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Von Wärwölfen und Walridern

Zu oberst steht der Wahn, daß in der Regel von 7 Brüdern einer Wärwolf sei, und von 7 Schwestern eine Walrider (-ske). »Ob nun diese Regel nur von dem sogenannten leichten Volke gelte und ob unter dem leichten Volke nur die so tief verachteten Ureinwohner unseres Landes gedacht werden dürfen, ist nicht mehr recht klar.« Unwahrscheinlich ist es nicht, vielmehr spricht manches für diese wohl ehemals herrschend gewesene Ansicht. – Die Ureinwohner, die in Höhlen in der Erde oder in Erdhütten lebten und daher von den späteren Geschlechtern Unnererdsken (Erdmantjes) genannt wurden, waren von kleiner, leichter Statur, ungemein leichtfüßig, so daß sie, der Sage zufolge, mit dem Pferde um die Wette laufen konnten und auf ebenem Boden überholten. Sie waren in der Mechanik geschickt und fertigten Sachen, darüber sich die Goten – unsere eingewanderten Vorfahren – verwunderten und glaubten, das gehe nicht recht zu, außer natürlichen Zauberkünsten ständen ihnen übernatürliche zu Gebote. Sie konnten sich beliebig unsichtbar machen, hinter und neben den furchtbaren Goten hergehen, ohne daß diese sie gewahrten. Ebenfalls kannten sie die Kunst, den Dingen eine ganz andere Form, als die wesentliche, und ein ganz anderes Aussehen zu geben, also Oogenvergökelee. –

Zudem gehörten sie ja dem unterirdischen Beherrscher Thor samt der kalten Hela, Thors Reich in der Unterwelt, an. Da nun die christlichen Priester dem Volke Thor als den Teufel und die Hela als die Hölle darstellen, so standen sie unter der Herrschaft ihrer Götter, der sogen. bösen Geister, wurden von denselben überall bei ihren Unternehmungen unterstützt, die ja einzig auf das Verderben des neu eingeführten Guten und Verfolgung der Frommen, der Goten, gerichtet waren. Es ist demnach nicht unwahrscheinlich, daß man unter der Bezeichnung »das leichte Volk« ursprünglich nur die Ureinwohner begriff.

Aus einer Sage geht hervor: Die Frau eines Unnererdsken befindet sich in schweren Kindesnöten. Der Mann läuft zur Hebamme der Goten und bietet eine reiche Belohnung, wenn sie seinem Weibe Hilfe bringen will. Die Hebamme ist bereit, geht und hilft. Dafür erhält sie drei Goldklumpen in die Schürze, die sie aufbindet und sich entfernt. Unterwegs ist sie neugierig und sieht in den Schatz hinab, wo sie Pferdefeigen findet. Entrüstet läßt sie diese Gabe fallen, hebt aber ein Stück davon auf, um es zu Hause vorzuzeigen. Als sie es zu Hause zeigt, erschrickt sie, daß dieses Klümpchen wieder Gold ist. Sie eilt zurück, doch nichts ist vom andern zu finden. Das Erdmännlein war ihr nachgegangen, unhörbar und unsichtbar und hatte das verschmähte Gold aufgenommen.

Der Wärwolf muß sich zu ihm unbekannter Zeit in einen Wolf verwandeln und außer dem Habitus die inneren Triebe dieses Raubtiers dann annehmen. Der Wolf war überhaupt die personifizierte Verschlingungswut. Überall, wo ihre Phantasie das Große und Gute in Gefahr sah, verschlungen zu werden, wars ein Wolf, der die Gefahr brachte. So ward nach ihrem Glauben der Mond beständig vom Wolfe »Hati« verfolgt. Bei eintretender Mondfinsternis lag die Gefahr des Verschlingens nahe, daher Kampf auf Leben und Tod. Weshalb die Partei des guten Mondes auf Erden, solange die Verfinsterung währte, einen gewaltigen Lärm machte und unaufhörlich den Mond anfeuerte: Winne! Maan!

