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Eine Kaiserin beim Profoß.

Am 25. Dezember 1761, während Deutschland unter den Schrecken und Verwüstungen des siebenjährigen Krieges litt, an dem die Russen als Verbündete der Kaiserin Maria Theresia teilnahmen, saßen in dem kleinen Palaste, den sich die Großfürstin Katharina, spätere Zarin Katharina II., erbaut hatte, um in demselben, von ihrem Gatten, dem Thronfolger Peter, getrennt, ungehindert ihren literarischen Neigungen und den Freuden der Liebe leben zu können, zwei Frauen an dem kleinen Marmorkamin, dessen breiten Sims zwei Faune auf ihren hämischen Bocksköpfen trugen. Die eine derselben, üppig schön und, ohne besonders groß zu sein, von einer alles unterwerfenden Majestät, war die Gebieterin dieser Räume, die galante und geistvolle Prinzessin, auf welche damals schon die Augen Europas und alle Hoffnungen der russischen Nation gerichtet waren. Die kleine, graziöse, schlanke Dame mit dem bleichen, nervösen Gesichtchen, welche ihr Gesellschaft leistete, war die neunzehnjährige Fürstin Kathinka Daschkow, die Schwester der Favorite des Thronfolgers, des Fräuleins Elisabeth Woronzow.

Die Großfürstin, welche, die Arme über der imposanten Büste gekreuzt, in ihrem Samtfauteuil lag und die großen grauen Augen seit geraumer Zeit aus die glimmenden Holzscheite geheftet hatte, schien in ernste, ja düstere Gedanken versunken, während ihre unruhige Freundin bald die Glut mit dem kleinen Blasbalg anfachte, bald die Spitzen, mit denen ihre Seidenrobe besetzt war, ordnete oder den dicken Porzellan-Chinesen auf dem Sims mit dem großen Kopfe wackeln ließ.

Die beiden schienen etwas mit Spannung zu erwarten.

Endlich rauschte die Portiere, und eine kleine dicke Frau mit gemeinen aber klugen Zügen kam rasch in das Zimmer. Es war die vertraute Kammerfrau und Liebesdiplomatin der Großfürstin, Iwanowna Tscherekowskoja.

»Nun ist es wahr?« rief ihr die Großfürstin, sich lebhaft aufrichtend, entgegen.

»Ja,« sagte die Kammerfrau, »es ist alles richtig, die Kaiserin Elisabeth Petrowna liegt im Sterben.«

Die Großfürstin sprang auf, ging zweimal mit großen Schrillen durch das Zimmer und blieb dann, den herrlichen Arm auf den Kamin gestützt, schweigend stehen.

Die beiden Frauen betrachteten sie lange Zeit, ohne ein Wort zu sprechen, mit inniger Teilnahme; endlich erhob sich die kleine Fürstin und indem sie die Hand Katharinas ergriff, sprach sie: »So traurig in dem Augenblicke, wo Sie an dem Ziele Ihrer Wünsche stehen, wo Ihnen die Krone winkt?«

»Ich bin nicht traurig, Kathinka,« entgegnete die Großfürstin mit jenem liebenswürdigen Ton, der ihr alle Herzen gewann, »nur ernst, so ernst, wie es meine Lage erfordert. Weiß ich, was mich in den nächsten Stunden erwartet? Mein Gemahl liebt mich nicht.«

»Weil Ihr überlegener Geist ihn in Schatten stellt,« rief die Fürstin Daschkow.

»Er liebt mich nicht,« wiederholte Katharina, »und doch wird er mir nie verzeihen, daß ich einen andern zu lieben mich hinreißen ließ. Er hat mehr als einmal gedroht, mir das Haar scheren und mich einsperren zu lassen. Ich muß besorgen, daß er, wenn er die Macht dazu in Händen hat, seinem Haß gegen mich die Zügel schießen läßt.«

»Sie sollten Ihren Gemahl besser kennen,« lachte die Daschkow, »im Augenblicke des Zornes dekretiert er die tollsten Dinge, eines Nero würdig, und einige Stunden später hat er seine eigenen Befehle so vollkommen vergessen, daß er oft das Gegenteil thut.«

»Hat er nicht den jungen Polen Poniatowski, als er ihn in der Maske eines Friseurs in Oranienbaum vor meinem Palaste ertappte, hängen lassen wollen?« warf Katharina ein.

»Aber er hat ihn doch nicht gehängt,« rief die kleine Fürstin.

»Und einige Tage später hat niemand so sehr über das ganze Abenteuer gelacht, wie der Großfürst Peter,« fügte die Kammerfrau hinzu, »und wie war es mit dem Kosaken Unufri, der ihn bestahl? Am ersten Tage wollte er ihn hängen, am zweiten knuten lassen, am dritten ward er zu ewigem Gefängnis verurteilt und nach ein paar Wochen frei gelassen und ist jetzt dem Prinzen der liebste unter seinen Bedienten. Euer Mann, Katharina, ist ein Narr, ein reiner Narr, wenn Ihr Euch die Mühe nehmen wolltet, ihn zu behandeln, er würde Euch aus der Hand fressen.«

Die beiden Damen brachen über die drastische Auseinandersetzung der dicken Kammerfrau in ein lautes Gelächter aus.

