gewesen. Sicher wäre vieles, was Sie von mir anhören mußten, besser ungesagt geblieben, wenn es auch göttliche Wahrheit ist, jedenfalls war es nicht böse gemeint. In mancher Weise fand ich ja schon auf der ›Duumvir‹ Gefallen an Ihnen, weil Sie so still und bescheiden waren. Bescheidenheit findet man bei den jungen Leuten von heutzutage nicht häufig. Und deshalb denke ich, werden wir mit Ihnen nicht schlechter auskommen als mit einem anderen. Schließlich kann man es ja nicht bestreiten, daß Sie ruhig sind und gute Manieren haben; Sie sind durchaus ehrenhaft und scheinen hinter ihrem Geschäft her zu sein, und, was das beste von allem ist, Sie sind bescheiden. Na, das entschädigt für so manches, wirklich. Und da ich meine Tochter früher oder später nun doch einmal hergeben muß, kann ich schließlich froh sein, daß der, der sie kriegt, wenigstens noch diese Eigenschaften hat.«

Der bekümmerte Ausdruck seines Gesichtes begann sich aufzuhellen, er stieß dicke blaue Rauchringe aus, seufzte einige Male laut, schien aber im übrigen fast zufrieden.

»Na, mein Lieber,« fuhr er nach einer Weile in gemütlicherem Tone fort, »ich glaube, wir lassen es nun genug sein. Wir beide werden uns gewiß vertragen, denn ich sehe ja, was Sie für mein kleines Mädel fühlen, und ich weiß, wie Olivia über Sie denkt. Wir werden Sie nächste Woche bis zu Ihrem Schiff nach Neapel begleiten und auch nicht viel später als Sie heimkehren. Ich habe nur noch eine kleine Autotour durch Italien vor – Rom–Florenz–Venedig – dann schiffen auch wir uns in Neapel ein.«

Ogle war angenehm überrascht. »Ich hatte gedacht,« entgegnete er, »Sie wollten Ihre Reise weiter nach Norden fortsetzen und von einem französischen Hafen aus heimkehren. Ich meinte, Ihre Damen wollten nach Paris …«

»O nein, mein Lieber«, Tinkers zurückgekippter Stuhl und seine Füße berührten gleichzeitig mit lärmendem Aufschlag den Boden. »Paris komme ich nicht in die Nähe. Wenn Bibbih und meine Frau Paris sehen wollen, dann können sie ja immer wieder mal herüberfahren – vielleicht mit Ihnen. Aber wenn ich überhaupt etwas dreinzureden habe – und ich glaube, das habe ich – dann gehen wir in Neapel an Bord.«

Die beiden erhoben sich aus ihren Stühlen, denn Le Seyeux erschien in der Türe und hinter ihm, im Halbdunkel der Treppe, zeigte sich Olivia in tausend Ängsten. Tinker winkte ihr und rief: »Komm nur heraus!« Sie kam näher und ihre Mutter folgte ihr. »Schau her!« sagte Tinker und ergriff Ogles Hand, die er kräftig schüttelte. »Bist du jetzt zufrieden?« Bei dieser Frage begannen seine Lippen zu zittern, er schluckte schwer, und um die dicken Tränen zu verbergen, die seine Augen verdunkelten, wendete er den Kopf ab. Dann umarmte er seine Tochter, küßte sie schnell und ging, ohne ein weiteres Wort zu sprechen, der Treppe zu.

»Bleib doch«, rief ihm Frau Tinker mit zitternder Stimme nach. »Earl, bleib doch bei uns!«

»Er muß jetzt gehen,« erklärte Le Seyeux, »der Herr ist schon unten, um ihn abzuholen.«

»Unten? Wo?«

»Sie werden ihn gleich sehen können«, sagte der Kurier. Und er wies auf die Straße, die unter ihn lag. Ein lautes Trampeln und Scharren eisenbeschlagener Hufe war von dort hörbar. »Gleich werden wir ihn sehen!«

Sie beugten sich alle über das Geländer und sahen erstaunt auf das buntscheckige Gewimmel hinab, das die Straße erfüllte, Männer in Turbanen und Fessen mit baumelnden Quasten, in Tropenhelmen, und Bettler, die zerfetzte Kopfbinden um hatten, und Hotelbedienstete, die barhaupt waren, umdrängten erwartungsvoll einen offenen roten Tourenwagen, dessen spiegelnder Messingglanz dem Auge fast unerträglich wurde; diesem Galawagen gegenüber hielt eine Eskorte Berittener in grellen Uniformen, lauter braunhäutige Männer mit prachtvollen Bärten und langen, wunderlich krummen Säbeln. Ihre Rüstungen rasselten und klirrten bei den unruhigen Bewegungen der feurigen arabischen Pferde. Dann stieß einer der Reiter in seine Trompete, man sah einen kleinen alten Herrn in gewählter europäischer Kleidung, aber mit einem Fes auf dem Kopfe, aus dem Hotel treten, und neben ihm schritt der strahlende Tinker, und seine breiten Schultern und sein hoher Zylinderhut überragten alle.

