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Großes und Seltsames hatte sich auf der Wartburg ereignet, während Herr Friedrich in der Ferne weilte.
Er hatte kaum eine Stunde das Tor im Rücken, da bewegte sich von Eisenach her ein Reiterzug den Berg hinauf. Voran ritt ein Herold des Königs im bunten Gewände, der ein Panier mit des Reiches Adler trug. Ihm folgte ein hochgewachsener Mann auf reichgeschirrtem Rosse in schimmernder Rüstung. Das war der Graf Heinrich von Diez, genannt von Weilnau, des hochmögenden Abtes von Fulda Bruder und einer der nächsten Vertrauten König Albrechts. Reisige und berittene Bürger von Eisenach gaben ihm bergaufwärts das Geleit. Droben vor dem Tore ließ er die Fahne schwenken, mit einer Trompete blasen und durch einen Herold den Insassen der Burg zurufen, daß er eine königliche Botschaft bringe.
Er mußte ziemlich lange warten und war schon sehr ungnädig, als endlich Hermann von Goldacker droben erschien, den die Knechte herbeigeholt hatten.
»Wer seid Ihr, und was wollt Ihr?« schrie der Ritter, der gleichfalls unwilligen Gemütes war, weil man ihn beim Frühstück gestört hatte.
»Ich bin Graf Heinrich von Weilnau und habe Eurem Herrn, dem Landgrafen Albrecht, des Herrn Königs Willen zu künden. Ich begehre Einritt und freies Geleit.«
»Das habt Ihr als des Königs Bote bei meinem Eide. Aber Ihr kommt nicht eher in die Burg, als bis Eure Mannen drunten im Tale sind. Meint Ihr, wir lassen ein paar Fähnlein fremder Knechte herein? Befehlt, daß sie sich schleunigst entfernen!«
Der Graf fluchte gewaltig, daß man ihm, dem Abgesandten des Königs, Bedingungen vorschreiben wolle. Aber Hermann Goldacker hörte dies gänzlich ungerührt mit an und gab keine Antwort. Nach einer kleinen Weile bequemte sich dann auch der Graf, denn der Wind umpfiff ihn grausam auf der Höhe, und er wußte sich vor Kälte kaum zu lassen. Sein erstes Begehren nach seinem Einritte war auf ein warmes Gemach gerichtet, und erst nach einer halben Stunde war er soweit aufgetaut, daß man ihn vor das Angesicht des Landgrafen führen konnte.
Der alte Fürst saß in einem ungeheuren Lehnstuhle, ganz und gar in Decken eingehüllt und eine Mütze aus Biberfell auf dem Haupte tragend, die er beim Eintreten des königlichen Gesandten ein wenig lüftete. Sein Gesicht war bleich und verfallen, und nur die glitzernden schwarzen Augen gaben Kunde davon, daß noch Leben in ihm war. Seine Frau und Tochter standen zu beiden Seiten seines Stuhles, in einer Ecke des Gemaches lehnte sein Kaplan und Geheimschreiber Walther an der Wand. Hermann Goldacker, der den Grafen hereingeführt hatte, blieb an der Türe stehen und stützte sich schwer auf sein breites Schwert.
Der Graf entfaltete ein Schreiben und begann zu lesen. Es waren lauter Anklagen, die der König gegen den Landgrafen schleuderte: Anklagen wegen gebrochener feierlicher Versprechungen, gegeben auf mehreren Hoftagen, daß er Thüringen dem Reiche überliefern wolle, was er jedoch nicht gehalten habe. Die Ausdrücke des königlichen Briefes waren so scharf und verletzend, daß den beiden Frauen die Röte der Scham und des Zornes ins Gesicht stieg und der Marschalk von Goldacker mehrmals aufstampfte und seinen Herrn fragend anblickte, ob er ihm erlauben wolle, den Frechling vor die Tür zu tragen. Aber der alte Landgraf machte nur eine kurze Handbewegung, die ihn schweigen hieß, und diese Handbewegung war das einzige Anzeichen dafür, daß er der Verlesung des Schreibens überhaupt zugehört hatte. Selbst bei der Drohung mit des Reiches Acht blieb sein Antlitz völlig unbeweglich.
