George Sand
Indiana
George Sand

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Achtes Kapitel.

»Es ist mir, als müßte ich diese Züge kennen,« sagte er zu Noun, als diese eben zurückkehrte, indem er sich bemühte, eine gleichgültige Miene anzunehmen.

»Pfui, mein Herr,« entgegnete das junge Mädchen, das Frühstück auf den Tisch setzend, »es ist nicht hübsch, in die Geheimnisse meiner Gebieterin einzudringen.«

Raymon erbleichte.

»Geheimnisse?« wiederholte er. »Wenn es hier Geheimnisse gibt, so bist du die Vertraute und doppelt strafbar, mich in dieses Zimmer geführt zu haben.«

»Ach nein, es ist kein Geheimnis,« sagte Noun lächelnd. »Könnte meine Herrin vor einem so eifersüchtigen Gatten Geheimnisse haben?«

»Wen stellt dieses Porträt vor?«

»Sir Ralph Brown, den Cousin der gnädigen Frau; es ist ihr Jugendfreund und ich könnte fast sagen, auch der meinige.«

Raymon betrachtete das Gemälde mit finsteren Blicken.

Wir haben bereits gesagt, daß Sir Ralph ein hübscher Mann war, von kräftiger Gestalt und reichem Haarwuchs, immer geschmackvoll gekleidet. Wenn er auch nicht der Mann dazu war, ein romantisches Frauenherz zu erobern, so hätte er doch die Eitelkeit einer nüchtern angelegten Natur befriedigen können. Er war in Jagdkleidern dargestellt, von seinen Hunden umgeben, an deren Spitze sein Lieblingshund, die schöne Ophelia, stand. Sir Ralph hielt in der Hand den Zügel eines prächtigen, englischen Pferdes, welches fast den ganzen Hintergrund des Gemäldes einnahm. Das Bild war bewundernswürdig ausgeführt und das Original kam ihm bei weitem nicht gleich.

Doch fragte sich Raymon unwillig:

»Wie, dieser vierschrötige Engländer genießt das Vorrecht, das geheimste Gemach der Frau Delmare zu schmücken? Sein fades Bild hängt immer da. Er überwacht, er verfolgt alle ihre Bewegungen; er besitzt sie zu jeder Stunde!«

»Ist das Gemälde immer mit der Gaze umhüllt?« fragte er das Kammermädchen.

»Immer,« antwortete sie, »wenn die gnädige Frau abwesend ist. Doch bemühe dich nicht, sie wieder vorzuhängen, Frau Delmare kommt in einigen Tagen zurück.«

»Dann, Noun, wäre es gut, wenn du ihr sagtest, daß dieses Gesicht einen sehr impertinenten Ausdruck hat . . . An Herrn Delmares Stelle würde ich nur eingewilligt haben, es hier aufzuhängen, nachdem ich ihm beide Augen ausgestochen hätte . . .«

»Was hast du denn gegen das Gesicht des guten Herrn Brown?« sagte Noun. »Er ist ein so trefflicher Herr! Früher hatte ich ihn nicht so gern, weil ich immer von meiner Herrin hörte, er sei selbstsüchtig, aber seit dem Tage, wo er dir so viel Teilnahme bewies . . .«

»Richtig,« unterbrach sie Raymon, »er stand mir bei, aber nur auf Frau Delmares Bitte.«

Der Tag rückte vor, ohne daß Noun wagte, Raymon an den eigentlichen Zweck seiner Anwesenheit zu erinnern. Endlich gegen Abend gewann sie es über sich und drang in ihn, ihr seine Absichten zu erklären.

Raymon hatte keine anderen, als sich von einem gefährlichen Zeugen und einer Frau, die er nicht mehr liebte, zu befreien. Doch wollte er ihr Schicksal sicher stellen und machte ihr die glänzendsten Anerbietungen.

Das arme Mädchen erblickte darin einen Schimpf; sie riß sich das Haar aus und hätte sich den Kopf zerschmettert, wenn Raymon sie nicht mit Gewalt zurückgehalten hätte.

