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Der Gerichtssekretär Ernst Hugo ging mit einem großen Plane um. Er fand, es sei an der Zeit, wieder mit etwas hervorzutreten und die Augen der Welt auf sich zu lenken. Man sollte von Ernst Hugo sprechen. Es sollte so etwas werden wie jenes Fest in Abbazia, nur in ganz riesenhaftem Maßstab.
Etwas Gewaltiges. Einherschreitend wie Behemoth, hochragend wie der Koloß von Rhodos, brüllend wie der Minotauros, daß sich alles nach ihm umsehen müsse. Hugo nahm seine ganzen historischen und biblischen Kenntnisse hervor, er zog alle Schubladen seines Wissens auf und kramte nach Vergleichen. Es sollte etwas Überraschendes, etwas Apartes, etwas Noch-nie-Dagewesenes sein.
Das Jubiläumsjahr des Kaisers war da.
Das war eine Gelegenheit, um sich auszuzeichnen und die Augen der Vorgesetzten auf sich zu lenken. Hugo hatte seinem Hofrat die Zeitungsberichte über das Abbazianer Fest vorgelegt und hatte sich an einem zustimmenden Kopfnicken erfreuen dürfen. Jetzt sollte es etwas werden, das nicht mit Kopfnicken abzutun war.
Ernst Hugo wußte nur noch nicht, was …
Das war die einzige Schwierigkeit bei der Sache. Hugo strengte sich den Kopf an, daß die Schädelnähte krachten. Da wurde ein großer Festzug vorbereitet, Festvorstellungen, Jubiläumsstiftungen sollten gemacht werden – Huldigungen aller Art. Man mußte also etwas ganz Besonderes finden, das aus der Masse hervorstach.
In dem Künstlerkaffeehaus, in dem Hugo Stammgast war, trug er endlich den Freunden seine Sorgen vor. Eine Schar von jungen Leuten und zwei Damen vom Theater riefen durcheinander. Ein Bildhauer, der durch eine sehr verwickelte Gruppe zweier Liebender mit dem Katalogtitel »Brunst« berühmt zu werden hoffte, schlug vor, ein Denkmal zu widmen. Ein Maler wollte ein großes Rundgemälde der Schlacht von Kustoza malen. Ein junger Baron, der mitgenommen wurde, weil er vor kurzem eine Erbschaft gemacht hatte, meinte, man könne lebende Bilder stellen.
Bystritzky, der Dichter, rührte in seinem Schwarzen und fischte ein halbzergangenes Stückchen Zucker heraus, das er auf die Zunge nahm: »Euch Aristokraten,« sagte er, »… na ja … wenn man euch fragt … so sagt's ihr alleweil: lebende Bilder. Das paßt auch für alle Anlässe. Bei Hochzeitsfeierlichkeiten: Gretchen am Spinnrad … bei Taufen: Gretchen am Spinnrad … bei der Feier einer allerhöchsten Auszeichnung: Gretchen am Spinnrad …«
»Man kann ja auch was anderes machen,« warf der Baron ein, »zum Beispiel: Austria segnet ihre Kinder …«
»Ja freilich, daß sich die Kinder untereinander zu raufen anfangen. Da weiß ich etwas Besseres. Wir veranstalten eine Anthologie … eine Anthologie österreichischer Dichter, verstanden. Da können wir uns alle beteiligen: ich übernehme die Redaktion, der Franzl macht uns den Buchschmuck und die Illustrationen, der Prandstetter besorgt uns die Reklamen in den Zeitungen und schreibt nachher die Kritiken, die Damen können bei jeder Gelegenheit aus der Anthologie vortragen. Und der Herr Sekretär Hugo zeichnet als Herausgeber und treibt das Geld auf.«
Ernst Hugo dachte nach. Eine Anthologie war aber gar nichts Besonderes, nichts Einziges. Bystritzky zerstreute seine Bedenken: es sollte eine besondere und ganz einzige Anthologie werden, in der Ausstattung das Vornehmste und Feinste, was der Buchkunst erreichbar war. Jedes Exemplar ein Juwel von unerhörtem Reiz. Die anderen unterstützten Bystritzkys Vorschlag. Nur der Bildhauer sprach dagegen, weil er nicht dabei beteiligt war.
Ernst Hugo ließ sich endlich überzeugen. »Wenn die Wogen des Festes verrauscht sein werden«, sprach er mit vielem Schwung, »und von allen Feierlichkeiten nichts mehr zurückgeblieben als die kinematographischen Aufnahmen, dann wird dieses Buch noch weiter wirken … es wird in alle Kreise dringen, die Kulturinteressen haben, wie ein lebendiger Zeuge des geistigen Österreich in diesem denkwürdigen Jahr.«
»Bravo!« rief der Maler. Und Prandstetter ergriff Hugos Hand und beglückwünschte ihn mit beifälligem Gemurmel, wie man es mit Ministern macht, wenn sie einmal wieder recht viel versprochen haben.
