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Funfzehntes Kapitel.


Wir verließen Finkenberg vor dem Bette Peggy's in Blankenaar stehend und völlig daran verzweifelnd, die Verstocktheit des Burschen zu erweichen. Drohungen, Geldversprechungen, Bitten, Alles war wirkungslos an diesem Menschen niedergeglitten, der hart schien wie das Holz eines seiner heimatlichen Shelelagh's. Finkenberg hatte seiner Ungeduld und seinem Unmuth in einem zornigen Ausruf Luft gemacht und wollte sich zum Gehen wenden, als laut an die Thüre des Dachkämmerchens geklopft wurde, in welchem er sich befand.

Auf Peggy's: »Herein!« trat ein junger Bauer in die Kammer, grüßte Peggy, warf einen kleinen Reisesack vom Rücken und setzte sich in eine Ecke, ohne zu sprechen.

Peggy, der bis jetzt ein großes Behagen an Finkenberg's Verlegenheit gezeigt hatte, indem er lachend die Zähne wies, wurde nun plötzlich ernsthaft und, nachdem er einige Mal sich heftig geräuspert hatte, sagte er zu dem Bauer:

Es ist nichts mit dem Heukauf, Hermann; der Jude Koppel will es uns einen Gulden wohlfeiler lassen, die tausend Pfund!

Der Bauer sah auf; Finkenberg bemerkte, daß sein Blick Verwunderung ausdrückte und daß Peggy ihm darauf mit blinzelnden Augen einen Wink zu geben suchte.

Der Bauer verstand ihn; er versetzte:

Nun macht nur Euer Geschäft mit dem Herrn da ab, wir wollen dann später sehen, ob wir nicht noch einig werden.

Nachdem Finkenberg noch einen prüfenden Blick auf den eben Gekommenen geworfen und wahrgenommen hatte, daß er die Spuren einer längeren Wanderung an sich trage, verließ er Peggy. Draußen aber, vor dem Schlosse, wartete er auf den Bauer; er hatte genug gesehen, um zu wissen, daß dieser Mensch ein Geheimniß mit Peggy theile. Es war höchst wahrscheinlich, daß er ein Bote Theo's sei, die sich durch ihn von ihrem zuverlässigen Diener Nachrichten verschaffen oder Sachen holen lassen wollte, deren sie in ihrem Versteck bedurfte.

Der Bauer verließ nach einer Weile das Schloß. Finkenberg bemerkte, daß sein Reisesack gefüllter war, als er bei seinem Kommen gewesen; auch fiel ihm jetzt ein, daß er dieselbe Gestalt am Tage vorher mit einem Briefe in Surenburg ankommen gesehen hatte; kurze Zeit nachher hatte ihm dann Herbertine von Theo's Flucht erzählt.

Der Bauer wanderte auf Communal- und Fußwegen in nördlicher Richtung von Blankenaar rüstig dahin. Finkenberg wurde es bald müde, ihm ungesehen in der Entfernung zu folgen; er hatte heute schon einen bedeutenden Weg zurückgelegt und durfte zudem sich nicht zu weit von Schlettendorf entfernen, das er noch an demselben Abend wieder erreichen mußte. Ein rasches Pferd stand freilich in Blankenaar, aber sein morscher, angegriffener Körper verbot ihm zu große Anstrengungen.

In dieser Verlegenheit sah er zu seiner Freude einen Scheerenschleifer, der mit Weib und Kind und dem vor seinen Karren gespannten Hunde an einer Wallhecke kauerte. Niemand Besseres konnte gefunden werden, als solch ein heimatloser, durch die Art seines Erwerbs auf Schlauheit und List angewiesener Strolch. Finkenberg gab ihm ein Geldstück und setzte ihm auseinander, was er zu erfahren wünschte; der Scheerenschleifer machte sich, mit Hinterlassung von Weib und Kind und Habe stracks auf die Sohlen, dem jungen Bauer nach und Finkenberg konnte ruhig heimkehren.