»Es ist meine Schuldigkeit,« sagte er, »und du wärst sehr strafbar, wenn ein falsches Zartgefühl dich bewöge, meine Anerbietungen zurückzuweisen.«

Noun beruhigte sich und trocknete ihre Augen.

»Wohlan,« sagte sie, »ich nehme deine Vorschläge an, aber nicht für mich. Auch mußt du mir versprechen, mich ferner zu lieben. Deine Gleichgültigkeit würde mich umbringen. Kannst du mich nicht zu dir nehmen, um dir zu dienen? Sieh, ich bin nicht ehrgeizig. Laß mich in den Dienst deiner Mutter treten. Sie soll mit mir zufrieden sein, ich schwöre es dir; und wenn du mich auch nicht mehr liebst, so werde ich dich doch wenigstens noch sehen können.«

»Du verlangst etwas Unmögliches, liebe Noun. In dem Zustande, in welchem du dich befindest, kannst du nicht daran denken, in irgend jemandes Dienst zu treten, und meine Mutter zu täuschen, wäre eine Niederträchtigkeit, in welche ich niemals willigen kann. Geh nach Lyon oder Bordeaux, ich verpflichte mich, dir bis zu dem Augenblick, wo du dich wieder zeigen kannst, es an nichts fehlen zu lassen.«

»Nein,« rief das Mädchen, schmerzlich die Hände faltend. »Ich will nicht in einer fernen Stadt sterben, wo Sie mich vergessen.«

»Noun, wenn du fürchtest, daß ich dich täuschen will, so komm mit mir, derselbe Wagen soll uns an den Ort führen, den du selbst wählen magst; überall hin will ich dir folgen und dir die Pflege angedeihen lassen, die ich dir schuldig bin, nur nicht nach Paris.«

»Ja, um mich zu verlassen, wenn Sie mich in einem fremden Lande als unbequeme Last abgesetzt haben,« sagte sie mit bitterem Lächeln. »Nein, mein Herr, nein, ich bleibe! Ich will mich zu Frau Delmares Füßen werfen, ihr alles bekennen, und ich weiß, sie wird mir verzeihen, denn sie ist gut und liebt mich. Wir sind fast an demselben Tage geboren; sie ist meine Milchschwester. Sie wird mich nicht von sich stoßen, sie wird mit mir weinen, sie wird mich pflegen. Ach, sie ist das einzige Wesen auf der Welt, welches sich meiner erbarmen wird! . . .«

Dieser Entschluß brachte Herrn von Ramière fast zur Verzweiflung. Ehe er noch eine Antwort finden konnte, ließ sich im Hofe das Rollen eines Wagens hören. Noun eilte bestürzt ans Fenster.

»Es ist Frau Delmare!« rief sie, »fliehen Sie!«

Der Schlüssel zur verborgenen Treppe war in diesem Augenblick der Verwirrung nicht zu finden. Noun ergriff Raymon am Arm und zog ihn in den Korridor, aber kaum hatten sie die Hälfte des Weges zurückgelegt, als sie in geringer Entfernung vor sich Frau Delmares Stimme hörten und ein Licht, das ein Diener trug, seinen flackernden Schein auf ihre entsetzten Gesichter warf. Noun hatte nur noch Zeit, umzukehren und mit Raymon, den sie nach sich zog, in das Schlafzimmer zurückzueilen.

Ein kleiner Garderoberaum, in welchen eine Glastür führte, konnte für einige Augenblicke einen Zufluchtsort darbieten, aber die Tür konnte nicht verschlossen werden und möglicherweise hätte Frau Delmare gleich bei ihrer Ankunft hineingehen können. Um also nicht überrascht zu werden, mußte sich Raymon in den Alkoven zurückziehen und sich hinter den Vorhängen verbergen. Es war nicht wahrscheinlich, daß Frau Delmare sich gleich zur Ruhe legen würde. Unterdeß konnte Noun ein Mittel zu Raymons Flucht finden.

Indiana trat ein und umarmte Noun mit schwesterlicher Vertraulichkeit. Das Gemach war so wenig erhellt, daß sie die Bestürzung ihrer Freundin nicht bemerkte.

