Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

XVI

Sechs braune Kamele, die vor dem Garten des Gasthofes in Tissi-Ussu durch die Nachmittagssonne schwankten, zeigten vor dem Hintergrund aus weißem Staub ihre prähistorischen Silhouetten. Staubige braune Männer mit langen Stöcken in den Händen und in staubige braune Burnusse gekleidet schritten neben ihnen her. Ungeheure, von alten Säcken bedeckte Lasten waren auf die Rücken der Tiere getürmt und hingen um ihre mageren Flanken. Und hoch über dem Staub der Straße schaukelten nachdenklich die Köpfe der Kamele, als wären sie in seltsame Träumereien versunken.

Lautlos wie ein Traum wäre diese Karawane an dem Vorgarten des Gasthofes und der kleinen darin sitzenden Reisegesellschaft vorbeigeglitten, hätte nicht der Jüngste am Tische zufällig den Kopf gewendet. Die beiden anderen, die dort noch ihr Mahl hielten, das aus einer Eiervorspeise, gebratenen Drosseln, Salat und Champagner bestand, waren viel zu tief in ein angeregtes Gespräch verstrickt, als daß sie den Vorgängen auf der Straße Aufmerksamkeit hätten schenken können. Die Dame, die durch ihre Schlichtheit auffiel, saß überdies mit dem Rücken gegen die Straße und der dunkelhaarige gutangezogene junge Mann ihr gegenüber schien für nichts anderes als für seine schöne Tischgefährtin Augen zu haben. Auch dem Mittagessen sprach er nur zerstreut zu, während seine reizende Gefährtin einen recht kräftigen Appetit zeigte und trotzdem noch imstande war, seine huldigenden Blicke mit freundlichem Ernst zu erwidern.

»Ein paar Kamele für Herrn Ogle«, sagte Hyacinthe, nach der Straße weisend und fügte sanft hinzu: »Wenn er sie eines Blickes zu würdigen wünscht.«

»Kamele – für mich?« fragte Ogle ein wenig erstaunt.

»Ich meinte, daß es die ersten sind, die wir zu sehen bekommen«, erklärte Hyacinthe. »Die Fremden sind immer sehr aufgeregt, wenn sie die ersten Kamele sehen.«

Geistesabwesend blickte Ogle auf die grotesken Gestalten, die langsam vorbeizogen.

»Sehr interessant!« bemerkte er als wohlerzogener junger Mann.

Auch Madame Momoro wandte sich jetzt nach der Straße um und seufzte elegisch.

»Ich werde mich nie an ihren Anblick gewöhnen«, rief sie aus. »Lautlos wie die Wolken am Himmel gleiten sie vorbei. Nachts, in der Wüste, könnten sie zu Tausenden neben Ihrem Zelt dahinziehen und Sie wüßten nicht einmal, daß etwas in Ihrer Nähe war. Diese Tiere sind wie seltsame Schatten aus einer früheren Epoche jener Welt, in die wir unsere Reise angetreten haben. Aber zunächst kommen wir noch nicht in das Zeitalter der Kamele, sondern in das der Ziegen.«

Sie wies auf eine bläuliche Kette von Bergen, die sich am Horizont aus dem Dunst der Ebene erhob. »Ehe es dunkelt, werden wir in der Heimat der Kabylen sein und tief, tief hinunter auf Berggipfel blicken, auf denen sie ihre Wohnstätten haben.«

»Auf Berggipfel werden wir hinunterblicken?« fragte Ogle verwundert. »Aus einem Flugzeug?«

»Beinahe«, sagte sie lachend und warnte ihn: »Sie dürfen aber nicht nervös werden.«

