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»Kling, kling, kling!« Kasperl erscheint, er schwingt eine Glocke, die so groß ist, wie er selber. Die Kinder bleiben stehen und lachen. Da ist gleich Beginn der Vorstellung und das Stück wird aufgeführt, das so alt ist, wie das Volkslied. Kasperl läutet, fährt hurtig auf der Bühne umher, schüttelt den Kopf, verneigt sich, klatscht in die Hände. Sogleich kommt seine Frau, Kasperl umarmt sie, sie küssen sich und pressen Brust an Brust, so fest, daß sie hin und her wackeln. Kasperl hat etwas gefunden. Er schleppt einen kleinen Amboß herauf und einen Hammer. Damit schlägt er los. Das gefällt seiner Frau. Sie holt sich auch einen Hammer, schlägt auch zu. Nun klopfen die beiden wie besessen, aber Frau Kasperl war ungeschickt, Herr Kasperl auch – plumps trifft er sie auf den Kopf, da liegt sie nun und ist mausetot. Kasperl schüttelt sie, horcht zu ihrer Brust, dann weint er – sie ist ganz tot. Rasch eilt er fort und kommt mit einem ernsten Mann zurück, der einen Zweispitz auf dem Kopf trägt. Das ist der Totenbeschauer. Der schnüffelt an der Leiche herum. Dann wendet er sich zornig zu Kasperl und stellt ihn zur Rede. Kasperl leugnet. Er will zeigen, wie das Malheur geschehen ist, ergreift den Hammer und erschlägt den Totenbeschauer. Jetzt ist Kasperl zum Verbrecher geworden. Er holt eine Kiste und schmeißt die beiden Toten hinein. Nun tritt der Jud' auf, Kasperl will ihm die Kiste verkaufen, aber der Jud' feilscht, da wird Kasperl böse, und weil er jetzt schon ein Wüterich ist, bringt er den Juden auch um. Das tragische Geschick vollzieht sich. Kasperl hat drei Mordtaten auf dem Gewissen, nun kommt der Teufel mit roter langer Zunge und schwarzen Hörnern. Kasperl bittet, fleht, wehrt sich, schon hat ihn der Luzifer beim Krawattel, da erscheint ein Engel und rettet ihn. Kasperl springt und tanzt. Auf einmal kommt Frau Kasperl – sie ist wieder lebendig geworden, und nun ist die Freude groß. Die beiden holen ein Haserl, weil sie so gut aufgelegt sind, ein wirkliches lebendiges Haserl, und streicheln es und setzen es auf eine »Hutschen«, und das Haserl legt die Ohren zurück und läßt sich schaukeln.
Dem Haserl geht es ganz gut, so lange es beim Theater ist. Alle lieben es, alle applaudieren, wenn es auftritt, und es hat Erfolg über Erfolg. Aber, sowie es größer wird, darf es nicht mehr auftreten, und muß wieder zurück zum Tierhändler, zu den anderen Hasen im Käfig, wo es sich doch nicht glücklich fühlen kann, wenn es an seine Bühnenlaufbahn denkt.
Da drunten aber sitzt ein liebes Publikum. Ein unvergleichliches, gutes, aufmerksames, dankbares und entzücktes Publikum. Wie das zuhört, wie das erschrickt, wie das sich freut, wie das aufjubelt. In keinem andern Theater findet ihr solch ein Horchen und hingegebenes Lauschen auf allen Mienen, solch ein Bewundern, solch ein Staunen in all den Augen; solch unermüdliche Lust am Schauen und Spielen. Wer würde sich nicht auch solch ein Publikum wünschen? Da möchten sich die größten Schauspieler und die größten Dichter drum reißen. Aber nur der Kasperl hat dieses Publikum. Sonst Niemand. Freilich sorgt er dafür, daß alle Stücke, die er gibt, ein gutes Ende nehmen. Denn das muß unbedingt sein. Er brächte es auch nicht über sich, ein schreckliches Mord- und Spektakelstück einmal schlecht endigen zu lassen. Nein. Das darf er seinem Publikum wirklich nicht antun.