Johannes Scherr
Nemesis
Johannes Scherr

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18. Die Runs! Die Runs!.

So lebten sie halkyonische Tage und selige Nächte. Robert lernte es jetzt erst verstehen, daß im Weibe das Rätsel der Schöpfung ruhe, denn der Schönheit göttliche Bedeutung für die Welt ging ihm auf. In den Armen der Geliebten verstand er die ganze Ungeheuerlichkeit des Wahns, welcher den Menschen zum Hasser der Welt und Natur machen will, zu einer Abstraktion, zu einem hohlen Schemen, einem Ding, dessen Zweck gar nicht abzusehen wäre. In dem Gefühle der Vereinsamung, womit er früher durchs Leben gegangen, war ihm dieses freilich sehr zwecklos vorgekommen, nicht der Mühe wert, gelebt zu werden. Jetzt aber fühlte er mit Entzücken die tausend süßen Bande, welche den Menschen ans Dasein fesseln, sowie er nur erst angefangen, für ein anderes Wesen zu leben. Thekla ihrerseits verbreitete rings um sich das beseligende Gefühl, daß das Weib erst durch die Liebe seinen wahren Halt und Inhalt gewinne, und offenbarte in tausend holden Zügen die Eigenschaft echter Weiblichkeit, im Empfangen ein unendliches Geben walten zu lassen. Sie besaß im vollsten Maße das Geheimnis, das Sinnliche zu Geistigem zu verklären, und in diesem Sinne kann man sagen, daß dem Bunde der beiden die höhere Weihe nicht fehlte.

Thekla besaß auch im hohen Grade die frauenhafte Fähigkeit, dem Augenblick zu leben, eine Eigenschaft, deren Mangel dem Manne oft die besten Stunden des Daseins verbittert. Der Geist des Mannes strebt ins Weite und Ferne, das Gemüt der Frau weiß in dem Nächstliegenden sein Genügen zu suchen und zu finden; daher auch versteht sie intensiver zu genießen und sich zu, freuen als jener. Manchmal, wenn ein jähes Bangen Robert aus seinen Entzückungen aufschreckte, mußte sie ihm beschwichtigend die Hand auf die Stirne legen, und wenn er die Besorgnis des Erwachens aus diesem Traum von Glück äußerte, stimmte sie auch wohl mit einem kecken Jodler das Lied an:

»Es rauschen die Wasser,
Die Wolken vergehn;
Doch siehe, die Sterne,
Die leuchten und stehn.
So auch mit der Liebe,
Der treuen, geschicht;
Sie reget und weget
Und ändert sich nicht.«

Am vierten Tage ihrer Villeggiatur im Glurital waren sie in der Morgenfrühe am Bach hinaufgegangen, um eine größere Streiferei zu unternehmen. Sie besuchten den Gletscher, gingen dann quer über die Ausläufer desselben rechtshin, stiegen die unterste Terrasse des Klakenstocks hinan und besuchten den auf einem kleinen Plateau gelegenen Klakensee, in welchen die Rinnsale der Ostseite des Bergkolosses münden.

»Es ist, als blickte einen aus diesen einsamen Hochseen das Auge des Geistes der Wildnis an,« sagte Robert.

»Ja, oder die Poesie Lenaus,« entgegnete Thekla. »Wie diese, hat auch die Szene hier mit ihren wilden Felsengruppen und dem schwarzblauen Wasserkessel in der Mitte etwas unbeschreiblich Melancholisches und doch wieder einen geheimnisvollen Reiz. Aber sieh, wie schön, wenn man den Blick von den starren Zacken und schimmernden Firnen auf unser Tälchen hinunterwendet. Ach, Robert, in dieser wundervollen Bergeinsamkeit fühle ich, daß es mir doch recht schwer werden wird, die schöne deutsche Erde zu verlassen, wie gut ich auch einsehe, daß das, so, wie es in den letzten Tagen mit uns geworden, eine unabänderliche Notwendigkeit ist.«

»Ich preise mit Geschick, daß es mir diese Notwendigkeit auferlegt, liebes Herz. Ja, wenn es uns vergönnt wäre, hier oben zu leben, fern von all den menschlichen Wirrsalen, dann wohl! Da wir aber aus diesem entzückenden Idyll wieder hinaus müssen, so wollen wir mit einem recht großen Sprung zugleich auch aus der deutschen Misere hinaus. Ich sage mit Platen:

›Wie bin ich satt von meinem Vaterlande!‹«

»Sprich nicht so, Robert. Hätte das Schicksal es anders mit uns gefügt, ich wünschte mir kein besser Glück, als an deiner Seite im Vaterlande zu leben, in einem Kreise der Tätigkeit, welcher deinen Gaben und Kräften entspräche. Es ringt sich doch allmählich das Bewußtsein durch, daß es etwas Besseres als ein Unglück ist, ein Deutscher zu sein. Es ruht in unserem Volk eine herrliche, unverwüstliche Kraft. Was hat es die Jahrhunderte herab nicht durchgemacht und gelitten, wie ungünstig hat seine Geschichte sich gestaltet, welche furchtbaren Hindernisse sind seiner Entwickelung von allen Seiten her in den Weg geworfen worden! Und doch ist es stetig vorwärts geschritten und schreitet unaufhaltsam vorwärts, obzwar langsam.«

Unter Fortführung dieses Gesprächs stiegen die beiden die Halden hinab talwärts. Im Schatten eines überhängenden Felsens lagerten sie sich auf das weiche Moos, um Rast zu halten.