Der Wärwolf hat jedoch immer ein Vorgefühl von der herannahenden Metamorphose, kann einige Vorkehrungen treffen und seine nächste Umgebung warnen und mit Anweisung, sich zu schützen, versehen. –

Ein Wärwolf, glücklich verheiratet, fuhr mit seiner Frau, die er aufrichtig liebte, an einem trüben Herbsttage durch den Wald einen hohen Erdwall entlang, als er plötzlich anhielt, seiner Frau das Leitseil gab und bat, sie möge nur ein wenig harren, er fühle ein dringendes Bedürfnis und wolle solches hinter dem Walle befriedigen. – Dabei erinnerte er sie daran, daß sie im Walde wären, darin Räuber und reißende Tiere hausten, sie möge aber nicht erschrecken und ihre Fassung verlieren, wenn während seiner Abwesenheit sich etwas Ungewöhnliches zeigen sollte. Für die Gefahr eines Anfalls möge sie ihren roten Unterrock bereithalten und dem Angreifer ums Gesicht schlagen oder werfen, so werde derselbe daran seine Wut auslassen und sie unbehelligt bleiben. – Damit sprang er vom Wagen, kletterte über den Wall und war bald dahinter verschwunden.

Die Frau saß ruhig auf dem Wagen und tändelte mit den Zügeln, hielt auch die Warnung ihres Mannes für ein Späßchen, wie er es oft zu machen pflegte. – Den roten Unterrock hatte sie jedoch abgestreift und zur Hand gelegt. Anfangs sah und hörte sie nichts Besonderes, bald aber wurde ihre Aufmerksamkeit auf den Wall gelenkt, hinter welchem unheimliche Laute zu ihr herandrangen, Knurren, ein unterdrücktes Heulen. Noch einen Augenblick – da knickt das Gezweig und auf dem Wall erscheint ein gräulicher Wolf. Mit einem Satz ist er am Wagen, öffnet den Rachen, zeigt sein furchtbares Gebiß und droht die Frau im Wagen zu zerreißen. Aber diese ist vorbereitet, sie hat ihre Besinnung nicht verloren, und in dem Augenblick, da der Wolf sich aufbäumt, um sich auf sie zu werfen, wirft sie ihm ihren schweren roten Rock über den Kopf, worin er sich verwickelt und verwirrt, und dann seinen ganzen Zorn, seine volle Wut daran ausläßt und ihn mit Klauen und Zähnen in kleine Fetzen und Streifen zerreißt. Damit befriedigt, entfernt er sich unter beständigem Umsehen wieder über den Wall und ist verschwunden. Bald darauf kommt auch der Mann wieder über den Wall zurück, nimmt die Zügel zur Hand und fährt weiter. Er sah etwas bleich und angegriffen aus, sonst war an ihm auf den ersten Blick nichts Sonderliches zu bemerken. Als er aber eine Strecke gefahren war und sich wieder etwas gesammelt hatte, dann das Gesicht wendete und mit seiner Frau zu sprechen begann, entdeckte diese mit furchtbarem Schrecken die rote Wolle von ihrem zerrissenen Unterrock zwischen seinen Zähnen und konnte nun nicht mehr zweifeln, daß der gräuliche Wolf ihr Mann gewesen sei. Der entsetzliche Gedanke, einen Wärwolf zum Manne zu haben, brach ihr bald das Herz, und sie starb nach wenigen Wochen.

Die Walriderske treiben ihr feindliches Wesen in der Dunkelheit der Nacht, wo sie die Guten, vorzüglich Jünglinge und junge Männer, die sich nicht vorgesehen haben, auf ihrem Lager drücken, ängstigen und quälen, die Pferde derselben in den Ställen aber so malträtieren, daß sie infolge davon zusehends magerer und hinfälliger werden. – Die jungen flinken Weibsbilder sind angewiesen, die Leute auf ihrem Lager heimzusuchen, dagegen haben die alten und häßlichen sich in die Ställe zu schleichen, sich wie Vampyre an die Pferde zu hängen und wenn auch nicht ihnen das Blut auszusaugen, doch ihr Gedeihen durch unaufhörliche Beunruhigung zu hindern. –