»Du hast mich also erwartet?« fragte Frau Delmare, sich dem Feuer nähernd; »wie wußtest du um meine Ankunft?«

Ohne Antwort abzuwarten, fügte sie hinzu:

»Herr Delmare wird morgen hier sein. Als ich seinen Brief empfing, reiste ich sogleich ab. Ich hatte Gründe, ihn hier und nicht in Paris zu erwarten. Aber du scheinst über meine Gegenwart nicht besonders erfreut zu sein.«

»Ich bin traurig,« sagte Noun, indem sie niederkniete, um ihrer Herrin beim Wechseln der Fußbekleidung behilflich zu sein. »Ich habe mit Ihnen zu sprechen, aber später, wollen Sie jetzt nicht in den Salon kommen?«

»Gott bewahre mich, es ist ja eine fürchterliche Kälte darin.«

»Aber Ihr Abendessen wartet.«

»Ich bin nicht hungrig. Geh und hole meine Boa, die ich im Wagen gelassen habe.«

»Sogleich,« antwortete Noun, ohne sich jedoch von der Stelle zu rühren. »So geh doch, geh doch!«

Mit diesen Worten drängte Indiana die Zögernde scherzend zur Tür hinaus. Kaum hatte Noun das Zimmer verlassen, als Frau Delmare den Riegel vorschob, Hut und Reisepelz ablegte und beides auf das Bett warf. Dabei kam sie Raymon so nahe, daß er zurückwich und an das Bett stieß, das auf sehr leicht beweglichen Rollen stand und mit einem leichten Geräusch nachgab. Frau Delmare mochte glauben, sie habe selbst an das Bett gestoßen; hob aber doch den Vorhang empor und sah in dem Schein des Kaminfeuers den Kopf eines Mannes an der Wand. Mit einem Schrei stürzte sie nach der Klingel, um Hilfe herbeirufen, wenn sie ihre Leute rief, so kompromittierte sie sich selbst. Raymon baute auf ihre Liebe, er eilte auf sie zu, um sie von der Klingel zurückzuhalten. Aus Furcht, von Noun gehört zu werden, die nicht weit sein konnte, dämpfte er seine Stimme, indem er sagte:

»Indiana, verzeihen Sie einem Unglücklichen, den Sie seiner Vernunft beraubt haben, und der sich nicht entschließen konnte, Sie Ihrem Gatten wieder zu überlassen, ehe er Sie noch einmal gesehen hatte.«

Während er Indiana in seine Arme drückte, klopfte Noun angstvoll an die Tür. Frau Delmare riß sich aus Raymons Armen los, öffnete und sank auf einen Lehnstuhl.

Bleich und fast dem Tode nahe, warf sich Noun gegen die Tür des Korridors, um die hin und wieder gehenden Domestiken zu verhindern, Zeugen dieser seltsamen Szene zu werden.

Raymon fühlte, daß er mit einiger Geistesgegenwart immer noch beide Frauen zu gleicher Zeit täuschen könnte.

»Gnädige Frau,« sagte er, indem er vor Indiana niederkniete, »meine Gegenwart hier muß Ihnen als eine Beleidigung erscheinen. Hier liege ich zu Ihren Füßen, um Ihre Verzeihung zu erflehen, gewähren Sie mir eine Unterredung nur von einigen Minuten und ich werde mich rechtfertigen . . .«

»Schweigen Sie, mein Herr, und entfernen Sie sich von hier!« rief Frau Delmare mit der vollen Würde, die ihrer Stellung zukam. »Öffne die Tür, Noun, und laß den Herrn hinaus, damit alle meine Diener ihn sehen und die Schmach seines Benehmens auf ihn allein falle.«

Noun, welche sich entdeckt glaubte, sank neben Raymon auf die Knie. Frau Delmare betrachtete sie mit Erstaunen und schwieg.

Raymon wollte ihre Hand fassen, aber sie entzog sie ihm. Rot vor Zorn stand sie auf.

