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» G ott sei Dank, daß Ihr endlich kommt!« sagte der Stadtrath, als Wolfgang und Onkel Peter in das Wohnzimmer traten.
Er hatte an dem runden Tisch, der in der Mitte des Zimmers stand, gesessen, und sich erhoben, um den Beiden entgegenzugehen, aber er sank alsbald wieder in den Stuhl zurück und verbarg das bleiche Gesicht in den zitternden Händen.
Wolfgang trat an ihn heran und legte ihm die Hand auf die Schulter.
»Die Mutter ist todt, Vater?«
»Nein, sie lebt, aber sie leidet so furchtbar; ich kann es nicht mehr mit ansehen.«
Der unglückliche Mann war wie gebrochen; der Anblick Onkel Peter's, der seit zehn Jahren diese Schwelle nicht überschritten hatte, war ohne Eindruck auf ihn geblieben.
»Sei ein Mann, Schwager!« sagte Onkel Peter; »laß uns zusammen tragen, was dem Einen zu schwer wird.«
Der Stadtrath richtete das verzerrte Gesicht empor und blickte seinen Schwager mit irren Blicken an:
»Sie war Dir sehr werth!« sagte er.
»Das weiß Gott;« seufzte der arme Onkel Peter.
Wolfgang war in das Zimmer gegangen, wo die Mutter lag. – Die wenigen Stunden, daß er sie nicht gesehen, hatten sie furchtbar verändert; der junge Dr. Brand, der auf Wolfgang's Wunsch anstatt des alten Medicinalraths die Kranke in der letzten Zeit behandelt hatte, war im Zimmer. Er faßte Wolfgang, der in dumpfem hülflosem Schmerz in das theure entstellte Antlitz starrte, leise an der Hand, zog ihn mit sanfter Gewalt einige Schritte vom Bette fort und sagte:
»Sie sind auf das Schlimmste gefaßt, Herr von Hohenstein?«
»Ja!«
»Sie müssen es sein. Ihre liebe Mutter wird diese Nacht nicht überleben.«
»Wird sie noch sehr leiden?«
»Sie ist die meiste Zeit ohne Bewußtsein; ich thue, was in meinen Kräften steht. Verlassen Sie sich auf mich.«
Wolfgang drückte dem Doctor die Hand, und ging hinaus, um Onkel Peter Nachricht zu bringen …
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Es war eine lange bange Nacht – eine Nacht, in der die Minuten zu Jahren werden, zu Jahren voller Höllenqualen – eine Nacht, deren Graus aus dem Schuldbuch des Lebens alle Fehle wegwischen müßte, wie ein nasser Schwamm die Kritzeleien eines müßigen Knaben von der Schiefertafel; eine Nacht, in welcher sich der Mensch tausendmal fragt: ob es nicht ein Hohn sei, ihn geboren werden zu lassen, um dies zu erleben?…
Onkel Peter saß nicht weit von dem Bette, das vor der Zeit ergraute Haupt in die Hand gestützt – stumm, regungslos, wie ein Indianer, der, an den Marterpfahl gebunden, seinen Feinden den Triumph nicht gönnt, ihm einen Schmerzenslaut erpreßt zu haben. Nur einmal – und das war, wie Margareth in ihren Phantasien anfing, von dem alten Haus in der Ufergasse zu sprechen und von dem Bruder Peter, der immerdar so unendlich gut gegen sie gewesen sei, der sie so sehr geliebt und dem sie seine Liebe so schlecht vergolten habe – stand Onkel Peter leise auf, ging in die dunkelste Ecke des Zimmers und weinte wie ein Kind …
Es war eine lange, bange Nacht.
Als der graue Morgen durch die Vorhänge dämmerte, neigte Margareth ihr Haupt auf die Seite; ihre schmerzdurchwühlten Züge nahmen den alten Ausdruck milden, schwermüthigen Ernstes an. Das Ziel der langen leidensvollen Wallfahrt war erreicht; … ein paar tiefe Athemzüge … die Last des Lebens sank von der müden, gepreßten Brust – auf immer! auf immer!