Dann ließ sich Hugo vom Kellner einen Bogen weißen Papieres geben und zog mit Hilfe eines neuen Bandes Bystritzkyscher Lyrik die verhängnisvollen Senkrechten und Wagrechten der Subskription. Der Baron mußte seinen Namen obenan setzen und den Reigen eröffnen.
Mit diesem Dolche lief nun Ernst Hugo durch den Fasching. Er zückte ihn bei jeder Gelegenheit und gegen jedermann. Mitten im angeregten Gespräch brachte er ihn mit einigen erklärenden Worten hervor. Darauf ergoß sich rundum die lähmende Stille der Begeisterung. Und dann ergriff einer nach dem andern die dargereichte Goldfüllfeder und schrieb mit heimlichem Schielen nach den Vorgängern auf diesem Blatt die Summe, die er sich zu geben entschließen konnte.
Hugo stellte fest, daß die meisten Menschen von Sprichwörtern leben. »Ein Schuft, der mehr gibt, als er hat«, sagte jeder dritte. »Wenig, aber von Herzen«, war auch ein recht häufiger Wahlspruch. Und die Lateiner sprachen zum Kratzen der Goldfüllfeder: » Bis dat, qui cito dat.« Hübsch und gar nicht selten war auch das Merkwort: »Herr Möchtegern macht den Plan, aber Herr Kannicht führt ihn aus.« Es war wie bei einer Grundsteinlegung, wo jeder glaubt, er müsse zum Hammerschlag auch etwas Passendes sagen.
Dieser Fasching war für Hugo noch ereignisreicher, als seine Faschinge sonst zu sein pflegten. Er konnte um seines hohen Zieles willen keine Unterhaltung versäumen. Der Bogen bedeckte sich mit Unterschriften und Zahlen, aber der unersättliche Bystritzky behauptete, es sei noch nicht genug.
Auf dem Ball der Stadt Wien stieß Hugo mitten im Getümmel der Tanzenden auf Frau Helmina. Er folgte ihr durch das Gedränge und warf sich, kaum, daß ihr Tänzer Miene machte, sie zu ihrem Platz zu führen, auf sie. Das war ein Walzer, wie auf weichen Wolken. Frau Helmina lag biegsam in seinen Armen. Hugo glühte. Er fühlte, alles, dieser erleuchtete Saal, die rauschende Musik, die Teppiche auf den Galerien, die Blumenecken, die Bronzegruppen waren nur für ihn da.
»Ich hatte keine Ahnung, daß Sie hier sind«, sagte er, nachdem er Helmina in den Nebenraum gebracht hatte, wo Ruprecht von Boschan mit dem Major Zivkovic und zwei anderen Offizieren an einem Tisch saß.
Helmina lachte: »Ach – ich muß mich doch von Krems erholen. Ich habe vorigen Samstag in Krems getanzt.« Und nun gab sie eine lustige Schilderung des Balles. Ihr Gelächter klang wie die dünnen Champagnergläser, die hier einer fröhlichen Laune zur Begleitung läuteten.
Ruprecht von Boschan war ebenso übermütig wie Helmina. Man sah ihm an, er stand stark und fest im Glück. Um ihn war sicherer Boden. Sein Auge hatte einen kühnen und ruhigen Blick. Aus jedem Wort jubelte eine große Lust am Leben. Es war ein ganz ungemein vergnügter Abend. Zuerst wurde noch fleißig getanzt. In den Morgenstunden aber war die Unterhaltung so flüchtig, fein und prickelnd geworden, daß man sich nicht mehr in den nun staubigen und dunstigen Ballsaal begeben mochte. Man hatte das Gefühl des Schwebens auch hier. Es war veredelter Unsinn, den man sprach, bacchantisch beflügelter Witz perlte von Helminas Lippen …
Als Ernst Hugo im Dämmergrau vor seinem Haustor stand und mit dem Aluminiumschlüssel in den Eingeweiden des Schlosses bohrte, fiel ihm ein, daß er ganz vergessen hatte, seinen Dolch zu ziehen. »Oh, ich schenke es dir nicht,« murmelte er, »ich werde dich fassen. Das ist ein Anlaß … ein prächtiger Anlaß … Man muß sich immer irgendeine Brücke lassen …«
Am nächsten Sonntag fuhr er nach Vorderschluder. Er konnte es kaum erwarten, die lange Ruinenfront des Schlosses von Gars zu erblicken. Dann war es gar nicht mehr weit. Nach einigem Suchen gelang es ihm, einen Wagen aufzutreiben. Von der ansteigenden Straße sah man über die Wälder des Kamptales hin. Es war Tauwetter eingetreten, und der Nebel stieg wie Rauch aus dem schweren Schwarz da unten. Oben auf der welligen Hochebene sah man die verstreuten Gehöfte des Wolfshofener Amtes durch dünne, blaue Schleier. Dann hoben sich die Türme von Vorderschluder aus einer Bodenwelle. Die Straße senkte sich wieder zum Kamp, dessen Biegung sie hier abgeschnitten hatte.