Als der Graf zu Ende war, entstand eine lange, tiefe Stille. Endlich sagte der alte Fürst mit müder Gleichgültigkeit: »Tretet ab, Herr Graf von Weilnau. In einer Stunde ist die Antwort an des Königs Hoheit in Eurer Hand. Bis dahin wartet. – Ich bitt' Euch,« wandte er sich an seine Gattin und Stieftochter, »verlaßt mich. Du, Walther, holst Pergament und Schreibwerk, und du, Hermann, bleibst als Zeuge hier.« –
Nach geraumer Zeit schickte der Landgraf nach seiner Gemahlin und ließ sie in sein Gemach rufen. Dort verhandelte er lange im geheimen mit ihr, und erst viel später beschied er die andern wieder zu sich, nur nicht den Grafen Weilnau. Frau Else erkannte sofort, daß ihre Mutter geweint hatte, und daß es ihr schwer fiel, eine große Ergriffenheit ihres Gemütes zu verbergen.
Der Landgraf hielt zwei Urkunden in den Händen. Die eine, die verschlossen und versiegelt war, gab er Hermann Goldacker. »Händigt sie dem Boten des Königs aus, wenn er draußen vor dem Tore steht,« gebot er. »Er hat Urlaub, von dannen zu reiten. Was ich seinem Herrn zu sagen habe, steht darin, und ich brauche das freche Gesicht dieses hochmütigen Knechtes nicht noch einmal zu sehen. – Walther,« fügte er mit einem Anflug guter Laune hinzu, »geleite den Marschalk und hafte dafür, daß er ihn nicht in den Graben wirft.«
Die beiden gingen ab, und er blieb mit den Frauen allein. Lange suchte er nach Worten, aber es ward ihm offenbar schwer, einen Anfang zu finden. Endlich begann er mit leiser Stimme, indem er seinen Blick fest auf das Antlitz seiner Schwiegertochter richtete: »Du hast gehört, was mir der König sagen ließ. Jedes Wort war ein Schimpf für mich, aber das Ärgste war: Er sprach die Wahrheit. Ja, ich habe gelobt und geschworen zu mehreren Malen, daß ich Thüringen meinem Blute wollte entfremden und dem Reiche übergeben. Aber jetzt erkenne ich, daß diese Eide Sünde und Frevel waren. Es steht keinem Fürsten das Recht zu, sein Fürstentum seinem Geschlechte zu entziehen, es nötige ihn denn Zwang und Gewalt dazu. So kann ich nicht halten und will nicht halten, was ich dem Könige früher geschworen, aber darum muß ich aufhören, ein Fürst des Reiches zu sein. Hier meine Tochter,« – er reichte ihr mit zitternder Hand das Pergament – »hier die Urkunde, daß ich diese Burg und das ganze Land Thüringen deinem Manne, meinem Sohne Friedrich, und seinen Kindern übergebe für immer, und daß ich mich alles Regimentes begebe, und daß mein Fürstentum deinem Manne gehören soll, als wär' ich schon gestorben.«
Frau Else nahm die Urkunde aus seiner Hand, ohne zu wissen, was sie tat. Sie stand wie erstarrt, und vor ihren Augen flirrte es. Nie und nimmermehr hätte sie das vermutet.