»Entfernen Sie sich,« gebot sie, nach der Tür zeigend, »gehen Sie mir aus den Augen, denn Ihr Betragen ist schändlich. Es scheint Ihre Gewohnheit zu sein, sich auf diese Weise in die Familien einzuschleichen? Das also ist die so reine Verehrung, die Sie mir gestern Abend schworen! So wollten Sie mich beschützen, mich achten, mich verteidigen! Sie sehen eine Frau, die Ihnen mit eigenen Händen beigestanden, die dem Zorn ihres Gatten getrotzt hat, um Sie dem Leben zu erhalten. Sie täuschen sie durch eine heuchlerische Dankbarkeit; Sie schwören ihr eine ihrer würdige Liebe, und zum Lohn für ihre Sorge und Leichtgläubigkeit wollen Sie sie im Schlaf überfallen. Sie gewinnen ihr Kammermädchen, Sie scheuen sich nicht, ihre Diener zu den Vertrauten eines Verhältnisses zu machen, das noch gar nicht besteht . . . Gehen Sie, mein Herr, Sie haben es sehr schnell fertiggebracht, mich zu ernüchtern! . . . Gehen Sie! . . . Und du, elendes Mädchen, die du die Ehre deiner Herrin so wenig achtest, du verdienst, daß ich dich von mir jage. Tritt von der Tür weg! . . .«

Halb tot vor Erstaunen und Verzweiflung hatte Noun die Augen auf Raymon gerichtet, als erwarte sie von ihm Aufschluß über diesen ihr unerklärlichen Vorgang. Plötzlich ergriff sie unter heftigem Zittern Indianas Arm.

»Was sagen Sie?« rief sie wutbebend, »dieser Mensch liebt Sie?«

»O, du hast es recht gut gewußt,« sagte Frau Delmare, das Mädchen verächtlich zurückstoßend. »Ach Noun, das ist eine Schändlichkeit, deren ich dich niemals für fähig gehalten hätte. Du hast meine Ehre verkaufen wollen, die Ehre deiner besten Freundin, welche in dich so viel Vertrauen setzte.«

Frau Delmare weinte, aber eben so sehr vor Zorn als vor Schmerz. Niemals hatte Raymon sie so schön gesehen, aber er wagte kaum, sie anzublicken, denn ihr beleidigter weiblicher Stolz zwang ihn, die Augen niederzuschlagen, wäre er mit ihr allein gewesen, so hätte er sie vielleicht zu besänftigen vermocht.

Ein Klopfen an die Tür machte alle drei erbeben. Noun eilte sofort zur Tür, um den Eintritt in das Zimmer zu wehren; aber Frau Delmare stieß sie entschlossen zurück, winkte Raymon gebieterisch, sich in die Ecke des Gemaches zurückzuziehen, hüllte sich mit jener Kaltblütigkeit, welche sie sich in kritischen Momenten so bewunderungswürdig zu bewahren wußte, in einen Schal, öffnete selbst die Tür und fragte den Diener, der geklopft hatte, was er ihr zu sagen habe.

»Sir Ralph Brown kommt soeben an,« lautete die Antwort, »und fragt, ob die gnädige Frau ihn empfangen will.«

»Sage Herrn Ralph, daß mich sein Besuch sehr erfreut und ich sogleich zu ihm kommen werde. Laß Feuer in dem Salon machen und das Abendessen bereiten. Noch eins! Bring mir den Schlüssel zum kleinen Park.«

Der Bediente entfernte sich. Frau Delmare blieb an der halb offenen Tür stehen; sie wollte weder Noun noch Raymon zuhören.

Der Diener kam in drei Minuten zurück. Frau Delmare nahm den Schlüssel und wandte sich nach der Entfernung des Dieners an Raymon mit den Worten:

»Die Ankunft meines Vetters Sir Brown schützt Sie vor dem Skandal, dem ich Sie aussetzen wollte. Er würde für meine Verteidigung sein Blut vergießen, aber da es mir leid wäre, das Leben eines Ehrenmannes gegen das eines Nichtswürdigen in Gefahr zu bringen, so erlaube ich Ihnen, sich ohne Aufsehen zu entfernen. Noun, die Sie hereingebracht hat, wird Sie wieder fortbringen, gehen Sie!«

»Wir werden uns wiedersehen, gnädige Frau,« antwortete Raymon mit scheinbarer Zuversicht, »und obgleich ich sehr strafbar bin, werden Sie doch vielleicht die Strenge bereuen, mit der Sie mich jetzt behandeln.«

»Ich hoffe, mein Herr, wir sehen uns niemals wieder,« antwortete Indiana.