Hugo traf Frau Helmina allein.
»Ich falle Ihnen hier ins Haus, Gnädige,« sagte er, indem er ihre Hand küßte … »was werden Sie von mir denken … ich hätte mich ansagen sollen, nicht wahr?«
»Ach, ich bin eine Freundin angenehmer Überraschungen«, sagte Helmina liebenswürdig. »Mein Mann ist natürlich draußen … Sie kommen gerade recht, um mir Gesellschaft zu leisten.«
»Ich bin ganz zu Ihren Diensten.« Hugo war doch ein wenig verwirrt.
»Erzählen Sie mir also etwas von Wien.«
»Es steht noch immer dort, wo Sie es verlassen haben. Nur sieht es ein wenig traurig aus. Sie sollten immer in Wien sein, gnädige Frau. Die Stadt verliert von ihrem Glanz. Sie besteht nur mehr aus Erinnerungen.«
»Sie glauben also, ich könnte zur Hebung des Fremdenverkehrs beitragen?«
»Sie können alles, was Sie wollen.«
Ernst Hugo berauschte sich an seiner Kühnheit. Er wurde immer wärmer in seinen Huldigungen, es riß ihn fort. Es schien ihm, dieses lächelnde Zuhören war mehr als Höflichkeit, es war Entgegenkommen. Das Dämonische, das man Helmina in Abbazia nachgesagt hatte, war im Grunde nur die Neugierde der Frau, die wissen will, wie weit der Mann wagen wird, zu gehen. Aber Frau Helmina sollte sehen, daß er kein Feigling war. Über diesen Gedanken verlor Hugo alle Richtung, und als die kleine Empireuhr auf dem Kamin zwölf silberne Schläge machte und Frau Helmina sagte: »Nun wird Ruprecht gleich da sein«, da fiel er vor ihr auf die Knie und bedeckte ihre Hand mit Küssen.
»Stehen Sie auf, Herr Sekretär«, sagte Helmina mit sanfter Bestimmtheit. »Was denken Sie von mir?«
»Ich denke nichts, ich weiß nur, daß ich Sie liebe.« »Nein, nein, ich bitte … stehen Sie auf, ich wünsche es.« Helmina drängte ihn zurück. »Was tun Sie? Ruprecht ist doch Ihr Freund. Und wir … wollen wir nicht lieber auch Freunde bleiben?«
»Gewiß!« Hugo sah auf, in Helminas ruhiges Gesicht, auf dem kein Erstaunen war.
»Wenn ich Vertrauen zu Ihnen haben soll, dann machen Sie dieser Szene ein Ende.«
Hugo gehorchte und erhob sich.
»So ist es recht. Sehen Sie, wenn ich einen Freund brauchen sollte, dann werde ich mich an Sie wenden. Ich bin gewiß, daß Sie mir helfen werden. Und nun wollen wir plaudern.«
Sie hatte aber kaum damit begonnen, so kam auch Ruprecht. Er begrüßte den Gerichtssekretär mit aller Herzlichkeit. Hugo erstarrte jetzt, wenn er an seine Unvorsichtigkeit dachte. Wie leicht hätte er überrascht werden können. Die dämonische Sanftmut Helminas hatte ihn alle Gefahr vergessen lassen.
Während des Speisens gewann er dann seine Sicherheit.
»Du weißt ja noch gar nicht, warum ich dich eigentlich aufgesucht habe?« fragte er.
»Ich freue mich, daß du gekommen bist«, antwortete Ruprecht höflich.
»Du wirst dich vielleicht weniger freuen, wenn du hörst, daß ich dich anbohren will. Du hast dich schon einmal hilfsbereit gezeigt. So etwas ist immer gefährlich. Da hast du es nun. Da bin ich schon wieder … Ich brauche nämlich Geld …« Und nun begann er seinen Plan zu entwickeln, wies seine Sammelliste vor und pries sein Unternehmen und die Namen der Mitarbeiter, die schon gewonnen waren.
Ruprecht wollte sich selbstverständlich beteiligen.
Man sprach von den Veranstaltungen dieses Jahres. Hugo nahm Frau Helmina das Versprechen ab, daß sie bei keinem Fest fehlen werde.
Der Nachmittag war hin. Man fuhr ein wenig spazieren. Das Wetter hatte sich geklärt, und hinter den dünner gewordenen Wolken konnte man die Sonne ahnen. Hugo hätte den Tag gerne verlängert. Aber der Abend kam heran, man kehrte ins Schloß zurück, man speiste zur Nacht, und die Zeit für Hugos Abreise rückte näher.
»Ich fühle mich so wohl bei Ihnen, gnädige Frau«, seufzte der Sekretär.
