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Sie waren noch gar nicht so lange da, und doch erschien ihnen schon alles ekelhaft und grauenvoll.
In der Finsternis machte sich ein nichtsnutziges, gemeines, häßliches Leben breit. Die hüllenlosen und obdachlosen Menschen berauschten sich an der wilden Luft der finstern Nacht.
Sie hatten einen schlechten Schnaps und schweres Bier mitgebracht. Nun tranken sie die ganze Nacht und schrien mit heiseren Stimmen. Sie verzehrten übelriechende Speisen. Sie sangen unflätige Lieder. Sie führten schamlose Tänze auf. Sie lachten. Hie und da ertönten verdächtige Geräusche. Widerlich kreischte eine Ziehharmonika.
Die ganze Luft war von Gestank erfüllt, alles war ekelhaft, finster und unheimlich.
An allen Ecken und Enden klangen trunkene und heisere Stimmen.
Hie und da umarmten sich Männer und Weiber. Unter einem Strauch ragten zwei paar Beine hervor und klangen die abgerissenen häßlichen Schreie sich sättigender Wollust.
Auf den wenigen noch freien Plätzen standen die Leute in kleinen Kreisen, in denen etwas vorging.
Ekelhafte schmutzige Gassenjungen tanzten den Kasatschók.
In einem der Kreise tanzte ein betrunkenes Weib ohne Nase. Es hob schamlos den schmutzigen und zerrissenen Rock und sang mit häßlicher näselnder Stimme. Die Worte des Liedes waren ebenso schamlos wie ihr schreckliches Gesicht und der schreckliche Tanz.
»Wozu hast du das Messer?« drang ein Schutzmann auf jemand ein.
»Ich bin Arbeiter,« antwortete eine freche Stimme. »Ich habe das Werkzeug zufällig mitgenommen. Kann es auch jemand in den Bauch stoßen.«
Ringsum erhob sich ein Lachen.
Die Kinder gingen durch die häßliche Menge, durch das wilde Toben des zu Unzeit erwachten Lebens. Sie gingen immer im Kreise umher, und das Feld erschien ihnen endlos.
Das Vorwärtsgehen wurde immer schwieriger, immer enger umschloß sie die Menge.
Es war, als ob die Menschen um sie her aus dem Boden wüchsen.
Die Menge rückte plötzlich noch mehr zusammen. Es war furchtbar eng. Eine schwere Schwüle schien über die Erde zu ziehen und die Gesichter hinaufzukriechen.
Vom dunklen Himmel rieselte aber eine seltsame dunkle Kühle herab. Jedermann mußte zum abgrundtiefen Himmel und zu den kühlen Sternen emporschauen.
Ljoscha schmiegte sich an Nadjas Schulter. Er war plötzlich so furchtbar schläfrig . . .
. . . Da fliegt er schon durch den blauen Himmel, so leicht und frei wie ein Vogel . . .
Jemand stieß ihn. Ljoscha erwachte und sagte mit verschlafener Stimme:
»Ich wäre eben beinahe eingeschlafen. Habe sogar etwas geträumt.«
»Schlaf nur nicht ein,« sagte Nadja besorgt, »sonst verlieren wir einander in der Menge!«
»Auch ich möchte gerne schlafen,« klagte Katja leise.
»Daß wir einander nur nicht verlieren!« sagte Nadja.
Sie suchte sich Mut zu machen. Sie sagte:
»Wollen wir doch Ljoscha in die Mitte nehmen!«
»Ja, gewiß,« sagte Ljoscha mit matter Stimme.
Er war blaß und seltsam gleichgültig.
Die Schwestern nahmen ihn in die Mitte. Sie schützten ihn vor den Stößen, und das gab ihnen einige Zerstreuung. Sie konnten aber nicht mehr lange nebeneinander gehen: die Menge stieß sie nach allen Seiten.
»Nun sind wir da!« sagte eine seltsam vergnügte und dabei gleichgültige Stimme: »Jetzt wäre es Zeit, daß man die Geschenke verteilt.«
Eine andere Stimme antwortete:
»Warte nur, am Morgen werden die Herren kommen, die die Verteilung unter sich haben.«