»Er wird es sich überlegen, gegen Euch was zu unternehmen,« fuhr diese indes fort, »er weiß, daß ihn niemand liebt, was soll man auch von einem Manne erwarten, welcher alles, was russisch ist, verachtet und der ergebene Diener des Königs von Preußen ist, den er, gleich einem Affen, in allem nachahmt. Er weiß ebenso gut, daß die Großen des Reiches, wie das Volk, Euch verehren, denn Ihr schätzt die russische Kirche und unsere alten Sitten und seid ebenso wohlmeinend und klug, als er ein boshafter Dummkopf ist.«

»Wenn er aber meinen Zustand entdeckt?« fiel die Großfürstin ein. »Bis jetzt ist es meiner treuen Katharina Iwanowna gelungen, ihm durch weite, faltige Gewänder das gefährliche Geheimnis zu verbergen, aber mit jedem Tage wird die Gefahr der Entdeckung größer, besonders wenn er Kaiser wird und ich an seiner Seite öffentlich erscheinen soll, ich kann doch nicht im – Schlafrock den Thron besteigen?«

»Laßt nur mich machen,« erwiderte die Kammerfrau, »er trägt seinen preußischen Rock, Ihr werdet dafür in der russischen Tracht erscheinen und ihm weis machen, daß es nur zu seinem Vorteil geschieht, um das Volk zu besänftigen, das die fremden Kleider verabscheut. Auch kommt uns der Winter zu statten, der einen solchen Anzug rechtfertigt, und ehe das Frühjahr kommt, ist ja alles mit Gottes Hilfe »überstanden.«

»Du hast recht, ich will thun, wie Du gesagt,« sprach die Großfürstin nach einer Pause, »und ich will meinen Stolz ganz bei Seite setzen und ihm mit aller Freundlichkeit entgegenkommen; sehe ich mich aber trotzdem von seinem Haß bedroht, dann bin ich entschlossen, das Aeußerste zu wagen, ich stelle mich unter den Schutz der Nation, erkläre ihn für wahnsinnig und ergreife selbst die Zügel der Regierung. Früher oder später muß es doch so kommen, ich kann nicht gehorchen, ich bin geboren, um zu herrschen, und will lieber Freiheit und Leben verlieren, als mein ganzes Dasein in einem Boudoir verträumen.«

»Jetzt erkenne ich die große Seele meiner Katharina wieder,« rief die Fürstin Daschkow begeistert, »was haben wir zu fürchten? Wenig, während uns das höchste Ziel winkt. Treten Sie Ihrem Gemahl furchtlos entgegen, und er wird beginnen, Sie zu fürchten. Ihnen gebührt der Hermelin, und Sie müssen, Sie werden den Thron besteigen und müßten Sie über ihn wegschreiten.«

»Sie ist tot,« rief in diesem Augenblicke ein kleiner Mann in Kosakentracht, welcher leise und demütig eingetreten und an der Thüre stehen geblieben war, der Kammerdiener der Großfürstin, Schkurin.

»Wer – die Kaiserin?« fragte Katharina.

»Ja, sie ist soeben selig im Herrn entschlafen. Der Großfürst Peter ist im Winterpalaste, alles eilt, ihm zu huldigen.«

Katharina schien einen Augenblick nachzusinnen, dann sagte sie: »Ich will zu ihm, kleide mich rasch an, Katharina Iwanowna, und zwar – russisch – verstehst Du, so russisch als nur möglich.«


In einem kleinen, mit gelbem Damast tapezierten Saale des Winterpalastes stand der neue Kaiser von Rußland, Peter III., den Rücken an den massiven, reich verzierten Ofen gelehnt, und wärmte sich. Er trug die Uniform seiner holsteinischen Garde nach preußischem Schnitt, deren echt militärisches Aussehen mit seiner schwächlichen, krankhaft erregten Erscheinung sonderbar kontrastierte, er hatte das Haar in zwei großen Locken an den Schläfen stark gepudert und den preußischen Zopf; während er aus einer kleinen Tonpfeife unablässig dampfte, stützte sich seine Rechte auf einen Rohrstock. Um ihn standen seine Adjutanten und einige Kammerherren und Hofbediente, denen er Befehle erteilte.

»Hat man dem Senate das Ableben der Kaiserin angezeigt?« fragte er.

»Auf der Stelle, Majestät,« erwiderte der General Melgurow, der zu den besonderen Lieblingen Peters gehörte.