Auch er lachte und hielt ihre letzten Worte für einen bloßen Scherz, den er bald vergaß, als sie ihre Fahrt fortsetzten. Er saß neben ihr in dem engen Raum des Landaulets, das er tags zuvor von dem würdigen Herrn Cayzac gemietet hatte. Hyacinthe und der Chauffeur waren durch die Glasscheiben von ihnen getrennt, und Ogle fühlte sich wie in einem winzigen Glashäuschen, das ihn auf Flügeln durch die Welt trug und in dem er einen herrlichen Monat neben Madame Momoro verleben wollte. Was außerhalb der Fenster erschien, war ihm nichts als Kulisse zu der großen Szene, als deren Held er sich fühlte. Männer in wallenden Gewändern und Turbanen, in graue Lumpen gewickelt, arbeiteten in den Feldern. Ein Reitertrupp, leuchtend in blau und rot, trabte einen Seitenweg entlang, ein Spahi auf weißem Araberpferd galoppierte aus der Ferne heran; die Mähne seines Rosses stand wie eine weiße Flamme im Wind und sein Mantel glich einem großen, purpurn glühenden Flügel. Ogle meinte zum ersten Male in seinem Leben eine ungetrübte Seligkeit gefunden zu haben und selbst das Ausbleiben der aus New York erwarteten Geldsendungen beunruhigte ihn nicht allzu sehr. Es wäre ihm lächerlich erschienen, kleinliche materielle Sorgen in sein Märchenland eindringen zu lassen.

»Sehen Sie! Dort fahren wir hin.« Madame Momoro weckte ihn aus seinen Träumen, indem sie seinen Arm ergriff und nach vorne wies, wo die Landschaft eines anderen Planeten in den fernen Himmel hineinzuragen schien. Hoch über dem Dunst der Ebene, im blauen Äther, hingen dort, wie eine Vision, wildzerrissene graue Felsriesen mit schimmernd weißen Abhängen und leuchtenden Schneefeldern. »Dort drüben werden wir heute übernachten«, fuhr sie fort. »Das ist der Dschebel Dira und jetzt werden Sie sehen, wie sich ein Automobil in eine Gemse verwandelt.«

Sie hatten begonnen, die schroffe Steigung der Vorberge zu erklimmen und als Ogle eine Weile später durchs Fenster blickte, lag die Ebene schon tief unter ihnen. Die Menschen, denen sie hie und da begegneten, schienen einer anderen Rasse anzugehören als jene der Tiefebene. Ihre Haut war hell, ihre Haare zeigten einen rötlichen Schimmer und die unverschleierten Gesichter der Frauen waren auf Stirne und Kinn tätowiert. Ogle fand, daß diese vorbeiziehenden Gruppen mit ihren schreienden roten, gelben und meergrünen Farben, die sich vor einem Hintergrund leuchtenden Blaus drängten, Ähnlichkeit mit exotischen Balletten hätten. Er teilte diesen Eindruck Madame Momoro mit und fügte hinzu:

»Nur hat ihre Art, uns anzusehen, gar keine Ähnlichkeit mit dem Lächeln von Ballerinen. Ich glaube, nie in meinem Leben habe ich in so viele hartblickende Augen gesehen, wie hier unter den Mohammedanern.«

»Ja, wir sind eben ungebetene Gäste, Eindringlinge. Und die Kabylen verachten uns nicht bloß wegen unserer Religion, sie fühlen sich auch erhaben über uns, weil wir keinen ihrer Dialekte verstehen und nichts von ihrem Leben begreifen. Und wenn Sie versuchen wollten, einem Kabylen auf dem Weg zu folgen, der zu seinem Hause führt, würde er sie noch mehr verachten. Blicken Sie doch einmal hinunter und gestehen Sie, ob es Ihnen möglich wäre, anders als kriechend in ein solches Dorf zu gelangen.«