Gegen Walriderske kann man sich sichern. 1. Vorsichtsmaßregel: Man ziehe den Riemen aus der Kammertür und verschließe das Riemloch mit einem Pfropfen. 2. Die Pantoffeln wende man beim Ausziehen so, daß sie mit den Hacken (Fersen) an der Bettlade stehen. Grund: Die Walriderske muß zuvor die Füße in die Pantoffeln des Schlafenden stecken, ehe sie sein Bett besteigen mag; stehen die Pantoffeln verkehrt, so ist's ein Rechnungsfehler, sie kann's Ziel nicht erreichen und muß umkehren, und zwar des Weges, den sie gekommen ist (also das Riemloch). – Denn für alle Nachtgeister und Spuk usw. ist es unabänderlich gesetzt, daß sie nichts ändern dürfen oder können. So wie sie es finden, mögen sie es für ihre Zwecke benutzen, daran zu drehen und wenden, es nach Heischung ihrer Bedürfnisse zurechtzustellen, ist ihnen untersagt. Auch hat die Walriderske ihren bestimmten, vorgezeichneten Weg, auf welchem sie ihr Opfer zu beschleichen hat. Sie darf nämlich nicht geradezu aufs Bett losgehen, sondern muß zum Fußende hin den Schlafenden umschleichen und dann von hinten her sich auf ihn werfen. – 3. Ist zu vermeiden, daß man auf dem Bauche, dem Rücken oder auf der linken Seite liegend einschlafe. Sind diese Vorsichtsmaßregeln außer Acht gelassen, so kann die Walriderske ihr Opfer erreichen. »Ob sie ihren Weg wie die Hexe durch den Schornstein nimmt«, ist nicht sicher, aber durchaus erforderlich ist, daß sie durchs Riemloch der Kammertür schlüpfe. Auch kann sie nach vollendetem Ritte sich nicht wieder entfernen, wenn unterdes das Riemloch verstopft worden ist. – Erreicht sie ihren Zweck, zum Schlafenden zu kommen, so drückt sie denselben wie mit einer zentnerschweren Last. Alle Anstrengungen, die der Gedrückte machen will, um sich zu befreien, sind unausführbar, sie hat ihn so fest umstrickt, daß er kein Glied rühren kann. Er will schreien und um Hilfe rufen, kann aber keinen Laut hervorbringen. Endlich hebt die Walriderske sich ab und entweicht, der Gequälte ist schweißbedeckt von der Marter und kommt wieder zum Leben. –

Daß bei einer durch das Riemloch gekommenen Person eine solche Übergewalt erklärlich, ist durch ihre übernatürliche Kraft bedingt. Personen, die zum leichten Volk gehören, ist's möglich, daß sie ihr Gewicht nötigenfalls bis ins Ungeheure und Unwägbare vermehren und verstärken können.

In einer fröhlichen Gesellschaft war eine Person, die des leichten Wesens sehr verdächtig war; man war erzürnt, daß sie die Gesellschaft durch ihre Gegenwart verunziere und jedem sozusagen im Wege stand. Die jungen Burschen kamen überein, sie aufheben und mit ihr Fangball spielen zu wollen, um sie so zum Verlassen der Gesellschaft zu nötigen. – Sie fanden aber, daß es ihnen mit vereinten Kräften nicht möglich sei, sie vom Boden zu erheben, dadurch denn ihre dämonische Natur vollkommen klar am Tage lag.

Eine andere Sage führt uns die Fahrt einer Walriderske vor.