Der Tag war sehr schwül gewesen. In der Nacht hatte ein heftiger Föhn zu wehen begonnen und allmählich schwere Wolkenmassen vom Süden heraufgeführt, die sich unter dem Einflusse des Windes in seltsamsten und schnell wechselnden Bildungen um die Schneekuppen lagerten. Noch vermochte die Sonne das Dunstgewirr zu beherrschen, aber nach und nach trat sie hinter einen Wolkenvorhang zurück, dessen Farbe ins Bleigraue spielte.

Vom langen Wandern ermüdet, gaben die Liebenden dem Eindruck der lastenden Schwüle nach. Sie hatten nur eine kurze Weile unter dem Felsen rasten wollen, überließen sich aber sorglos der eigentümlichen Abspannung, welche der Föhn im Gefolge hat. Thekla machte noch scherzend die Bemerkung, sie fühle sich von einer göttlichen Faulheit angewandelt, und es sei hier ein passendster Ort zur Siesta. Dann stockte das Gespräch. Robert vergnügte sich noch einige Minuten damit, in stiller Freude die schlummernde Geliebte anzusehen, dann nickte auch er ein, und bald lagen beide in tiefem Mittagsschlummer.

Sie mochten über eine Stunde geschlafen haben, da war es Robert im Schlafe, als hörte er über sich ein dumpfes Brausen und Rollen. Schlafmüde versuchte er sich aufzurichten, fiel aber wieder zurück, bis plötzlich ein greller Lichtschein ihm durch die geschlossenen Wimpern zuckte. Im nächsten Augenblick fühlte er sich an der Hand gefaßt und barsch vom Boden emporgerissen. Dann, bevor er noch klar um sich blicken konnte, schlug durch einen verhallenden Donnerschlag der Schrei an sein Ohr:

»Die Runs! Die Runs!«

Ein trefflicher Naturforscher der Alpenwelt hat uns, wie von mancher andern Erscheinung des Naturlebens derselben, auch von den Bergrunsen eine malerisch anschauliche Schilderung gegeben, welche nahezukommen wir uns nicht zutrauen. Er sagt:

»Der warme Föhn weht eine Weile oben im Gebirge, löst und lockert die Kristalle der Schneefelder, schmilzt die erweichten oberen und Seitenteile derselben. So stark er aber auch schmilzt und mit wunderbarer Macht in zwei, drei Tagen oft fußhohe Schichten Schnees stundenweit von den Bergen hebt, so ist die Schmelzung doch nicht gefährlich, solange er weht, indem er durch seine Wärme eine unberechenbare Verdunstung der Wasserteile unterhält. Wenn sich aber die so übersättigte Atmosphäre zu schweren Wolken verdichtet und diese in schwerem Regen herabströmen, der föhnverwandelte Schnee auf den noch unverwandelten, aber vorbereiteten, gelockerten, der warme Regen auf den tauenden Schnee und die in allen Poren schon wasservolle Erdschicht, dann werden alle Höhen zu Quellen und alle Bodenarten zu Bächen und – die Runs (von rinnen) geht! Ja, sie geht. Sie springt, stürzt, wütet bergab, sie tobt mit donnernden Fluten zu Tal. Von allen Halden rinnen die Bächlein stürmisch mit immer beschleunigterem Lauf, oft in Stürzen über Felsenmassen der Tiefe zu, sammeln sich bald da, bald dort zu größeren Bächen und finden das sie zusammenfassende Bergbachbett oft erst unmittelbar über dem Talgrund, nachdem sie sich ihren Weg durch Triften und Wälder gebahnt, Erde, Steine, Bäume ausgerissen und zu unbezähmbarer Heftigkeit angewachsen sind. Und dem Tanze der Bergwasser ziehen flammende Wetterwolken als Spielleute vorauf. Der Abend wird zur Nacht mit dämonischer Beleuchtung. Blitz folgt auf Blitz; die zuckenden, sprühenden Schlangen kreuzen sich am Horizont und treffen mit zerschmetternden Pfeilen die Felswände. Schlag auf Schlag stürzt der Donner nach, ohne Pause, nur mit einem Wechsel von helleren Schlägen und dumpferem Rollen. Jeder Donnerschlag aber wird zu einem zehnfachen, rings von den nackten Bergwänden zurückgeworfen, in allen Flühen nachhallend. Wenig Regen fällt im Tal; die schwersten Wolken haben sich an den steilen Halden der Alp geballt und jagen mit dem Winde nur einzelne Schauer schwerer Tropfen in die Tiefe. Die Runs kommt. Horch! Droben rauscht es immer hohler und gewaltiger. Das ist nicht der Donner. Es kracht wie von Baumsturz und klappert wie von Steinrollen. Bei den nächsten Blitzen ein Blick in die Höhe – da oben geht es fürchterlich her. Man erkennt es halb, das nahende Unglück. Man sieht es, undeutlich zwar, aber doch nur zu gewiß – die Höhen sind zu einem Meere geworden. Gelbe Wasserfluten stürzen von allen Hängen, dem obersten Tobel zu. Jetzt bricht's herein – die Runs kommt!«

