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Unter einem dunkelblauen Himmel schwamm eine Insel, die von oben bis unten mit Rosen bedeckt war – mit weißen, gelben und roten.
Das war die köstliche Roseninsel!
Wege gab's auf der Insel nicht, denn es wohnte da Niemand; die Rosen blühten und dufteten überall, daß die ganze Insel wie ein schwimmender Rosenstrauß aussah. Aber dieser Strauß war nicht glücklich – denn das Meer, in dem er schwamm, war pechrabenschwarze Tinte.
Und wenn's windig wurde, spritzte die pechrabenschwarze Tinte hoch auf, so daß die meisten Rosen schwarz gesprenkelt wurden. Das machte die Rosen recht häßlich, und die Häßlichkeit machte die eitlen Blumen unglücklich.
Es war den Rosen ganz unerträglich, daß Niemand nahte, um sie zu bewundern.
Indessen – eines Tages segelte ein buckliger Zwerg auf einem Silberschiff übers große Meer – und kam dabei auch in die Tinte – wie schon Manche vor ihm.
Während aber die Andern immer möglichst schnell aus der Tinte wieder rauszukommen strebten und sich für die beklexte Roseninsel durchaus nicht begeistern konnten – fiel es dem buckligen Zwerge gar nicht ein, die Tinte für ein Übel anzusehen – ganz im Gegenteil!
Der Bucklige wollte nämlich ein Land entdecken, das anders ist als alle andern Länder und von allen Menschen seiner Absonderlichkeit wegen gemieden wird.
Nun – solch ein Land war eben die Roseninsel – das war die richtige Welt, die er suchte – die war ganz anders als die gewöhnliche Menschenwelt.
Und die Rosen gefielen dem Buckligen über alle Maßen. »Schwarzgefleckte Rosen! Wonnige Klexblumen!« rief der kleine Mann schwärmerisch aus, »kommt an mein edles Herz! Die Welt, die mit Tinte befleckt ist – die Welt ist allein mein wahres Heimatland – da sieht endlich mal Alles anders aus.«
Und die Rosen kicherten.
Aber der Bucklige landete, bahnte sich ein paar Wege bis in die Mitte der Insel und baute sich dort mit den Planken seines Silberschiffes einen kleinen Palast, allwo er lebte bis an sein seliges Ende.
Die Rosen waren glücklich.
Man kann sich eben auch in der Tinte wohl fühlen.
Der buckliche Zwerg fühlte sich jedenfalls in der Tinte außerordentlich wohl – nur da war er wirklich auf Rosen gebettet.
O du merkwürdige Rosenwelt!
O du sonderbare Tinte!
O du beneidenswerter Zwerg!