Es ist Heuzeit, das Wetter ist ungünstig, es gibt viel und heftigen Regen. Die umliegenden Gewässer sind angeschwollen und aus ihren Ufern getreten, die Wiesen sind überschwemmt. Die an der Heuarbeit beteiligten Personen können nicht alle nach Hause gehen, einer hat sich sein Nachtquartier auf einem kleinen Hügel ausgesucht und will dort bleiben. Ein Heuhaufen soll ihn aufnehmen, ein Flüßchen fließt daneben. Halb im Schlaf, hört er hellen Gesang aus weiblicher Kehle, und zwar so wunderbar ergreifend, daß er nach der Sängerin ausspäht. Die Klänge kamen von jenseits des Wassers und näherten sich. Der Mann hatte seine Augen starr dahingerichtet, woher die Töne kamen, und spähte nach der Sängerin. Endlich erblickte er einen kleinen schwarzen Punkt auf dem Wasser, der sich seinem Ufer näherte. Der Punkt wies sich beim Näherkommen als ein leichtes, rundes Gefäß aus, welches der Sängerin als Fahrzeug diente. Es landete, ein kleines, flinkes Weibchen sprang heraus und aufs Trockene, hob ihr Fahrzeug aus dem Wasser, brachte es unter einem Heuhaufen in Sicherheit und ging dann eilig ihrem Berufe nach. Als sie aus dem Gesichtskreise des Mannes verschwunden war, kroch dieser aus seinem Versteck hervor und ging, das Fahrzeug der Sängerin zu besehen, und was fand er? Nichts mehr und nichts weniger als ein – Sieb. Er zog es vor und trug es auf einen runden Heuhaufen, suchte dann sein Lager auf und schlief ein. Nach einiger Zeit erwachte er von einem klagenden Wimmern in seiner Nähe. Es kam von jener Sängerin, die ihr Fahrzeug suchte. Der Mann fragte nach der Ursache, und sie klagte ihm den Verlust und bat ihn so ergreifend um Herausgabe, daß er gerührt davon wurde und das Sieb zurückerstattete, worauf sie sich einschiffte und mit Windeseile hinüberfuhr.

Wie alles an diesen rätselhaften Wesen leicht und unzuverlässig ist, so sind auch ihre Gewänder aus Zauberfäden gewirkt und wie aus Luft gewebt. Wer eine Walriderske verspürt und sie beim Gewande zu halten und zu fassen meint, dem entschlüpft sie. Nur wer sie bei dem Haar zu ergreifen vermag, ist imstande, sie festzuhalten.

Ein junger, kräftiger Bursche lag still auf seinem Lager, ohne zu schlafen. Er spürte, daß sich etwas über seine Füße hinüberwagte und an seine Seite hinaufkroch. Er zweifelte nicht, daß es eine Walriderske sei und hielt sich still, bis sie sich auf ihn warf, dann griff er zu – er war unterrichtet –, faßte sie bei dem Haar und hielt sie fest. Sie lispelte und sprach: »Faat mi nich in de Haar, faat mi nich in de Kleer, ick bin klein Jantje van Leer!« Er hielt aber fest, bezwang sie, sprang, immer sie beim Haar festhaltend, aus dem Bett, schlug einen Pflock ins Riemloch und konnte nun sehen, daß die Walriderske eine wunderschöne Jungfrau war. Da verliebte er sich in sie, bat sie, seine Frau werden zu wollen, und obgleich sie nicht wollte, zwang er sie durch den Zauber des Pflocks, den sie nicht herausziehen konnte, verheiratete sich mit ihr, lebte mit ihr einige Jahre friedlich und stille und zeugte mehrere Kinder. Eines Tages, als er bei ihr saß und mit ihr tändelte, horchte sie auf und sagte: »Wat klingt de Klocken in England!« »Ich höre nichts«, sagte er. »Ja«, sagte sie, »zieh nur den Pflock aus der Tür, so kannst du es auch hören.« Arglos befolgte er ihren Rat, sie aber war – futsch – durchs Riemloch geschlüpft und für immer verschwunden. –

Die alten, häßlichen Walridersken kommen in die Pferdeställe. Da hört man nächtens furchtbaren Lärm. Die Pferde schnaufen, stampfen, scharren, rasseln mit den Ketten, schlagen aus und donnern an die Wände wie besessen, und daran erkennt man die Ursache. »Weit davon, ist gut vorm Schuß«, denken, die es hören. Um aber einen Akkord zu schließen, darf man der Unholdin aus der Ferne immer zurufen und ihr etwas anbieten, damit der Skandal aufhöre. Man erhält nie sofort Bescheid, ob der Akkord geschlossen sein soll.

