Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++
Dormit let hei sine Ministers utenanner gahn, un hei sülben gung in dat lütte Dannenholt un läd sick unner 'ne grote Dann un kek in de blage Luft. Un dat ganze Dannenholt was eng ümstellt, un de Hofmarschall makte de Rund' un säd ümmer: »Psch!«, un all tausamen säden: »Psch!«, un as en oll Daglöhnerwiw mit 'ne Kohr vull Sammelholt ankamm, fohrte de Hofmarschall up ehr los un rep in en utdrücklichen Flusterton: »Ich habe schon dreimal gepscht, und Sie hört nicht darauf!« – »Dat is mi ganz egal«, säd dat entfahmte Wis, »pschen S' man ümmer wider, min Mann will sin Middageten kakt hewwen, un dat Holt dortau möt ick mi sammeln.« – Un de Hofmarschall gung bi Sid in en Dannenbusch 'rinne un slog sick vör de Bost un säd: »Gott sei mir Sünder gnädig! – Ick heww irst en lisen Twifel an Dörchläuchten sine Weisheit hatt, as hei dat Patriarchenwesen so slankweg von de Hand wes'; äwer de Weddersetzlichkeit von dit Wiw wis't mi düdlich, dat dat bi uns nich upkamen kann.«
Wildeß lagg Dörchläuchten unner de grote Dann un kek in de Luft, un swore Gedanken treckten dörch sinen Kopp. Un as hei so de lange Dann entlang kek, säd hei: »Hogenbomus«, un as hei nipper taukek, würd hei en Kreihennest in den Bom gewohr, un hei säd: »Kreihnestus«, un as de oll Kreih ut dat Nest wegflog, säd hei. »Kreihutis«, »Nestleeris«. – Un dese Redensorten schoten ein ümmer wedder dörch den Kopp, un hei stunn up un säd tau sick: »Wat sall ick mi hir noch länger termaudbarsten, dit sünd vir schöne Namen, as sei sick för 'ne Dynastie passen«; un hei tred unner sine Kammerherrn, Kammerjunkers un Lakeien un säd: Wir nehmen von diesem Augenblick den Namen 'Hogenbomus' an, Unser Erbprinz wird 'Kreihnestus' heißen, Unser Erbenkel 'Kreihutis' und Unser Urerbenkel 'Nestleeris'. Damit ist die erste Dynastie geschlossen, und die neue fängt wieder mit 'Hogenbomus' an. Dies ist von nun an Gesetz in Unserm Hause und in Unsern Landen.«
Von nu an (dat selige Eddelmannsgeriww seggt dit utdrücklich) ward de meckelnbörgsche Urgeschicht vel klorer:
Hogenbomus regierte noch förfötsch weg bet taum negsten Frühjohr, dunn tred em de Gall in't Blaud, wil dat sin Minister des Inwartsigen partutemang noch ümmer de patriarchalischen Taustän'n taum Vördrag bröchte. Hei würd grawen un kreg den Binamen »der Gründer«.
Nah em kemen:
Kreihnestus. Hei was en swacken Regent. Unner sine Regierung würd äwer de Pyramid fahrig un feierlich mit Illumination, Fackeltog un witte »Jungfrauen« inweiht. Den Dag dorup treckte de hoge Oberkirchenrat mit Fru un Kinners dorin un höll sine geheimen Sitzungen. Wenn hei sine geheimen Sitzungen besorgt hadd, läd hei Dörchläuchten ok in, un de kreg tau weiten, wat hei för gaud höll. Dörchläuchten würd denn allerlei inbild't, un hei glöwte ok allens, weswegen hei, as hei sturw, den Binamen »der Glaubensheld« kreg un wegen sine »Glaubenskräftigkeit« in de Pyramid biset't würd. De Oberkirchenrat wull em eigentlich inbalsamieren, wil hei dit äwer noch nich recht verstunn, so würd Dörchläuchten »Glaubensheld« blot insolten.
