Paul Scheerbart
Immer mutig!
Paul Scheerbart

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Die wilde Hummel

Eine Fabel

Eine wilde Hummel wurde jeden Tag älter, und das gefiel ihr nicht.

Sie wollte jeden Tag jünger werden.

Als nun der Zaubrer Zappro des Weges kam, bat die wilde Hummel diesen mächtigen Mann um ein Verjüngungskraut.

Zappro schmunzelte und gab das, was die Hummel von ihm verlangte.

Das dumme Tier fraß von dem Kraut und wurde nun täglich jünger – aber auch kleiner – schließlich so klein wie die Kleinsten – und dann – allmählich – zum Ei. »Ei! Ei!« schrie da die Wilde, »bin ich jetzt eigentlich besser dran?«

Zappro lachte und ging weiter.

»Man soll eben,« murmelte er vergnügt, »nicht zu toll nach der Jugend sein. Die gibt uns das ewige Leben ganz bestimmt nicht.«

Die vernünftigen Hummeln umsummten Zappros Kopf und wollten sich gar nicht von ihm trennen; ein weiser Mann hat sehr viel Anziehungskraft.

Oh, wenn ich den Beifall beschreiben könnte, der mir nach diesen kleinen Scherzen von den weißen Mäusen zu Teil ward! Sie kicherten und schmunzelten und klatschten mit ihren Vorderkrallen zusammen, daß es sich anhörte, als würden alte Felsen mit Sandpapier abgerieben.

»Na, Onkelchen,« rief mir der König Ramses zu, »jetzt hast Du mal einen Beifall erlebt. So was muß man auch mal erleben.« Und – nachdem ich unendlich viele Worte des Entzückens von den Mäusen vernommen hatte, so daß ich schon unwillkürlich lachen mußte, verlangten die Mäuse noch eine Zugabe.

Es sollte aber eine menschliche Geschichte sein.

Wer würde wohl glauben, daß ich mich lange bitten ließ? Es fiel mir gar nicht ein, mich lange bitten zu lassen – ich holte was vor und bat den Lapapi, zuerst einmal die Geschichte anzusehen.

Als das geschehen war, fragte ich den Lapapi, ob er's nicht für richtig hielte, daß der General Abdmalik die Geschichte vorläse. Lapapi schmunzelte, gab dem General die Papierblätter – und der General las nun vor, nachdem er mir noch eine paar sonderbare Blicke zugeworfen hatte, die ich nicht verstand.


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