»Und der Synode?«

»Alle Ihre Befehle, Majestät, sind pünktlich vollzogen worden.«

»Gut, gut,« sagte Peter, indem er auf und ab ging, »alles muß fortan militärisch gehen, rasch und stramm, echt preußisch. Der König von Preußen soll mit mir zufrieden sein. Wo ist Wolkow?«

Ein Kammerherr eilte, den Genannten zu holen. Als er eintrat, rief der Kaiser: »Nun, geheimer Rat, was ist mit unserem Manifest, mach mir nicht zu viele Worte, vergiß nicht, daß ich kein Professor und kein Diplomat bin, sondern ein Soldat. Fasse Dich kurz, kurz, Wolkow, dans la manière du roi de Prusse.«

»Hier ist das Manifest,« sagte der geheime Rat, dasselbe seinem Gebieter übergebend, welcher es überflog – »Gut,« rief dieser, »ganz meine Intention.« Dann nahm er die Feder, welche ihm Wolkow überreichte, und unterzeichnete das Dokument.

»Befehlen Majestät nicht, daß man die Kaiserin benachrichtige?« fragte der Kammerherr Woronzow.

»Welche Kaiserin?«

»Hochdero Gemahlin.« –

»Ja so, meinetwegen, man soll sie avisieren, man soll ihr sagen, daß ich ihr befehle, auf der Stelle –«

»Da ist sie selbst,« flüsterte Wolkow.

Wirklich rauschten Frauengewänder und Katharina, von der Fürstin Daschkow gefolgt, trat in den Saal. Sie trug über der silbergrauen Seidenschleppe eine lange und weite russische Jacke von kirschrotem Samt, prächtig mit Zobelpelz gefüttert und ausgeschlagen und reich mit Gold verschnürt, auf dem schneeweiß gepuderten stolzen Haupte eine Kosakenmütze von Zobelpelz, an der mittels einer Diamantenagraffe ein kleiner weißer Federbusch befestigt war.

»Ich komme, Dich zu beglückwünschen, mein Gemahl,« begann sie mit ihrer schönen energischen Stimme.

»Danke Dir,« schnitt ihr Peter das Wort ab, »aber was soll dieser Karnevalsscherz, wir sind, denke ich, nicht in Moskau zur Zeit Iwan des Schrecklichen.«

»Soll ich etwa gleich Dir die preußische Uniform und den Zopf tragen?« erwiderte Katharina rasch, »mit Pfeife und Stock herumgehen?«

Peter brach in ein lautes, pöbelhaftes Lachen aus. »Nein, zum Soldaten taugst Du nicht,« rief er; »denn – Du kannst nicht gehorchen, und Disciplin ist die Hauptsache.«

»Da ich aber weiß, daß Du die französische Tracht ebenso wenig liebst, wie alles übrige französische Wesen,« fuhr Katharina fort, »werde ich fortan die russische tragen und damit zugleich unserem Volke schmeicheln, das den preußischen Schnitt Deiner Kleider nicht eben gern sieht.«

»Wie politisch,« spöttelte Peter III.

»Ich denke, es ist der Augenblick gekommen, mein Gemahl, wo wir es sein müssen,« erwiderte Katharina ruhig.

»Majestät,« meldete jetzt Wolkow, sich demütig nähernd, »der Senat ist erschienen, um Ihnen zu huldigen.«

»Führt alle in den Thronsaal,« rief Peter, klopfte seine Pfeife aus, um sie dann, gleich einem Grenadier Friedrich des Großen, in die Tasche seiner Uniform zu stecken, und reichte Katharina den Arm. In dem großen Prunksaale angelangt, stieg der Kaiser mit seiner Gemahlin die Stufen des Throns empor, und da nur ein Sitz da war, winkte er Katharina, sich niederzulassen, und empfing, neben ihr stehend, den auf preußische Art gestülpten Hut mit breiter Tresse und einer kleinen Kokarde von weißem Pferdehaar auf dem Kopfe, auf seinen Rohrstock gestützt, die Huldigung der Großen des Reiches, des Senates, der Synode, der Minister und Generale sowie der Behörden. Aus dem Thronsaale begab sich hierauf das kaiserliche Paar in die Hofkapelle, wo der Staatsrat Wolkow, wie es üblich war, das Manifest verlas, mit dem Peter III. seinen Regierungsantritt begleitete. Er nannte sich in demselben den einzig wahren und rechtmäßigen Erben des russischen Kaiserthrones und verhieß »in allen Stücken in die Fußtapfen des weisen Monarchen, seines Großvaters, Peters des Großen, zu treten und solchergestalt das Wohl seiner Unterthanen noch mehr emporzubringen.«

Der Erzbischof von Nowgorod, Setschin, erwiderte hierauf mit großer Salbung: »Kaiser Peter Feodorowitsch, Ebenbild Peters des Großen, sowohl dem Namen als auch der That nach, wir bringen Dir, was schon Dein Eigen ist. Besteige den souveränen erblichen Thron Deiner Vorfahren, der Dir bereits im Jahre 1742 durch unseren Eid erblich versichert worden ist, und dessen rechtmäßigen Besitz Europa und Asien Dir zuerkannt.« Nach einem feierlichen Gottesdienste. folgte die Eidesleistung der Truppen, unter Kommando des General-Feldmarschalls Fürsten Trubetzkoi. Die Leibkompagnie war im großen Saale versammelt, während die Garden und die Feldregimenter vor dem Palaste aufgestellt waren. Hunderte von Fackeln verwandelten die Nacht in Tag. Der Kaiser ritt langsam die Front der Truppen ab, während dieselben das Gewehr präsentierten und unter klingendem Spiel die Fahnen vor ihm senkten.