Sie kam auch hier, sie brach von allen Seiten ins Glurital herein, aber am furchtbarsten von den Gehängen des Klakenstocks hernieder.

Die Szene war schrecklich verändert.

Eingemummt in graue, tiefherabhängende Wolken, waren die Bergspitzen unsichtbar geworden. Durch die Talsohle fegte ein tosender Wind, bald zu kurzen, pfeifenden Stößen ansetzend, bald mit orkanartigem Brausen dahinfahrend. Die mit elektrischen Dünsten überladene Luft entlud sich in unaufhörlich sich kreuzenden Blitzen, und der schmetternde Donner machte die Erde beben. Dazwischen fielen schwere Tropfen, und von droben herab kam ein unheimliches Rauschen, Krachen und Dröhnen.

»Die Runs! Die Runs!«

In dem Manne, der ihm diese Worte zuschrie und ihn an der Hand gepackt hielt, erkannte Robert Twerenbold, dessen Anblick den jungen Mann im ersten Moment des Erwachens das gefahrdrohende Aussehen der Landschaft ganz vergessen ließ.

Voll Zorn über das Erscheinen des Abenteurers an diesem Orte, machte er sich von ihm los, stieß ihn zurück und sagte:

»Was wollen Sie hier? Packen Sie sich!«

»Sind Sie toll, Herr?« versetzte Twerenbold. »Rechne, Sie sind es. Machen Sie doch gefälligst die Augen auf. Sage Ihnen, die Runs geht! Noch zehn Minuten, bah, keine fünf, und die ganze Schuttflut wäre über Sie hergestürzt.«

Thekla war inzwischen mit einem Schreckensruf aufgesprungen und hatte sich an Roberts Arm gehängt.

»Was will der abscheuliche Mensch hier?« flüsterte sie ihm zu.

»Wir müssen ihm dankbar sein für die Störung, Thekla. Die Runs geht!«

»Was soll das Palaver?« fragte Twerenbold barsch. »Bitt' um Entschuldigung, Madame, aber wir haben keinen Augenblick zu verlieren. Hört, wie's da oben kracht! Ha, bei Jove, rechne, der Klakensee ist ausgebrochen. Fort, fort, wenn Ihnen das Leben lieb ist!«

Sie eilten bergab. Ein Blick zurück und aufwärts zeigte ihnen das Schrecknis.

Über die Halden herab, welche das Fußgestell des Klakenstocks bilden, wälzte sich die stürzende Runs, ein breiter, wüster Strom, Bäume, Felsblöcke und Geröll mit sich reißend, in wütendem, unaufhaltsamem Sturz das ganze Tal mit Verschüttung bedrohend.

»Wir können der Runs nur entrinnen,« schrie Twerenbold, »indem wir über den Gluribach setzen.«

»Ja,« gab Robert zurück, »wir müssen hindurch.«

»Voran, Herr Graf! Ha, da haben wir die Bescherung! Die Runs hat die Talsohle erreicht. Rasch, rasch!«

Robert schwang die Geliebte auf seine Arme und stürzte sich in den hochgeschwollenen Gletscherbach, Twerenbold ihnen nach.

Es kam alles darauf an, durch den Bach zu gelangen, bevor sich die Runs mit demselben vereinigte.

Aber auch der Gletscher schüttete unter dem Einfluß des Hochgewitters wütende Fluten aus seinen Eismassen.

Das Wasser ging Robert bis über die Brust, er fühlte, daß er in der rasenden Strömung den Boden unter den Füßen verlor.

Thekla las die Todesangst, welche er um sie empfand, in seinen Augen.

»Laß mich los, Robert,« rief sie aus. »Allein bist du imstande, dich zu retten.«

Er drückte sie nur fester an sich.

»Wir sterben wenigstens zusammen,« keuchte er, mit letzter Kraft gegen den wütenden Strom ankämpfend.

»Oh, nein, nicht sterben!« gab sie zurück. »Warum jetzt sterben, da uns das Leben so schön geworden?«

Des Daseins süße Gewohnheit machte selbst inmitten dieser Schrecken ihre Macht geltend.

