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In einem hohen Gemache der alten Pleißenburg zu Leipzig saßen zwei Männer einander gegenüber in ernstem Gespräch. Es war wunderbar, wie ähnlich sie in Statur und Gesichtszügen einander waren, und fast noch wunderbarer, wie verschieden sie trotz ihrer Ähnlichkeit jedermann erscheinen mußten. Der eine saß aufrecht in seinem Stuhle, seine Stimme ertönte markig und voll, und er schlug zuweilen im Eifer der Rede hart mit der sehnigen Rechten auf den Tisch vor ihm. Dabei zuckte jedesmal der andere unwillkürlich zusammen und blickte scheu zu dem Sprechenden hinüber, während er sonst, das Haupt auf die eine Hand stützend, die Augen beharrlich gesenkt hielt.
Der eine war Markgraf Friedrich von Meißen, der gestern Abend von der Wartburg aus in Leipzig eingeritten war, der andere sein Bruder Diezmann, der Herr der Burg. In leidenschaftlichen Worten hatte soeben Friedrich seinen Bruder beschworen, das tatenlose Harren und Beiseitestehen nun endlich aufzugeben und mit ihm nach Böhmen gegen den König zu ziehen. Aber Herr Diezmann gab keine Antwort, sondern starrte schweigend auf die Tischplatte.
»Was hält dich ab, zu reden?« fuhr endlich der Markgraf auf, zu dessen hervorragendsten Eigenschaften nicht gerade die Geduld gehörte. »Willst du mich keiner Antwort würdigen?«
Diezmann hob langsam sein Antlitz empor und sah seinen Bruder an. Sein Auge blickte trübe, und in seinen Zügen lag ein melancholischer Ausdruck, als er seinen Blick über die ganze Gestalt Friedrichs hingleiten ließ. Dann sagte er mit müder Stimme: »Du bist der Ältere von uns beiden und doch der Jüngere. Es ist wunderlich, wunderlich! Einst hatte ich dieselben goldblonden Haare wie du, aber die meinen sind jetzt fast grau, während sich bei dir kaum ein Haar gebleicht hat.«
»Was soll das?« fragte Friedrich unmutig. »Ist das eine Antwort auf meine Frage, ob du mit mir willst gen Böhmen fahren?«
»Es ist eine Antwort. Ich bin ein Greis geworden vor der Zeit, des Lebens überdrüssig und des Kämpfens müde. Das ewige Streiten und Fehden hat mich aufgerieben, und ich habe an nichts mehr Lust in der Welt. Mein Söhnlein ist mir gestorben, meine Frau ist, so scheint's, unheilbar siech. Was liegt mir noch an den Gütern und Händeln der Erde? Willst du auch fürder fechten und streiten, so tu's. Mich laß in Frieden!«
Friedrich schüttelte unwillig sein Haupt und blickte ihm zürnend in die Augen, die sich mit Tränen füllten.
»Ermanne dich!« sagte er laut. »Was ist das für ein weibisches Gewinsel! Wärst du siebzig Jahre alt, so wäre das vielleicht zu begreifen, was du sprichst. Aber du bist fünfundvierzig, stehst in der Vollkraft des Lebens und redest wie ein Greis, den die Schmerzen der Gicht plagen; ich kämpfte noch zwei Jahre länger als du und habe viel Leid erfahren in der Welt, mehr als du. Aber wenn's mein Recht gilt, greife ich jederzeit gern zum Schwerte, und der Kampf ist mir eine Lust.«
Diezmann antwortete nicht sogleich. Er ließ seinen Kopf wieder in die Hand sinken und flüsterte scheu und mit gepreßter Stimme: »Ist's wirklich unser Recht, um das wir streiten?«
Der Markgraf blickte ihn an, als zweifele er an seinem Verstande. »Was heißt das, wie kommst du zu solchem Zweifel?«
»Wir stehen im Kampfe wider des Reiches Oberhaupt, den erwählten deutschen König,« erwiderte Diezmann.