Am dritten Tage, in der frühesten Dämmerung des Morgens, wurde unter einem bestimmten Fenster des Schlosses zu Schlettendorf das von Finkenberg mit dem wandernden Sohne der Haide verabredete Zeichen gegeben. Finkenberg kam bald darauf heraus und fand unter einer nahen Gruppe von Platanen den Vagabunden, den der Bauer richtig ans Ziel geführt hatte.

Finkenberg erhielt vollständige Auskunft und da Graf Valerian ihm am vorigen Tage angekündigt hatte, daß er nächstens nach der Hauptstadt reisen werde, um dort mehrere Tage zu verweilen, so beschloß Finkenberg, diesen Zeitraum, der ihn zum Herrn über sich selbst machte, zu benutzen, um das Edelfräulein in ihrem Zufluchtsorte aufzusuchen. Er wünschte jetzt vor allen Dingen zuerst eine Unterredung mit ihr. Der Scheerenschleifer hatte ihn nämlich versichert, nach seinen Erkundigungen bei den Nachbarn des Bauerhofes, auf dem Theo weilte, sei von einem Irrsinn des Fräuleins bei Allen, welche um ihre Anwesenheit gewußt, gar nicht die Rede gewesen.

Finkenberg vermuthete nun, daß irgend eine neue Intrigue seiner Feindin bei der Behauptung vom Wahnsinn Theo's im Spiele sei. Um dem auf den Grund zu kommen, wollte er Theo selbst sehen und sprechen.

Vierzehn Tage fast vergingen, ehe er es möglich fand, seinen Vorsatz auszuführen. An dem Abende des Tages, welcher auch den Arzt und die Seinigen in Theo's Nähe brachte, langte er, auf Nebenpfaden ungesehen sich nähernd, auf dem Hofe an. Schon dämmerte es; am Bauerhause zwischen Garten und Baumhof sah er die Männer unter dem Birnbaum sitzen, Theo und die Frau des jungen Arztes wandelten den Garten hinunter, zwei liebliche, schlanke Gestalten, die zarte, hellblonde junge Frau sich wie schüchtern schmiegend an die dunkellockige Schönheit des Fräuleins, deren edle Umrisse mehr Fülle und deren stolzer Gang eine eigenthümlich kräftige und energische Elasticität in Bewegung und Wesen verriethen.

Finkenberg wartete, bis der Garten verlassen war und Theo sich in ihren Pavillon zurückgezogen hatte. Wir sahen ihn darnach den Beobachter des Fräuleins machen, in einem Augenblick, wo sie sich vor jedem Menschenauge geborgen hielt.

In Gedanken versunken ging er sodann noch eine lange Zeit in dem Eichkamp auf und ab. Es wurde stiller und stiller auf dem Gehöfte; nur zuweilen noch tönten Stimmen von den Häusern der zerstreut wohnenden Heuerleute herüber, die Abendgrüße scheidender Besucher; dazwischen das kurze Bellen eines Schäferhundes und ganz aus der Ferne herübertönend das langgezogene »Heloe, loe!« der Buben am Hirtenfeuer auf der Haide, ein Gesang von eigenthümlicher Melodie, die Anklänge an heidnische, uralte Weisen und an geheimnißvolle Anrufungen dunkler Gottheiten zu enthalten scheint. Die Nachtvögel begannen zu flattern und streiften mit ihren langen, spitzen Schwingen die niedern Zweige, daß sie lange nachschaukelten. Der Schrei einer Eule tönte aus der Ferne: »Komm mit! komm mit!« wie das Volk ihn deutet.

Finkenberg fuhr aus seinen Gedanken empor und besann sich, daß er vor allen Dingen zuerst jetzt ein Nachtlager aufzusuchen habe.

Durch die Baumstämme schimmerte ein Licht welches aus einem der Heuerhäuser leuchtete. Finkenberg richtete seine Schritte dahin; als er eine Strecke gegangen, tauchte eine kleine, gnomenhafte Gestalt neben ihm empor; sie schien hinter einem Stechpalmstrauch gekauert zu haben und sprach leise vor sich hin. Es war »Hexenlene«, welche im Mondschein Kräuter sammelte. Finkenberg war eine furchtsame Natur und erschrocken schritt er an dem kleinen, murmelnden Ungethüm vorüber.

Als er das Haus erreicht hatte – eine ziemlich geräumige, mit einem Strohdach versehene und aus Fachwerk erbaute Bauerhütte – beschloß er zuerst einen recognoscirenden Blick in das Innere zu werfen, ehe er anklopfe. Die Fenster waren niedrig genug, um bequem hindurchschauen zu können. Ein Torffeuer und eine kleine Lampe, in der ein Binsendocht brannte, erhellte den Raum.

Eine Frau im rothen Friesrock nahm aus dem braungebohnten Schrank eine Branntweinflasche und zwei kleine Gläser. Zwei Männer von nicht viel Zutrauen einflößendem Aeußern hatten einen runden Tisch an das Feuer geschoben und saßen zu beiden Seiten desselben, ihre Sohlen gegen die Torfflamme wendend und sich wie ermüdend auf den Stühlen streckend. Es waren keine Bauern, schien es, denn sie trugen Kittel und Mützen, wie sie die Bauern jener Gegend nicht kennen; und da sie ziemlich widerwärtige Physiognomien hatten und reisenden Roßtäuschern oder Leuten verwandter Berufsarten ähnlicher sahen, als Jemanden, der mit ihnen unter einem Dache zu schlafen vorhatte, lieb sein konnte, so beschloß Finkenberg sich in ein anderes Haus zu begeben und dort ein Obdach nebst einem Haufen ausreichenden Strohes zum Nachtlager zu suchen.

So wandelte er wieder in den Wald hinein, in der Richtung nach zwei andern Heuerhäusern zu, die etwa anderthalb Büchsenschuß weit entfernt liegen mochten und in deren Innerm sich jetzt auch kleine rothe Lichter entzündet hatten. Ein Fußpfad schien dorthin zu führen, senkte sich aber bald und lief am Ufer eines schmalen Baches durch niedriges Unterholz weiter.

Finkenberg hatte sich noch nicht funfzig Schritte weit in das kleine Thal vertieft, als er über sich Stimmen hörte. Er schlich sachte voran und erblickte bald die Sprechenden. Ueber ihm, an dem kleinen Hang, der von dem Niveau des Gehölzes in das Thälchen des Waldbachs sich niedersenkte, unter einer mächtigen, uralten Buche, stand eine hölzerne Gartenbank und zwei Männer schienen an diesem stillen Platze sich so in ihre Gedanken und wechselseitigen Mittheilungen vertieft zu haben, daß sie darüber das Heimkehren vergessen hatten.

Glauben sie das nicht, sagte der Eine, der sein Kinn in die flache Hand stützte und in sinnender Stellung dasaß; sie hat eine große Zukunft, die Kirche, schon allein deshalb, weil sie durch die jetzige Stellung der Weltgewalten zu einander ein politisches Princip vertritt, weil es ihr gelungen ist, in den Kreis der modernen Politik, aus der sie verdrängt war –

Und verdrängt werden mußte, wenn sich in der Entwickelung der Geschichte nur ein Korn gesunder Vernunft zeigen sollte, fiel der Andere ein, der, dem Anschein nach weniger von dem Gegenstande des Gesprächs eingenommen, seinen Stock mit den Fingerspitzen im Kreise herumschnellen ließ.

Weil sie, fuhr der Erste fort, in diesen Kreis wieder eingetreten ist mit der ganzen Macht, mit der Innocenz III. und Julius II. in die Politik früherer Zeiten eingriffen.