In einem Hause wütete die Walriderske auf entsetzliche Weise. Den guten Leuten ging das Schicksal, die Angst und Not ihrer Pferde nahe, sie wollten gerne Abhilfe schaffen und wußten nicht recht, wie. Endlich entschloß sich die Hausfrau – und öffnete die Tür, die aus dem Vorhause ins Hinterhaus führte, und rief die Dreschdiele hinab: »Ridet nich mager, ridet fett, kaamt mörgen un haalt een good Stück Speck.« Es erfolgte keine Antwort, aber des anderen Tages frühe kam ein altes, krummes, häßliches Weib und bat um Speck. – Das war deutlich genug. Sie bekam denn auch ein gewichtiges Stück. Damit war der Vertrag ratifiziert, und es kam nun darauf an, ob er gehalten wurde. So groß war der Glaube unsrer Vorfahren an die Heiligkeit und Unverletzlichkeit der Verträge, daß man selbst dem Teufel in diesem Punkte nicht mißtraute. Und siehe, hier rechtfertigte sie das Vertrauen auf ihre Ehrlichkeit. Der Lärm im Stall verminderte sich und mit der Zeit wurden die Pferde glatt und fett. –

Daß es wirklich die Walriderske tun, wenn die Pferde nicht gedeihen wollen, geht auch daraus hervor, daß die Gemarterten unauflösliche Verschlingungen, die feinsten Flechten, die wundervollsten Knoten und unstreckbare Spirale in ihre Mähne bekommen, die kein natürlicher Mensch fertigen kann. Nur die dem leichten Volke angelernte Kunstfertigkeit und Zauberei kann solche zuwege bringen. –

Naber Ock ist ein leidenschaftlicher Entenjäger. Jede Nacht liegt er in seiner Poolhütte. Eines Abends, der Mond kam erst um Mitternacht, legte er sich bis zu dessen Aufgang in die Streu seines Hinterhauses und dämmerte leicht ein. Mit einem Male hörte er lautes Niederpuffen auf dem Dache, wie wenn sich große Vögel darauf niederlassen. Er erwachte und sah deutlich beim Sternenlichte mehrere Gestalten zum Stiepgatt (runde Öffnung in der niederen Lehmwand am Kuhstall, behufs Ventilation) hineinschlüpfen. Voran der Alte (olle Düfel), dann eine Schar Weiber, auch Ockes Nachbarin war dabei. – Der »Alte« schlug Feuer, zündete ein Licht an und hings an einen Ständer auf der Diele; zog dann aus der weitbauschigen Hose eine Geige hervor und geigte die wildesten Melodien, wozu seine Begleitung die tollsten Sprünge, Wirbel, Kreise und Tänze aufführte. – Dies währte bis ein Uhr. Da kam die Nachbarin auf den sich unbemerkt glaubenden Naber Ock zu, strich ihn um den Bart und sagte schmeichelnd: »Sü, dor is Naber Ock ook noch!« Dann verlosch das Licht und die saubere Gesellschaft zog wieder durchs Stiepgatt ab und davon. –

Zwei Kieffelder Mäher senseten bei Haren (Holland). Spät abends sanken sie ab. Der eine schlief, doch unruhig. Der andere sah in die Stille der hellen Nächte hinaus und bemerkte an dem Tiefe eine Anfahrt. Er ging und fand als Boot eine Tämse, in der eine Schere lag. Er steckte sie bei. Am andern Tage klagte ihm sein Kamerad, daß er von einer Walriderske gequält sei, die es fast nächtlich tue. »Ich habe ihre Tämse gesehen und hätte Dir helfen können!« sagte er. Als er im Herbst zu Hause kam, schenkte er die Schere seiner Frau. Als diese in nächster Zeit eine Nachbarin zu Besuche erhielt, hörte sie von ihr: »Sieh, das ist ja meine Schere, die hatte ich verloren!« – »Das kann wohl sein«, sagte die Frau, »denn mein Mann hat sie in Haren gefunden, Du hast sie wohl in Holland liegen lassen.« Da wußte man, wer die Walriderske war. Die Wärwolfssage geht in die Urzeiten zurück, wo die Menschen individuell lebten. Die spätere Wolfswahnsucht hieß bei den Griechen Lykanthropie, der Wärwolf Lykanthropos. Von ihnen erzählten vor 2-3000 Jahren die alten Schriftsteller, es sei nur auf Marcellus, Galen, Ovid, Pausanias, Evanthes, Plinius usw. hingewiesen. Auch die Walriders sind altgermanischen Ursprungs.


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