Paul Schreckenbach
Um die Wartburg
Paul Schreckenbach

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XVIII.

Graf von Weilnau geriet vor Zorn außer sich, als er unverrichteter Sache heimkehrte und sah, was geschehen war. Der Rottenführer, der in seiner Abwesenheit den Befehl geführt hatte, war im Kampfe gefallen, und so konnte er seine Wut an niemandem auslassen. Aber er schwur, es solle keine Woche vergangen sein, bevor alles wieder stehe, wie es gestanden habe, und er hielt Wort. Bürger und Knechte mußten schanzen und zimmern vom frühen Morgen bis in die späte Nacht, und er achtete dabei auch nicht des heiligen Osterfestes, obwohl ihn der Domherr von Aspelt mit salbungsvollen Worten ermahnte, des göttlichen Gebotes von der Heiligung des Feiertages eingedenk zu sein.

»Ach was!« rief er. »Not kennt kein Gebot! Und es tut uns wahrlich not, daß wir endlich den Sieg gewinnen und das Nest des Wettiners zerwerfen. Ist das geschehen, so ist er geliefert!«

»Die Leute sagen,« erwiderte der Domherr, »in der Nacht, da Ihr ferne waret, sei die Landgräfin mit ihrem Kinde von der Burg geflohen.«

»Das schiert mich wenig! Nicht auf das Weib kommt es an und nicht auf seine Brut. Aber wenn auf dieser Burg des Königs Banner weht, so wird sein Anhang zerstieben, und das ganze Land wird sich ducken. Abergläubisch schaut das Volk auf diesen Berg, von dem die heilige Elisabeth herniederstieg. Wer ihn hat, der ist der Herr im Thüringerland. Das soll König Albrecht sein, so Gott will, schon nächste Woche!«

»Natürlich wünsche ich das auch,« versetzte der Domherr. »Doch warne ich Euch. Zu straff gespannte Bogensehnen reißen! Ihr laßt das Volk arbeiten an seinem hohen Feste wie an einem gewöhnlichen Werktag. Das macht böses Blut. Die Eisenacher lieben Euch nicht« –

»Das weiß ich und frage nichts darnach!« unterbrach ihn der Graf.

»Aber von Eisenach geht das Gerücht ins Land, daß es nicht gut wohnen sei unter des Königs Regiment, und das wirbt unserm Herrn keine Liebe und kein Vertrauen.«

Weilnau lachte. »Liebe und Vertrauen? Seid Ihr ein Knabe, Domherr von Aspelt? Meint Ihr, die Menschen fügen sich unter ein Joch aus Liebe und Vertrauen? Was sie gehorsam macht, das ist die Furcht! Warum folgen denn die Thüringer und Meißner dem Wettiner nicht? Weil sie die Furcht abhält. Meint Ihr, ich wüßte nicht, wie sie gesinnt sind? Jeden Tag fielen sie ihm zu, wenn sie des Königs Rache nicht scheuten. Die Furcht ist's, was sie bändigt, und ich werde in der nächsten Zeit ihre Furcht noch verstärken.«

»Ich wiederhole Euch: Zu straff gespannte Bogensehnen reißen.«

»Das überlaßt getrosten Mutes mir, denn es ist meine Sache!«

Das Gespräch hatte auf der Eisenacherburg stattgefunden, wo der Graf die Säumigen selbst zur Arbeit antrieb. Tief gekränkt ritt der stolze Prälat nach Eisenach zurück und machte dort vor seinem Vertrauten, dem Dominikanerprior, dem Grolle seines Herzens Luft. »Es wird Zeit, daß der Hochmut der Königsleute gedämpft wird,« sagte er am Ende seiner Rede.