Die ersten Regierungsakte Peter III. schienen wirklich einen allgemeinen Umschwung zu verheißen. Er schloß Frieden mit Friedrich dem Großen, rief 20,000 Verbannte aus Sibirien zurück, hob die sogenannte geheime Kanzlei, eine Art politischer Inquisition, auf, ebenso die Folter und die Strafe der Knute. Dem Senate wurde das preußische Landrecht zur Annahme und Uebersetzung in das Russische vorgelegt. Drückende Handelsmonopole wurden aufgehoben, die Salzpreise, vorzüglich mit Rücksicht auf die ärmeren Klassen, herabgesetzt.

Beinahe zu gleicher Zeit begann aber der neue Zar durch seine Verfügungen in religiösen Dingen insbesondere die Geistlichkeit und das Volk gegen sich aufzuregen. Er beschäftigte sich ernstlich mit dem Gedanken, alle Klostergüter einzuziehen, schaffte Fasten und Heiligenbilder ab, befahl den Priestern, ihre Bärte zu scheren und gleich den protestantischen Pastoren kurze Röcke zu tragen. Dies alles beleidigte das Gefühl der Massen nicht weniger, als die Soldaten sich mit Schmerz von den russischen Uniformen trennten und die von Peter III. ihnen oktroyierten preußischen anlegten.

Die Kaiserin Katharina war dagegen so klug, stets in russischer Tracht zu erscheinen und die strengen Fasten so wie alle anderen Gebräuche der russischen Kirche mit Ostentation zu beobachten.

So gewann sie immer mehr Boden, während Peter III. bei seinem Volke und seiner Armee von Tag zu Tage unbeliebter und endlich sogar förmlich verhaßt wurde.

Wenn der Senat trotzdem bei ihm um die Erlaubnis nachsuchte, ihm eine goldene Bildsäule setzen zu dürfen, so klang dies beinahe wie Ironie, und einen noch traurigeren Eindruck machte die Antwort, welche Peter III. demselben gab: »der Senat könne dem Golde eine bessere Bestimmung geben, da er hoffe, sich ein bleibenderes Denkmal in den Herzen seiner Unterthanen zu setzen.«


Monate waren seit der Thronbesteigung Peter III. vergangen, während er sich durch seine Verachtung der russischen Kirche und Sitten, die Einführung der preußischen Uniform und Zucht in der Armee die Herzen seiner Untertanen und Soldaten vollständig entfremdet hatte und mit seinen Damen und Günstlingen die Nächte hindurch wüste Orgien feierte, lebte die Kaiserin Katharina zurückgezogen in einem Kreise liebenswürdiger und geistreicher Menschen. Wenn die Gesellschaften des Kaisers an die Wachtstube mahnten, so glichen ihre Cirkel den Pariser Salons, hier wie dort war die Litteratur der Brennpunkt der Unterhaltung.

Immer näher rückte der Tag heran, vor dem sich Katharina, welche von dem Jähzorn des Kaisers das Schlimmste besorgen mußte, so sehr fürchtete. Den 29. April 1762 nachmittags war sie nicht mehr im Zweifel, daß sie jede Stunde die Katastrophe erwarten dürfte. Sie lag in ihrem Schlafgemach, in einen mit dunklem Pelzwerk gefütterten und besetzten grünseidenen Schlafpelz eingehüllt, auf einem Divan, um sie waren ihre Vertrauten, die Fürstin Daschkow, die Kammerfrau Tscherekowskoja und Graf Panin, der Erzieher ihres Sohnes, des Großfürsten Paul, versammelt.

»Das Wichtigste wäre, den Kaiser zu jener Zeit ferne zu halten, wo das Ereignis eintritt,« sagte die Daschkow, »er müßte unter irgend einem Vorwand bestimmt werden, für einige Stunden den Palast zu verlassen.«

»Wie wäre das möglich?« fragte Katharina.

»Es muß möglich gemacht werden,« rief die Fürstin, »ist er im Palaste, so sind wir keinen Augenblick sicher, daß er seine Gesellschaft verläßt, um Ihnen irgend einen rohen Scherz, der in derselben in Scene gesetzt wurde, mitzuteilen, und dann –«

»Dann bin ich verloren,« murmelte Katharina.