Ein furchtbarer Anprall neuer Fluten riß das Paar mit sich fort.

Aber nur wenige Schritte weit.

Twerenbold hatte die Tiefe des Rinnsals hinter sich und wieder festen Fuß gefaßt. Mit herkulischer Kraft faßte er das Paar, als es an ihm vorbeigewirbelt wurde, riß die Gräfin aus Roberts Armen, schwang sie sich auf die Schulter und schrie mit einer das Toben des Gewitters beherrschenden Stimme Robert zu:

»Links geschwenkt. Mann! Klarieren Sie aus der Strömung! Linkshin, linkshin! – So ist's recht. Kalkuliere, Sie sind ein tüchtiger Schwimmer.«

Wenige Augenblicke nachher befanden sich alle drei auf festem Boden und kletterten eine steile Halde hinan, wo sie sich bald außerhalb des Bereichs der Gefahr befanden.

Der Rückblick auf das Tal war schrecklich.

Die vom Klakenstock herabgekommene Runs hatte sich mit dem Gluribach vereinigt, und ein trüber Strom füllte mit wildem Gebrause die ganze Einsattelung, alles, was ihm entgegenstand, mit sich fortwälzend. Der zur Insel führende Steg war längst weggerissen, und der ungeheure Felsblock, in dessen Schutz die Hütte stand, ragte nur noch mit dem Haupte aus dem tobenden Wasser hervor. Die Zerstörung des reizenden Ortes, wo die Liebenden so paradiesische Tage gelebt, war vollständig.

Es schnitt den beiden durch die Seele, mit ansehen zu müssen, wie das Gebälke der Hütte, welche ihnen zum Himmel geworden, von den wüsten Fluten davongeführt wurde. Sie starrten mit einem unbeschreiblichen Gefühle des Entsetzens und der Trauer auf die Verheerung hinab, und ihre Beklommenheit wurde durch die Anwesenheit Twerenbolds noch ungemein gesteigert. War es ja doch schon höchst peinlich, nach einem solchen Erlebnis kein Wort der Zärtlichkeit tauschen zu können und sich auf Blicke beschränken zu müssen.

Der Abenteurer seinerseits schien sich aus der ganzen Sache nicht viel zu machen.

»Brr,« sagte er, sich schüttelnd, »das war ein nasses Abenteuer. Verflucht zudringliche Dinger, diese höllischen Runsen, kalkulier' ich. Hei, da geht ja des Gluricyriaks Baracke zum Teufel, allwo, sagen die Leute, ihr ehemaliger Bewohner schon lange sich befinden soll.«

Und eine mit Leder überzogene Flasche hervorziehend, entstöpselte er sie, und fuhr fort:

»Da, Herr Graf, bestimmen Sie die gnädige Frau, einen Schluck zu nehmen, und nehmen Sie selbst einen. Ohne Umstände – es ist notwendig, um der Erkältung von innen aus einigermaßen entgegenzuwirken. Und nun wollen wir uns auf den Marsch machen. Das Gewitter ist zwar am Ausmachen, aber ich denke, Sie werden nichts dagegen haben, von hier wegzukommen. Sieht jetzt hier omnipotent inkomfortabel aus, kalkulier' ich. Ja, die Berge haben verfluchte Tücken. Aber wir können nicht dem Lauf des Gluribachs nach heimwärts gehen. Der ist jetzt rabiat, wie ein besoffener Indianer. Muß mir daher, rechne ich, die Freiheit nehmen, Sie einen andern Weg zu führen, der mir noch von der Zeit her bekannt ist, wo ich zuweilen die Ehre hatte, den Gluricyriak hier zu besuchen. Dieser Weg ist viel kürzer als der andere, wenn auch ein bißchen abschüssig.«

Im Gefühle des außerordentlichen Dienstes, welchen ihnen der Abenteurer geleistet, suchte Robert seinen Widerwillen gegen den Mann möglichst zu bemeistern.

»Darf ich fragen, Herr Twerenbold,« sagte er, »was Sie ins Glurital herausgeführt hat, und wie Sie in den Fall kamen, uns im entscheidenden Augenblick zu treffen?«