»Da habt Ihr recht,« entgegnete der Prior. »Des Königs Herrschaft ist drückend, und das Gebaren seiner Knechte erregt mir die Galle. Aber freilich – für Friedrich, den neuen Landgrafen, habe ich auch nicht zu viel übrig. Sein Vater, er mochte sonst sein wie er wollte, war ein Freund der Geistlichkeit und stiftete viel an die Kirchen und Klöster. Des Sohnes Hand dagegen ist fest verschlossen, und seine Spenden sind kärglich. Er ist ein Enkel des ungläubigen Kaisers, der im Banne starb. Staufenblut ist der Kirche nicht gut. Weiß nicht, ob Ihr und Euer Bruder wohl tut, ihm in allen Stücken zu helfen. Sitzt er erst fest im Sattel, so kann sich jeder vor ihm vorsehen, auch der Stuhl von Mainz.«

Darauf erwiderte der Domherr ernst und würdevoll: »Für uns, die Diener der heiligen Kirche, sind die Weltleute, Könige und Fürsten, Städter und Adlige, nichts anderes, als Figuren eines großen Schachzabelspieles. Wir spielen einen gegen den andern aus. Auch ich meine, daß Friedrich der Staufer, wenn er erst die Macht hat, für alle eine Gefahr werden kann, die um ihn wohnen. Darum muß man mit Fleiß darauf sehen, daß er später nicht allzu mächtig werde. Jetzt aber muß man ihn stützen und stärken, denn erliegt er gänzlich, so erdrosselt uns des Königs Übermacht. Darum bitte ich, die Heiligen wollen mir ein Gelegenheitlein senden, daß ich diesem Weilnau, dem ruchlosen Königsknechte, ein Bein stellen und ihn übel zu Fall bringen könnte.«

»Ja, das mögen Euch die Heiligen verleihen. Auch mich hat er mehrfach getreten, und sein Angesicht ist mir widerwärtig!« versetzte der Prior und faltete die Hände.

Vor der Hand schien es indessen, als ob die Heiligen nicht geneigt wären, das Gebet der beiden frommen Männer zu erhören. Weilnau machte im Gegenteil in den nächsten Tagen die größten Fortschritte. Er konnte die Beschießung von neuem aufnehmen, und er hatte das Glück, daß gleich in den ersten Stunden ein Brandpfeil zündete. Das ganze obere Stockwerk des Pferdestalles brannte ab; es war ein Glück, daß die wertvollen Tiere von der Burg weggeführt waren. Das Feuer brach abends in der sechsten Stunde aus, und erst gegen zehn Uhr gelang es der Besatzung, seiner Herr zu werden. Wie eine riesige Fackel leuchteten die Flammen weit ins Land hinaus und schienen dem entsetzten Volke zu künden, daß es zu Ende gehe mit der Landgrafen alter Herrlichkeit.

In der Frühe des nächsten Morgens sandte Weilnau einen Herold mit drei blasenden Trompetern vor die Burg. Er hielt vor dem Tore und begehrte, zu der Herrin der Burg geführt zu werden.

»Ich stehe hier an ihrer Statt, also sage mir dein Sprüchlein her!« rief ihm Goldacker von oben zu.

»Ich bin zu Eurer Frau gesandt, zu keinem andern,« entgegnete der Herold.

»So schere dich zu deinem Herrn zurück und sage ihm, daß die Frau Landgräfin alle Gewalt gelegt hat in Hermann Goldackers Hand!«

Der Bote kehrte um und kam nach einer Stunde wieder. »Mein Herr läßt Euch sagen in des Königs Namen: Bis Mittag sollen die Waffen ruhen. Bis dahin entscheidet Euch, ob Ihr die Burg ihm wollt übergeben. Öffnet Ihr die Tore, so könnt ihr alle abziehen, wohin ihr wollt. Nur Eure Frau und ihr Kind bleiben in des Königs Hand, aber in einem fürstlichen Gefängnis.«

»Sage deinem Herrn,« schrie der Marschalk rot vor Zorn, »daß Hermann Goldacker die Burg wird halten und wenn sie ausbrennen sollte bis aufs nackte Mauerwerk. Zeit zum Bedenken brauche ich nicht.«

»Wir harren gleichwohl bis zur Mittagszeit Eures Bescheides,« gab der Herold zur Antwort und wandte sich abwärts.