»Ich werde mit Schkurin sprechen,« sagte die Kammerfrau, »das ist ein schlauer und entschlossener Mann, der vor nichts zurückschreckt und Euch bis in den Tod ergeben ist.«

»Rufe ihn, ich selbst will mit ihm reden,« sagte Katharina.

Der Kammerdiener erschien, hörte die Kaiserin an und ließ dann seine grauen Fuchsaugen auf dem Parkett haften, jedoch nur einen Augenblick, dann glitt ein verschmitztes Lächeln von einem seiner breiten Mundwinkel zu dem andern. »Wenn es nichts weiter ist, das wäre leicht zu machen«, murmelte er.

»Wie, Schkurin?« fragten beinahe alle zugleich.

»Sehr einfach,« sprach der Kammerdiener, »der Kaiser läßt sich die neuen Feueranstalten, die er eingeführt hat, ganz besonders angelegen sein und ist bei jedem Feuer stets der Erste an Ort und Stelle, Tag und Nacht stehen zu diesem Zwecke Pferde gesattelt. Man wird also sehen, daß es heute Abend irgendwo brennt, recht entfernt, allenfalls in Wasilii Ostrow.«

»Du wärst im stande, Feuer anzulegen, Schkurin?« schrie Katharina auf.

»Warum nicht?« erwiderte der Kammerdiener, die Achseln zuckend.

»Denkst Du nicht an die armen Menschen, die ihr Hab und Gut dabei verlieren?«

»Nun, ich werde mein eigenes Häuschen in Wasilii Ostrow anzünden,« sagte Schkurin.

»Vortrefflich,« rief Katharina, »morgen sollst Du den doppelten Wert von mir erhalten.«

Schkurin verneigte sich und verschwand hinter der Portiere. –

In einem kleinen einfach möblierten Saal des Winterpalastes unterhielt sich Peter III. wie gewöhnlich mit seinen Getreuen. An einer langen Tafel saßen bunt durcheinander der Kaiser, seine Favorite Elisabeth Woronzow, Gräfinnen, Schauspielerinnen, Generale, Staatsräte und einige junge holsteinische Offiziere, welche sich zu Lieblingen Peters aufgeschwungen hatten. Man trank, sang und dampfte Tabak, daß die ganze Gesellschaft wie im Nebel saß.

»Du sollst leben, kleiner Eisbär,« rief der Zar, sein mit blutrotem Burgunder gefülltes Glas seiner Favorite zutrinkend.

Elisabeth Woronzow, welche mit ihrem unförmlich dicken Körper, ihrem großen Kopfe, ihrer stumpfen aufgeworfenen Nase und den kleinen lebhaften Augen, welche aus ihrem von Blattern zerrissenen Gesichte hervorblinzelten, wirklich etwas an einen Bären mahnte, sprang auf und schrie: »Wenn ich ein Bär bin, so bist Du ein Storch, Peter, ein Storch mit einem langen Schnabel und zwei langen mageren Beinen, und dies auf Dein Wohl!« Sie nahm ein Glas Wasser und schüttete es ihm ins Gesicht. Peter III. lachte über diesen groben Spaß wie toll, und der ganze Kreis stimmte, ohne sich durch die anwesende Majestät beirren zu lassen laut ein.

Unter den Verbannten, welche Peter III. amnestiert hatte, befanden sich auch der General Münnich, der Herzog Biron und der ehemalige vertraute Leibarzt der Zarin Elisabeth, Lestoq. Biron war durch Münnich, Münnich durch Lestoq gestürzt worden. Insbesondere waren die ersten zwei unversöhnliche Gegner. Eben deshalb zog sie der Kaiser mit Vorliebe in seinen Abendcirkel, um sich an ihren Feindseligkeiten zu belustigen. Eben jetzt saßen Münnich und Biron an der Tafel einander gegenüber, und der Zar, der besonders gut aufgelegt war, rief plötzlich: »Herzog Biron, stoßen Sie mit dem General Münnich an.«

Als beide zögerten, rief er von neuem: »Stoßen Sie an, ich befehle es.«

Biron, der bis in die Lippen bleich geworden war, ergriff sein Glas und erhob sich, Münnich folgte seinem Beispiel, da stürzte ein Adjutant herein und unterbrach die seltsame Scene durch die Meldung, daß es in dem entferntesten Teile von Wasilii Ostrow brenne.

Sofort sprang der Kaiser auf, schnallte seinen Degen um, stülpte seinen Hut auf und eilte hinaus. Kaum hatte er den Saal verlassen, maßen sich die beiden Gegner stumm, mit einem Blicke voll Haß und Verachtung, und kehrten einander den Rücken. – – –

In dem Augenblicke, wo der Kaiser an den Gemächern seiner Gemahlin vorübereilte, kam ihm der Gedanke, sie zu beruhigen. Ohne etwas Arges zu ahnen, war er nahe daran, die ganze Intrigue zu vereiteln und das seit Monaten mit so viel Raffinement bewahrte Geheimnis zu entdecken. Aber zum Glück für Katharina begnügte er sich damit, die Thüre ihres Schlafgemaches zu öffnen und hineinzurufen, »sie solle sich nicht ängstigen, das Feuer sei weit entfernt und ohne Bedeutung.«

Dann warf er sich auf das bereit stehende Pferd und sprengte davon.