»Ha!« rief Friedrich und sprang empor. »Auch Adolf, das Gräflein von Nassau, war deutscher König. Hat uns das abgehalten, gegen ihn zu fechten?«
»Nein. Aber wir haben auch nichts erreicht. Unsere Burgen wurden gebrochen, unsere Mannen erschlagen, wir selbst mußten in die Fremde entweichen. Und so wird's wiederum ergehen, wenn wir uns wider den setzen, der nun einmal die Krone trägt. Es taugt nicht, gegen des Königs Majestät zu streiten. Haben es nicht Köln, Trier und Mainz erfahren müssen? Und wie mächtig waren die!«
Des Markgrafen Hände hatten sich während dieser Rede seines Bruders geballt. Sein Gesicht war von Zornesröte übergossen, und seine stahlblauen Augen funkelten. Dann brach er los: »Herr und Gott! So redet mein Bruder. Wie ein altes Weib, wie ein salbadernder Pfaffe! Höre! Warum wählen sich die Deutschen einen König? Damit er das Recht schütze. Wird er selbst zum Räuber, so verliert er seine Würde. Und ist nicht dieser König ein Räuber gewesen vom ersten Tage an, da er die Krone trug? Hat er nicht jedem das Seine genommen, wo er nur konnte? Sucht er nicht sogar seines Bruders Kind, Herzog Johann von Schwaben, die Lande zu entreißen, die ihm gehören? Habsüchtig, unersättlich, jedes Recht mit Füßen tretend, verschlingt er eine Burg, eine Stadt, eine Landschaft nach der andern. Schon deshalb sehe ich ihn nicht als den König an, dem ich mich zu beugen hätte.«
Er hielt inne und warf den Kopf stolz in den Nacken. »Und noch aus einem zweiten Grunde nicht,« fuhr er mit starker Stimme fort. »Stirbt ein Königsgeschlecht aus, so gebührt nach altem deutschen Rechte die Krone dem nächsten Blutsverwandten. Der war ich, als der junge Konradin in Welschland sein blutiges Ende gefunden hatte. Sie ward mir angeboten, als ich ein Knabe war, und wäre unser Vater ein anderer Mann gewesen, so trüge ich sie heute, wenn auch der Papst dagegen schäumte. Friedrich von Staufen nannte mich Gregor in dem Schreiben, in dem er die Fürsten mahnte, den Enkel des Kaisers, der als Gebannter starb, nicht zu wählen. Friderich von Staufen! Er hatte recht gesagt. So fühle ich mich! So sollst du dich auch fühlen! In uns ist das Blut derer, die von Palermo bis zur Eider als Herren geboten. Und wir sollten uns vom Grafen von Habsburg unser Recht nehmen lassen? Wider alles Recht trägt er selbst die Krone. Sein Großvater hat unserm Großvater die Steigbügel gehalten. Nimmer beug' ich mich ihm, so lange ich lebe!«
Diezmann stand auf und bot ihm die Hand, aber das Antlitz hielt er halb abgewendet. »Oft in früheren Jahren,« sagte er, »habe ich dich beneidet und befehdet. Längst aber habe ich erkannt, und jetzt erkenn' ich's wieder, daß du der Stärkere bist von uns beiden. Dir gebührt die Herrschaft, und wahrhaftig, siegst du, so soll alles Erbe unsers Hauses dein sein außer Leipzig und dem Osterlande. Das bleibe mein, bis es nach meinem Tode auch an dich heimfällt.«
»Wenn ich nicht vor dir sterbe.«
Diezmann machte ein matte, abwehrende Bewegung.
»Du stehst wie ein Eichbaum in Saft und Kraft, ich gleiche der vermorschten Weide. Zeuch hin, mein Bruder, und Gott lasse dir's glücken!«
»Und du willst nicht mit mir ziehen?«
»Nein!«
Friedrich ließ die Hand des Bruders fallen und blickte ihn mit einem Gemisch von Zorn und Mitleid an. Schließlich aber siegte das Mitleid ganz und gar. Der gebeugte, frühgealterte Mann, der da vor ihm stand, war offenbar ein Kranker; die Welkheit seines Gesichtes, die müde Hoffnungslosigkeit in den abgespannten Zügen und den trüben Augen ließen keine andere Deutung zu. Man konnte nicht mit ihm rechten, und es war eine Torheit, ihn zu schelten und mit ihm zu zürnen.