Ein Aufschluchzen ihrer Mutter weckte sie aus ihrer Betäubung. Sie stürzte auf sie zu und umschlang sie mit beiden Armen. »Mutter!« rief sie, »hast du schon lange davon gewußt?«
Die Landgräfin schüttelte den Kopf, zu reden vermochte sie nicht. »Und Ihr, Vater,« fuhr die junge Fürstin in höchster Erregung fort, »habt Ihr das wohl erwogen? Wird's Euch nicht gereuen? Ihr wißt: Friedrich hält fest, was er in den Händen hat.«
»Deshalb gerade lege ich's in seine Hände,« erwiderte der Landgraf. »Ich konnte niemals etwas in meinem Leben festhalten, alles ist mir unter den Händen zerronnen, Land und Leute, Geld und Gut, und – wehe! – auch Ehre und Reputation. So soll einer herrschen an meiner Statt, der alles wieder gut machen wird, was ich verfehlt.«
»Und Diezmann, Euer andrer Sohn?« rief Frau Else dazwischen.
»Der mag genug haben an seinem Osterlande. Er ist tüchtiger als ich, aber doch in vielem mir allzugleich. Er hat sein Fürstentum Lausitz verkauft an den Brandenburger Markgrafen, wie ich habe Thüringen verkaufen wollen an den König Adolf. Wer weiß, was aus dem Erbe würde in seiner Hand! In seinem Blute ist nicht genug des Eisens. Aber Friedrich, Friedrich ist der Mann dazu, dem Könige zu widerstehen und den Starken und Großen im Lande. Er wird alles wieder gut machen und Wettin wieder zu Ehren bringen im Reiche.«
Seine Rede ging in ein Flüstern aus, und seine Augen hatten sich geschlossen. Wie er so dasaß in seinen Decken mit dem gelblich blassen Angesichte, das ohne Leben schien, glich er einem Schwerkranken, fast einem Sterbenden, und ein tiefes Mitleid wallte mit einem Male im Herzen der jungen Fürstin auf, ein Mitleid mit dem Manne, der so viel und so schwer sich verfehlt hatte in seinem Leben, und der doch jetzt noch sühnen wollte, was in seiner Macht lag. Sie hatte ihn stets mit der größten Abneigung betrachtet, manchmal sogar mit Haß und Verachtung. Jetzt war das alles ausgelöscht in ihrem Herzen, sie sah nur noch den armen, gebrechlichen Greis in ihm, der Erbarmen erweckte, und der ihres Gatten Vater und der Großvater ihres Kindes war. Sie beugte sich nieder und zog seine welke Hand an ihre Lippen. »In Friedrichs Namen danke ich Euch, Vater,« sprach sie leise.
Der Greis schlug die Augen auf, und sie standen voll Tränen. »Zu danken habe ich allein,« sprach er rauh, fast heftig. »Wie eine Heilige hast du an mir getan in meiner schweren Krankheit. Ohne dich wäre ich wohl gestorben. Wenn dir liegt am Segen eines Mannes, wie ich bin, so sei gesegnet!«
Indem trat die Landgräfin auf ihre Tochter zu, schloß sie in ihre Arme und küßte sie auf die Stirn. »Gehe hinüber und laß mich mit ihm allein,« bat sie. »Wir reden noch miteinander über alle diese Dinge.«
Frau Else gehorchte und begab sich in ihre Gemächer. Dahin beschied sie nach kurzer Zeit ihren Marschalk Helldorf, erzählte ihm, was geschehen war, noch als Geheimnis und fertigte ihn als Boten an ihren Gemahl ab. Bei der Mittagstafel erschien sie nur auf kurze Zeit und rührte die Speisen kaum an. Den übrigen Teil des Tages verbrachte sie allein in tiefen Gedanken.