Als er gegen Morgen zurückkehrte, war alles glücklich vorüber, und die Kaiserin konnte nach mehrmonatlicher Angst endlich aufatmen.

Vier Wochen nach dem Brande in Wasilii Ostrow verließ die Kaiserin zum erstenmale den Palast, um ihren Gemahl auf dem Exercierplatze zu besuchen, wo er persönlich von 7 Uhr früh bis Mittag und von Mittag bis Abend seine Truppen nach dem preußischen Reglement drillte. Sie kam eben dazu, wie Peter III. einen Soldaten, der den Parademarsch durchaus nicht begreifen wollte, mit seinem Rohrstocke jämmerlich zusammenprügelte. »Wie kannst Du Dich nur einer solchen Bagatelle wegen so sehr erhitzen,« sagte Katharina.

»Der Parademarsch ist keine Bagatelle,« erwiderte Peter, »ihm dankt Friedrich der Große alle seine Siege.«

»Ich dachte bis jetzt seinem Genie,« wendete die Kaiserin ein.

»Was nützt das Genie des Feldherrn, wenn seine Soldaten nicht marschieren können,« schrie Peter, »was willst Du übrigens da, hier ist kein Bureau d'esprit, und wir beschäftigen uns weder mit Voltaire noch mit Diderot.«

»Ich bin gekommen, um Deine Soldaten zu sehen,« sagte Katharina, »und die Wunder, welche, wie man mir erzählt, das preußische Exercitium bei ihnen übt.«

»Das läßt sich hören,« brummte Peter III., »ja ja! wir machen Fortschritte. Wenn mir der König von Preußen in einem Jahre den Befehl erteilt, für ihn die Hölle zu erobern, ich nehme sie mit meinen Soldaten, ich nehme sie.«

»Du betrachtest Dich also nur als seinen General?«

»Ja, und ich bin stolz darauf, es zu sein.«

»Wenn Du in allem Preußen nachahmst, könntest Du mir auch, wie es dort die Königin und die Prinzessinnen haben, ein Regiment geben,« sagte Katharina, welche damit den Plan verfolgte, sich bei den Soldaten einzuschmeicheln.

»Ein Regiment,« murmelte Peter, »warum nicht, wenn es in Preußen so ist, ist es jedenfalls in Ordnung. Aber vorher muß man das Exercitium kennen, Madame, und den Parademarsch, muß selbst Disciplin haben, ehe man kommandiert, ich selbst habe alle Grade in der preußischen Armee durchgemacht. Du sollst heute noch als Gemeiner zum Regimente Ismailow assentiert werden.«

Katharina lachte.

»Das ist mein Ernst, Madame, und jetzt lassen Sie uns unsere Pflicht erfüllen.«

Er begann wieder den Drillmeister zu spielen, während Katharina ihre Promenade fortsetzte.

An demselben Abende war die Kaiserin eben damit beschäftigt, sich Voltaires Pucelle von der Fürstin Daschkow vorlesen zu lassen, als Peter III., die kleine Tonpfeife im Munde und von dem General Melgurow, der eine Soldatenflinte trug, gefolgt, eintrat.

»Laß jetzt einmal den französischen Quatsch,« begann der Kaiser, »wir wollen exerzieren.«

»Vortrefflich,« rief die Kaiserin, der die Sache Spaß machte, und sprang lebhaft auf, »aber in diesen Kleidern, das geht doch nicht.«

»Es wird schon gehen, wenn man einen tüchtigen Exerziermeister hat, für den mich sogar der König von Preußen gelten läßt,« entgegnete der Kaiser stolz.

»Und ich?« rief die kleine mutwillige Fürstin Daschkow, »darf ich auch mitexerzieren?«

»Gewiß, Prinzessin, wenn es Ihnen Vergnügen macht,« sagte Peter III. geschmeichelt, »aber assentieren kann ich Sie nicht, weil Sie das Militärmaß nicht haben.«

»Also eine zweite Flinte,« sprach Katharina.

Der General beeilte sich, dieselbe zu bringen, und dann begann in dem anstoßenden leeren Vorsaal das Exercitium. Es war ein kostbares Schauspiel, die große, kräftige Kaiserin und die kleine Fürstin neben einander im Gliede stehend, die Flinten im Arm, und der Kaiser, den Hut auf dem Kopfe, die Pfeife im Munde, den Stock in der Hand, mit der ganzen Gravität eines preußischen Korporals, vor der Front, die seltenen Rekruten in den Handgriffen unterweisend. Zu seiner nicht geringen Ueberraschung ging alles erstaunlich gut, denn die beiden schönen Frauen begriffen denn doch ein wenig rascher als die gemeinen Soldaten.