»Das ging ganz einfach zu,« versetzte der Gefragte. »Ich sah Sie vor drei Tagen in der Morgenfrühe über den See fahren, und da Sie in der Bucht landeten, wo der Gluribach mündet, kalkuliert' ich, Sie wollten eine Bergfahrt machen. Dachte aber weiter nicht mehr an die Sache, bis ich heute vormittag von der Einsiedelei von Sankt-Georg am Seeufer heraufschlenderte und bei dieser Gelegenheit Ihre Barke noch in der Bucht bemerkte. Fiel mir das auf. Hatte die Notion, könnte Ihnen in den Bergen oben schier ein Unglück passiert sein, und stieg daher ins Glurital hinauf, um nach Ihnen auszusehen. Ging in die Hütte auf der Insel und fand da Spuren, daß Sie noch vor wenigen Stunden dort gewesen sein mußten. Wollte mir dann, da ich hier oben war, auch mal wieder den Glurigletscher und den Klakensee angucken. Tat so. Fand aber für gut, mich vom Klakensee aus rückwärts zu konzentrieren, wie heutzutage die Fabrikanten militärischer Bulletins sich ausdrücken, wenn sie von Rückzug oder Flucht sprechen wollen. Wohl, konzentrierte mich also rückwärts und bergab, und bei dieser Gelegenheit fand ich Sie unter dem Felsen und nahm mir die Freiheit, Sie in Ihrer Siesta zu stören, was, rechne ich, die Runs bald darauf in noch ungenierterer Weise getan haben würde.«

»Wir sind Ihnen hoch verpflichtet, Herr Twerenbold,« entgegnete Robert. »Sie haben der Gräfin und mir das Leben gerettet. Ich bitte Sie, zu glauben, daß mein Dankgefühl gegen Sie das lebhafteste und aufrichtigste ist.«

»Bah, die Sache ist kaum der Rede wert, oder, falls sie es ist, so mag Sie Ihnen, rechne ich, den Beweis liefern, daß der alte Twerenbold nicht der Mann ist, welcher seine Freunde in der Not im Stiche läßt. Aber genug davon! Achten Sie auf die Frau Gräfin. Der Weg ist zwar nicht gerade gefährlich, immerhin aber nach diesem allmächtigen Wolkenbruch so, daß darauf ein zarter Frauenfuß einer Stütze bedarf.«

Twerenbold, der als Führer voranging, bog, nachdem sie, immer steigend, oberhalb eines Arvengehölzes auf einem kleinen Plateau angekommen, linksab und in eine Schlucht hinein, wo zwischen himmelhohen Felswänden ein schmaler, mit Gras überwucherter Paß sich hinwand, erst eine Strecke eben fortlaufend, dann schroff in ein Gewirr von Klüften sich hinabsenkend.

Etwas hinter ihrem Führer zurückbleibend, fanden die Liebenden Gelegenheit, ihre Empfindungen über das zuletzt Erlebte flüsternd auszutauschen. Thekla war ungewöhnlich ergriffen und konnte sich, ihrer starken und festen Natur zuwider, in den unglücklichen Ausgang ihrer Villeggiatur noch immer nicht recht finden. Der Stoß war denn doch ein zu plötzlicher und zu heftiger gewesen, um das Nervensystem einer Frau nicht zu irritieren. Die zarte Besorgtheit, womit Robert über jeden ihrer Schritte wachte, die Innigkeit, welche aus seinen Fragen über ihr Befinden sprach, beruhigte sie zwar einigermaßen, allein auf dem Grunde ihres Herzens brütete doch ein düsteres Bangen.

»Es war eine furchtbare Störung des himmlischen Zaubers,« äußerte sie. »Und daß gerade dieser Mensch das Bedrohliche von uns wenden mußte! Robert, mir schaudert vor ihm.«

»Bedenke, er hat dein Leben gerettet, liebes Herz. Ich könnte ihn darum fast lieben.«

»Ich weiß, Robert, ich sollte ihm dankbar sein, aber seit ich ihn in dem Hohlweg drüben am Schwadriforst mit der Wildheit eines Tigers vor dir stehen sah, flößt er mir Grauen ein.«

Twerenbold fand es durchaus nicht nach seinem Geschmacke, so schweigsam dahinzuwandern, und nachdem er die beiden eine Weile unter sich hatte flüstern lassen, wandte er sich nach ihnen um und sagte:

»Sie müssen wissen, daß ich Sie eigentlich einen verbotenen Weg führe. Lebte der Gluricyriak noch, hätte ich es kaum wagen mögen.«

»Wieso denn?« fragte Robert, welcher zwar des Gesprächs mit Twerenbold gern überhoben gewesen wäre, allein wohl oder übel darauf eingehen mußte, um nicht undankbar zu erscheinen.

»Wieso?« versetzte der Abenteurer. »Hm, rechne, war das ein Geheimpfad, welchen nur der Gluricyriak und sein Freund, der Einsiedler von Sankt-Georg, kannten. Ein Zufall ließ auch mich den Weg kennen lernen, aber ich hätte das ums Haar mit dem Leben bezahlt.«