Sogleich versammelte Goldacker die übrigen Ritterbürtigen der Burg und teilte ihnen die Botschaft Weilnaus mit. »Wir haben noch für eine Woche Brot,« sagte er, »und in einer Woche kann viel geschehen. Jeden Tag kann unser Herr heranziehen und uns entsetzen. Zieht er aber nicht heran, so zünde ich lieber die Burg an und schlage mich durch den wilden Wald, als daß ich auf des Mordbuben Weilnau Wort und Gnade vertraue.«

Die andern murmelten Beifall, und Goldacker fuhr fort: »Sie werden ohne Zweifel heute wieder stürmen. Den ersten Sturm schlagen wir ab, wie so manchen andern, und beim zweiten fallen wir aus. Auf dem Steinwege können nie mehr als vier oder fünf Mann nebeneinander stehen, links ist der Fels und rechts der Abgrund. Kommen wir da von oben über sie – heiliges Kreuz! Trotz ihrer Übermacht schmeißen wir sie herunter, daß ihnen Hören und Sehen vergeht! Ich selber gehe voran. Teutleben, dir übergebe ich den Befehl, bis ich zurück bin.«

»Hermann, das kann auch übel ablaufen. Bleibe zurück, und überlaß andern das Stürmen,« sagte der alte Ritter. »Du bist auf der Burg von keinem zu ersetzen.«

»Auf dem engen Wege kommt es wirklich einmal an auf die Stärke des Mannes, und der Teufel müßte es fügen, wenn einer gerade hier mir entgegen träte, der stärker ist als ich,« versetzte Goldacker. Er zog sein Schwert und hielt es ihnen vors Gesicht. »Ich will mich nicht rühmen, alle Kraft kommt von Gott. Aber habt Ihr schon einen gesehen, der das schwingen kann, außer mir?«

Lächelnd und achtungsvoll blickten die Ritter auf die gewaltige Klinge, die jeder von ihnen nur mit zwei Händen hätte regieren können und selbst auch dann nur mit Mühe. Es leuchtete ihnen allen ein, daß ihr Führer beim Ausfall an erster Stelle stehen mußte.

Schlag zwölf Uhr schmetterten auf der Eisenacherburg Trompetenstöße, und gleich darauf begann die Beschießung von neuem. Während ein Hagel von Pfeilen und Steinen auf die Hauptburg herniederprasselte, schickte sich der Feind vorne an der Schanze zum Angriffe an.

»Leute!« sprach Goldacker, als das Geräusch der schweren Schritte bergaufwärts näher und näher kam, »wir wollen nicht erst einen Sturm abhalten, wir wollen gleich über sie kommen. Schiebt die Riegel weg und zieht die Sperrbalken fort! So wie ich rufe, das Tor auf und über sie her mir nach!«

Eiligst ward dem Befehle Folge geleistet, und es war hohe Zeit, denn die ersten drängten bereits mit Sturmleitern um die Ecke.

»Das Tor auf!« schrie der Marschalk. »Hie Sankt Wippertus! Drauf! Drauf!«

Damit sprang er hinaus und die Knechte ihm nach. Die Feinde stutzten, als sie den riesenhaften Mann vor sich sahen, und im Nu waren sie überrannt. Der Vorstoß von der Höhe herab ward mit furchtbarer Wucht geführt, daß ihm niemand widerstand. Ohne an Gegenwehr denken zu können, wurde ein Glied der Stürmer auf das andere geschleudert. Einige rollten seitwärts den Abhang hinab, andere wurden zu Boden geschmettert, die ganze Kolonne wandte sich zur Flucht.

»Halt!« rief da eine scharfe, helle Stimme. »Zum Teufel! Halt! Steht! Wer flieht, stirbt!«

»Weilnau!« brüllte Goldacker, warf mit mächtigen Schlägen die Nächsten zur Seite und stand vor dem Grafen. Der hob sein Schwert, aber blitzschnell hatte ihn Goldacker um den Leib gepackt und schmetterte ihn mit unwiderstehlicher Kraft auf die Steine. Betäubt lag er da, keiner der Seinen kam ihm zu Hilfe, nur der Ritter Konrad von Uttenhoven sprang noch einmal aufwärts und suchte ihn zu decken. Aber er hatte Unglück, denn er stolperte über einen Stein, kam zu Fall und vermochte nicht, in der schweren Rüstung sich schnell wieder zu erheben. Sogleich warfen sich die Knechte auf ihn, wanden ihm das Schwert aus der Kand und schleiften ihn wie Weilnau an den Beinen die Höhe empor.