Ogle gehorchte und ein Schauder überlief ihn. Das Auto war nun hoch oben am Berghang und sauste eine schmale, geländerlose Straße entlang, einen aufsteigenden Höhenweg, der an einem schwindelerregenden Abhang dahinführte. Das Fenster des Automobils schien faßt über den Rand der Straße hinauszuragen und Ogles Blicke fielen in eine blaue Leere, die in der Tiefe schon von nächtlichem Dunkel erfüllt war. Und in diesem Abgrund sah er, immer noch tief unter sich, die runde Kuppel eines steil aufragenden Berges, auf dessen Gipfel ein paar ebenerdige Steinhäuser eng zusammengedrängt standen. Diese Fahrt wurde eigentlich ein wenig abenteuerlicher, als ihm lieb war. Er war kein Bergsteiger, nicht einmal aus den oberen Fenstern eines Wolkenkratzers hinunterzublicken hatte ihn jemals gereizt; die Höhen und Tiefen dieser gigantischen, zerklüfteten Welt, in die Madame Momoro ihn führte, boten ihm nun Gelegenheit zu einem nie geträumten Erlebnis und er wußte noch nicht recht, ob es ihm erwünscht war. Er fühlte längere Zeit hindurch keinerlei Verlangen mehr, über den ungeschützten, jähen Rand der Straße hinabzublicken und begann zu begreifen, daß Madame Momoros Warnung in Tissi-Ussu kein bloßer Scherz gewesen war. Seine Seligkeit fing an, sich leicht zu trüben, obwohl er nicht gerade furchtsam war. Aber er war ein Stadtmensch und, was noch schlimmer war, ein literarischer und Bühnenmensch, der gewohnt war, die meiste Zeit schreibend in einem geschlossenen Raum zu verbringen. Romantik war nicht seine Spezialität; er glaubte nicht einmal an ihre Existenz, und daß sie jetzt auf ihn einstürmte, griff natürlich seine Nerven an. Seine Verwirrung wurde überdies noch durch die Überzeugung vermehrt, daß die nahen Kabylen bei einem Unfall, der dem Automobil auf diesen schwindelerregenden Pfaden zustoßen konnte, sich als Menschen mit wenig Hemmungen erweisen würden und gewiß nicht fähig wären, bloß selbstlose Zuschauer zu bleiben.

Sein einziger Trost blieb die Erwägung, daß nach einem Automobilunglück wohl nicht vieles übrig bleiben würde, um das man sich sorgen mußte. Wenn die Wagenräder den festen Boden der Straße verließen, konnten sie nur in die Tiefe stürzen und für die ersten paar Meilen gab es nichts Festes da drunten, was sie aufzuhalten vermochte. Ogle fragte sich erbittert, wie vernunftbegabte Wesen jemals hatten auf den Gedanken kommen können, eine solche Straße zu bauen, und wie normale Menschen den Wunsch haben konnten, auf ihr zu fahren, besonders mit dieser wahnwitzigen Geschwindigkeit, die der verfluchte Chauffeur seines Wagens für angemessen hielt. Der Wagen schluckte die Haarnadelkurven in einem geradezu verrückten Tempo; er fuhr mit Vollgas durch rechtwinklige Straßenkrümmungen, als wollte er geradewegs in den Abgrund hinausspringen, und gerade solche Augenblicke suchte der Chauffeur sich aus, um mit der einen Hand, die gewiß besser am Steuer geblieben wäre, heftig gestikulierend irgendwohin in die Ferne zu deuten und mit Hyacinthe angeregt Konversation zu machen. Sooft der Chauffeur dies tat, hielt Ogle es für das beste, die Augen zu schließen; auch sonst vermied er es ängstlich, die Landschaft zu betrachten und begnügte sich damit, auf Madame Momoro zu blicken.

»Eine wundervolle Straße!« rief sie entzückt aus, als sie und Ogle eben in einer Z-Kurve hin und her geworfen wurden. »Allerdings liegen manche Alpenstraßen, wie etwa die Stilfserjochstraße, unvergleichlich höher, aber hier ist die Fahrt doch bedeutend amüsanter und aufregender, weil man den gewaltigen Gegensatz von Höhe und Abgrund stets vor Augen behält. Die Straßen in der Schweiz sind für meinen Geschmack auch viel zu zivilisiert. Fast überall sind Mauern, Eisengeländer oder Meilensteine am Straßenrand, die einen Wagen, der ins Schleudern kommt, vor dem Sturz in die Tiefe schützen; hier gibt es so etwas nicht und das ist wundervoll, besonders wenn wir so schnell fahren, wie ich es gern habe. Jetzt gleich werden wir eine der schönsten Aussichten genießen, das ganze lange Tal dehnt sich vor uns mit einer Kette von Bergen, die alle tief unter uns liegen, und deren jeder seine Kabylenstadt auf dem Gipfel trägt. Sie vergeuden Ihre Zeit, mein Freund, wenn Sie nur mich ansehen. Sie dürfen sich den Anblick des Tales da unten nicht entgehen lassen.«