»Sie dürfen ja wiederkommen, wenn es Ihnen gefallen hat«, lächelte Helmina. Dann entschuldigte sie sich. Die Fahrt in der frischen Luft hatte sie müde gemacht, sie hatte Kopfschmerzen und wollte schlafen gehen.
Die Herren gingen in Ruprechts Arbeitszimmer. »Eine Zigarre, ein Glas Wein, nicht wahr!« schlug Ruprecht vor. Er klingelte. Der Malaie trat in die Türe.
»Lorenz soll eine Flasche Schönberger 1882er holen«, sagte Ruprecht.
»Lorenz ist nicht hier.«
»Ach so, er hat ja Urlaub genommen. Nach Linz … oder so was! Laß dir also die Schlüssel geben und hole ihn selbst. Du wirst ihn finden. Er muß ganz hinten im Keller liegen. Der Rotgesiegelte ist es.«
Hugo hatte inzwischen die Möbel in diesem Arbeitsraum betrachtet. Sie hatten am Stammtisch im Kaffeehaus einen Kunstgewerbler, der in Stilvergleichungen groß war. So hatte man doch eine ungefähre Ahnung der Unterschiede zwischen Gotik, Renaissance und Rokoko und konnte sich auch in diesem Belange als Mensch von Kultur bewähren. Da waren einige reizende Stücke aus vergangenen Zeiten: ein schwerer Schrank mit geschnitzten Säulen und zwei geharnischten Männern auf den Türen; ein Schreibtisch mit zierlich geschweiften Beinchen und einer ganz kuriosen und unbequemen Platte, an der man sich hätte den Magen eindrücken müssen, wenn man es im Ernst versucht hätte, zu schreiben. Es mochte allenfalls noch für kleine Liebesbriefchen von drei Zeilen gelangt haben, nicht aber für schwerere und ernstere Arbeiten. Für diese bediente sich Ruprecht eines anderen Schreibtisches, eines behaglichen Möbels aus der Biedermeierzeit, das mit freundlich schmunzelnder Politur neben einem schwarzen, schmalen Aktenschrank stand, dessen Schubladen mit Lapislazuli und verschiedenen Marmorarten ausgelegt waren, während zwei vergoldete Greife mit wütenden Gesichtern die Last trugen.
»Urväter Hausrat,« sagte der Gerichtssekretär, »das ganze Schloß ist voll davon.«
»Ja … es sind ganz vorzügliche Stücke darunter. Ich werde dir bei einem nächsten Besuch einen Pokal von Wenzel Jamnitzer zeigen. Dankwardt hat sogar eine Medaillen- und Siegelsammlung angelegt, Ich verstehe nur zu wenig davon.«
»Diese Möbel sind wahrscheinlich noch von früheren Besitzern her im Schloß?«
»Nicht viele! Die Grafen von Moreno, von denen Helminas erster Mann das Schloß gekauft hat, haben so ziemlich ausgeräumt. Aber alle späteren Besitzer haben Sammlerneigungen gehabt. Da hat man nach und nach wieder einiges hineingebracht.«
»Sehr schöne Stücke … wirklich! Sie können sich sehen lassen. Überhaupt – dieses Schloß …«
»Ja, auch das Schloß ist sehenswert.«
»Du bist ein glücklicher Mensch … und deine Frau …« Hugo streckte sich in seinem Armstuhl aus dem siebzehnten Jahrhundert aus … »du hast eine entzückende Frau.«
Ruprecht sah ihn flüchtig an und sagte leichthin: »Du hast dich doch nicht am Ende verliebt?«
Darauf sollte ein beruhigendes Lachen erwidern. Es klang aber etwas gezwungen: »Es wäre kein Wunder«, sagte der Sekretär. Und dann fuhr er fort: »Sag' einmal, bist du nicht manchmal auf die Vergangenheit deiner Frau eifersüchtig? Du bist ihr vierter Mann.«
»Das liegt mir nicht. Ich finde eine solche Art von Eifersucht lächerlich.«
»Aber – in diesem Schloß … es muß dich hier doch alles an deine Vorgänger erinnern.«
»Es war mir im Anfang auch nicht ganz angenehm. Das Leben ist ein immerwährendes Strömen und spült alle früheren Eindrücke rasch hinweg. An toten Dingen haftet die Vergangenheit weit stärker. Aus diesen Möbeln und diesen Räumen habe ich die Bilder meiner Vorgänger weit deutlicher entgegenscheinen sehen. In Helmina waren sie verströmt, verflutet, vom Leben fortgerissen.«
»Und hast du nicht daran gedacht, dir ein anderes Heim zu bauen? Ein Haus, in dem also … also niemand ist als du allein …«
»Helmina hängt an diesen Mauern … es ist seltsam. Sie wünscht manchmal in der Großstadt zu leben, das Licht, der Glanz, der Lärm zieht sie an. Sie hat einen tollen Fasching mitgemacht. Aber dieses Schloß hält sie fest. Sie kehrt immer wieder hierher zurück. Sie würde nicht zugeben, daß wir anderswo wohnen. Nun … und auch ich … ich finde dieses düstere Haus interessant. Es hat seinen Reiz … es ist, wie soll ich sagen … es ist wie ein Abenteuer, wie eine romantische Gefahr …«
Ruprechts Sorglosigkeit machte Hugo kühn. Es reizte ihn, mit dem Feuer zu spielen. »Nun … und die Gegenwart … ich meine, Helminas Gegenwart?«
»Ich verstehe dich nicht!«
»Bist du auf diese Gegenwart nicht eifersüchtig?«
»Ah … ich freue mich nur, wenn man Helmina huldigt. Übrigens bin ich ihrer sicher.«
Er ist unverschämt, dachte Hugo wütend, und es ist unerträglich, daß er recht hat.