»Zurück!« rief Goldacker denen nach, die noch weiter die Zurückgeschlagenen verfolgen wollten. Droben auf der Schanze warf er sich vor aller Mannschaft auf die Knie. »Dank dir, Sankt Wippertus! Du hast mich weidlich beschirmt und mir einen großen Fang gedeihen lassen!« rief er mit laut schallender Stimme. »Darum will ich dir ein Kirchlein bauen lassen, wenn ich heimkomme in die güldene Aue. Das gelobe ich dir vor allen meinen lieben Freunden und Gesellen!« Dann stand er auf und warf einen finsteren Blick auf die beiden Gefangenen, die man aus ihren Harnischen herausgeschält hatte, und die nun in ihren linnenen Unterkleidern, jeder Würde bar, noch halb betäubt auf der Erde saßen.

»Schafft sie ins tiefste Loch und legt ihnen Ketten an,« gebot er.

»Hermann!« redete ihm der alte Teutleben zu, »Weilnau ist ein Graf des Reiches.«

»Ein Erzschuft ist er, der Gefangene gemordet und auch sonst Scheusäliges verübt hat. Er soll es büßen.«

»Aber Uttenhoven hat daran nicht Teil. Auch er ist ein ritterlicher Mann. Schon sein Großvater war Ritter.«

So laßt bei dem Uttenhoven die Fesseln weg. Aber ins Loch kommt auch er. In einer Stunde spreche ich mit dir, Weilnau, und wahrlich, es wird dir nicht lieblich in den Ohren tönen.«

Der Gefangene warf ihm einen haßfunkelnden Blick zu, aber er ließ sich ohne einen Laut abführen.

»Hopfgarten,« gebot der Marschalk weiter, »du hältst hier die Wacht. Ich glaube nicht, daß sie wiederkommen. Hörst du es aber, so meldest du mir's auf der Stelle.« Er winkte ein paar Knechte zu sich und erteilte ihnen flüsternd einen Befehl. Dann begab er sich in sein Gemach. –

Als der alte Teutleben eine Stunde später den großen Hof der Burg betrat, bot sich seinen Augen ein befremdlicher Anblick. Ein großer Pfahl war da errichtet, und um ihn herum schichteten die Knechte Holz und Reisig zu einem mächtigen Haufen auf.

Der Greis erschrak. »Was soll das? Wer hat das befohlen?« fragte er hastig.

»Befohlen hat es der Herr Marschalk. Was es soll, hat er keinem gesagt.«

Sofort eilte Teutleben zu Goldacker, mit dem er auf der Treppe zusammenstieß.

»Hermann, was willst du tun?« fragte er in großer Unruhe.

»Das wirst du in ganz kurzer Zeit sehen,« antwortete Goldacker gelassen. »Siehe, da stellen sich schon die Knechte in einen Ring, wie ich befohlen habe,« fügte er, an ein kleines Fenster tretend, hinzu. »Das Schießen von unten hat aufgehört, wir können in aller Ruhe handeln. Da kommt ja auch Weilnau, der Schuft. Es wird ihm wohl schwül werden.«

»Hermann, was willst du tun? Willst du einen Mord auf dein Gewissen laden?«

»Ich sage dir, du wirst es gleich sehen!«

»Hermann, denke an unsern Herrn! Der Weilnau ist ein Gefangener, und nie würde Herr Friedrich einen Gefangenen töten. Denke an seine Fürstenehre.«

Goldacker nickte. »An die denke ich. Die Herrschaften können vieles, was gut und nützlich ist, nicht tun um ihrer Fürstenehre willen. Darum fügt es Gott, daß sie Diener haben, die für sie tun, was getan werden muß und wovon sie den höchsten Nutzen haben. So tat Hagen der Tronjer, von dem unsere alten Mären künden.«

»Aber er schuf durch seine schwere Tat seinem Herrn am Ende doch nur Schande und Tod,« warf Teutleben ein.