Ogle folgte gehorsam und warf einen scheuen Blick durch das Fenster. »Ja, es ist … außerordentlich …«, flüsterte er beklommen, denn er hatte den bestimmten Eindruck, nicht schwindelfrei zu sein, und blickte rasch wieder gerade vor sich hin.

Die Straße vor Ihnen wand sich im Zickzack über endlose, senkrechte Hänge immer höher hinauf, und er traute kaum seinen Augen, als er ganz hoch oben etwas wie Mauern und Häuser erblickte.

»Großer Gott«, rief er entsetzt, »diese Kabylen können doch nicht auch dort oben eine Stadt haben. Menschen leben doch nicht auf der Spitze eines Bleistiftes, der eine Meile in die Luft emporragt!«

»Nein, das sind keine Kabylen.« Sie lachte glücklich. »Dort oben sitzen die Franzosen und das ist unser Ziel.«

»Was …?«

»Nun ja, nicht unser Endziel, wir fahren bloß durch«, beruhigte sie ihn. »Wir müssen dann noch ein gutes Stück weiter. Michelet liegt viel höher: das, was Sie sehen, ist bloß Fort National.«

»So, so …«, sagte er leise.

Michelet war ihre Nachtstation und Ogle hätte jetzt vieles darum gegeben, wenn Madame Momoro nicht der Meinung gewesen wäre, er müsse diesen Ort sehen. Gab es denn auf einem so ausgedehnten Kontinent wie Afrika nicht genug sehenswerte Orte, die in ebenerem Gelände, näher dem so sympathischen Meeresspiegel lagen? Er begann sich zu fragen, ob es auch klug gewesen war, die Durchführung dieser Expedition so vollständig ihr zu überlassen …

In einer scharfen, besonders steil hinaufführenden Wendung der Straße fühlte er sich einen Augenblick lang erlöst, als er merkte, daß der Chauffeur die Geschwindigkeit verringerte und er atmete geradezu auf, als der Wagen gänzlich zum Stillstand kam. Doch er hatte zu früh frohlockt; der Wagen stand nur einen Augenblick und begann sich dann nach hinten zu bewegen, um freie Bahn für die besonders scharfe Kurve zu gewinnen. Ogle standen die Haare zu Berge und er konnte sich nicht zurückhalten, angstvoll durch das kleine Fenster der Rückwand zu sehen. Es war ein grausiger Abgrund, in den er blickte, er hatte das gleiche Gefühl wie in jener ersten Nacht auf der »Duumvir«, und so wie damals verwünschte er die Stunde, in der er den Broadway verlassen hatte. Da saß er nun neben der Frau, deren Bild noch vor wenigen Stunden der einzige flammende Stern seiner Seele gewesen war, und jetzt wünschte er sich vier- oder fünftausend Meilen weg von ihr, jetzt wäre er lieber in einem Barbierladen im Keller der Neunundfünfzigsten Straße gesessen, um sich die Haare schneiden zu lassen. – So wunderlich kann Liebe sein!

