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Karlsruhe, 4. November 1842 (an Schaller)
Liebster Freund Schiller! Dein Brief wurde mir nach Hallstadt nachgeschickt. Auf der Reise kam ich nicht dazu zu schreiben. Ich war die letzten 14 Tage vor der Hochzeit so hin, daß ich nicht mehr recht auf den Füßen stehen konnte: Hitze, Arbeit, Herumlaufen und eine mörderische Cucarilla [?] brachten mich ganz auf den Hund, so daß ich mit genauer Not das Notwendigste voreinander brachte. Ich fuhr im gepackten Wagen nach Lichtenthal, wurde um 12 Uhr getraut und fuhr um 4 Uhr davon. Es ging über Offenburg, Donaueschingen nach Konstanz, wo wir den 3. Tag eintrafen. Von da nach Lindau und noch denselben Tag per Eilwagen nach Kempten. Von da über Reutte, (2 St. von Hohenschwangau, das ich mich aber nicht entschließen konnte anzusehen), Lermoos und Telfs nach Innsbruck, wo wir einen Tag blieben, abends mit dem Eilwagen abfuhren und den andern Tag um halb 6 in Salzburg ankamen. Es war der 11. und den 12. nach 9 Uhr fuhren wir nach einem Spaziergang über den Mönchsberg wieder weiter. Ich fürchte fast, wir waren denselben Tag in Salzburg, ohne es zu wissen. In Hallstadt blieb ich 12 Tage, restaurierte zwei alte Temperabilder an der Kirche und machte eine kleine Zeichnung mit Wasserfarben. Die Gegend ist herrlich und ich kann sagen, daß ich da sehr zufriedene Tage erlebte. In Linz hielt ich mich 2 Tage auf und fuhr mit dem Dampfschiff nach Wien. In Nußdorf wartete Bruder, Schwestern und Nichten, so daß man sich im Gedränge aus den Augen verlor. Ich wohnte die ersten Tage mit Frau und Bruder Franz, der mitgereist war, im Wirtshaus auf der Wieden, nach 3 Tagen erst zog der Wiener Bruder von Hietzing in seine Stadtwohnung und ich zu ihm. Wir blieben 3 Wochen, aßen aber nur drei- oder viermal zu Hause, so zahlreich waren die Einladungen. Am 18. Oktober reiste ich mit dem Eilwagen nach Linz, wo ich Rasttag machte, dann nach Regensburg, wo ich 2 Tage blieb. Dann mit dem Landkutscher in sehr bequemem Wagen über Ingolstadt, Donauwörth, Nördlingen. Über Gmünd nach Stuttgart, wo ich wieder einen Tag blieb. Sonntag abends um 6 Uhr traf ich hier ein. Die Wohnung fand ich eingerichtet (Stephanien-Straße Nr. 70), geheizt und beleuchtet. Hochzeitsgeschenke die Menge und Schwiegermutter, Schwager und Freundinnen der Frau versammelt. Ich habe Platz für einen Gast, ja ich könnte ohne viel Ungelegenheit einen Schüler oder Gehilfen abgesondert einlogieren. Im Bau bekomme ich ein geheiztes Atelier.
Über meine Badener und hiesigen Angelegenheiten soll bald etwas entschieden werden. Die Aussichten sind ziemlich günstig. Das beste ist, daß ich ganz gefaßt bin, auf eigene Faust und Rechnung eben so gern, fast noch lieber zu arbeiten als auf Bestellung. Das tägliche Brot ist nicht zu wenig, sondern etwas sehr Dankenswertes, wenn man denkt, wie manchem es knapp zugemessen ist. Schnorr gratuliere bestens zur glücklichen Vollendung seiner Arbeit und der großen Anerkennung, die sie findet. Du schreib recht bald und versprich einen Besuch, damit Du die kärgliche Zumessung von diesem Sommer wieder gut machst. Leb wohl und schreib recht viel von allen Freunden und Bekannten. Genelli und Schütz schönstens zu grüßen vergiß nicht von Deinem Freund Schwind.