»Ich will Gott bitten, daß er dich gesunden lasse,« sagte der Markgraf aus einer plötzlichen Aufwallung des Mitgefühles heraus. Dann faßte er seine Hand, drückte sie kräftig und rief: »Lebe wohl, Bruder!«
Ohne eine Antwort Diezmanns abzuwarten, schritt er zur Tür hinaus. Seine Absicht war, sofort abzureiten und keine Zeit mehr zu verlieren. Aber als er um die Ecke des Korridors bog, um die Wendeltreppe hinabzusteigen, wartete hier der Kämmerer seines Bruders, Herr Friedrich von Schlotheim, auf ihn und trat ihm mit einer Verneigung entgegen. Der Ritter hatte ihn vorhin zu seinem Herrn geleitet und wußte, was der Markgraf bei seinem Bruder gewollt hatte.
»Ich habe nichts erreicht, Schlotheim, und reite ohne Euch weiter,« sagte Friedrich finster. »Hättest du mir gesagt, daß mein Bruder krank ist, so hätt' ich mir die Bitte sparen können.«
Das hagere Gesicht des langen Kämmerers legte sich in tiefe Kummerfalten. »Herr,« sagte er, »ist's Euch genehm, so tretet hier eine Weile ein. Ich möchte Euer Gnaden etwas offenbaren.«
Friedrich nickte und trat in ein kleines Gemach, dessen Wände mit Hirschgeweihen und ausgestopftem Federwild von oben bis unten besetzt waren. Der Ritter geleitete ihn zu einer Bank am Fenster und begann dann, vor ihm stehenbleibend: »Unser Herr hat Anfälle von Trübsinn seit einem Jahre. Er kann nicht hinauskommen über das Leid, das seines Sohnes Tod ihm bereitet hat. Er hat Zeiten, wo er davon spricht, daß er der Welt entsagen will.«
»Das wäre der Teufel!« rief Friedrich dazwischen.
»Aber ganz schlimm ist es erst geworden,« fuhr Schlotheim fort, »seit der Jude gekommen ist, der ihm aus den Sternen Unheil prophezeit hat, und ich wollte Euer Gnaden gebeten haben, unsern Herrn zu vermögen, daß er den Juden wieder fortschickt.«
»Welchen Juden?« fragte Friedrich verwundert. »Seit wann pflegt mein Bruder Verkehr mit derlei Ungläubigen?«
»Er heißt Isaschar, ist ein uralter Mann und kam vor dem heiligen Osterfeste aus Welschland. Es heißt, er sei schon am Hofe des großen Kaisers Friedrich, Eures hohen Ahns, gewesen, und deshalb hat ihn auch wohl unser Herr aufgenommen.«
In den Zügen des Markgrafen zeigten sich Unmut und Neugier zugleich. »Es war eine Schwäche des großen Kaisers,« sagte er, »daß er auf solche Leute hörte. Er, der alle Wunder leugnete und an nichts glauben wollte, er glaubte an das Gaukelwerk der Sterndeuter. Seltsam, daß jeder Mensch seine Narrheiten haben muß!«
Er verfiel in tiefes Sinnen, dann fuhr er auf. »Wo ist das Geschöpf? Ich will's sehen und mit ihm sprechen,« rief er, und als er das bedenkliche Gesicht des Kämmerers bemerkte, fügte er lachend hinzu: »Du fürchtest wohl, Schlotheim, daß ich mir auch wahrsagen lasse? Da sei ganz unbesorgt. Könnte mir einer den Schleier wegziehen, der die Zukunft verhüllt, ich tät' ihm lieber die Hand abhauen. Doch keiner kann's, und das ist eine Wohltat des Himmels. Aber« – er dämpfte seine Stimme und faßte den Kämmerer vertraulich am Wamse – »ich will sehen, ob ich den Halunken nicht dazu bringe, daß er meinem Bruder ein anderes Horoskop stellt. Da ist oft viel zu tun mit Güte« – er rieb Daumen und Zeigefinger aneinander, als ob er Geld zählte – »oder auch mit Gewalt.«