Es war schon spät geworden, und die Lichter waren längst angesteckt, als plötzlich ihre Mutter zu ihr ins Zimmer trat. Die beiden Frauen waren zunächst keines Wortes mächtig. Sie hielten sich lange weinend umfangen, bis sich endlich die junge Landgräfin aus den Annen ihrer Mutter löste und sie neben sich auf eine gepolsterte Bank zog. »Was soll nun werden, Mutter? Wird es den Vater nicht gereuen?« fragte sie beklommen. »Es kam so schnell und so unerwartet. Mir ist, als hätt' ich's nur geträumt.«
»Nein,« erwiderte die alte Landgräfin fest, »es wird ihn nicht gereuen. Der Entschluß war wohl schnell gefaßt, aber er kam aus einem Herzen, das längst seine Schuld erkannt hat, und dem das Leben zum Ekel geworden ist. Er hat vielleicht schon seit längerer Zeit über den Plan gegrübelt und uns nur nichts davon gesagt. Ja, fast will mir's so scheinen, denn er hat mir deutlich und bestimmt gesagt, was er zu tun gedenkt. Das war ihm gewiß nicht erst heute eingefallen.«
»Und was will er tun?«
»Er will nach Erfurt ziehen und dort seine Tage beschließen.«
Frau Else sah ihre Mutter halb erstaunt, halb bestürzt an. »Nach Erfurt? Wie ist das möglich, da wir doch dort kein Schloß besitzen? Will er der Welt entsagen und ins Kloster gehen?«
»Er will kein Schloß und keine Hofhaltung, und an das Kloster denkt er nicht. Er will in einem Bürgerhause leben.«
Frau Else blickte ihre Mutter an, als habe sie den Sinn ihrer Worte nicht erfaßt, und so verhielt sich's in der Tat. Der Plan ihres Schwiegervaters erschien ihr unsinniger und ferner liegend, als wenn er eine Fahrt nach dem heiligen Lande ins Auge gefaßt und angekündigt hätte.
»Du begreifst es nicht?« fragte die Mutter. »Auch ich habe ihn zuerst nicht verstanden, als er mir's sagte. Aber er hat mir's klar gemacht. Seine Güter um Erfurt will er der Stadt verschreiben. Dafür sollen ihn die Bürger schützen, herbergen, verpflegen und füttern bis an seinen Tod.«
In Frau Elses Wangen trat ein tiefes Rot. »Das ist eines Fürsten unwürdig!« rief sie empört.
»Es ist die Sühne eines befleckten und verfehlten Lebens,« entgegnete ihre Mutter traurig. »Mein Kind, als ich mit ihm in die Ehe trat, war seines Lebens Sturmzeit schon vorbei, und doch – wie vieles habe ich noch erlebt an ihm, was mich entsetzt und ins Herz getroffen hat! Was mag nun erst alles geschehen sein, da er noch jung war und in voller Kraft! Darf's uns wundern, daß er eine schwere und absonderliche Sühne sucht?«
»Aber das, nein, das darf er nicht tun um seines Blutes willen!« rief die junge Fürstin, und Zornestränen traten ihr in die Augen. »Im Kloster hat schon manch hochgeborener Mann seine Sünden gebüßt, ja mancher hat das getan, der eine Krone trug. Aber unerhört ist, was er tun will. Noch nie ist ein Fürst zum Bürger, ja zum Kostgänger von Bürgern geworden.«
Die alte Landgräfin blickte tief bekümmert vor sich nieder und sagte: »Ich empfinde wie du, aber ich kann es nicht ändern und muß mich seinem Willen fügen.«
»Mutter!« fuhr Frau Else auf. »Du denkst doch nicht daran, ihm dorthin zu folgen?«
Die Landgräfin hob erstaunt den Blick zu ihrer Tochter empor. »Du dachtest, ich würde ihn allein ziehen lassen?«
»Ja, das weiß Gott, so dachte ich, und so muß jeder denken. Wenn ein Weib für seinen Mann sterben will, so begreif' ich das. Aber wenn sich ein Mann entwürdigt und erniedrigt, so soll sie sich nicht mit erniedrigen. Willst du verkümmern unter den Schneidern und Bäckern? Willst du wie die Schusterfrauen mit einem Korbe zu Markte gehen?«