Ohne Raymon eines Grußes zu würdigen, sah sie ihn mit seiner zitternden und unglücklichen Mitschuldigen hinausgehen.

Raymon erwartete Vorwürfe von Noun, als er in der Dunkelheit des Parks allein mit ihr war. Aber sie sprach kein Wort, sie führte ihn bis zum Gitter des verschlossenen Parks, und als er ihre Hand ergreifen wollte, war sie schon verschwunden.

Raymon ging, den Tod im Herzen; über dem Schmerz, Frau Delmare beleidigt zu haben, vergaß er Noun fast ganz und dachte nur auf Mittel, die erstere zu versöhnen, denn Hindernisse steigerten seine Tatkraft bis zur Leidenschaft, wenn ein Erfolg auch noch so hoffnungslos schien.

Als Frau Delmare ziemlich schweigend mit Sir Ralph zu Abend gegessen und sich in ihr Gemach zurückgezogen hatte, kam Noun nicht, wie gewöhnlich, um sie zu entkleiden. Vergeblich klingelte sie, und da sie darin einen absichtlichen Ungehorsam sah, verschloß sie ihre Tür und legte sich nieder. Aber sie brachte eine entsetzliche Nacht zu und eilte mit Tagesanbruch in den Park, um in der Kälte das Fieber abzukühlen, welches ihre Brust verzehrte. Welche entsetzliche Täuschungen hatte sie binnen vierundzwanzig Stunden erlebt! Sie hatte die ganze Nacht geweint und jetzt sank sie am Ufer des kleinen Flusses, welcher den Park durchschnitt, auf den vom Morgenreif noch weißen Rasen nieder. Es war gegen Ende des März; die Natur fing an zu erwachen; einzelne Nebelstreifen ruhten noch auf dem Wasser, die Vögel übten sich in ihrem ersten Frühlings- und Liebesliedern.

Ein frommes Gefühl erwachte in Indianas Herzen.

»Gott hat es so gewollt,« sagte sie. »Dieser Mensch hätte mich vielleicht zum Laster fortgerissen; er hätte mich ins Verderben gestürzt. Jetzt, wo die Niedrigkeit seiner Gesinnung mir enthüllt ist, kann ich gegen diese unheilvolle Leidenschaft, die in meinem Busen gärte, auf der Hut sein . . . Ich will meinen Gatten lieben . . . ich will es versuchen! Alles, was seine Eifersucht erregen kann, will ich vermeiden, denn jetzt weiß ich, was man von dieser lügnerischen Beredsamkeit zu halten hat, mit welcher die Männer uns zu betören wissen.«

Das Geräusch der Wasserräder, welche die Fabrik des Herrn Delmare in Bewegung setzten, begann sich hinter den Weiden des jenseitigen Ufers hören zu lassen. Der Fluß, welcher sich in die eben geöffneten Schleusen stürzte, zeigte schon Bewegung auf seiner Oberfläche, und als Frau Delmares Blick dem raschen Laufe des Wassers folgte, sah sie unter dem Schilf etwas wie ein Stück Zeug schwimmen, welches der Strom fortzureißen sich bestrebte. Sie stand auf, beugte sich über das Wasser und erkannte Nouns Kleidungsstücke. Entsetzen lähmte sie. Die Strömung arbeitete und zerrte langsam einen Leichnam aus dem Schilf, das ihn festgehalten hatte.

Ein durchdringender Schrei zog die Arbeiter der Fabrik herbei, Frau Delmare lag ohnmächtig am Ufer, unweit von ihr trieb auf dem Wasser Nouns Leichnam.



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