»Herr,« versetzte Schlotheim, und sein nicht eben kleiner Mund zog sich fast bis zu den Ohren, »ich wäre mehr für die Gewalt. Ein Festtag wäre mir's, und zwei dicke Wachskerzen opferte ich dem heiligen Sankt Georg, wenn ich den Schuft aus dem Turmfenster fliegen sähe.«
»Dann könnte er kein Horoskop mehr stellen, mein Alter,« entgegnete Friedrich und schlug ihm kräftig auf die Schulter. »Er wohnt wohl im Turm?«
»Ganz oben, fast unterm Dache.«
»So geleite mich hin, bleib' aber unten an der Treppe stehen. Ich will allein mit ihm reden.« –
Als Friedrich das runde Turmzimmer betrat, erhob sich hinter einem Tische, auf welchem sich viele Pergamente und astrologische Instrumente befanden, ein kleiner Mann in einem langen, kohlschwarzen Kaftan und kam schlürfenden Schrittes auf ihn zu. Sein Rücken war von der Last der Jahre gekrümmt, und Haar und Bart glänzten silberweiß, aber die Augen in dem faltigen Gesichte glitzerten wie Kohlen, und auch die Glieder des Männleins schienen noch sehr beweglich zu sein.
»Wer kommt zum alten Isaschar?« fragte er mit dünner, scharfer Stimme. »Seid Ihr es, erlauchter Herr? Friede sei mit Euch! Aber nein« – er brach plötzlich ab, beschattete die Augen mit der Hand, als ob ein Lichtschein ihn blende, und wich einen Schritt zurück. Dann mit einem Male lag er auf dem Erdbodcn. »Der Kaiser! der Kaiser!« murmelte er, und ein ungeheures Staunen prägte sich in seinen Zügen aus.
»Ich bin Kaiser Friedrichs Enkel, Markgraf Friedrich von Meißen. Stehe auf, Isaschar, und setze dich auf einen Stuhl.«
»Wie dürft' ich sitzen in Eurer Hoheit Gegenwart?« stammelte der Greis, aber auf einen befehlenden Wink des Fürsten erhob er sich und setzte sich auf die äußerste Ecke des klotzartigen Schemels, indem er mit einer Art Verzückung zu dem Markgrafen emporblickte.
»Wie alt bist du?« fragte Friedrich.
»Herr, achtundachtzig Jahre lang trage ich die Bürde des Lebens.«
»Du warst in meines Großvaters Diensten? Wie lange bist du in seiner Umgebung gewesen?«
»Ich war am Hofe des erhabenen Herrn des Abendlandes fünf Jahre und ein halbes, bis er versammelt ward zu seinen Vätern.«
»Du hast dem Kaiser gern gedient?«
Der alte Jude warf sich wieder auf die Knie und rutschte zu dem Markgrafen hin, um seine Hand zu küssen. »O Herr,« winselte er, »der Kaiser hat mir das Leben gerettet. Die Dominikaner wollten mich verbrennen, aber sein Wink machte mich frei. Er gab mich dem weisen Muley Hassan in die Zucht, der von Cordova gekommen war und den erhabenen Herrn beriet; bei dem lernte ich die Weisheit, die von Chaldäa zu dem Volke Mohammeds gekommen ist. Auch heilsame Arzeneien lernte ich bereiten, und viermal hat der Herr des Occidents – sein Gedächtnis lebe bis zum Ende der Zeiten! – eine Schale gegen das Fieber aus meinen unwürdigen Händen genommen.«
Mit wärmerer Teilnahme betrachtete jetzt Friedrich den Greis, der seinem großen Ahn so nahe gewesen war. Dann aber verfinsterte sich sein Angesicht, und er sagte hart: »Dafür bringst du nun Unheil und Verstörung in das Haus des Kaisers.«
Der alte Jude blickte erschrocken und verständnislos zu ihm auf. »Was redet mein erlauchter Herr?« stammelte er.