Mit herzlichem Kopfnicken dankte er für die ehrerbietigen Grüße seiner prächtig gekleideten Freunde in der Menge, von denen er Juwelen und Elfenbein gekauft hatte, kostbare Teppiche, Brokate und Stickereien, Jade, Bernstein und Bergkristall und altes, mit Gold eingelegtes Silber und altes mit Silber eingelegtes Kupfer und Gläser und Flakons und Säckchen mit duftenden Kräutern und Fläschchen mit duftenden Parfüms und seltsame Vogelkäfige und Straußenfedern und krumme Säbel und eingelegte oder mit Brillanten verzierte Dolche und Speere und runde Stahlschilder und Zigarettenspitzen und Burnusse und Fesse und Tuniken und gehämmertes Messing und mit Perlmutter eingelegte Ebenholzstühle und noch unzählige andere Dinge. Jedem einzelnen dieser Händler nickte er herzlich zu, während er in den Wagen stieg. Der freundliche alte Herr mit dem Fes setzte sich neben ihn, Trompetenklang schmetterte wieder und der feierliche Zug begann sich in Bewegung zu setzen.

Die Hälfte der Berittenen schwenkte ein und galoppierte voraus, um die Straße freizumachen, die übrigen verteilten sich zu beiden Seiten des Automobils, und begleitet vom Klang der Trompete und dem fröhlichen Klappern der Hufe zog das farbenprächtige Bild vor den Augen der Zuschauer an der Veranda vorbei.

Doch mehr als dieser erstaunliche Aufzug überraschte Ogle die unwirsche Ruhe, mit der Frau Tinker hinuntersah, während Olivia entzückt lachte.

»Wundervoll,« rief das junge Mädchen, »das ist fast wie damals, als Vater die französischen Marschälle und Admiräle und Politiker durch die Jefferson-Avenue zum Bankett in das Stadthaus begleitete.«

»Wer ist denn der neben ihm?« fragte Frau Tinker den Kurier, ohne das Entzücken ihrer Tochter zu beachten, und eine leichte Falte zeigte sich auf ihrer Stirne. »Ich meine den komischen kleinen Mann, der mit ihm in den Wagen gestiegen ist.«

»Das ist ein Pascha, der hier wohnt«, antwortete Le Seyeux. »Den Namen weiß ich selbst nicht. Er will Herrn Tinker dem Bey von Tunis vorstellen.«

»Wer ist denn das wieder?«

»Der Bey? Das ist sozusagen der Herrscher des Landes,« setzte der Kurier auseinander, »das heißt, er selbst wird eigentlich wieder von den Franzosen beherrscht. Aber er hat seine eigene Armee und ich glaube, der größte Teil davon ist heute Herrn Tinker zu Ehren ausgerückt. – Schauen Sie nur! Er dreht sich nach uns um!«

Die Kavalkade war schon an der Veranda vorüber, aber Tinker, der sich von oben beobachtet wußte, sah über die Schulter zurück und grüßte seine Angehörigen mit lebhaftem Kopfnicken. Da ihm dies jedoch nicht genügte, stand er auf, nahm seinen Zylinder ab und schwenkte ihn in weitem Bogen. Dann brüllte er mit jener Ungeniertheit, die viele seiner Landsleute in fremder Umgebung zeigen, weil sie der irrtümlichen Meinung sind, man verstehe ihre Muttersprache ebensowenig, wie sie selbst die fremde Sprache des Landes verliehen: »Auf Wiedersehen, Leutchen! Ich weiß zwar nicht, wohin man mich schleppt, aber den Kopf wird es hoffentlich nicht kosten!«

»Ich möchte doch wissen,« sagte Frau Tinker verdrießlich, »was dieser angebliche Bey eigentlich von ihm will?«

»Oh, gewiß nichts«, protestierte der Kurier. »Er wird bestimmt nichts wollen. Es wird nichts anderes sein, als daß man ihm von Herrn Tinker erzählt hat und daß er neugierig ist, mit ihm selbst zu sprechen und … und …« Le Seyeux brach ab, hustete krampfhaft und vollendete erst nach einer Weile seinen Satz: »Vielleicht will er ihn mit eigenen Augen sehen!«

»Nein, nein«, Frau Tinker schüttelte lebhaft den Kopf. »Ich weiß schon, daß auch der etwas haben will. Alle wollen sie immer etwas haben!«

Tinker stand noch immer aufrecht im Wagen und schwang triumphierend seinen glänzenden Hut. Die Sonne hinter seinem Rücken ließ seine Silhouette größer erscheinen und seine Gestalt erhob sich über den nickenden Köpfen der Pferde wie die eines Triumphators, der einzieht, um seinen Ruhm in der Arena des Zirkus Maximus zur Schau zu stellen.

Und Ogle, an den Olivia gelehnt stand, betrachtete ihn mit dem kritischen Blick, den man bei Proben auf der Bühne an ihm kannte. Dann atmete er erleichtert auf: vielleicht würde es schließlich gar nicht nötig sein, Tinker vor all den Macklyns und Albert Jones zu verbergen!

 


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