»Sieh, General, wie es klappt, wie stramm sie sich halten,« sagte Peter zu Melgurow, »weit besser sogar als unsere Holsteiner, jetzt erkläre ich mir die Geschichte von den Amazonen.«

»Du wärst im stande, auch eine zweite Armee aus Weibern zu errichten,« spottete die Kaiserin.

»Ruhig im Glied,« schrie Peter III. sie an.

»Aber –«

»Ruhig!« wiederholte er, mit dem Fuße stampfend, »Schultert – präsentiert das Gewehr! – –«

Nun wurde täglich exerziert, und die beiden Damen übertrafen bald die ältesten Grenadiere der Garde an Fertigkeit und an Raschheit vorzüglich in den Tempos beim Laden, deren Ausbildung bei seinen Truppen Friedrich dem Großen seine Siege erfechten half.

Der Kaiser war über diese Fortschritte sehr erfreut, aber Katharina hatte sich trotzdem ihm gegenüber eine weit schwierigere Stellung geschaffen, denn er sah in ihr jetzt weniger seine Gemahlin, als vielmehr den gemeinen Soldaten, als der sie beim Garderegimente Ismailow eingereiht war, und forderte als ihr General unbedingten Gehorsam.

Bei einem Feste, das er in dem Schlosse Oranienbaum, seinem Lieblingsaufenthalte im Sommer, gab, befahl er ihr, die sonst an seinen lärmenden und wilden Unterhaltungen nie teil nahm, zu erscheinen. Sie gehorchte. Ihre scheinbare Unterwerfung machte ihn noch übermütiger. Als der Wein die Köpfe der Anwesenden und den seinen insbesondere erhitzt hatte, befahl er plötzlich seiner Gemahlin, seine Favorite Elisabeth Woronzow mit dem Katharina-Orden zu dekorieren.

Der ganze heitere Kreis erschrak über diese Zumutung und erwartete einen ernsten Zusammenstoß der beiden Gatten; um so größer war das Erstaunen, als Katharina sich von ihrem Sitz erhob und ihrer Nebenbuhlerin lächelnd das Band um den Hals legte. Peter III. war auf alles gefaßt gewesen, nur nicht auf ein so rasches und liebenswürdiges Nachgeben von Seite Katharinas. Nun stieg seine boshafte Lust, sie zu quälen und zu demütigen, auf das Höchste.

»Eine Pfeife für meine Frau,« befahl er seinem Adjutanten.

»Bemühen Sie sich nicht,« fiel Katharina artig, aber fest ein.

»Du wirst rauchen,« gebot Peter.

»Ich rauche nicht,« entgegnete die Kaiserin mit stolzer Ruhe.

»Was bist Du?« schrie jetzt Peter im Zorn, »Du bist ein gemeiner Soldat, ein gemeiner Soldat muß rauchen, und was bin ich? ich bin Dein General und ich befehle Dir zu rauchen, folglich mußt Du rauchen.«

Katharina stand auf und verlangte ihren Wagen.

»Da geblieben, ist das Subordination?« schrie Peter.

Sie warf ihm nur noch einen raschen verächtlichen Blick zu, um dann den Saal und wenige Augenblicke später Oranienbaum zu verlassen. Der Kaiser schäumte vor Wut: »Ich lasse sie füsilieren,« schrie er, »auf Insubordination steht der Tod. Sie soll mich kennen lernen, füsilieren lasse ich sie, füsilieren.«

Am folgenden Morgen kam der General Melgurow, von dem Kaiser abgeschickt, in den Palast der Kaiserin und meldete ihr, daß er den Befehl habe, sie zum Profoß zu führen. Katharina konnte bei dieser unerhörten Mitteilung unmöglich ernst bleiben, sie brach in ein lautes Lachen aus und sagte endlich: »Was ist das für ein Scherz, wir sind doch nicht im Karneval?«

»Es ist voller Ernst,« gab der General zur Antwort, »und ich bitte Euere Majestät, sich dem Willen des Kaisers zu fügen. In einer Stunde wird er seinen Befehl zurücknehmen, denn gestern Abend wollte er Sie erschießen, vor zwei Stunde noch Gassen laufen lassen und eben jetzt hat er sich für den Profossenarrest entschieden.«

»Gut, ich will mich diesmal noch fügen,« sprach Katharina, »aber Sie gestatten mir wohl, erst Toilette zu machen?«

Der General verneigte sich.

Eine Stunde später befand sich die Kaiserin beim Profoß. Die erste Regung, als sie die Thüre hinter sich sperren hörte und sich in dem großen Zimmer mit den vergitterten Fenstern gefangen sah, war, laut und herzlich zu lachen, dann begann sie sich in ihrem Kerker umzusehen und bemerkte jetzt erst, zu ihrer nicht geringen Überraschung, daß sie nicht allein war.