Jana kam mit einigen Flaschen, holte Gläser aus dem Schrank mit den zwei geharnischten Männern und goß ein. Inzwischen nahm Ruprecht eine Zigarrenkiste aus einer Schublade des Aktenschrankes. Bei einem flüchtigen Hinsehen bemerkte Hugo, daß auch ein Revolver in dieser Lade lag.
»Du bist bewaffnet,« sagte er, »auch hier …?«
»Ja, eine alte Gewohnheit,« lächelte Ruprecht, »ich habe in Alaska monatelang mit dem Gewehr neben mir gearbeitet …«
Während Ruprecht sein Glas erhob und mit Hugo anstieß, bemerkte er, daß auf Janas weißem Turban schmutzige Flecke waren, wie von feuchter Erde.
»Du hast dir den Kopf angestoßen, Jana?« sagte er.
»Ich bin gestürzt, Herr …« antwortete der Malaie, »es ist Wasser in den Keller eingedrungen und hat ihn ein wenig ausgewaschen …«
»Wenn uns nur nicht die Flaschen davonschwimmen.«
Hugo hatte das nicht gehört. Er breitete den Sammelbogen vor Ruprecht aus und ließ ihn zeichnen.
»Ist es genug?« fragte der Schloßherr.
»Oh – du bist ein Engel. Danke schön. Nein, wirklich, ich ernenne dich zum Obermäzen, du stehst unter allen Gönnern obenan … ich werde dich irgendwie auszeichnen, ich muß nur noch erst darüber nachdenken.« Und nun begann er von seiner Anthologie zu sprechen, von seinen Hoffnungen, von den Aussichten, selbst bei den maßgebenden Stellen Beachtung zu finden. Seine Phantasie blühte, vom Wein befruchtet, heftig auf wie eine Rose von Jericho. Diese Anthologie würde ein Ereignis sein. Alle Autoren von Rang würden daran teilnehmen. Bystritzky hatte gute Beziehungen. Er hatte sogar Gegely aufgefordert, obzwar inzwischen dieser peinliche Vorfall …
»Ah, Gegely,« sagte Ruprecht, der bisher mit höflichem Lächeln zugehört hatte, auf einmal wie belebt, »ich habe lange nichts von ihm gehört. Ich lese keine Zeitungen. Ich finde, es ist schade um die Zeit … ich weiß also gar nicht, was unser berühmter Dichter macht …«
Hugo schlug mit den Händen auf die glatten Armlehnen seines Stuhles: »Du weißt wirklich nichts, du hast gar nichts gehört … was mit Gegely … mein Gott, das ist doch ein europäischer Skandal gewesen …«
»Aber ich weiß gar nichts … ich versichere dir …«
»Na also, Gegely hat … es ist unbegreiflich … die Psychologen zerbrechen sich die Köpfe, wie sie das erklären sollen, unser berühmter Gegely, unsere Hoffnung, unser Stolz, der Dichter der ›Marie Antoinette‹ hat … was glaubst du wohl? Er hat … er hat aus der Heidelberger Universitätsbibliothek eine Handschrift … sagen wir: versehentlich mitgenommen.«
Ah, das tat wohl, das war ein herzhaftes Vergnügen, eine solche Nachricht als erster überbringen zu können. Da war man gleich noch einmal so wichtig. Das war eine nachdrückliche Bejahung der Persönlichkeit.
Wie das den Freund erschütterte. Ruprecht war ja ganz blaß geworden. Auf seiner Stirne schimmerte es feucht. »Ist es denn möglich …« fragte er verwirrt, »er hat – gestohlen …?«
»Also – gestohlen? Juristisch gesprochen: ja. Psychologisch gesprochen: ist er einer augenblicklichen Sinnesverwirrung unterlegen.«
Ah, Genuß der Genüsse, eine solche Wirkung hervorgerufen zu haben. Das war auch so einer, dieser Gegely, der im Geld wühlen könnte; einer von den Sorglosen und Unersättlichen, der nicht wußte, wie es tat, wenn man in eine Rangklasse eingesperrt und auf seinen Gehalt angewiesen war.