Als das grausige Zurückfahren vorbei war und der Wagen wieder über Kurven und Abhänge emporschoß, blickte Ogle mit stieren Augen durch die Glasscheibe auf die beiden Rücken vor ihm und fühlte einen immer stärker werdenden Haß gegen Hyacinthe und den Chauffeur Etienne, die beide unbekümmert wie Irrsinnige taten und deren lebhafte Unterhaltung nicht zur Ruhe kam. Dieser Etienne schien keine einzige Frage beantworten zu können, ohne zumindest eine Hand vom Lenkrad zu entfernen und in den ungeeignetsten Augenblicken fuchtelte er mit allen beiden in der Luft. Und mußte sich Hyacinthe, der doch sonst so schweigsam war, eben diese Augenblicke wählen, um mit geradezu krankhaftem Eifer Fragen zu stellen und eine angeregte Unterhaltung über die Landschaft im Gange zu erhalten? So eine Landschaft hätte es nicht einmal in der perversesten Phantasie geben, und noch viel weniger hätte sie während des hirnverbrannten Unterfangens, sie mit dem Aufgebot von 60 PS zu erklimmen, zum Gegenstand einer gestikulierenden Diskussion gemacht werden dürfen!

Madame Momoro war von jedem Kilometer, den sie zurücklegten, begeistert. »Sie bringen sich um nie wiederkehrende Eindrücke, wenn Sie nicht aus dem Fenster sehen!« sagte sie, während sie halb über ihn gebeugt selbst aus dem Fenster blickte, an dem er saß. Zwei Stunden früher hätte ihn eine so reizvolle Nähe dieser herrlichen Frau, die Berührung ihrer Schulter, in Verzückung versetzt; ihr Parfüm wäre ihm wie eine in Duft verwandelte Mondscheinserenade vorgekommen. Jetzt aber war er derartigen Reizen nicht mehr zugänglich. Die beängstigenden Höhen, in die das Auto sich hinaufschraubte, die Geschwindigkeit, mit der es an scheinbar grundlosen Tiefen vorbeischoß, erfüllte sein ganzes Wesen so ausschließlich, daß er nichts mehr tat, als sich gegen die Rückwand zu stemmen, um sich hinter Madame Momoro nach der entgegengesetzten Seite zu neigen, damit der Wagen nur nicht allzu sehr aus dem Gleichgewicht gebracht werde.

Als sie sich wieder mit ihrem eigenen Fenster begnügte, fühlte er sich etwas erleichtert. Aber selbst mit geschlossenen Augen konnte er die Bilder, die er hätte sehen müssen, wenn seine Augen offen gewesen wären, nicht aus seinem Geiste bannen, und die Folge war ein stetig beklemmender werdendes Schwindelgefühl. Kurz darauf mußte Etienne einem entgegenkommenden Automobil ausweichen und unglücklicherweise sah Ogle gerade im allerärgsten Augenblick aus dem Fenster – von da an lebte er in einem Alptraum.

»Morgen früh wird es noch herrlicher sein!« rief Madame Momoro begeistert, während sie ihm freundschaftlich auf die Schulter klopfte.

»Was wird noch herrlicher sein?« erwiderte er mürrisch, denn ihn fröstelte schon in der bitteren Kälte dieser großen Höhen, und das Schwindelgefühl begann seine Magennerven rebellisch zu machen. Sein eigener Abscheu vor den Bergen und Madame Momoros Begeisterung bewiesen eine unüberbrückbare Kluft zwischen ihrem und seinem Geschmack und je stärker seine Leiden wurden, desto lebenswichtigere Bedeutung begann er diesem Umstande beizumessen.

»Was noch herrlicher sein wird? – Nun, das Bergabfahren natürlich!« beantwortete sie mit fröhlicher Unbefangenheit seine gequälte Frage.

»Was?« Er öffnete die Augen und starrte sie an. »Sie meinen, daß wir diese Straße wieder zurückfahren müssen?«

»Ja, einen anderen Weg gibt es nicht, mein Lieber!« Und bei diesen Worten, die ihn wie Dolchstöße trafen, lachte sie unbekümmert und rücksichtslos wie ein Kind. Es half nichts, daß sie ihn »Mein Lieber« genannt hatte, trotzdem ihr Tonfall diesmal keineswegs der einer Tante gewesen war: er fand ihr Benehmen roh. In diesem Augenblick haßte er sie beinahe.


 << zurück weiter >>