»Der Einsiedler von Sankt-Georg war der Freund des berüchtigten Wilddiebs?«

»Ei freilich. War der alte Jukundus ein fideles Haus, der sich, kalkulier' ich, die Kutte nicht allzu schwer werden ließ. Er war es, der den Handelsverkehr des Gluricyriaks mit der Welt vermittelte, und manche liebe lange Nacht haben die beiden drunten in der Einsiedelei miteinander gezecht. Zu der Zeit nun, wo die Menschen an allerhand romantischen Schnurren Gefallen finden, war auch ich mal drauf versessen, Gemsen zu jagen, 'ne dumme Grille, kalkulier' ich, aber was hat man nicht alles für Grillen, wenn man jung ist? Wohl, wollte also absolut mal eine Gemse schießen. Nun müssen Sie aber wissen, daß damals der ganze Gebirgsstock unter dem Banne des Gluricyriaks lag, welcher es durch seine List und Verwegenheit dahin gebracht, daß das Gesetz es aufgegeben hatte, sich mit ihm zu beschäftigen. Er hatte alle Versuche, seiner habhaft zu werden, vereitelt und der ganzen Bevölkerung ringsum einen solchen Respekt einzuflößen gewußt, daß sich keiner getraute, etwas gegen ihn zu unternehmen. Er war schlauer als ein Fuchs, gefürchteter als der Teufel, ein Mann von bärenmäßiger Stärke, untäuschbarem Adlerauge und nie fehlender Hand. Man fand es zuletzt ganz in der Ordnung, daß der Gluricyriak ein ausschließliches Jagdrecht auf das ganze Bergrevier ausprach. Man hatte Grund dazu, denn mehrere kecke Jäger, welche tatsächlich gegen dieses angemaßte Recht protestierten, waren von ihren Jagdzügen in das Hochgebirge nie wieder heimgekehrt. Wie man sagte, hatte der Mann gegen dreißig Menschenleben auf seiner Seele, welche, meinten die Leute, unfehlbar dem Satan verschrieben war. Diese Zahl war, kalkulier' ich, jedenfalls übertrieben, aber daß sich der Gluricyriak nicht eben viel daraus machte, einen Eindringling in sein Revier niederzubüchsen, das zu erfahren hatte ich selber Gelegenheit. War nämlich eines Tages über den See in die Einsiedelei herübergekommen, um von da aus eine botanische Exkursion in die Berge zu machen. Sah da bei dem Alten seinen vortrefflichen Stutzen, und wandelte mich bei diesem Anblick die Jagdlust an. Der Alte warnte mich, es sei mit dem Gluricyriak nicht zu spaßen; aber ich hielt das für Firlefanz, nahm Gewehr und Weidtasche und kletterte auf gut Glück die Berge hinauf.

Es ging gegen den Herbst zu, der Tag war schön und die Luft hell. Ich mochte ein paar Stunden geklettert sein, als ich im Hintergrunde einer tiefen Schlucht, von welcher aus ein kleiner Gletscher berghinan lagerte, ein Halbdutzend Gemsen weiden sah. Das Herz pochte mir ganz närrisch vor Freude, wie es der wunderliche Muskel zu tun gewohnt ist, wenn er in einem jungen Leib arbeitet. Heranschleichend wunderte ich mich schier ein wenig, daß die scheuen Tiere, obwohl sie mich bemerkt haben mußten, harmlos fortgrasten. Machte mich aber schußfertig und legte auf einen stattlichen Bock an, als plötzlich über mir ein Schuß fiel und eine Kugel so hart an meiner linken Schläfe vorbeipfiff, daß sich im Todesschreck mein Haar bergan sträubte. Die Gemsen stoben auf den Gletscher hinauf, der Stutzen entfiel mir, und im nächsten Augenblick sah ich den Gluricyriak eine jähe Fluh herab und auf mich zukommen. Sah der Kerl, kalkulier' ich, mordmäßig genug aus in seinem langen, eisengrauen Haar und Bart, mit seinem abgewetterten grimmigen Gesicht und seinem aus dem Fell eines Luchses geschnittenen Wams. Mechanisch griff ich nach meinem Gewehr, allein der Gluricyriak brachte seinen Doppelstutzen blitzschnell an die Wange und rief mir zu: ›Laßt den Schießprügel liegen oder ich jag' Euch eine Kugel durch den Grind. Wollte Euch nicht kaltmachen, stündet sonst nicht mehr auf den Füßen; wollte Euch nur eine Warnung zugehen lassen, daß Ihr ein andermal die Unverschämtheit bleiben laßt, auf meinem Grund und Boden zu jagen, und vollends da, wo ich meine Salzlecke habe und selber keine Gemse schieße, geschweige von anderen schießen lasse. Verstanden?‹ Der Mann sprach so deutlich, durch Wort und Gebärde, daß man ihn wohl verstehen mußte. Verstand ihn auch ohne weiteres, und da ich damals noch ein Bursch war, der die Manier, die Leute herumzukriegen, nicht übel loshatte, machte ich ihn auch mich verstehen. So wurde die Begegnung zum Anfang einer Bekanntschaft mit dem gefürchteten Manne, die in der Folge zu einer Art von Freundschaft sich steigerte. Freilich legte sich sein feindseliges Mißtrauen erst dann, als ich ihm noch an jenem Tage eine hübsche Probe von Nervenfestigkeit gegeben. Das Ding war kein Spaß, kalkulier' ich.

