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Der Superdent Beyer in Plaue, vun ne Leiten mernstens kurz der alt Beyer gehissen, war net ner über de Kerng und de Pfarrner in sȧn'n Bezerk gesetzt, er hot ȧȧ de Schulmȧȧster unner seiner Fuchtel gehatten. Er mußt drüm oft draußen rüm sei und hot, zewengsten be schän'n Wetter und wenns net allzeweit war, seine Inspektionsrȧȧsen naus af de Dörfer oft ze Fuß gemacht. Derbei hot er, weil er gespreech und ȧ ganz gemȧȧner Hȧrr war, an alle Leute nahgesterlt, die ihn begeengt oder mit ihn geloffen sei. De mernsten ham ne gekennt, ober oft amol kam er ȧȧ an Leit, die net geweßt ham, wer der Mah is, und do sei noochert oft gar olbere, spaßete Sachen vürkumme.
Amol kam er vun Theime rei, wu er af Besuch be sȧn'n Schwiegersuh geweesen war. In Grußfriesen trifft er mit 'er Frȧȧ zsamm, die ȧȧ, wie er, af Plaue will. Ball sei se in' schännsten Gespreech und plauschen vun alln mügling. Er fregt zeletzt, wu se denn her wär, und de Frȧȧ sogt: »Vun Plaue«. Weil se nu net fregt, wer er is, und kȧȧne Ahspieling af sei Amt und sȧn'n Stand macht, do werd er neigierig, aß die Frȧȧ ihn wuhl kenne mog und er fregt se: »Sie wissen wohl, wer ich bin, liebe Frau?«
»Eijo«, sogt se, »sei sie net der Knopfmacher Tröger?«
Dös is mȧn'n alten Beyer doch ȧ weng ze arg, aß die Frȧȧ aus Plaue sei will und ihn, ne Öberpfarrner net kennt. Er sogt vurleifig gar nix drauf, su neigierig ihn ȧȧ de Frȧȧ ahspannt. Derweile sei se durch Klȧȧfriesen und rah af Reise kumme, und wie se 's letzte Bȧrgel nauf sei, sieht m'r Plaue lieng. Wie verneh de zwȧȧ Kerchtürmer – an de Pauluskerch war dozemol naht ze denken – über'sch Bȧrgel rüberschaue, weist er mit der Händ drauf hie und sogt zer Frȧȧ: »Ei, ei! gehen sie denn gar nicht in die Kirche? Sehen sie, dort sind meine Knöpfe!«
Do is de Frȧȧ stiehe gebliem und hot ȧn'n Ȧȧngblieck ganz derstarrt den Mah ahgeschaut. Noochert is ihr'sch Bleettel geschossen. Und weil se derweile nah 's erschte Haus drah der Stroß kumme warn, do sogt se fix: »Nusse hadjeh, iech ho dohinne ze ta!« und is zer Haustür neigefahrn.
Der alte Hȧrr hot ihr noch ȧn'n Minuten enooch geschaut, noochert is er sachte zugange, hot mit ne Kopf geschüttelt und leise fer siech hiegepröpelt: »So was, so was! Das will eine christliche Hausfrau sein und kennt ihren Seelsorger nicht! Und da heißts auch noch, ich wäre beliebt in der Gemeinde!«
Ȧ annerschmol war unner alter Beyer in der Kärbitzer Schul geweesen und gahng über Stroßbȧrg af Plaue zu. Wu der Weeg vun Kloschwitz reikimmt, trifft er de Butenfrȧȧ vun Schwand, die siech dorte hie ne Seitengroom gesetzt und ȧ weng verschnaucht hatt. Se wär scha längst gern wȧttergange, kunnt ober mit ihrn schwern Korb net allȧȧne aufkumme.