Die Landgräfin lächelte, aber es war ein wehes Lächeln. »Soweit wird es nicht kommen, Kind. Und hat nicht Sankta Elisabeth sich noch viel mehr erniedrigt, als sie Aussätzige und Krüppel pflegte?«
»Das ist ein ganz ander Ding. Liebeswerk ist fürstlich Werk, das hat unser Heiland selbst getan und alle Heiligen. Wer tut wie sie, der erhöht sich durch solches Tun. Aber wer vom Fürstenstuhle steigt, um dem niederen Volke gleich zu werden, der erniedrigt sich.«
Die Mutter neigte das Haupt. »Es ist so. Aber frage dich selber: du würdest deinem Manne nicht ins Elend, in Armut, ja in Unehre folgen?«
Frau Else warf unwillig den Kopf zurück. »Warum an etwas denken, was nimmermehr möglich ist? Friedrich würde, gäbe Gott ihm den Sieg nicht, wie ein Fürst zu sterben wissen.«
»Dafür danke Gott und der heiligen Jungfrau! Nicht jedes Weib ist so glücklich, daß sie solches denken und sagen kann von ihrem Manne. Aber denke dir, die Gnade Gottes hätte dir dieses Glück nicht gegeben, könntest du deinem Manne nicht auch in Schmach und Not folgen?«
»In Not ja, in jede Not. Mein Leben gäb' ich für ihn. Aber in Schmach nie und nimmer! Erniedrigte er sich selbst, so würde die Liebe zu ihm in meiner Brust ersterben.«
Die Landgräfin erhob sich und sah ihre Tochter mit einem langen, seltsamen Blicke an. Ihre Gestalt schien zu wachsen, ihre Augen leuchteten auf, und sie rief mit lauter, tönender Stimme: »Dein Geist hat höheren Flug, meine Tochter, als mein Geist, und schlicht und einfach erschien ich mir oftmals neben dir. Jetzt aber sehe ich, daß du noch lernen kannst von mir. Ja, merke auf: ich lehre dich das Beste, was du lernen kannst im Leben. Nicht die Liebe ist das Höchste in der Welt, es gibt etwas viel Höheres. Das ist die Treue. Liebe vergeht gar leicht, denn das Menschenherz wird verwandelt mit den Jahren, aber die Treue besteht. Liebe zu fühlen, das kann sich kein Mensch geben, aber Treue kann jedermann halten. Darum verlangt sie auch der Herrgott von den Menschen, und der ist am meisten wert vor ihm, der die höchste Treue auf Erden hält. Und jeder treue Mensch kann ruhig sein in seinem Herzen und braucht sich nicht zu fürchten, denn ein Ehrensitz wird ihm bereitet sein in der Himmelshalle. Das lerne, meine Tochter, die du nicht weißt, was rechte Treue ist!«
»Mutter!« schrie Frau Else auf, »will ich meinem Manne nicht das höchste Opfer bringen?«
Die Landgräfin richtete sich noch höher auf, und ihre Augen sprühten. »Närrin!« rief sie. »Törichte Närrin! Wofür bringst du das Opfer? Das glaub' ich wohl, daß die Heiligen deinen Mann retten, wenn du dich ihnen darbringst. Aber wofür retten sie ihn? Für ein elendes Leben, auch wenn er sein Fürstentum behauptet. Sein Haus ist verödet, sein Weib hat sich von ihm gelöst, das seine Wonne war. Seine Tochter wird von Fremden erzogen, einen Erben hat er nicht mehr zu erwarten. Ihm wäre besser, er zöge als armer Ritter in die Fremde und hätte sein Weib bei sich, das ihm die Treue hielte. Darüber sinne nach, meine Tochter, wenn dich etwa der Schlaf fliehen sollte in dieser Nacht, und für heute gehab' dich wohl.«
Frau Else öffnete die Lippen, als wolle sie noch etwas erwidern, aber ehe sie ein Wort zu sagen vermochte, war die Landgräfin verschwunden. Da ließ sich die junge Frau auf ihren Sitz zurücksinken, schlug die Hände vors Antlitz und weinte laut auf. Die Worte der Mutter hatten eine Saite in ihrem Innern berührt, die bisher geschwiegen hatte, nun aber um so lauter und heller tönte. Sie schluchzte noch lange vor sich hin, dann faltete sie die Hände im Schoße und versank in tiefes Nachdenken.