»Wie ist denn das möglich?« fragte Ruprecht noch immer ganz außer sich.
»Ich weiß es nicht, was ihm eingefallen ist. Er hätte ja solche Wische zu Dutzenden beim Antiquar kaufen können. Die Sache hat natürlich mächtigen Staub aufgewirbelt … ein europäischer Skandal, wie gesagt. Man hat ihn natürlich zu retten versucht … man erklärt an diesem Phänomen herum … und schließlich hat man richtig einen schönen Schleier darüber getuscht …«
»Was ist mit ihm geschehen?«
»Man hat ihn in eine Nervenheilanstalt gebracht … aus dem U ist also ein X geworden, wie es sich in solchen Fällen gehört. Aber du wirst einsehen … Bystritzky hat ihn aufgefordert, etwas für die Anthologie herzugeben, bevor diese Sache passiert ist. Das ist jetzt etwas peinlich. Was soll man tun, wenn er wirklich etwas schickt? Man kann es doch nicht gut aufnehmen.«
»Die arme Frau!« sagte Ruprecht nachdenklich und schwenkte den Wein in seinem Glas rundum.
»Frau Hedwig … ja, es ist schrecklich für die arme Frau!« Hugo durchfuhr auf einmal ein wonniges Entzücken. Eine Erinnerung brach plötzlich hervor: »Frau Hedwig, die Blonde … sage, hast du nicht einmal …?« Hugo kniff vergnügt die Augen zusammen. »Ach ja, es war dir damals sehr schmerzlich, nicht wahr, wie sie dir von Gegely weggenommen wurde? … Du warst doch sehr verliebt. Du denkst noch immer an sie?«
»Ach was!« sagte Ruprecht leise. Er straffte sich zum Widerstand: »Eine Jugendbekanntschaft. Es ist ja doch schon lange her … ich bedauere sie … daß sie das hat erleben müssen.« Dann erhob er sich und zog die Uhr: »Wenn du den Zug noch erreichen willst, so ist es höchste Zeit, zu fahren.«
Es tat Hugo leid, die Stätte seines Triumphes verlassen zu müssen. Er hätte ihn noch gerne ganz ausgekostet. Ruprecht begleitete den Besuch auf den Hof. Fröstelnd stand man noch eine Weile in dem wieder beginnenden Regen, dann kam der Wagen aus dem Stall. Die trübseligen Lichter warfen zitternde Flecke vor die Füße der Männer. Die Pferde schnaubten und waren unruhig. Sie hatten den warmen Stall ungern verlassen. Man war auf dem Hof wie auf dem Grund eines Schachtes. Die Finsternis erhob sich ringsum in steilen Wänden.
»Also, ich danke schön für alles,« sagte der Gerichtssekretär im Einsteigen, »Handkuß der Frau Gemahlin. Na … und unsere Anthologie? Was glaubst du …« er steckte die Spitze seines kleinen Fingers durch das Knopfloch im Umschlag seines Winterrockes … »was glaubst du? Wie würde mir so etwas stehen …?«
»Großartig!« antwortete Ruprecht gleichmütig, »ich glaube, du bist für einen Orden geboren …«
»Wollen's hoffen! Wollen's hoffen!« lachte Hugo vergnügt und zog den Wagenschlag zu. Dann fuhr der Wagen in einem Bogen um Ruprecht herum und beim Tor hinaus.
Ruprecht stand noch eine Weile nachdenklich im Finstern, dann stieg er die Stiegen hinauf, an deren oberem Ende ihn Jana erwartete. Es war nicht möglich, sogleich schlafen zu gehen. Erst noch ein Glas Wein, damit man zur Ruhe kam. Diese Nachricht hatte Ruprecht aufgewühlt. Was war alles zum Vorschein gekommen. Leuchtende Jugendtage, ein blonder Mädchenkopf … es strahlte wie ein Goldschatz, der unter einem Tumulus entdeckt wird. Erst noch ein Glas Wein …
»Du kannst gehen, Jana«, sagte er.
Aber Jana blieb mitten im Zimmer stehen und sah seinen Herrn an.