»Hast du nicht meinem Bruder Übles geweissagt?«
»Er fragte mich, und ich sagte ihm, was in den Sternen geschrieben steht,« erwiderte der Greis.
»Und was steht in den Sternen geschrieben?«
Der Alte blickte scheu um sich und sagte dann mit gedämpfter Stimme: »Der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs soll mich strafen, wenn ich sonst einem Menschen sollte künden, was mir ist kund geworden. Euch aber sage ich's: Herrn Diezmanns Lebensbahn neigt sich dem Ende zu. Ein mörderisches Eisen bedroht seine Brust.«
Ein verächtliches Lächeln kräuselte Friedrichs Lippen. »Das hältst du für Wahrheit?« fragte er scharf.
»Herr, die Sterne lügen nimmer.«
»Gleichwohl hast du eine große Torheit getan. Du hast ihm den Mut genommen und die Kraft gelähmt, jetzt, wo wir sie am meisten brauchen könnten. Und darum, Isaschar, fordere ich von dir, daß du deinen Spruch änderst und ihm bald etwas aus den Sternen kündest, was neue Kraft in seine Adern gießt.«
»Gott du Gerechter!« rief der Greis und wand sich am Boden. »Wie soll ich sagen etwas anderes, als was in den Sternen steht? Wie soll ich nachher erfunden werden als schlechter Prophet?«
»Was willst du lieber? Daß die Menschen deine Weisheit bestaunen, oder daß ein Enkel deines Kaisers schmählich Schaden leidet?« fragte der Markgraf zornig.
»Ich will nicht, daß Herrn Diezmann ein Schade geschieht,« murmelte der Alte.
»Dann wirst du meinen Willen tun,« sagte Friedrich schneidend und fest. »Ich gebe dir mein Fürstenwort, daß kein Mensch erfährt, was zwischen uns verhandelt worden ist. Fragt dich jemand, so bin ich zu dir gekommen, auf daß du mir von meinem Ahn erzählen solltest. Daß muß jedermann genügen. Du aber schwörst mir jetzt einen hohen Eid nach deines Volkes Weise, daß du meinem Bruder wirst eine Kunde geben, die ihn aufrüttelt.«
Der alte Jude blickte ihn flehend an, aber das Auge des Markgrafen lag so drohend und zwingend auf ihm, daß er keinen Widerstand wagte. Seufzend und mit zitternden Fingern holte er die Gebetsriemen hervor und sprach sodann den Eid, der Israels Kinder in ihrem Gewissen bindet.
»Es ist gut,« sprach der Markgraf, »du wirst diesen Schwur halten, und wehe dir, wenn du ihn nicht hieltest! Kehre ich aus Böhmen zurück, so darfst du auf mein Schloß Wartburg kommen und mir von meinem Großvater erzählen, und dein Lohn soll kein schlechter sein.«
Damit schritt er zur Tür hinaus. »Schlotheim,« sagte er zu dem unten harrenden Kämmerer, »das Ding lag anders, als wir dachten. Ich brauchte nicht Gold und nicht Gewalt, die Sterne hatten von selbst ein Einsehen und sind geneigt, meinem Bruder Günstiges zu weissagen. Dich aber bitte ich, keinem Menschen zu sagen, daß ich bei dem Juden war, auch Herrn Diezmann nicht!«
Bereitwilligst gelobte das der Kämmerer, und der Markgraf bot ihm die Hand. »Vielleicht, mein wackerer Schlotheim, sehen wir uns doch noch in Böhmen, wenn auch erst in ein paar Wochen. Dann will ich sehen, ob du noch so gewaltig Speere brichst, wie vor drei Jahren auf dem großen Stechen zu Erfurt. Bis dahin gehab dich wohl, mein Alter!«