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Karlsruhe, 29. Juli 1842 (an Therese von Frech)
Beste gnädige Frau! Noch immer bin ich altes dickes Haus Bräutigam, gewiß einer der betrübtesten Zustände, in denen man sich befinden kann. An dem Tag meiner Hochzeit will ich mit einem großen Schwur alles was Zukunft heißt aus meiner Rechnung ausstreichen und über die Vergangenheit ein Kreuz machen wie ein Haus. Wohlverstanden über das, was geschehen ist, nicht über die Personen, und das heißt wiederum, wenn Sie von der Nettel etwas wissen, so lassen Sie mir's ja zukommen. Trotz allen Männern und Kindern und was weiß ich denk ich doch immer gern an sie und das prächtige Leben, das wir zusammen gehabt haben. Sie werden denken, das sei schlimm für die Braut, dem ist aber nicht so. Das ist ein so gutes und allerliebstes Geschöpf als eins zu denken, und ich bin überzeugt, daß ich, wenn nicht von außen Unheil kommt, ein ganz gutes Leben führen werde. Mir, der ich immer in einem verehrenden und pagenartigen Verhältnis zu meinen Schätzen war, kommt es etwas spanisch vor, daß ein so schönes und stattliches Mädel ganz in meiner Gewalt ist, aber es ist gar nicht übel und meinem Alter anpassender als dumme und unerfüllte Wünsche. So rede ich aber nebst Ihnen nur zu ganz wenig Leuten, das heißt meinen Brüdern und sonst niemand, denn ich fange auch an zu bemerken, daß man einiges auf dieser Welt für sich behalten muß. Neben aller Weisheit muß ich aber auch gestehen, daß ich bis über die Ohren verliebt bin und, gequält von meiner kranken Leber, geärgert von Warten und meiner ganz prosaischen Schwiegermutter, Szenen aufführe, die eines Achtzehnjährigen vollkommen würdig wären.
Um aber von etwas Gescheiterem zu reden als meinen Gedanken, so steht zu vermelden, daß mein Bild anfangt fertig zu werden. Die Plage ist ärger, als man sich vorstellt. Ich war auch eine Zeitlang so in Verwirrung, daß ich das dummste Zeug gemacht, und mir vor Ändern und wieder Ändern nimmer wußte, wo mir der Kopf stand. Am 1. September, wenn die Verkündigungen ordentlich gehen, kann Hochzeit sein, und zwar in der Lichtenthaler Kirche, worauf ein paar Tage in Baden zugebracht werden und dann über Regensburg nach Linz, und von da über Gmunden nach Hallstadt gereist wird. Wenn Sie so lang in Gmunden bleiben, was ich hoffe, so sind Sie die ersten, die meinen Schatz sehen werden. Wie werden Sie mich als Ehmann auslachen, aber der Kuckuck mag ein alter Junggeselle werden oder bleiben! Von da wird wieder nach Linz zurückgefahren und vielleicht in Ihrer Gesellschaft nach Wien gerutscht. Ich will haben, daß meine Frau meine Freunde sieht, damit ich mit ihr davon reden kann und der Schaden ausgebessert wird, daß wir keine gemeinschaftlichen Erinnerungen haben. Auch brauche ich nach so langer Plage wieder eine Erfrischung. – Sie kommen noch einmal ins Badener Land, oder ich werde einmal mit Glanz nach Wien gerufen, oder muß mich mit Schand und Spott dahin zurückziehen, da wollen wir recht dahinter her sein. Ein Mensch, der an der Kunst keine Freude hat, ist wie ein Kind das nicht spielen kann, ein dummes, knechtisches Ding. Es kann sein, daß ich hier eine sehr schöne Arbeit bekomme, 14 Bilder nämlich, in der neuen Trinkhalle in Baden. Das wäre ein Platz wo man sich könnte sehen lassen. Wird aber nichts daraus, so habe ich schon meine Sachen gerichtet, und arbeite dann mit Hilfe, daß das Ding ein wenig schneller geht. Ich hoffe, die »gedankenlose Kunst« wankt etwas auf ihrem Altare, und welche Freude, ihr auch ein paar Fußtritte zu versetzen. Auf meinen Schatz kann ich mich glücklicherweise ganz verlassen, sie macht sich nichts aus ein paar Gulden weniger des Jahrs. So hätte ich denn wieder einmal geschwätzt nach Herzenslust. Leben Sie recht wohl, und schreiben Sie und Frl. Mimi wieder ein paar Zeilen. Meine Ankunft in Gmunden wird noch gemeldet. Wäre doch das Schicksal so liebenswürdig und brächte mich auf lange, auf immer in Ihre Nähe. Wenn Sie Ihrer Frau Tochter schreiben – alles Schöne von
Ihrem ergebensten Schwind.