»He, guter Mah«, rieft se'n Superdenten ah, »wott ihr net su gut sei und m'r mȧn'n Korb ȧ weng aufheem?«
»Ja, ja, recht gern«, sogt der alt Beyer, hilft der Frȧȧ auf und gieht noochert sachte mit ihr de Stroß nei. De Frȧȧ is überglücklich, aß der vurnehme Mah su gemütlich mit ihr sproocht, und mȧȧnt endlich, 's wär doch zu schie heit, aß se su ȧn'n gespreeng Rȧȧs'gefährten hätt. Mernstens müsset se ne alten lange Weeg mutterseelnȧllȧȧne reisappen. Und neigierig fregt se zeletzt: »Dȧrf m'r denn net wissen, wer der gute Mah is?«
»Ich bin der Ephorus,« sogt der alt Beyer.
»Everus, Everus!« sogt de Frȧȧ ȧ paarmol leise fer siech. Wos war dös fer ȧ Ding? Af ȧȧmol sogt se mit lauten Auflachen – dös war halt sei Name –: »Su wos, su wos! Do passen mir doch zsamm wie ȧ Paar alte Schuh! Iech bie de Everuse!« (Eva Rosa.)
Wieder amol kam er, mit der Kutsch oder per Beenes, dös wȧß iech net, naus af Rue Rodau. und wott de Schul beschnarng. Er kam ȧ paar Minuten ze zeitig und der Kanter war nahntig unten. De Kinner ober warn do und ham, wie ses su machen, wenn se ahne Aufsicht sei, enanner geneckt und in der Schulstum rümgeturniert. Und wie der Superdent neikam, do ham se erscht recht gelacht und ham enanner mit ne Ehlbuhngen ahgestußen und siech gar nix üm ihn geschurn. Dös hot'n nu doch ȧ weng verdroßen und er fregt mit ȧrnsthafting Gesicht: »Nun, kennt ihr mich denn gar nicht, ihr Kinder?«
»Ei oie,« sogt ȧȧner vun ne gräßten Buhmen, »m'r kenne diech scha. Du bist der dicke Leimetzer (Leubnitz) Papiermüller.«
In den Ȧȧngblieck kam der Kanter nei. An den tiefen Diener, den der vur den fremme Mah gemacht, und wie der ihne noochert in der Schul af de Zäh gefühlt hot, do ham ses ball geweßt, wer'sch war, net der dicke Leimetzer Papiermüller.
Af 'er Revisionsfahrt von Geilsdorf roh trinkt er, weils gar su hȧȧß war, in' Rusentol ben alten Hartenstȧȧ ȧ Schnittel Bier. 's war kȧȧ Mensch wȧtter in der Stum, als wie der alt' Kraus vun Öberlose. Dös war ȧ Kerl, net viel besser wie ȧ alter Stromer. Er hot ne Leiten fer ȧ paar Pfeng de Kart geschloong und, wenn Tanz war, vur ne Wertsheisern mit billing Pfefferkuhng und Zuckerzeig gehannelt. Ober ȧ Maulwȧrk hot er gehatten, dös gahng wie ȧ alte Dreckschleider.
Mit den bindt der alt Beyer ah, und ball sei se in ne schännsten Dischkur und geem enanner Rätsel auf, bis ihn der Lumpes ȧȧns aufgibbt, dös er net lüsen kah.
»Wos gieht genauer wie de beste Uhr?« fregt er.
»Die Sonne,« sogt der Superdent.
»Nȧȧ, dös is de Laus, denn die gieht afs Haar,« sogt der Lumich mit Lachen.
Do hot der alt' Beyer ne Lottich mit ne alten Togdieb soot, und weil gerod der Rusenbȧrger Geeger mit Flint und Hund zer Tür neikimmt, do wendt er siech an den und fregt: »Nun, wie gehts, Weidmann?«
Und der Geeger, der alte Wolf, der kȧȧne Ahning hot, wer der Freeger is, sogt in seiner gespaßing Art, die 'n in der ganzen Geengd und Ümgeengd su belibbt gemacht hot: »Schlecht, lieber Herr, do sieht m'r ehser amol ȧn'n Superdent lȧȧfen, als wie ȧn'n Hos.«
Do hot der alt Beyer sei Bier bezohlt und is gange, er hot gedacht, der Geeger will ne uhzen. Der ober is zen Tud derschrocken, wie er noochert härt, aß dös ȧ werklicher Superdent war, den er su kurz ohgepatzt hatt.