Ja, und das ist eine unbegreifliche Reaction! Aber es ist unmöglich, daß sie Dauer habe; die Kirche stellt die Blüte des Absolutismus dar und insofern auch ein Princip; aber dies Princip hat kein inneres Leben mehr, das Mark jedes Princips muß eine Idee sein und der Absolutismus hat die Idee, die ihm innewohnte, verloren. Die Zeit hat sie verzehrt. Wenn wir übrigens von Kirche sprechen, so gebrauchen wir einen Ausdruck, der herkömmlich ist, der aber unpassend geworden, denn es gibt keine Kirche mehr. Die Kirche früherer Jahrhunderte, jenes weise und kunstreich errichtete Gebäude der Hierarchie ist, bekämpft von den Päpsten seit den Tagen des falschen Isidor, der Herrschsucht eines Einzigen erlegen. Seit der Papst von den Jesuiten unfehlbar gemacht worden, hat die Kirche so viel Bedeutung wie der Staat unter Ludwig XIV. In ähnlicher Stellung wie dieser sagt der Papst heute: »Die Kirche, das bin ich!« Ludwig XIV. ließ doch wenigstens dem Namen nach die Parlamente fortbestehen. Der Papst aber hat seine Parlamente, die Concilien, factisch seit Jahrhunderten aufgehoben.

Der junge Geistliche – denn der war es, welcher mit dem jüngeren Arzte ein vorhin abgebrochenes Gespräch hier fortsetzte – schwieg eine Zeitlang, dann sagte er: ich muß freilich zugeben, daß die Kirche ihre Hauptmacht verloren hat, nämlich die Wissenschaft, die Kenntniß von menschlichen und göttlichen Dingen, welche sie ausschließlich das ganze Mittelalter hindurch besaß. Die Wissenschaft ist jetzt in weltlichen Händen und nicht allein daß die Kirche sie verloren hat, sie ist eine Feindin der Kirche geworden.

Und muß es sein, sagte der Arzt, denn der Glaube ist der Gegensatz des Gedankens, der Gehorsam der Gegensatz des Grübelns und Forschens. – Aber was ich sagen wollte: die nächste Aufgabe wäre nun für die katholische Kirche, sich einer andern Idee zu bemächtigen, um sich zu halten im Ideenkampf der Zeit.

Vertritt sie nicht die Idee der Humanität?

Oho, lächelte der junge Arzt, was kümmert die Kirche die Humanität! – oder war es ein Ausfluß der Humanität, jenes päpstliche Breve, das 1832 den insurgirten Polen anbefahl, unter die beglückende Herrschaft der russischen Knute zurückzukehren? Noch lastet jener Schandfleck, die Sklaverei, auf der Menschheit; ein Protestant, Wilberforce, hat sich zuerst mit durchgreifendem Erfolg dagegen erhoben und eine protestantische Nation, die Engländer, sucht sie zu vertilgen; sagen Sie mir, was thut die Kirche für diesen heiligen Zweck? Die Kirche und die Humanität! Soll sie sich selbst untreu werden, soll sie von dem Geiste abfallen, der die Scheiterhaufen der Inquisition schürte und die Hexen verbrannte? Denn auch dies steht auf ihrer Rechnung und war Folge des von ihr verbreiteten Aberglaubens. Soll sie dem Geiste untreu werden, der Andersgläubigen die Seligkeit verwehrt, Bannflüche schleudert, die armen Verirrten, welche für die Erhebung ihres geknechteten Vaterlandes Italien schwärmen, unter das Henkerbeil liefert? Humanität und Kirche – nein, nein, eher kommen Wasser und Feuer zusammen!

O kennten sie das segensreiche Wirken der Missionen! sagte der Priester mit einer gewissen Schüchternheit.

Der Arzt unterbrach ihn:

Ich kenne die italienischen Gefängnisse, die päpstliche Rechtspflege und – doch brechen wir ab, dies Gespräch muß einen schmerzlichen Stachel nach dem andern in Ihr Herz drücken. Und auch mir ist es ein schmerzlicher Gedanke: Was könnte die Kirche für uns Alle sein, wie viel Segen und Heil könnte sie in unsere Seele gießen, wie viel Balsam in jede unserer tiefsten Wunden träufeln – und was ist sie uns? Wir wollen uns an eine Mutterbrust werfen und wir finden ein streitsüchtiges, hartes Mannweib, das durch ihre dämonische Hartnäckigkeit jeden Widerstand besiegt, ihren Arm jeder Unterdrückung leiht und von deren Treiben wir uns endlich fremd und kalt, oft mit der Erbitterung abwenden, welche im Verhältnisse zu der Liebe steht, die unsere jugendlich frommen bethörten Herzen einst ihr zubrachten.

