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III.

Vor den Lustgärten.
Es treten auf Avanti, Koschala, Kantschi und andere Könige.

Avanti

Wird der König dieses Ortes uns nicht empfangen?

Kantschi

Was ist das für eine Art, ein Land zu regieren? Der König hält ein Fest in einem Wald, wo selbst das niedrigste und gemeinste Volk ungehindert Zutritt hat!

Koschala

Wir hätten wohl Anspruch auf einen besonders für uns reservierten und zu unserem Empfang hergerichteten Platz.

Kantschi

Wenn er einen solchen Platz nicht vorbereitet hat, werden wir ihn zwingen, einen für uns errichten zu lassen.

Koschala

All das macht natürlich zweifelhaft, ob dieses Volk überhaupt einen König hat – es sieht aus, als ob ein unbegründetes Gerücht uns irregeführt hätte.

Avanti

Das mag sein, was den König angeht, aber Sudarschana, die Königin dieses Orts, ist durchaus kein unbegründetes Gerücht.

Koschala

Nur um ihretwillen hatte ich überhaupt Lust, hierher zu kommen. Es liegt mir nichts daran, jemanden zu sehen, der sich nie sehen läßt, aber es wäre ein törichter Fehler, wenn wir fortgingen, ohne das Wesen gesehen zu haben, um dessentwillen sich eine Reise im höchsten Grade lohnt.

Kantschi

Laßt uns denn einen bestimmten Plan entwerfen.

Avanti

Ein Plan ist ein treffliches Ding, solange man sich nicht selbst darein verwickelt.

Kantschi

Zum Henker, was ist das für ein Geschmeiß, das dort herumschwärmt? He! wer seid ihr?

Großvater und die Knaben treten auf.

Großvater

Wir sind die lustige Schar der Habenichtse.

Avanti

Die Einführung war überflüssig. Aber ihr werdet euch etwas weiter zurückziehen und uns in Frieden lassen.

Großvater

Wir leiden nie unter Mangel an Raum: wir können es uns leisten, euch einen so weiten Spielraum zu lassen, wie euch beliebt. Das Wenige, das uns genügt, ist nie der Zankapfel zwischen streitenden Parteien. Nicht wahr, meine kleinen Freunde?

Sie singen.

Gesang

Wir sind die Habenichtse, fürwahr, wir haben gar nichts!
Wir singen lustig trallerala! trallerala!
's gibt Leute, die bauen sich hohe Mauern aus Häusern
Auf Sümpfen mit goldenem Sand.
Wir stellen uns vor sie und singen
Trallerala! trallerala!
Taschendiebe kreisen um uns
Und ehren uns mit lüsternen Blicken.
Wir schütteln die leeren Taschen und singen
Trallerala! trallerala!
Schleicht der Tod, der alte Knochenmann, vor unsre Tür,
Wir schlagen ihm lachend ein Schnippchen,
Und singen im Chor mit fröhlichen Trillern
Trallerala! trallerala!

Kantschi

Sieh da drüben hin, Koschala, was sind das für Leute, die da des Weges kommen? Eine Pantomime? Der eine hat sich als König maskiert.

Koschala

Der König dieses Orts mag alle diese Narrenspossen dulden, wir aber werden dagegen einschreiten.

Avanti

Es ist vielleicht ein Häuptling vom Lande.

Wachen zu Fuß treten auf.

Kantschi

Aus welchem Land stammt euer König?

Erster Soldat

Er ist der König dieses Landes. Er rüstet sich, das Fest zu leiten.

Sie gehen weiter.

Koschala

Wie, der König dieses Landes kommt zum Fest!

Avanti

Wahrhaftig! Dann werden wir uns mit seinem Anblick begnügen und umkehren müssen – ohne die reizvolle Königin gesehen zu haben.

Kantschi

Glaubst du wirklich, daß der Bursche die Wahrheit sagte? Jeder kann sich als König dieses königlosen Landes aufspielen. Kannst du nicht sehen, daß der Mensch wie ein aufgeputzter Maskenkönig aussieht – viel zu sehr herausgeputzt?

Avanti

Aber er sieht hübsch aus – seine Erscheinung ist nicht ohne einen gewissen gefälligen Reiz.

Kantschi

Er mag deinem Auge gefällig sein, aber wenn du ihn genau genug betrachtest, kannst du ihn nicht verkennen. Du wirst sehen, wie ich ihn vor euch allen entlarve.

Der falsche »König« tritt auf.

»König«

Willkommen, Fürsten, in unserm Reich! Ich hoffe, meine Würdenträger haben geziemend für euren Empfang gesorgt?

Könige (mit verstellter Höflichkeit)

O ja – es fehlte nichts am Empfang.

Kantschi

Wenn irgend etwas fehlte, so ist es reichlich aufgewogen durch die Ehre, den Anblick Eurer Majestät genießen zu dürfen.

»König«

Wir zeigen uns nicht vor der großen Öffentlichkeit, aber eure große Ergebenheit und Treue macht es uns zum Vergnügen, uns euch nicht zu entziehen.

Kantschi

Die Gnade Euer Majestät ist wahrhaft überwältigend für uns.

»König«

Wir fürchten, wir werden hier nicht lange verweilen können.

Kantschi

Ich dachte mir es schon: Ihr seht nicht aus, als ob ihr es lange aushieltet.

»König«

Wenn ihr indessen uns um irgendwelche Gunst bitten möchtet –

Kantschi

Das möchten wir: aber wir möchten Euch gern vor etwas weniger Zeugen sprechen.

»König« (zu seinem Gefolge)

Zieht euch etwas von unsrer Gegenwart zurück.