Hatte mich leidlich mit ihm verständigt und eröffnete ihm sofort, daß ich unter seinem Protektorat 'ne Gemse schießen möchte. – ›Habt Ihr Mut?‹ fragte er. – ›Meine, ich habe eine ganz passable Portion,‹ sagt' ich. ›Wohl, so will ich Euch zu einem Gamsl verhelfen, denk' ich. Kommt nur.‹– Führte mich nun der Mann auf halsbrechenden Steigen tiefer in die Bergwildnis hinein und zeigte mir endlich eine kleine Herde von Gemsen, die in der Ferne weideten, auf einer Fluh, welche akkurat aussah, als hänge sie in den Wolken. ›Dort könnt Ihr zum Schuß kommen,‹ sagt' er, ›aber merkt's Euch, der Weg dahin ist gruselig.‹ – ›Nur voran, ich folge,‹ sagt' ich. Schnallte sich also der Gluricyriak seinen Stutzen auf den Rücken, und ich tat ebenso. Dann ging er voran und ich hinterdrein. So kamen wir zu einer senkrecht in ungeheure Tiefe abstürzenden Felswand und betraten das schmale Gesims, welches an derselben hinlief. Der Weg war in Wahrheit gruselig, bei Jove! Hatte doch von Jugend auf das Bergklettern geübt, aber auf so 'nen Weg – wenn's überhaupt ein Weg war – hatt' ich doch noch nie den Fuß gesetzt. In der schwindelerregenden Tiefe unter uns erschienen die höchsten Kiefern und Arven so putzig klein wie Swifts Liliputer, unter jedem Fußtritt glitt die lockere Erde weg, das höllische Gesims wurde immer schmaler, an manchen Orten hatte es zudem weite Spalten, durch welche der Blick mit Schaudern in den Abgrund fiel, und zuletzt schien es ganz ausgehen zu wollen. Da, wo das Weiterkommen 'ne absolute Unmöglichkeit zu sein schien, blieb der Gluricyriak stehen, schrie mir mit halb über die Schulter gewandtem Kopf ein ›Aufgepaßt!‹ zu, packte mit beiden Händen einen vorstehenden Felszacken und schwang sich auf die hintere Seite desselben über den Abgrund hinweg. Puh! rechne, der kalte Schweiß tröpfelte mir von der Stirne, als ich dieses höllische Experiment sah und es nachmachen mußte, maßen ein Umkehren kaum minder gefährlich gewesen. Machte es also nach und gelang es mir zu meiner eigenen nicht geringen Verwunderung. Verwunderte sich auch der Gluricyriak mächtig, und sagte der Schurke ganz naiv: ›Hätte kaum gedacht, daß wir auf dieser Seite des Felsens noch beieinander sein würden. Aber kommt jetzt, haben die Gemsen umgangen, denk' ich.‹ Waren auch bald auf der Fluh, auf welcher wir die Gemsen von unten erblickt, und sahen richtig eine derselben zu unsern Füßen am Rande des Abgrunds zwischen den Alpenrosen liegen. ›Nun schießt!‹ sagte mein Führer, und ich schoß. Sprang das Tier hoch in die Luft, überschlug sich und stürzte rücklings in den Abgrund. Dort sah ich meine Beute auf dem Geröll liegen und wollte hinunterklettern, sie zu holen. Wehrte mir aber der Gluricyriak das, indem er mit einem unheimlichen Blicke sagte: ›Laßt sie liegen. Was in dem Grab da unten liegt, liegt sicher begraben.‹ Fiel mir, als er das sagte, ein, daß da herum vor etlichen Jahren ein armer Teufel von Gemsjäger spurlos verschwunden.

Die Manier, womit ich gute Miene zum bösen Spiele gemacht und das Abenteuer bestanden hatte, gewann mir die Zuneigung des Gluricyriaks, und zwar in einem Grade, daß er mich an seinen Wohnort auf der Insel im Glurital mitnahm, eine Ehre, die, sagte er, außer mir nur noch dem alten Jukundus widerfahren sei. Von da ab hab' ich manche Gemsenjagd mit dem Gluricyriak gemacht, ohne daß ich die erlegte Beute im Stiche lassen mußte, wie jenes erstemal. Auch in das sonst mit der eifersüchtigsten Wachsamkeit bewahrte Geheimnis des Pfades, worauf wir jetzt gehen, wurde ich bei näherer Bekanntschaft eingeweiht. Der Cyriak war ein merkwürdiger Mensch. Möchte wohl wissen, in welcher Gletscherspalte oder in welchem unzugänglichen Felsenschrund seine Gebeine modern. Er war ein Original und sicherlich einer der letzten Menschen in Europa, die inmitten der Zivilisation und Polizierung eine freie halbwilde Existenz zu führen wagten und wußten. Rechne, es zeugt von keinem geringen Grad von Energie, so ganz auf eigene Faust zu leben, wie der alte Wildschütz tat. Kümmerte sich den Teufel um die Menschen, haßte sie bis zur Grausamkeit. War der Mann in seiner Art auch ein großer Botaniker. Wußte mir über die Heil- und Unheilkräfte mancher Alpenpflanze Aufschlüsse zu geben, an welche noch kein Mensch gedacht hatte. War ein ganzer Kerl, frei wie der Lämmergeier und nicht eben viel gewissenhafter. Hatte manchmal kuriose Schrullen, kalkulier' ich. War zum Beispiel mal auf den Einfall gekommen, der Frau des Sennen drüben auf der Wulpenalm zuzumuten, daß sie zwei seiner gezähmten Gemsen in dem Gemüsegärtlein, welches sie sich mit großer Mühe angelegt, weiden lasse. Tat das die Frau aus Furcht eine Weile. Da ihr aber die Bestien alles ruinierten, ward sie ihrer überdrüssig und brachte ihnen etwas bei, wovon sie krepierten. Der Gluricyriak nahm das scheinbar ganz ruhig hin, aber kurz darauf starb auch die Frau, wie der wilde Kerl mit einem ganz eigenen Lächeln erzählte.«