Kort vör sinen Dod hadd dese brave Herr noch 'ne besondere Freud': Abrahammen sin Enkelkind, Jakob, mit den Binamen »Gisroel«, schickte em wegen sinen ochsbändigen Globen 'ne Leddertram von de Ledder, de hei sülben in'n Drom seihn hadd.Dese Leddertram ward hüt un desen Dag noch in de Doberaner Kirch wis't. Min Fründ Irnst Boll höllt sei för unecht; ick müggt woll weiten, wat Lisch un Masch dortau seggen. Ick för min Part weit blot so vel, dat ick sei för echt holl, un mit mi dauhn dat alle Framen in den Lan'n; weck hewwen sei sick ok all potographieren laten. – 't möt äwer en framen Potograph sin, denn süs verseggen de Chemikalien«.
Kreihutis, mit dem Binamen »der Forsche«, was en dullen Christ un 'ne Ort von Wüterich, hei jog de Landstän'n utenanner, how de ganze Verfatung up un führte staats dessen för de Frugenslud' in den ganzen Lan'n de roten Strümp in, dat hei sin Vergnäugen doran hewwen wull. Unner sine Regierung kamm denn ok de unglückselige, ruge Esau nah Meckelnborg, meld'te sick bi Dörchläuchten un vertellte em de niederträchtige Geschicht von wegen dat Linsengericht. »Hür mal, Esau«, säd Dörchläuchten, »obschonst ick en Wüterich bün, jammerst du mi doch; äwer en Schapskopp büst du west un wardst ok woll bliwen. Da Wir aber die moralische Verpflichtung haben, für die mißliebigen, weggejagten Söhne Unserer Herrn Brüder, Liebden, standesmäßig zu sorgen, so versetzen Wir dich in Unser Lustschloß Däms, wo du in Stille und friedlicher Abgeschlossenheit deine Linsen-Geschicht und –Gericht bereuen kannst. Die Aussicht ist dort sehr schön, und wenn du dir Krempstiebeln anschaffst, kannst du ohne nasse Füße durch die Straßen lustwandeln, denn laut letzter Magistratsverordnung ist es den Bürgern bei 10 Tälern Strafe verboten, vor den Türen Misthöfe auf den Straßen zu etablieren.Ick weit woll, Däms is nahsten nah dat Munster von Ehrenbreitenstein un Sebastopull tau 'ne Festung umbugt worden; äwer as ick dor tau En'n von de dörtiger Johren mine stillen Stun'n in »Abgeschlossenheit« verlewte, was dat noch en vullstännig Lusthus, un de olle brave Großherzog, Friedrich Franz I., sorgte dorför, dat uns de Tid nich lang' würd, hei schickte tau unsere Upmünterung allerlei pesierliche Lüd' as Leutnants dorhen, dat sei doch ehre Pflicht un Schülligkeit bi uns deden. – Min oll Fründ un Kamerad, de berühmte Röwerhauptmann Mehl, de in aller Unschuld halw Meckelnborg ansengt un en por fette Domänenpächters helw braden hadd, den sogar uns' Großherzog, Friedrich Franz I., nich nah Brunsilgen utwandern tau laten Veranlassung nahm, indem dat hei doch an dit Haupt- un Tafelstück sine sonderbare Freud' hewwen wull, un denn noch vir leiwe un fründliche Kameraden, de as Mürders dor seten un an jeden Geburtsdag von ehren Taten »neununvirzig un einen« in Gegenwart von den Herrn Platzmajur Rodatz in de Jack kregen; wi alle weinten – Mehl un Gebke un Meier un Schult un Reuter -, as wi de schreckliche Nahricht kregen, dat wi nah Dreibargen verset't warden süllen. – Mit mi namm 't en beter En'n; äwer min oll brave Fründ, de Röwerhauptmann Mehl, hett sine bläudigen Tranen weint, as hei Däms verlet un nu mit de schauderhaftigsten Verbrekers, mit Julius un Moritz Wiggers, mit den Avkaten Hane un den Senater Uterhart un all de annern, sogar mit den Kriminalrat Bolte, tau dauhn kreg. – Hir stiggt mi en wedderspörigen Gedanken gegen de göttliche Weltregierung un ok gegen de meckelnbürgsche Regierung up: »Worüm«, frag ick, »hett de göttliche Weltregierung un de meckelnbörgsche Regierung den Herrn Kriminalrat Bolte nich vörher, worüm irst nahher verrückt warden laten?« – Äwer, Esau, wat is dat för 'ne Wirtschaft bi dinen Herrn Brauder Jakob! Dor is Lea un Rahel un Bilha un Milha un Zilla un weit der Deuwel, wat noch all för Takeltüg: för en Erzvater, de de grote Ihr hatt hett, mit unsern Herrgott sülben sick 'rüm tau wrangen un sick de Hüft tau verrenken, is de Wirtschaft denn doch en beten tau stripig; und Wir werden in Unsern Landen fördersamst ein Gesetz ausgehen lassen, daß Königsmauer, Dammtorstraße und ähnliche liebenswürdige Etablissemangs, die an deinen Bruder Jakob erinnern, für Unsere Staaten in perpetuum aufgehoben sein sollen. Dies bestimmen Wir hiemit und verbieten, ob schon Wir mit dem Beinamen 'Wüterich der Erste' benannt sind, daß kein allergehorsamster Untertan in Meckelnburg sich so erbärmlich betragen und sich siebenmal vor Unsere Hoheit Dörchläuchten verbeugen soll, wie es der Schubbejack von Erzvater vor dir, seinem Bruder, getan hat.« – Un hir unnerschrew hei sick: Kreihutis, genannt »der Forsche«, mit dem Beinamen »Wüterich der Erste«.