Gehen wir heim, sagte der Geistliche, und Beide erhoben sich.

In diesem Augenblicke vernahmen sie einen Schrei, der aus dem Theile des Waldes tönte, welcher jenseit des Baches vor ihnen lag. Ein zweiter, schwächerer wurde vernommen, dann war Alles still; nicht lange darauf aber sahen sie auf dem Fußwege, welcher unter ihnen durch Gestrüpp den Bach entlang lief, zwei Gestalten vorüberrennen, in äußerster Hast und als ob die Rettung ihres Lebens von der Schnelligkeit ihrer Füße abhänge. Es waren, schien es, ein Paar handfeste Gesellen, in Blousen und Mützen.

Die beiden jungen Männer eilten nun der Stelle des Waldes zu, woher der Schrei gedrungen. Als sie etwa einen halben Büchsenschuß weit gegangen waren, trafen sie hier auf einen unheimlichen und erschreckenden Anblick. Am Fuße einer hohen Weißtanne, zwischen zwei mächtigen, weit auslaufenden Wurzelrücken lag oder saß vielmehr ein Mann in dunkler Jägerkleidung; der Oberkörper war gegen den Stamm gelehnt, an welchen auch das leichenblasse, von Blut überströmte Antlitz zurückgefallen war. Die Arme hingen schlaff zur Seite.

Auf einer der Baumwurzeln kauerte, zu einem kleinen Häuflein zusammengeduckt, ein altes Weib und murmelte Sprüche, während sie mit dem Zeigefinger der rechten Hand kleine Kreuze auf den Schläfen des Blutrünstigen machte. Das Mondlicht fiel voll und glänzend durch die Aeste oben und sein blauer Schimmer auf dem Antlitz des verwundeten Mannes machte den Anblick noch schreckhafter.

Die hohen Tannen, die umherstanden, schienen ihre ausgestreckten, gesenkten Arme wie im Frösteln des Schauders ob solcher That hangen zu lassen und eine harmlose, zitternde Pappel zwischen ihnen alle Arme zum Nachthimmel aufstrecken zu wollen,zum Schwur, daß sie unschuldig an solchen Freveln der Menschen.

Das Weib, das neben dem Jäger hockte, war die alte Lene. Nachdem ihre sympathetischen Formeln den Erfolg gehabt hatten, daß das Blut nicht mehr aus der großen Schlafwunde rieselte, und während der junge Arzt darauf sein Sacktuch zu einem raschen Verband anwandte, suchte der Geistliche eine zusammenhängende Erzählung aus der Alten herauszubringen. Der Verwundete war, schien es nach ihren Angaben, im Walde hin- und hergegangen; sie habe sich nicht um ihn gekümmert und just etwas Tausendgüldenkraut hinter einem Busch Schafgarben ausgekratzt, da habe sie einen Schrei gehört und sei herzugelaufen. Der Jäger habe an der Erde gelegen, zwei Männer, gegen welche er sich mit seinem Hirschfänger vertheidigt und die mit Knitteln nach ihm geschlagen, seien, als sie gekommen, davon gestürzt, doch mußten sie ihm arg zugesetzt haben, denn er sei gleich darauf zusammengesunken und sie habe nun seinen Oberkörper gegen den Baum gestützt und ihn besprochen.

Es schien, daß die Frevler vor der Erscheinung der »Hexenlene« einen so heillosen Schrecken bekommen, daß sie davon gerannt waren, ohne ihre schändliche Absicht ganz auszuführen. Der Verwundete lebte, er schlug die Augen auf und stammelte etwas, das man nicht verstand. Die Männer nahmen ihn sodann unter beide Arme und so gelang es, ihn in den Bauerhof zu bringen. Hier wurde Alles gethan, was ihm Linderung verschaffen konnte. Als der Gerichtsarzt, welcher aus seinem Bette geholt worden war, ihn nach seinem Namen fragte, versetzte er:

Jäger Gentz, in Diensten des Grafen von Schlettendorf.



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