»Was hast du?«
»Herr … du mußt mit mir in den Keller gehen. Ich muß dir etwas zeigen.«
»Hast du wieder ein Geheimnis entdeckt? Na also … ich bin müde. Aber wir wollen gehen, wenn du darauf bestehst.«
»Nicht über die Stiege,« sagte Jana, »es ist besser, wenn man nichts davon weiß, daß du mit mir in den Keller gegangen bist. Es ist besser, dort hinten …«
Neben dem schweren Schrank mit den geharnischten Männern war eine Tapetentür. Sie war so wohlversteckt, daß sie Ruprecht erst nach sorgsamem Suchen entdeckt hatte. Nicht einmal Helmina wollte etwas von ihr gewußt haben: »Es mag sein, daß in diesem alten Schloß noch mehr solcher Geheimnisse sind«, hatte sie gesagt. Und Ruprecht hatte auch wirklich noch in einzelnen Gemächern ähnliche Vorkehrungen gefunden, solche versteckte Türen, drehbare Bilder, hohle Wände, den ganzen Apparat mittelalterlicher Romantik, den der phantasiereiche Graf Erwin Moreno beim Umbau des Schlosses verschont hatte. Das war damals die Zeit von Grillparzers »Ahnfrau« gewesen. Man konnte sich darauf etwas zugute tun, wenn man solche Dinge in seinem eigenen Schloß hatte. »Ich finde so etwas beinahe unheimlich«, hatte Helmina gesagt. »Unheimlich? Nein!« hatte Ruprecht lächelnd entgegnet, »aber feudal, hochfeudal! Schade, daß wir nicht auch eine weiße Frau auf diesem Schloß haben, die den Tod der Besitzer anzeigt.« Und auf den Blitz aus Helmis Augen hin war er fortgefahren: »Übrigens ist es sehr verwunderlich, daß noch niemand dahintergekommen ist … da kann man wieder sehen, wie wenig Aufmerksamkeit wir unserer täglichen Umgebung schenken.«
Dieses Schloß war also ein richtiger Fuchsbau. Im Grunde aber waren alle diese Geheimnisse recht harmlos. Die dunkeln Treppen mündeten in irgendeinen Gang, die Türen führten in verborgene Kammern, die drehbaren Bilder versteckten leere Nischen. Wenn dies alles einst seine Bedeutung besessen hatte, so war es doch belanglos geworden und jetzt sozusagen nur zu Stimmungszwecken vorhanden.
Hinter der Tapetentüre in Ruprechts Arbeitszimmer war eine enge Wendeltreppe. Sie führte an einer lichtlosen Kammer vorbei nach dem Korridor zur ebenen Erde; unweit einer Glastüre in den Garten war ihr Ende hinter der Wandbekleidung aus altem Eichenholz versteckt.
Jana ging mit einer Lampe voran. Unter den Tritten der Männer ächzten die Stufen. Vom Ende der Treppe waren es nur wenige Schritte bis zum Kellerhals. Die rostige Eisentür war von Jana nicht verschlossen worden. Er öffnete sie ohne Geräusch und tauchte Ruprecht voran in das feuchte Dunkel.
Hier unten gab es eine Menge von Räumen. Die ersten waren mit Lebensmitteln angefüllt, dann kamen die Vorräte von Holz und Kohlen, ganz hinten, durch ein hölzernes Gatter von dem übrigen Keller abgeschlossen, war der Wein gelagert. Zu diesem Gatter hatte sonst nur Lorenz den Schlüssel. Seiner Sorgfalt war die Pflege der kleinen und großen Fässer anvertraut, die hier in Reihen lagen. Auf jedem von ihnen war ein sauberes Täfelchen angebracht, das Lage und Jahrgang anzeigte. Im Hintergrund waren die Flaschenweine in den Sand gebettet. Die verstaubten Flaschen waren gleichmäßig ausgerichtet, in Gruppen geordnet und kehrten ihre mit edler Kellerpatina bedeckten Etiketten nach oben.
Ein leises Rauschen und Nieseln leitete Ruprecht durch die Flaschenreihen zum Ende des Kellers.
Jana hob die Lampe und deutete auf einen dunkeln Fleck an der Wand. Hier war das Wasser eingebrochen, schoß in kleinen Strahlen zwischen den Steinen hervor und bahnte sich seinen Weg im Sand. Die Flaschen waren hier durcheinandergeworfen und schwammen halb in dem durchweichten Boden. Und ganz hinten zeigte sich eine dunkle Öffnung. Es war klar: hier hatte sich das Wasser einen Weg gebahnt und hatte ein Loch in der Mauer, das vom Sand verschüttet gewesen war, freigelegt. Es schoß nun in kleinen Wasserfällen hinab und riß den weichen Brei mit, so daß die Öffnung immer größer wurde. »Warst du schon unten?« fragte Ruprecht.
»Nein, Herr, aber ich glaube, es wird gut sein, wenn wir nachsehen, wohin es da geht.« Und der Malaie ließ sich ohne Zögern auf die Knie nieder und kroch voran, in das Loch hinein. Ruprecht leuchtete ihm dabei mit ausgestrecktem Arm. Er wollte über das Mißtrauen seines Dieners lächeln und über diese abenteuerliche Untersuchung in den Grundgewölben eines alten Schlosses. Aber er war dennoch ganz seltsam aufgeregt. Als Jana bis zum halben Leibe hinabgeglitten war, fühlte er Boden unter sich. Er nahm die Lampe aus der Hand seines Herrn. Ruprecht folgte ihm rasch.