Auf einer hölzernen Pritsche lag ein Mann ausgestreckt, der, in seinen Soldatenmantel gewickelt, einen gesunden Schlaf schlief. Neugierig, ihren Schicksalsgenossen kennen zu lernen, näherte sich die Kaiserin ihm und blickte, über ihn gebeugt, in ein Antlitz von seltener männlicher Schönheit.

»Ein schöner junger Mann,« murmelte sie, »wer mag es sein? Am Ende ein gemeiner Soldat?« Und doch konnte sie sich nicht losreißen, ja, sie neigte sich mehr und mehr zu ihm hinab, schon waren ihre Lippen nahe daran, seine Stirne zu berühren, da regte er sich und erwachte.

»Ein Traumbild,« murmelte er, indem er sie anstaunte, »nein! nein! ein Weib, ein lebendiges Weib!« sogleich sprang er auf und ergriff ihre Hand, welche sie ihm willig überließ. »Wer sind Sie und wie kommen Sie hierher?«

»Kennen Sie mich nicht?« gab Katharina lächelnd zur Antwort.

»Mein Gott – Sie – Sie sind« – stammelte er.

»Ich bin die Kaiserin –«

Der schöne Mann warf sich rasch vor ihr auf ein Knie und blieb so, das Haupt demütig geneigt, liegen.

»Was thun Sie,« fuhr Katharina heiter fort, »wir sind jetzt Genossen, Kameraden, und ich gefangen so wie Sie, stehen Sie doch auf, wir wollen sehen, wie wir die Zeit töten. Vor allem, wie heißen Sie?«

»Mein Name ist Gregor Orlow, ich bin Lieutenant bei der Artillerie.«

»Und Ihr Vergehen?«

»O! mehr als das, ein Verbrechen.«

»Ein Duell?«

»Nein, Majestät, viel ärger, ich habe mir die Freiheit genommen, der Prinzessin Kurakin, Verlobten des Generals Schuwalow, besser zu gefallen als der General.«

Katharina lachte. »Das ist allerdings ein Majestätsverbrechen,« rief sie.

»Nein, dieses bin ich eben im Begriffe jetzt zu begehen,« versicherte der schöne Offizier.

»Es wird immer besser,« spottete die Kaiserin.

»Das Glück, mit der schönsten Frau der Erde, und noch dazu auf Befehl des Gemahls dieser Frau, zusammen eingesperrt zu sein, wird einem nicht zum zweiten Male zu teil,« rief Orlow, »ein Thor, der die Gelegenheit nicht benützt –«

»Mein Herr –«

»O! sieh mich nicht so strenge an,« fuhr Orlow fort, »Du Göttin aus dem Olymp, zu mir armen Sterblichen herabgestiegen! Ich weiß, Du kannst lieben, weshalb willst Du mir wehren, Dir zu huldigen, Dich anzubeten?«

»So stehen Sie doch endlich auf,« befahl Katharina.

Orlow erhob sich und ergriff von neuem ihre Hand. »Erklären Sie mir, wie eine Frau Ihrer Art, geboren, den Hermelin zu tragen, zu herrschen, Sklaven zu ihren Füßen zu sehen, mit so viel Gleichmut die Roheiten eines Korporals ertragen kann, denn Ihr Gemahl und mein Kaiser, Peter III., ist nichts weiter als ein guter Korporal.«

»Sie sind kühn,« murmelte Katharina.

»Ja,« erwiderte Orlow, »ich wage alles, ich wage – wenn Sie es mir befehlen, Peter zu stürzen und Sie auf den russischen Thron zu erheben, und ich wage noch mehr –«

»Noch mehr?«

»Ich wage es, Sie zu lieben, Majestät.«

Katharina hatte sich auf einer hölzernen Bank niedergelassen und betrachtete den großen, schönen Mann, der vor Leidenschaft bebend vor ihr stand, mit sichtlichem Wohlgefallen. »Nun, wir wollen sehen, ob Ihnen auch dann der Mut nicht fehlt,« sagte sie lächelnd, »wenn ich Ihnen sage: Sie gefallen mir, Orlow, ich will Sie zu meinem – Spielzeug machen.«

»Machen Sie mich zu Ihrem Sklaven,« rief der junge Offizier und warf sich der Kaiserin zu Füßen.


Wirklich klirrte nach einer Stunde der Schlüsselbund des Profoß, und der General Melgurow kündigte Katharina an, daß sie frei sei.

Auf der Schwelle wendete sie sich zu Orlow um und sprach: »Wir sehen uns wieder.«

Die Stunde, welche die Kaiserin beim Profoß zugebracht hatte, sollte für Peter III. verhängnisvoll werden.

Sechs Wochen später hatte ihn seine Gemahlin mit Hilfe Gregors Orlows entthront, und am 17. Juli 1762 wurde er von dessen Bruder Alexei Orlow und seinen Helfershelfern erdrosselt.

Die schöne Siegerin bestieg als Katharina II. den russischen Thron und erhob den schönen Artillerie-Offizier zu ihrem Günstling.


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