Up em folgte sin Sähn
Nestleeris. Dit gekrönte Haupt is ut de Weig' gor nich 'rute kamen, as hei so wid was, dat hei 'rute sull, sturw hei. Hei hett äwer doch von de Weig' ut 'ne sihr wichtige un schöne Verordnung erraten, de hüt noch gelt. Nämlich, wil dat hei noch nich »Vadding« un »Mutting« seggen kunn, bestimmte hei, dat alle Kinner in den ganzen Lan'n tau ehr Öllern »Papa« un »Mama« seggen süllen, wil em dit läufiger was.Gegen so'ne dörchläuchtigste Verordnung möt doch bi jeden verstännigen Meckelnbörger de »alleruntertanigste Wut« utbreken. – Wat? – Von dat Volk, wat am allerwenigsten en Verständnis von de Leiw tüschen Kind un Öllern hett, willt ji de Namen borgen, von de Franzosen? – Schämt jug un lat't jug Dirns un Jungs en langen Zopp hinnen inflechten; denn wenn sei mal recht fründlich sünd, denn warden sei tau jug seggen: »Pa-pa-ing« un »Ma-ma-ing«, oder ok »Ma-ma-king« un »Pa-pa-king«, wat sick recht nüdlich »chinesisch« anhürt, äwer sick doch gewiß nich för Meckelnborg paßt.
Hei kreg den Binamen »der kleine Zappermenter« un verfrigte sick per procuram von einen Herrn von Oertzen mit en Wickelkind von den dunnmaligen Herzog von Hinnerpommern, Perkun, dem Donnerer.Hiräwer is vel streden, wat dat ein Wickelkind mit dat anner Nahkamenschaft erzielen kann.
Wi Unnerdahnen känen dat natürlich nich begripen; äwer dor möt uns denn de Titel »von Gottes Gnaden« oder en taufälligen Kammerherr trösten, denn bi de beiden is kein Ding unmäglich.
Äwer eins Dags tred de Minister von de utwartsigen Angelegenheiten vör de dörchläuchtigste Weig' un säd: »Durchlauchtigster, Hoch Sie werden keinen Begriff davon haben...« – Dunn würd hei unnerbraken, denn de Oberkammerherrin müßte de hoge Dörchlaucht den Lutschbüdel gewen; hei würd nämlich mit gewöhnliche Kauhmelk upfödd, wat sörre de Tid in Meckelnborg stark Mod' worden is un weswegen hüt un desen Dag noch so vel Rindveih in unsern schönen Lan'n herümlöppt. »Dörchläuchten«, säd de Minister wider, »werden keinen Begriff davon haben, was das heutige Abendblatt besagt; hören Hoch Sie bloß...«
Sin Sähn was:
Hogenbomus II. Beschäftigte sick sihr stark mit de Braminen in Indien, les' geläufig Sanskrit un kamm ok bilöpig in de Zendavesta, wat dunntaumalen in Afghanistan von den Hofbaukhändler »Zarathustra et Comp.« herutgewen was. – Hei et girn Rehbraden, bestimmte äwer, dat de Schaulmeisters in sinen Landen up braminisch lewen un nicks wider as Tüften eten süllen; Fleisch würd ehr verbaden. »Der Heiligkeit ihres Berufs wegen«, heit dat in sine Verordnung.