»Nicht immer nehmen die Dinge einen solchen Lauf,« versetzte der Marschalk.

»Hermann, ich leid's nicht, daß du dir einen Makel anheftest,« rief Teutleben schmerzlich.

»So warte doch, beim Henker, erst ab, was geschehen wird!« erwiderte Goldacker ärgerlich und schritt die Treppen hinab, während ihm Teutleben tief bekümmert und kopfschüttelnd folgte.

Unten im Hofe standen die beiden Gefangenen vor dem Holzstoße in einem Ringe von Spießen. Zwei Knechte hielten brennende Fackeln in den Händen.

Goldacker trat in den Ring und stellte sich dicht vor Weilnau hin, dem die Hände auf dem Rücken gebunden waren. Mit funkelnden Augen blickte er ins Gesicht des Grafen, der seine Blicke scheu und unsicher auf dem Erdboden umherirren ließ.

»Heinrich von Weilnau!« begann er mit schneidender Stimme, »du bist ein ehrloser Schurke und Mordbube Du hast unsere Leute, die du im ehrlichen Kampf gefangen hattest, lassen henken. Du hast Dörfer verbrannt und es zugelassen, daß deine Horden an Frauen und Kindern viel schändlichen Mutwillen verübten. Darum sollst du Unhold den Tod durchs Feuer sterben!«

Weilnaus Gesicht war bei diesen Worten totenbleich geworden, und seine Blicke schweiften mit dem Ausdrucke des äußersten Entsetzens über alle die finsteren, drohenden Gesichter hin, die ihn umgaben. »Gnade!« ächzte er und sank zu Boden.

»Gnade, du Schuft? Hast du selber Gnade geübt?« rief Goldacker. »Und doch – eines gibt es noch, was dir Gnade sichert. Tust du das, so sollst du leben!«

»Alles, was Ihr wollt,« murmelte der Graf.

»Du befiehlst, daß die Söldner des Königs auf der Stelle von Eisenach abziehen und dahin gehen, woher sie gekommen sind.«

»Ich befehle es!«

»Gut. So führt ihn wieder in den Turm. Und Ihr, Ritter von Uttenhoven, folgt mir in die Kapelle. Ihr schwört dort einen hohen Eid auf die Reliquien, daß ihr des Königs Heerhaufen wollt wegführen ohne Verzug bis an den Main. Und wisset: Brecht Ihr diesen Eid, so röstet der dort am Feuer, und Ihr würdet übeln Dank finden bei Eurem Könige, wenn Ihr Schuld tragt an seines Lieblings Tode!«

»Hermann,« sagte der alte Teutleben, als Goldacker wieder aus der Kapelle getreten war und Uttenhoven verabschiedet hatte, »Hermann, ich danke meinem Gott, daß alles so ausgegangen ist.«

»Hast du daran gezweifelt?« fragte der alte Marschalk und lächelte grimmig. »Du bist fünfzehn Jahre älter als ich und kennst doch die Menschen so schlecht! Vor dem Feuer haben sie alle eine absonderliche Scheu. Selbst der große Karl, meine ich, wäre zu Kreuze gekrochen, wenn ihm jemand brennende Fackeln unter die Fußsohlen gehalten hätte. Nun gar dieser Weilnau!«

»Und meinst du, daß Uttenhoven seinen Eid halten wird?«

»Ich zweifle nicht daran. Des Königs Zorn würde ihn treffen, wenn er Weilnaus Leben aufs Spiel setzte. Der kann uns noch viel nützen. Wir wollen ihn fleißig bewachen, und wenn er eine Woche im Turm gefastet hat, will ich ihn so verwahren, daß er nicht stirbt. Mir schwant, daß uns der König diesen seltenen Vogel mit Geld aufwiegen wird, und Geld kommt unserm gnädigen Herrn sehr gelegen.«


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