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Die Damenkapelle

Foto: Emil Mayer

Trommelwirbel, Paukendonner, Schmettern von Tschinellen; wie in einem Riesenmörser werden da vom Getöse all der rumorenden Orchester die vielen, vielen Melodien zerstoßen, die Tag für Tag, Stunde für Stunde gleichzeitig im Wurstelprater aufklingen. Wer hier gehört werden, wer hier besucht werden will, muß Musik machen. Wer aber hier umhergeht und hört, der trägt den ungeheuren Lärm wie das Brausen einer Brandung im Ohr. Tschindadara!

Was für eine Illusion geben weiße Mädchenkleider, was für eine Firmungs-Sanftheit, was für eine ehrbar poetische Fröhlichkeit verbreiten sie. Damenkapelle. Es ist eine besondere Stimmung in den Wirtsgärten, in denen eine Damenkapelle aufspielt. Irgendwie ist ein Jux dabei, wenn junge Mädchen in weißen Kleidern auf dem Podium sitzen und Musik machen, während man »nachtmahlt«, irgendwie ist es zugleich auch rührend. Und irgendwie ist es ein Kompromiß zwischen Pikanterie und unterhaltsamem Anstand, zwischen lebemännischer Freiheit und bürgerlicher Moral. Freilich, wenn man die Damen der Kapelle einzeln betrachtet, ist es doch mehr eine bürgerliche Angelegenheit, als etwas anderes. Der Kampf ums Dasein im weißen Konfirmandenkleid. Manche von diesen Mädchen sind längst verblüht, manche sehen unzufrieden und kummervoll aus, manche ermüdet und gelangweilt. Ernst und Nüchternheit haben alle in ihren Zügen. Sie arbeiten. Aber ihre Arbeit ist das Tschindadera! Und wenn ihrer kleinen Schar eine Jubelmusik entströmt, dann fragen die Leute wenig darnach, ob diese Mädchen den Jubel in ihren Herzen oder nur auf ihren Notenblättern haben.


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