(Sie ziehen sich zurück.)

Nun könnt ihr euer Begehren ohne Rückhalt vorbringen.

Kantschi

Wir werden uns schon keine Zurückhaltung auferlegen; wir fürchten nur, daß ihr es für euch selbst werdet nötig finden.

»König«

O nein, in der Hinsicht könnt ihr unbesorgt sein.

Kantschi

Komm also, huldige uns, indem du uns deinen Kopf zu Füßen legst.

»König«

Es scheint, meine Diener haben den Varunibranntwein in den Empfangslagern zu freigiebig verteilt.

Kantschi

Falscher Betrüger, du bist es, der sich in einem Rausch der Überhebung befindet. Dein Kopf wird bald den Staub küssen.

»König«

Ihr Fürsten, solche derben Späße sind eines Königs nicht würdig.

Kantschi

Männer, die gebührend mit dir scherzen werden, sind zur Stelle. General!

»König«

Nicht weiter, ich fleh' euch an. Ich sehe wohl, ich schulde euch allen Huldigung. Der Kopf beugt sich von selbst hernieder – es bedarf nicht der Anwendung irgendwelcher scharfer Maßnahmen, um ihn zu Boden zu legen. So, hier beuge ich mich tief vor euch allen. Wenn ihr mir freundlich erlaubt, mich davonzumachen, werde ich euch mit meiner Gegenwart nicht länger lästig fallen.

Kantschi

Warum solltest du dich davonmachen? Wir werden dich zum König dieses Ortes machen – führen wir unsern Scherz zu seinem regelrechten Ende. Hast du irgendwelchen Anhang?

»König«

O ja! Alle, die mich auf den Straßen sehen, laufen hinter mir her. Als ich ein mageres Gefolge hatte, betrachtete mich erst jeder argwöhnisch, aber nun mit dem wachsenden Haufen zerstreuen sich die Zweifel immer mehr. Die Menge wird von ihrer eigenen Größe hypnotisiert. Ich brauche nun gar nichts weiter zu tun.

Kantschi

Ausgezeichnet! Von diesem Augenblick geloben wir alle, dir zu helfen und zu dir zu stehen. Doch wirst du uns einen Gegendienst leisten müssen.

»König«

Eure Befehle werden mir so heilig sein wie die Krone, die ihr mir aufs Haupt setzt.

Kantschi

Gegenwärtig wünschen wir weiter nichts, als die Königin Sudarschana zu sehen. Du wirst dafür sorgen.

»König«

Ich werde mir alle Mühe darum geben.

Kantschi

Zu deinen Bemühungen haben wir nicht viel Vertrauen – du wirst einfach dich nach unsern Anweisungen richten. Nun aber kannst du gehen und dich mit allem möglichen Glanz und Prunk an dem Fest im königlichen Garten beteiligen.

Sie gehen fort. Großvater und eine Schar von Bürgern treten auf.

Erster Bürger

Großvater, ich kann mir nicht helfen – ja, und fünfhundertmal will ich es wiederholen – unser König ist ein vollkommener Schwindel.

Großvater

Warum nur fünfhundertmal? Kein Grund zu so heldenmütiger Selbstbeherrschung – du kannst es fünftausendmal sagen, wenn das dein Vergnügen erhöht.

Zweiter Bürger

Aber du kannst eine tote Lüge nicht für immer aufrechterhalten.

Großvater

Sie hat mich lebendig gemacht, mein Freund.

Dritter Bürger

Wir werden der ganzen Welt verkünden, daß unser König eine Lüge ist, der reinste und leerste Schatten!

Erster Bürger

Wir werden es alle von unsern Dächern schreien, daß wir keinen König haben – mag er tun, was er will, wenn er existiert.

Großvater

Er wird gar nichts tun.

Zweiter Bürger

Mein Sohn wurde mit fünfundzwanzig Jahren innerhalb einer Woche von einem hitzigen Fieber vorzeitig dahingerafft. Hätte mich solch ein Unglück unter der Herrschaft eines tugendhaften Königs betreffen können?

Großvater

Aber dir sind immer noch zwei Söhne geblieben: während ich all meine fünf Kinder hintereinander verloren habe.

Dritter Bürger

Und was sagst du dazu?

Großvater

Was denn? Soll ich meinen König dazu verlieren, weil ich meine Kinder verloren habe? Für so einen ungeheuren Narren müßt ihr mich nicht halten.

Erster Bürger

Eine schöne Sache, zu streiten, ob ein König da ist oder nicht, wenn man aus Mangel an Nahrung einfach Hungers stirbt! Wird der König uns retten?

Großvater

Bruder, du hast Recht. Aber warum nicht den König suchen, dem all die Nahrung gehört. Mit deinem Jammern zu Hause wirst du ihn sicher nicht finden.

Zweiter Bürger

Sieh nur die Gerechtigkeit unsres Königs! Dieser Bhadrasen – ihr wißt was es für ein rührender Anblick ist, wenn er von seinem König spricht – der rührselige Dummkopf! Er ist auf einen solchen Grad von Armut herabgesunken, daß selbst die Fledermäuse, die bei ihm hausen, den Ort zu ungemütlich finden.

Großvater

Nun, seht nur mich an! Ich schufte und rackre Tag und Nacht für meinen König, aber ich habe für meine Mühen noch nicht einen roten Heller bekommen.

Dritter Bürger

Nun, und was hältst du davon?

Großvater

Was soll ich davon halten? Bezahlt denn jemand seine Freunde? Geht, Freunde, und sagt, wenn ihr wollt, unsern König gebe es nirgends. Auch das gehört mit zur Feier dieses Festes.


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