Twerenbold wußte noch andere derartige Züge von dem berüchtigten Jäger zu erzählen, der in der Gegend bereits eine halbmythische Person geworden war. Seine Mitteilungen waren nicht ohne Interesse, und jedenfalls dienten sie dazu, den höchst ermüdenden Weg zu kürzen, dessen Ende Robert Theklas wegen um so lebhafter herbeiwünschte, als das Unwetter, nachdem es in den oberen Luftregionen ausgetobt, jetzt in die Niederungen herabgestiegen war, und die vom Sturm gepeitschten Wolken abermals in einem heftigen Platzregen sich zu entladen begannen.

»Was Sie uns da von dem Gluricyriak sagen,« bemerkte Robert, »erinnert in mehrfacher Beziehung an die Mitteilungen, die uns Sealsfield in seinen Schriften über die Squatter und Trapper der amerikanischen Wildnisse gemacht hat.«

»Kenne diese Mitteilungen nicht,« versetzte Twerenbold. »Aber was die Trapper betrifft, das sind, bei Jove, oft omnipotent verzweifelte Kerle, primitive Menschen sozusagen, welche es mit dem, was die Leute das Gesetz nennen, verdammt leicht nehmen, leichter noch als der Gluricyriak, weil ihre Unbändigkeit einen weit größeren Spielraum hat. Gilt ihnen, kalkulier' ich, unter Umständen ein Menschenleben nicht einen Schuß – bah, was sag' ich? – nicht ein Körnlein Pulver. Applizieren einem ihr verwünschtes Bowiekniefe zwischen der vierten und fünften Rippe, bevor man ja und Amen sagen kann. Ist ein Fakt. Sehen Sie da die Narbe an meiner linken Schläfe? Ein hübsches Andenken, nicht wahr? Verdanke es so 'nem Trappermesser. War da nach meiner Reise nach Oregon, die ich auch so ziemlich à la Trapper machte, in aller Unschuld mit so 'nem Kerl zusammengeraten und sah mich der ewige Halunke ohne weiteres für einen Unterläufer an. Nennen diese Bursche jeden einen Unterläufer, welcher in die Gegend gerät, die sie gerade als ihr ausschließliches Jagdrevier anzusehen belieben. Eine merkwürdige Gewohnheit das! Wohl, gerieten aneinander, und zwar auf einer ganz hübschen Prärie jenseits der Felsengebirge. Wollte mich der Hund ohne Umstände aus der Prärie und nebenbei aus dem Leben spedieren. Fand ich das aber nicht konvenabel, machte ihm daher etwas mehr Umstände, als er erwartet haben mochte, und endigte der Spaß damit, daß er selbst spediert wurde. Ja, man glaubt oft zu schieben und wird geschoben, sagt das Sprichwort. – Doch genug von dieser Materie. Sehen Sie dort unten den Felsblock, welcher von da aus schier einem riesenhaften, auf seinen Hinterpfoten sitzenden Bären gleicht. Sind wir um den herum, ist unser Weg zu Ende, denn wir stehen dann vor der Einsiedelei. Sie werden es sich, rechne ich, schon für ein Stündchen bei der alten Lore gefallen lassen. Der See tobt, daß es nicht ratsam ist, jetzt die Überfahrt zu versuchen, und wollten Sie den Geißensteig verfolgen, welcher von der Einsiedelei durch das Felsenlabyrinth gegen die Donnerfallmühle hinabführt, hätten Sie in dem dummen Regen noch über eine Stunde zu klettern. Außerdem ist es nötig, daß die gnädige Frau aus den nassen Kleidern komme, und wird die Lore eine Tasse Tee oder ein Glas Glühwein sofort fertig haben, was uns allen zupaß kommen soll, kalkulier' ich.«


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