Sie waren in einem tiefer gelegenen, leeren Keller, dessen Wände sich nahe über ihren Köpfen zu einem Gewölbe vereinigten. Das Wasser stand bereits handhoch darin, ohne einen Ablauf zu haben. Ruprecht fühlte die Nässe durch seine Schuhe dringen.
Jana leuchtete umher. Hier war nichts zu sehen. Gerade gegenüber aber war wieder eine niedere Türöffnung. Einige Stufen leiteten zu ihr hinauf.
»Weiter«, sagte Ruprecht, vom Eifer des Forschens ergriffen.
Auch der Raum, in den sie jetzt eintraten, war leer. Eine stickige Luft machte das Atmen schwer. Die Lampe brannte trübe. Sie durchsuchten das Gewölbe und drängten sich durch einen schmalen Spalt in einen nächsten Raum.
Noch mehrere Gewölbe folgten. Bald ging es hinauf, bald hinab, dann kam ein Gang, dann wieder mehrere Kammern.
Zuletzt kletterten sie auf feuchten Stufen ziemlich tief hinunter.
Ruprecht prüfte die Wände. »Ich glaube, wir müssen hier bei dem Turm sein. Diese Steine sind von Riesen übereinandergelegt.«
Jana stand bei einer Öffnung in der Mauer, die zu klein war, als daß man hätte hindurchkriechen können. Er hatte den Arm mit der Lampe in die Dunkelheit hineingereckt und warf seine mißtrauischen Blicke wie Harpunen aus.
»Es ist nichts,« sagte Ruprecht, »kehren wir um. Ich bin ganz naß.«
Da wandte sich Jana um. An seinem Blick hing das Entsetzen. »Herr,« sagte er, »schau' hier hinein.«
Ruprecht trat an die Öffnung und steckte den Kopf an Janas ausgestrecktem Arm vorbei. Das Licht der Lampe reichte nicht weit. In seinem Bereich war nichts zu sehen. Dann aber schien es, als sei jenseits des hellen Kreises doch noch ein Gegenstand zu erkennen. Etwas Gelbliches, wie ein faulender Kürbis … ein menschliches Gesicht in grinsender Verzerrung.
Ruprecht fuhr zurück. »Jana,« sagte er, indem er den Arm des Malaien faßte, »dort liegt ein Leichnam.«
»Ich sehe drei tote Menschen«, nickte der Diener.
»Jana – Jana!« Ruprecht hatte sich mit dem Rücken an die Mauer gelehnt und sah dem Malaien starr ins Gesicht.
»Ja … Herr!«
Nur das Atmen der zwei Menschen und das leise, ängstliche Surren der Lampe war in der tiefen Stille.
»Es kann noch aus der Zeit sein …« sagte Ruprecht endlich, »… man hat früher auf solchen Schlössern mit Gefangenen nicht viele Umstände gemacht. Und es kommt vor, daß sich in der Kellerluft die Körper durch viele hundert Jahre erhalten. Ich selbst habe das schon oft gesehen.«
Jana sah noch einmal durch die Öffnung: »Herr,« sagte er, »die Kleider sind so wie die deinen. Die Menschen auf den Bildern oben im gelben Saal haben andere Kleider.«
»Man kann nicht hinein,« sagte Ruprecht, indem er die festgefügten, gewaltigen Steine betrachtete, »es ist unmöglich. Man müßte Werkzeuge haben.«
»Laß den Toten ihre Ruhe, Herr! Es ist genug, daß du weißt, daß hier unter dem dicken Turm drei Leichen liegen. Du solltest dieses Schloß verlassen.«
»Es ist Helminas Schloß, Jana! Helminas Schloß! Ich sehe, du glaubst, sie weiß davon.«
»Ja! Sie wird dich töten, Herr! Komm von hier fort. Komm wieder nach Indien.«
»Nein, Jana, ich kann nicht. Ich will sehen, ob du recht hast. Dieses Abenteuer muß bestanden werden.«
»Du wirst unvorsichtig sein … Du wirst dich verraten … Dann bist du verloren.«
Ruprecht richtete sich auf: »Hast du noch keine Proben, daß ich auch schweigen kann? Du sollst sehen! Es ist gut, Jana, daß ich dieses weiß … Gehen wir zurück. Du wirst meinen nassen Anzug nehmen und alle Spuren beseitigen, Jana … Es soll niemand davon wissen, daß wir heute nacht hier waren … Im übrigen kann ich nicht glauben, daß du recht hast. Helmina weiß nichts von diesen Dingen … es ist überhaupt ein Unsinn. In unserer Zeit kann ein Mensch nicht so ohne weiteres verschwinden.«
Jana sah seinem Herrn fest ins Gesicht. Aber vor das Grauen war eine eiserne Entschlossenheit geschoben. Ruprechts Mienen waren gespannt, aber ruhig, wie sie Jana von den Jagden in indischen Dschungeln her kannte.