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Es war einmal ein altes Mastodon, das lebte in der Kreidezeit. Und das Mastodon, das lebte in der Kreidezeit. Und das Mastodon war viel klüger als alle andern Mastodons – es sagte immer nur:
»Mein Freund, wie's auch sei und wie's auch werden mag – sei überzeugt: es ist Alles so gut!«
Diese Worte waren außerordentlich trostreich für die ganze Kreidezeit.
Das alte Mastodon gefiel den Nilpferden über alle Maßen; sie beglückwünschten mich zu diesem Opus in einer Weise, die mir heute noch Spaß macht.
»Das ist nicht bloß ein Simplicitätsdokument!« sagte der Oberpriester.
Und der Inspektor meinte freundlich:
»Onkelchen, damit wäre eigentlich Alles gesagt! Nun kommt es bloß darauf an, daß man diese Sache niemals in Zweifel zieht. Leicht ist eine Wahrheit auszusprechen. Schwer ist es, eine Wahrheit zu behalten, da das menschliche Gedächtnis sehr mangelhaft ist. Am schwersten ist es aber, einer gewonnenen Erkenntnis gemäß zu leben.«
Der General Abdmalik fügte noch hinzu: »Sehr verwerflich ist es, wenn Jemand sagt: »Ich sage gar nichts mehr. Ein solches Individuum erklärt innerlich alles Seiende für veritablen Mist. Als wenn des Menschen Nase ein Hauptsinn wäre! Onkelchen, ich sage Dir: der Mist vernichtet die Mystik keineswegs.«
Nach diesen Worten gingen plötzlich alle Lampen aus, und wir saßen wieder mal im Dunkeln.
Nun hörte ich die Nilpferde mit einander sprechen; es klang so, als wären sie weit ab – und es hallte dazu. Ich konnte zuweilen die einzelnen Stimmen nicht mehr ordentlich unterscheiden – und wußte bald nicht mehr, ob da noch die Nilpferdchen sprachen.
Die eine Stimme sagte jedenfalls:
»Die Anzahl der komischen Dinge ist so schrecklich groß. Auch die Laster sind so komisch.«
Eine andre Stimme sagte:
»Der Gram ist auch sehr komisch – besonders, wenn man ihn täglich umdreht, wie man Brillanten umdreht, die doch auch so komisch sind.«
Und eine dritte Stimme flüsterte ganz leise:
»Der Schmierfink ist komischer als alles Andre. Jedes hübsche Bild muß er beschmieren. Und dabei kommt er sich noch so geistreich vor. O Du komischer Schmierfink! Du denkst, Du bist ein Philosoph – und führst doch bloß Komödien auf.«
Ich dachte an meine verlorenen Manuskripte – aber ich kam nicht weit mit diesem meinem Denken.
Ich hörte plötzlich dicht an meinem rechten Ohr die brummige Stimme des Königs Necho:
»Ih, Du Schlingel,« sagte er, »kannst Du Dir denn gar nicht Deine kleinlich-irdischen Gedanken abgewöhnen? Sei doch froh, daß Du Deine traurigen Geschichten endlich mal verloren hast. Glaubst Du, es sei so unumgänglich notwendig, gleich Alles zu behalten und Alles auszuführen, was angefangen ist? O nein! Verschwende auch mal! Die Natur verschwendet ebenfalls! Also: gräme Dich nicht! Du bist doch jetzt von der Traurigkeit befreit,demnach brauchst Du doch Deine traurigen Manuskripte nicht mehr wiederzufinden. Gib mal gleich eine Geschichte her, die so nach Befreiung schmeckt!«
Und King Necho stand im nächsten Moment mit einer brennenden Laterne vor mir.
Ich saß in einem großen Keller auf einem Faß, suchte, mußte lächeln und gab am Ende dem brummigen König, was er begehrte.
»Famos!« rief er und las bei Laternenschein: